Raymund Brachmann

deutscher Architekt

Raymund Brachmann (* 7. Juni 1872 in Leipzig; † 6. März 1953 in Waldsteinberg)[1] war ein deutscher Architekt, der zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg in Leipzig einige viel beachtete Bauten des Jugendstils und der Reformarchitektur schuf.

Raymund Brachmann war der Sohn eines Amtsgerichtsrates in Leipzig. Nach dem frühen Tod des Vaters studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Dresden.

Seinen ersten großen Auftrag, ein Landhaus in Waldsteinberg, bekam Brachmann von einer jungen Offizierswitwe, die er später heiratete.

Der Kaufmann Max Haunstein, ein Verwandter von Brachmanns Ehefrau, beauftragte ihn mit dem Entwurf einer Villa als Hochzeitsgeschenk für seine Frau. Das Haus in der Leipziger Liviastraße 8, dessen Raumkonzept sich an der Stellung der Sonne im Tagesablauf orientiert, wurde von Paul Horst-Schulze ausgestaltet. Es verfügte über einen Trinkbrunnen im Salon, einen Speiseaufzug und ein luxuriöses Bad. Vom Ergebnis begeistert stellte Haunstein im Anschluss Brachmann das Geld für mehrere Wohnhäuser in der Leibnizstraße zur Verfügung.

Als Brachmanns Hauptwerk gilt das 1906/1907 in wertvollen Materialien ausgeführte, sehr kostspielige so genannte „Märchenhaus“ mit von Johannes Hartmann entworfenen Porträts Leipziger Persönlichkeiten am Platz am Künstlerhaus (seit 1922 Nikischplatz). Am 4. Dezember 1943 wurde dieses bedeutende Beispiel der Leipziger Jugendstilarchitektur zerstört.

Brachmann arbeitete auch mit den renommierten Münchner Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk zusammen. Er war Mitglied im Bund Deutscher Architekten und im Leipziger Künstlerbund.[1] Zusammen mit Paul Horst-Schulze beteiligte er sich im Namen des Leipziger Künstlerbundes an der 3. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung 1906 in Dresden. Bereits 1907 wurde Brachmann Mitglied des erst im gleichen Jahr gegründeten Deutschen Werkbunds.

 
Märchenhaus am Nikischplatz

In Leipzig

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  • 1901–1904: Villa für den Kaufmann Max Haunstein, Liviastraße 8[2]
  • 1902: eigenes Sommerhaus in Kleinsteinberg[3]
  • 1905: Wohnhaus Leibnizstraße 23 (kriegszerstört)
  • 1905: Wohnhaus Leibnizstraße 25[4]
  • 1905: Wohnhaus Leibnizstraße 27 (zu DDR-Zeiten Sitz des Kreisjugendarztes)[5]
  • 1906: Landhaus Max Enders, Probstdeuben[6]
  • 1906/1907: Märchenhaus, Platz am Künstlerhaus (seit 1922 Nikischplatz; kriegszerstört)
  • 1907–1909: Umbau des Stadtpalais des Pelzhändlers Friedrich Wilhelm Dodel, Leibnizstraße 26/28 (erbaut 1862 von Otto Klemm, erweitert von Heinrich Purfürst; zu DDR-Zeiten Haus der Jungen Pioniere „Georg Schwarz“)[7]
  • 1909–1915: Geschlossene Reihe von Einfamilienhäusern, Windscheidstraße 28, 30, 32, 34 (durch spätere Veränderungen und Teilabriss der Kopfbauten stark beeinträchtigt)[8]
  • 1911: Villa für den Kaufmann Theodor Hartmann, Windscheidstraße 22[8]

In anderen Orten

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  • 1904: Gärtnerhaus mit Turm und Blendfachwerk zur von Gustav Steinert erbauten Villa des Kaufmanns Walter Polich in Gautzsch, Mehringstraße 16
  • 1918: Ehrenhain für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten auf dem Friedhof Püchau

Schriften

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  • Das ländliche Arbeiterwohnhaus. Baureife Entwürfe für Landarbeiterwohnhäuser mit Stall im Preise von 3500–5000 Mark. (Hervorgegangen aus dem Wettbewerbe der Landwirtschaftlichen Sonder-Ausstellung der Internationalen Baufachausstellung Leipzig 1913). Verlag der Gesellschaft für Heimkultur, Wiesbaden 1913.

Literatur

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  • Bernd Sikora, Peter Franke: Das Leipziger Waldstraßenviertel. Straßen, Häuser und Bewohner. Edition Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-361-00673-7, S. 107.
  • Peter Guth, Bernd Sikora: Jugendstil und Werkkunst. Architektur um 1900 in Leipzig. Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00590-6, S. 69–71, S. 89, S. 151.
  • Andreas Höhn: Künstlerfreund und Baumeister des Großbürgertums. Der Werkbund-Architekt Raymund Brachmann. In: Leipziger Blätter. Jahrgang 2004, Heft 45, S. 63–65.

Einzelnachweise

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  1. a b Lebensdaten und Künstlerbund-Mitgliedschaft nach dem Datensatz Raymund Brachmann (Memento des Originals vom 19. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/personen-wiki.slub-dresden.de im Personen-Wiki der SLUB Dresden, zuletzt abgerufen am 29. Januar 2013.
  2. Neue Architektur; eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung, aus Deutschland und Österreich. IV. Serie, Tafel 21 (archive.org).
  3. Erich Haenel / Heinrich Tscharmann (Hrsg.): Das Einzelwohnhaus der Neuzeit. Bd. 2, J. J. Weber, Leipzig 1910, S. 101–104 [mit Abb.].
  4. Guth, Sikora: Jugendstil und Werkkunst. 2005, S. 89.
  5. Jens Rometsch: Das letzte Stadtpalais. Licon AG putzt Villa von Raymund Brachmann und weitere Häuser im Waldstraßenviertel heraus. In: Leipziger Volkszeitung vom 9./10. August 2008.
  6. Erich Haenel / Heinrich Tscharmann (Hrsg.): Das Einzelwohnhaus der Neuzeit. Bd. 2, J. J. Weber, Leipzig 1910, S. 193–195 [mit Abb.].
  7. Sikora, Franke: Das Leipziger Waldstraßenviertel. 2012, S. 49 f.
  8. a b Christoph Kühn, Brunhilde Rothbauer: Denkmale in Sachsen. Stadt Leipzig. Band 1: Südliche Stadterweiterung. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland.) Verlag für Bauwesen, Berlin 1998, ISBN 3-345-00628-6, S. 396–399.
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