Das Schilthorn ist ein bekannter und vielbesuchter Schweizer Aussichtsgipfel in den Berner Alpen im Kanton Bern auf 2970 m ü. M. Höhe. Es ist von Stechelberg und Mürren durch eine Luftseilbahn erschlossen. Auf dem Gipfel steht das Drehrestaurant Piz Gloria.
Schilthorn | ||
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Höhe | 2970 m ü. M. | |
Lage | Bern Schweiz | |
Gebirge | Berner Alpen | |
Dominanz | 3,35 km → Sefinahorn | |
Schartenhöhe | 358 m ↓ Sefinafurgga | |
Koordinaten | 630416 / 156323 | |
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Lage und Ausblick
BearbeitenDas Schilthorn steht zwischen dem oberen Lauterbrunnental und dem oberen Kiental. Sein Gipfel ist jedoch gegen das Lauterbrunnental vorgeschoben, so dass es nach allen Seiten dorthin entwässert. Seit dem Bau der Seilbahn ist der Gipfel mit der Bergstation und einem Drehrestaurant überbaut und daher alpinistisch kaum mehr von Interesse. Das Panorama ist beachtlich: Im Süden und jenseits des Lauterbrunnentals dominiert die ganze Hauptkette der Berner Alpen; im Norden und Westen ist der Blick frei über die zahllosen niedrigeren Gipfel hinweg bis zum Jura, den Vogesen und dem Schwarzwald.
Nach der SOIUSA-Einteilung liegt der Berg in den Berner Voralpen, die sich auf Teile der Freiburger, Berner und Emmentaler Alpen erstrecken, und ist somit deren höchster Gipfel.
Luftseilbahn
BearbeitenSeit 1967 führen mehrere aufeinander folgende Luftseilbahnen von Stechelberg in vier Sektionen auf das Schilthorn:
- Stechelberg – Gimmelwald
- Gimmelwald – Mürren
- Mürren – Birg
- Birg – Schilthorn
Auf der längsten Sektion Mürren – Birg überwindet die Luftseilbahn eine Höhendifferenz von 1039 Meter. Die Fahrt von der Talstation in Stechelberg zum Gipfel dauert 32 Minuten.
Eine Besonderheit bildet die Station in Gimmelwald. Diese Station befindet sich exakt in der Mitte zwischen Stechelberg und Mürren. Da das Dorf Gimmelwald erschlossen werden musste und man die Kosten dafür möglichst tief halten wollte, wird das Zugseil dort nur umgelenkt. Die Gäste wechseln dennoch die Gondel in der Station Gimmelwald.
Am 29. Dezember 2004 ereignete sich an der erst 2003 erneuerten Sektion Mürren-Birg ein Tragseil-Teilriss an einem der seit 1965 genutzten Tragseile. Alle 53 Passagiere konnten mit dem Helikopter gerettet werden, der Betrieb wurde für die erforderliche Erneuerung der Seile für knapp zwei Monate unterbrochen. Als Ursache konnte später die mangelhafte Durchführung einer routinemässigen Tragseilverschiebung 1979 identifiziert werden, bei der das Seil unbemerkt beschädigt worden war. Sämtliche vergleichbar konstruierten Luftseilbahnen der Schweiz wurden daraufhin ergänzend geprüft.[1]
Geschichte der Schilthornbahn
Bearbeiten1958 wurde ein «Fonds Pro Mürren» gebildet zur «Förderung von Bergbahnprojekten, Sportanlagen, Verschönerungen des Dorfbildes durch Verbesserungen der Kur- und Weganlagen». Das Projekt Stechelberg–Gimmelwald–Mürren–Birg–Schilthorn setzte sich gegen das Projekt Mürren–Allmendhubel–Engetal durch. Das Konzessionsgesuch für die Luftseilbahn auf das Schilthorn wurde am 3. Oktober 1959 an Bundesrat Giuseppe Lepori gerichtet. Zwei Jahre später wurde die Konzession erteilt, und somit konnten die Bauarbeiten im Jahr 1963 begonnen werden.
1965 waren die ersten drei Sektionen fertiggestellt. Die letzte Sektion wurde im Jahr 1967 abgeschlossen, jedoch reichte das Geld nur noch, um die Bergstation im Rohbau zu bauen. An diesem Punkt der Geschichte tritt die Produktion des James-Bond-Films Im Geheimdienst Ihrer Majestät auf. In der Romanvorlage von Ian Fleming reist James Bond auf den über dreitausend Meter hohen Berg «Piz Gloria». Dieser soll nur mit einer Seilbahn erreichbar sein. Im Auftrag der Filmproduzenten reiste der Deutsche Hubert Fröhlich durch Europa, um nach einem geeigneten Drehort Ausschau zu halten. Schliesslich erreichte er am 2. März 1968 Grindelwald, um sich die Jungfrau-Region anzusehen. Im Hotel Adler erblickte Fröhlich eine Postkarte der Schilthorn-Gipfelstation und sah genau das, was er gesucht hatte. Am nächsten Tag reiste er nach Mürren, und nach Gesprächen mit der Schilthornbahn konnte er der Produktionsfirma Eon Productions einen Drehort präsentieren. Nach den Vertragsverhandlungen zwischen beiden Parteien dauerten die Dreharbeiten rund um das Schilthorn vom 21. Oktober 1968 bis 17. Mai 1969. Die Abmachungen basierten auf einem einfachen Vertrag: Das Bahnunternehmen stellte den Drehort zur Verfügung, und die Filmproduzenten bezahlten den dauerhaften Ausbau des Gipfelgebäudes sowie alle Transport-, Betriebs- und Personalkosten der Schilthornbahn für die Dreharbeiten.
Das fehlende Interieur des Drehrestaurants konnten die Filmproduzenten nach ihren Bedürfnissen gestalten. Ein grosser Teil davon erfolgte in dauerhafter Bauweise für den späteren Tourismusbetrieb. Die Kabinen der Seilbahn wurden – unter Protest aus Naturschutzkreisen – orange eingefärbt und mit dem Blofeld-Wappen versehen. Der orange Anstrich der Gondeln war eigentlich nur für die Dauer des Films vorgesehen, er blieb allerdings bis zum Ersatz der Kabinen im Jahr 1995. Einen Helikopterlandeplatz liessen die Bond-Produzenten ebenfalls bauen, dieser dient heute als Aussichtsplattform.[2]
Seit 2013 befindet sich in der Bergstation des Schilthorns eine interaktive Ausstellung rund um das Thema James Bond und den Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät.
Im September 2021 hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Plangenehmigung für einen Neubau der Seilbahn erteilt.[3] Mit Stand Januar 2024 wird nach wie vor gebaut.[4] Mitte Oktober 2024 wurde der Seilbahn- und Restaurantbetrieb auf Grund der Bauarbeiten eingestellt. Die Wiedereröffnung ist für Mitte März 2025 geplant.[5]
1961 | Erteilung der Konzession |
1962 | Gründung der Schilthornbahn AG |
1963 | Beginn der Bauarbeiten |
1965 | Eröffnung der ersten drei Sektionen Stechelberg – Gimmelwald – Mürren – Birg |
1967 | Eröffnung der Teilstrecke Birg – Schilthorn |
1968 | Dreharbeiten "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" |
1969 | Eröffnung Drehrestaurant "Piz Gloria" |
1987 | Neubau Transportseilbahn Stechelberg – Mürren |
1988–90 | Ausbau Drehrestaurant "Piz Gloria" |
1993 | Inbetriebnahme Sessellifte Muttleren und Kandahar |
1995 | Neue Panoramakabinen auf den Sektionen 1, 2 und 4 |
1998 | Neubau Sesselbahn Schiltgrat |
1999 | Renovation Standseilbahn / Ausbau Restaurant Allmendhubel |
2000 | Umbau Transportseilbahn Stechelberg – Mürren (Konzession für Personentransport) |
2001 | Neubau Sessellift Maulerhubel |
2002 | Bau Speichersee / 1. Etappe Beschneiungsanlage obere Hügel – Höhenlücke |
2003 | Neue Panoramakabinen Sektion 3 |
2006 | Bau der kuppelbaren 4er Sesselbahn Riggli |
2008 | 2. Etappe Beschneiungsanlage Höhelücke – Mürren |
2009 | Bau der kuppelbaren 4er Sesselbahn Winteregg |
Bau der 2er Sesselbahn Allmiboden | |
2011 | Umbau Bistro Birg |
2013 | BOND WORLD - Piz Gloria |
Bau Aussichtsplattform PIZ GLORIA VIEW | |
2014 | Bau Kinderspielplatz FLOWER PARK Allmendhubel |
Bau Aussichtsplattform SKYLINE WALK, Birg | |
Neubau Skilift Allmendhubel | |
Neubau Skilift Gimmeln | |
Eröffnung SKYLINE SNOWPARK | |
2015 | Eröffnung 007 WALK OF FAME, Piz Gloria |
2016 | Eröffnung THRILL WALK, Birg |
Eröffnung FLOWER TRAIL, Allmendhubel | |
2016–17 | Sanierung und Ausbau Piz Gloria |
2017–19 | 3. Etappe Beschneiungsanlage entlang Schiltgrat, Allmiboden, Maulerhubel, Winteregg |
2024 | Eröffnung der ersten zwei neuen Sektionen (Stechelberg-Mürren-Birg) |
Zustiege
BearbeitenDas Schilthorn kann von allen Seiten auf alpinen Pfaden bestiegen werden, insbesondere von Mürren her über den Ostgrat und vom Kiental BE über den Westgrat.
Skiabfahrten
BearbeitenIm Skigebiet Mürren-Schilthorn gibt es 25 Skipisten (Stand: 2020). Davon sind 9 blau (leicht), 8 rot (mittelschwer), 7 schwarz (schwer) und eine Piste, welche immer unpräpariert ist (Abfahrtsroute Gimmelwald).[6]
Das Schilthorn ist für gute Skifahrer und Freerider gut geeignet. Lediglich eine schwarze Piste führt vom Schilthorn mit 75 % Neigung ins Engetal. Die Piste ist eine der steilsten in der gesamten Jungfrau Region. Die Talabfahrt nach Mürren (Kanonenrohr) ist ebenfalls sehr anspruchsvoll. Rund um das Piz Gloria befindet sich ein sehr grosses, ungesichertes Freeridegebiet. Sehr beliebt ist die Abfahrt "Nordhang" und "Totenkopf" sowie die Abfahrt durch das malerische "Saus Tal" nach Isenfluh. Die Wildruhezonen und das Lawinenbulletin sind zu beachten.
Regelmässige Veranstaltungen
BearbeitenInferno-Abfahrtslauf
Bearbeiten1928 riefen englische Skipioniere die erste Austragung des Infernorennens ins Leben. Aktuell fahren jedes Jahr 1850 Personen auf ihren Ski gegen die Uhr. Die Strecke führt von knapp unterhalb des Schilthorns über 14,9 Kilometer und 1990 Höhenmeter bis ins Tal nach Lauterbrunnen. Falls es die Schneeverhältnisse nicht erlauben bis nach Lauterbrunnen zu fahren, befindet sich das Ziel bereits in Mürren.
Inferno Triathlon
BearbeitenAlljährlich im August findet der Inferno Triathlon statt. Die Athleten starten mit der Schwimmstrecke in Thun. Nach 3,1 Kilometern Schwimmen im Thunersee, 97 Kilometern auf dem Rennvelo bis nach Grindelwald (2145 Meter Steigung) und 30 Kilometern auf dem Mountainbike über die Kleine Scheidegg bis nach Stechelberg (1180 Steigungsmeter) führt der Berglauf die Athleten über eine Strecke von 25 Kilometern und 2175 Höhenmetern bis ins Ziel auf dem Schilthorn.[7]
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website
- Standseilbahnen.ch: Käthi 2.0 - Schilthorn - Gütertransport - steilste Seilbahn der Welt auf YouTube, 21. Dezember 2024 (Für den sehr umfangreichen Gütertransport bei der neuen Seilbahn wurde ein absolut neues, vollautomatisches Gütertransportsystem entwickelt. Mit diesem automatischen System kann ein Container bis 2500 kg Gewicht unter der Kabine bei der Fahrt mitkommen.).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Krimi-Fall Schilthorn ist gelöst. In: Jungfrau Zeitung. Mürren 17. Februar 2005 (Online [abgerufen am 20. März 2016]).
- ↑ 007 James Bond, Piz Gloria Schilthorn. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. 70. Jahrgang, Heft 3, 2008.
- ↑ Steilste Seilbahn der Welt entsteht am Schilthorn. In: derbund.ch. 23. September 2021, abgerufen am 23. September 2021.
- ↑ Matthias Thomi: Seilbahnen unter Denkmalschutz - Am Schilthorn wird anstelle der Bahn nun alter Beton geschützt. In: srf.ch. 13. Januar 2024, abgerufen am 13. Januar 2024.
- ↑ Livia Baeriswyl: Historische Abklärungen - In mindestens 26 Schweizer Seen liegt Armee-Munition. In: baerntoday.ch. 8. Oktober 2024, abgerufen am 15. Oktober 2024.
- ↑ https://schilthorn.ch/de/Infos/Live?ta=1#winter
- ↑ Website des Inferno-Triathlons