Robert Venturi

US-amerikanischer Architekt

Robert Venturi (* 25. Juni 1925 in Philadelphia; † 18. September 2018[1] ebenda) war ein US-amerikanischer Architekt und einer der führenden Theoretiker der postmodernen Architektur. Er gehört zusammen mit seiner Ehefrau Denise Scott Brown zu den einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts.

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Robert Venturi (2008)
Der Sainsbury-Flügel der National Gallery, London, (1985–91)

Venturi wurde 1925 in Philadelphia geboren. Er stammte aus einem religiösen Elternhaus; seine Eltern gehörten zur Glaubensgemeinschaft der Quäker. Venturi besuchte zunächst die Episcopal Academy in Merion, Pennsylvania, und studierte ab 1944 an der Princeton University Architektur. Er schloss sein Studium 1947 in Princeton summa cum laude ab. Dort erwarb er 1950 zusätzlich den Grad Master of Fine Arts (MFA). 1951 arbeitete er einige Zeit für Eero Saarinen in Bloomfield Hills, Michigan, und darauf für Louis Kahn in Philadelphia. 1954 erhielt er ein Stipendium für Rom, die Rome Prize Fellowship der American Academy in Rome. Zwei Jahre studierte er in Rom und bereiste Europa.[2] 1960 gründete Venturi sein eigenes Büro, das er ab 1964 gemeinsam mit John Rauch[3] und ab 1969 mit seiner Ehefrau Denise Scott Brown weiterführte. Venturi lehrte an der Yale School of Architecture und an der Graduate School of Design der Harvard University.

Venturi gilt als bedeutender Vertreter der postmodernen Architektur, besonders auch als Theoretiker und Publizist. 1991 wurde er mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet, 1992 mit der National Medal of Arts und 2016 zusammen mit seiner Frau Denise Scott Brown mit der Goldmedaille des American Institute of Architects.[4] Er war seit 1984 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, seit 1990 Mitglied der American Academy of Arts and Letters und seit 2006 der American Philosophical Society. Seit 1997 war er Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten BDA. 2011 wurde Robert Venturi in New York zum Mitglied (NA) der National Academy of Design gewählt[5].

Mit dem 1966 erschienenen Complexity and Contradiction in Architecture schrieb Venturi eines der grundlegenden Werke der postmodernen Architekturtheorie. Der renommierte US-Architekturkritiker Vincent Scully bezeichnete das in zwölf Sprachen übersetzte Buch „als die bedeutendste Schrift über das Bauen seit Le Corbusiers ‚Vers une Architecture‘ von 1923“.[6] Venturis Text ist eine Abrechnung mit der Architektur der „orthodoxen Moderne“ und ein Plädoyer für eine neue Architektur, die die Komplexität moderner Gesellschaften abbildet. Die Widersprüche in Programm, Konstruktion, Materialität und Ausdruck sollten nicht verdeckt, sondern zugelassen und gestalterisch aktiviert werden. Gegen die im frühen 20. Jahrhundert bei Architekten, Designern und Künstlern verbreitete Wendung less is more setzte Venturi less is a bore.[7]

In dem Bestseller Learning from Las Vegas verweist Venturi am Beispiel des Las Vegas Strips, der zentralen Hauptstraße von Las Vegas, auf die Alltagsbaukunst Amerikas und hebt diese ins Zentrum der Architekturdebatte. Nicht die Bauwerke der Moderne seien „funktional“, sondern gerade die trivialen und mitunter hässlichen Formen des Bauens, die den Großteil der Städte ausmachten und ihre reale Funktionalität tagtäglich in der Praxis unter Beweis stellten. Damit plädierte er für die Funktionalität des Populären und sprach sich gegen den unpopulären Funktionalismus aus.

Publikationen

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  • Robert Venturi: Complexity and Contradiction in Architecture. The Museum of Modern Art, New York 1966, deutsch: Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Bauwelt Fundamente Band 50, Vieweg & Sohn, Braunschweig 1978.
  • Robert Venturi, Denise Scott Brown, Steven Izenour: Learning from Las Vegas. MIT Press, Cambridge 1972, deutsch: Lernen von Las Vegas: Zur Ikonographie und Architektursymbolik der Geschäftsstadt, Bauwelt Fundamente Band 53, Vieweg & Sohn, Braunschweig 1979, ISBN 3-7643-6362-2.
  • Robert Venturi, Denise Scott Brown: A View from the Campidoglio: Selected Essays, 1953-1984. Harper & Row, New York 1984.
  • Robert Venturi: Iconography and Electronics. Upon a Generic Architecture. A View from the Drafting Room. MIT Press, Cambridge 1998.

Wichtige Gebäude (Auswahl)

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Vanna Venturi Haus, Chestnut Hill, Pennsylvania (1959–1964)
 
Altenwohnheim Guild House in Philadelphia, Pennsylvania (1960–1966)

Literatur

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  • Martino Stierli und Hilar Stadler (Hrsg.): Las Vegas Studio. Bilder aus dem Archiv von Robert Venturi und Denise Scott Brown. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2008, ISBN 978-3-85881-229-2.
  • Martino Stierli: Venturis Grand Tour. Zur Genealogie der Postmoderne. Standpunkte Dokumente No. 4, Verlag Standpunkte, Basel 2011, ISBN 978-3-9523540-7-0.
  • Süddeutsche Zeitung 17. April 2009 (S. 11): Von Las Vegas lernen. (anlässlich der Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (Frankfurt) bis Juni 2009)
  • Martino Stierli: Ins Bild gerückt: Ästhetik, Form und Diskurs der Stadt in Venturis und Scott Browns Learning from Las Vegas ETH Zürich 2007, DNB 994439121 (Dissertation ETH Zürich 2007, VII, 483 Seiten, Illustrationen, 7 Mikrofiches 24x).
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Commons: Robert Venturi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jonathan Hilburg: Robert Venturi passes away. In: The Architect's Newspaper. 19. September 2018, abgerufen am 19. September 2018 (englisch).
  2. Mehr vermurkste Lebendigkeit wagen in FAZ vom 25. Juni 2015, Seite 12
  3. Sandra L. Tatman: Rauch, John K., Jr. (b. 1930), Biographie auf philadelphiabuildings.org. Abgerufen am 17. November 2020
  4. 2016 AIA Gold Medal Recipient
  5. nationalacademy.org: Living Academicians "V" / Venturi, Robert NA 2011 (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 17. November 2020
  6. Vincent Scully: Einführung, in: Robert Venturi: Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Birkhäuser Verlag, Basel 2000, ISBN 978-3-7643-6359-8, S. 9
  7. Süddeutsche Zeitung: Wider die Langweile. Abgerufen am 6. Januar 2020.
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