Reiterdenkmal (Windhoek)

Denkmal in Namibia

Das Reiterdenkmal (auch Südwester Reiter) ist ein Reiterstandbild in Windhoek. Bis zu seinem Abbau am 25. Dezember 2013 stand es vor der Alten Feste an der Robert Mugabe Avenue (früher Leutweinstraße). Das Reiterdenkmal wurde am 27. Januar 1912 eingeweiht und soll an die Kolonialkriege des deutschen Kaiserreichs gegen die Herero und Nama von 1903 bis 1907 in Deutsch-Südwestafrika erinnern.

Reiterdenkmal
Nationales Erbe in Namibia
Reiterdenkmal in der Alten Feste
Reiterdenkmal in der Alten Feste
Erbetyp Reiterdenkmal
Lage Windhoek
Geographische Koordinaten: 22° 34′ 7″ S, 17° 5′ 16″ OKoordinaten: 22° 34′ 7″ S, 17° 5′ 16″ O
Reiterdenkmal (Windhoek) (Namibia)
Reiterdenkmal (Windhoek) (Namibia)
Entstehung 27. Januar 1912
Anerkennung
durch den Rat für Nationales Erbe
2. Januar 1969
Trägerschaft Namibisches Nationalmuseum
Website NHC Namibia

Beschreibung

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Überblick

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Der Errichtung eines Denkmals für die deutschen Kolonialtruppen im damaligen Südwestafrika ging ein Wettbewerb unter Bildhauern voraus. Mindestens vier Entwürfe wurden einer Kommission eingereicht, darunter befanden sich Modelle von Hans Weddo von Glümer, Otto Riesch und Adolf Kürle. Das Standbild von Kürle musste in einem zweiten Entwurf noch einmal überarbeitet werden und kam dann unter dem Arbeitstitel Reiter von Südwest zur Ausführung.[1]

Das Bronze-Reiterdenkmal von Adolf Kürle zeigt einen überlebensgroßen Schutztruppenreiter in Uniform. In seiner linken Hand hält er die Zügel seines ruhig dastehenden Pferdes, mit der Rechten umgreift er ein Gewehr, welches er auf seinem Oberschenkel abstützt. Der bronzene Reiter steht auf einem Sockel aus unbehauenen Granitblöcken. Die Statue ist 4,5 Meter hoch, die Gesamthöhe betrug 9,5 Meter.[2] In der Vorderseite des Sockels ist eine Widmungstafel eingelassen, die die Opfer der Kolonialkriege auf deutscher Seite aufzählt.[3]

Inschrift der Widmungstafel

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Inschrift der Widmungstafel

Zum ehrenden Angedenken an die tapferen deutschen Krieger, welche fuer Kaiser und Reich zur Errettung und Erhaltung dieses Landes waehrend des Herero- und Hottentottenaufstandes 1903 bis 1907 und waehrend der Kalahari-Expedition 1908 ihr Leben ließen. Zum ehrenden Andenken auch an die deutschen Buerger, welche den Eingeborenen im Aufstande zum Opfer fielen. Gefallen, Verschollen, verunglueckt, ihren Wunden erlegen und an Krankheiten gestorben, von der Schutztruppe: Offiziere 100, Unteroffiziere 254, Reiter 1180, von der Marine: Offiziere 7, Unteroffiziere 13, Mannschaften 72, im Aufstande erschlagen: Maenner 119, Frauen 4, Kinder 1.

[3]

Geschichte

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Rezeption

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Generell war das Denkmal in kontroverser Betrachtung und Diskussion, da es als Sinnbild der deutschen Kolonialzeit angesehen wird. So wurde es in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Aktionen wie dem Anbringen einer Namibiaflagge.[4][3]

Umzug 2009

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Das Monument wurde am 20. August 2009 abgebaut, weil an dieser historischen Stelle der Neubau des namibischen Unabhängigkeitsmuseums entsteht.[5] Das Denkmal sollte abgerissen und vernichtet werden, obwohl es zu dem Zeitpunkt den rechtlichen Status eines Nationaldenkmals hatte. Der Deutsche Kulturrat hat daraufhin einen Umzug auf eigene Faust initiiert und organisiert.[6] Die Verschiebung war dennoch umstritten. So haben sich bei einer Umfrage unter 1427 Farbigen[7] 87 % gegen den Umzug und für den Verbleib des Denkmals ausgesprochen. Der Umzug hat insgesamt N$ 773.000 an Sach- und Geldwerten gekostet.[8]

An seinem neuen Standort, 100 Meter weiter südlich vor dem Haupteingang der Alten Feste, wurde das Reiterdenkmal am 14. November 2010 wieder eingeweiht.[9]

Erneuter Umzug/Abriss 2013

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Errichtung einer neuen Statue am zweiten Standort des Reiterdenkmals (Februar 2014)

Aus Anlass des Heldentages am 26. August 2013 hat Staatspräsident Pohamba den endgültigen Abbau des Reiterdenkmals empfohlen.[10] Da am jetzigen Standort des Reiterdenkmals zwei Statuen durch das nordkoreanische Bauunternehmen Mansudae Overseas Projects aufgestellt wurden, musste das Reiterdenkmal erneut versetzt werden.[11]

Das Standbild wurde unter strengen Sicherheitsmaßnahmen am Abend des 25. Dezember 2013 wieder abgebaut[12] und anschließend in den abgeriegelten Hof der Alten Feste transportiert. Dort sollte es in einer Ecke auf einer Betonfläche aufgestellt werden.[13] Der Sockel wurde in den folgenden Tagen zerstört, die Gedenktafel durch schweres Gerät beschädigt und ebenfalls in den Innenhof verbracht.[13] Innerhalb der Einspruchsfrist zur Aberkennung des Status als Nationaldenkmal gingen mindestens 2200 Einsprüche beim namibischen Denkmalrat ein.[14] Während der Wunsch nach einer erneuten Versetzung auch bei Kritikern auf Verständnis traf, löste die überraschende nächtliche Aktion unter großem Polizeiaufgebot Empörung aus.[15]

Am 1. September 2014 bestätigte der Namibische Denkmalrat den Neuaufbau in der Alten Feste als einfaches Museumsstück (ohne Tafel und ohne Podest).[16]

Deproklamierung 2014

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Der namibische Denkmalrat hat per Anzeige in zwei Tageszeitungen am 20. Dezember seinen Vorschlag mitgeteilt, dem Reiter den Status eines nationalen Denkmals (proklamiert am 2. Januar 1969)[17] abzuerkennen. Diese Aberkennung wurde am 31. Juli 2014 bekannt gegeben. Am letzten Standort wurde Anfang März 2014 ein neuer Sockel mit den Statuen zweier Personen errichtet, die an den Kolonialkrieg erinnern sollen.[18]

Literatur

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  • Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (Hrsg.): Reiterdenkmal – 1912–2014 – Eine chronologische Dokumentation anhand von Berichten, Zeitungsartikeln und Bildermaterial. Kuiseb Verlag, 2014, ISBN 978-99945-76-24-1 (online)
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Commons: Reiterdenkmal Windhoek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Schwarz-weiße Bildsymbolik. Das Hamburger Wißmann-Denkmal im Vergleich zu Entwürfen in der damaligen Zeit auf www.afrika-hamburg.de; abgerufen am 17. April 2021.
  2. freiburg-postkolonial.de: Das Reiterdenkmal in Windhoek (Namibia), abgerufen am 6. Juli 2018
  3. a b c Joachim Zeller: Das Reiterdenkmal von Windhoek/Namibia, abgerufen am 17. April 2021.
  4. Allgemeine Zeitung: Reiter mit Fahne geschmückt (Memento vom 27. Oktober 2008 im Internet Archive), 24. Oktober 2008; abgerufen am 6. Juli 2018
  5. namibiansun.com: Historic Museum Nears Completion, 29. Dezember 2011; abgerufen am 6. Juli 2018.
  6. Allgemeine Zeitung: Standbild in Windhoek zieht jetzt um (Memento vom 21. August 2009 im Internet Archive), abgerufen am 6. Juli 2018.
  7. Allgemeine Zeitung: Nicht begeistert (Memento vom 4. November 2011 im Internet Archive), 19. August 2009, abgerufen am 6. Juli 2018.
  8. Allgemeine Zeitung: Teurer Umzug (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), 5. Mai 2010, abgerufen am 6. Juli 2018.
  9. Allgemeine Zeitung: Reiterdenkmal am neuen Standort eingeweiht (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive), 15. November 2010; abgerufen am 6. Juli 2018.
  10. Allgemeine Zeitung: Der Reiter muss weg (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive), 27. August 2013; abgerufen am 6. Juli 2018.
  11. Allgemeine Zeitung: Kompromiss zum Reiterdenkmal (Memento vom 25. April 2016 im Internet Archive), 22. Oktober 2013; abgerufen am 6. Juli 2018.
  12. Hitradio Namibia: Nachrichten am Morgen (Memento vom 27. Dezember 2013 im Internet Archive), 26. Dezember 2013; abgerufen am 26. Dezember 2013.
  13. a b Allgemeine Zeitung: Beschädigte Gedenktafel in der Alten Feste (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive), 8. Januar 2014; abgerufen am 8. Januar 2014
  14. Hitradio Namibia: Nachrichten am Morgen (Memento vom 15. März 2014 im Webarchiv archive.today), 18. Februar 2014; abgerufen am 15. März 2014.
  15. Allgemeine Zeitung: Namibier äußern Erstaunen und Entsetzen, 27. Dezember 2013; abgerufen am 28. Dezember 2013.
  16. The Namibian: Three new heritage sites proclaimed, 2. September 2014; abgerufen am 6. Juli 2018.
  17. NHC Namibia: Denkmalsproklamation (Memento vom 6. Juli 2018 im Internet Archive), abgerufen am 6. Juli 2018
  18. National Heritage Council of Namibia: Notice of Removal of Equestrian Statue Monument as National Monument from National Heritage Register, National Heritage Act 2004, 31. Juli 2014, Nr. 274.
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