Schwabendorf (Rauschenberg)

Stadtteil von Rauschenberg

Schwabendorf ist ein Ortsteil der Stadt Rauschenberg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Schwabendorf
Koordinaten: 50° 54′ N, 8° 53′ OKoordinaten: 50° 54′ 0″ N, 8° 53′ 2″ O
Höhe: 290 (285–306) m
Fläche: 3,23 km²[1]
Einwohner: 510 (2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 158 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Stadt Rauschenberg
Postleitzahl: 35282
Vorwahl: 06425
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Nord-westlicher Ortseingang
Nord-westlicher Ortseingang

Geographie

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Der Ort liegt am Rande des Burgwaldes. Er gehörte von 1821 bis 1932 zum damaligen Kreis Kirchhain. Nördlich treffen sich die Bundesstraße 3 und die Landesstraße 3077.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Gegründet wurde das Schwabendorf im Jahre 1687 auf Anordnung der landgräflich Regierung in Kassel. Damals siedelten 116 französische Glaubensflüchtlinge hier, Hugenotten und Waldenser. Auf dem zentralen Dorfplatz, dem Hugenottenplatz, erinnert ein Gedenkstein an die Namen der Einwandererfamilien. Ein nordwestlich gelegenes Feuchtgebiet, das den Siedlern teilweise zur Nutzung überlassen wurde, wird heute noch als Franzosenwiesen bezeichnet.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen genehmigte die Landesregierung mit Wirkung vom 31. Dezember 1971 den freiwilligen Zusammenschluss der Stadt Rauschenberg und der Gemeinden Albshausen, Bracht, Ernsthausen, Josbach, Schwabendorf und Wolfskaute im damaligen Landkreis Marburg zu einer Stadt mit dem Namen Rauschenberg.[3] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[4]

Vom 4. bis 8. Juli 2012 wurde 325 Jahre Schwabendorf gefeiert.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Schwabendorf angehört(e):[1][5]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Schwabendorf 471 Einwohner. Darunter waren 6 (1,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 90 Einwohner unter 18 Jahren, 201 zwischen 18 und 49, 105 zwischen 50 und 64 und 78 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 198 Haushalten. Davon waren 57 Singlehaushalte, 45 Paare ohne Kinder und 66 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 33 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 138 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1687: 35 Familien
• 1747: 38 Haushalte
• 1812: 38 Häuser, 342 Einwohner
• 1838: Familien: 64 nutzungsberechtigte Ortsbürger
Schwabendorf: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2023
Jahr  Einwohner
1800
  
342
1834
  
380
1840
  
442
1846
  
413
1852
  
388
1858
  
407
1864
  
366
1871
  
312
1875
  
299
1885
  
315
1895
  
297
1905
  
288
1910
  
286
1925
  
334
1939
  
338
1946
  
540
1950
  
505
1956
  
461
1961
  
425
1967
  
433
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
471
2016
  
476
2023
  
510
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[8]; 2016[9]

Historische Religionszugehörigkeit

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 339 evangelisch-lutherische, 10 evangelisch-reformierte, 10 römisch-katholische Einwohner
• 1885: 315 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 393 evangelische (= 92,00 %), 31 katholische (= 7,29 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1746: Erwerbspersonen: 16 Strumpfweber, 6 Wollkämmer, 5 Wollspinner, 4 Leineweber
• 1780: Erwerbspersonen: 25 Strumpfweber, 2 Leineweber, 2 Hutmacher, 1 Schneider, 1 Schuhmacher.
• 1838: Familien: 15 Ackerbau, 15 Gewerbe, 34 Tagelöhner
• 1858: Erwerbspersonen: 1 Schreiner, 2 Leineweber, 3 Zimmerleute, 10 Maurer
• 1961: Erwerbspersonen: 104 Land- und Forstwirtschaft, 88 Produzierendes Gewerbe, 17 Handel und Verkehr, 18 Dienstleistungen und Sonstiges

Für Schwabendorf besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat für den Ortsbezirk Schwabendorf besteht aus fünf Mitgliedern. Die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats bei der Kommunalwahl 2021 60,47 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftslist Schwabendorf“ an.[10] Der Ortsbeirat wählte Günther Aillaud zum Ortsvorsteher.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Hugenotten-Gedächtniskirche

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Die Schwabendorfer Kirche
 
Innenraum

Anstelle der 1711 errichteten alten Fachwerkkirche wurde 1875 eine neue Kirche aus Stein errichtet. Kaiser Wilhelm I. hatte mit einem Geschenk von 9000 Mark entscheidend zur Finanzierung beigetragen. 1887 erhielt die Kirche eine Orgel als Geschenk der kaiserlichen Familie zur 200-Jahrfeier des Dorfes. Sie wurde 2006 restauriert.

Bis 1917 war die Kirche mit drei Glocken aus Bronze ausgestattet. Die kleinste aus 1770, die mittlere aus 1839, die größte aus 1902. Im Ersten Weltkrieg mussten die beiden größeren eingeschmolzen werden. 1919 wurde diese gegen Eintausch der kleinsten wieder ersetzt.

1930 ließ die Gemeinde aus dem Vermächtnis von Henriette Moutoux, deren Vorfahren Mitte des 19. Jahrhunderts von Schwabendorf nach Kalifornien ausgewandert waren, zwei Kunstwerke anfertigen: Die Bronzeskulptur „Heiliger Georg / Der Drachentöter“ von Gerhard Marcks und das Ölgemälde „David und Goliath / Auszug der Hugenotten“ von Karl Leyhausen. Diese erinnern an den Glaubenskampf und die Verfolgung der Hugenotten in Frankreich. Seitdem trägt die Kirche den Namen „Hugenotten-Gedächtniskirche“.

1937 wurde eine Sandsteinkanzel eingebaut als Ersatz für die holzvertäfelte Kanzel aus dem Jahre 1888. 1955 wurde das durch einen Blitzschlag zerstörte Chorfenster ersetzt durch das Glasfenster „Der auferstandene Christus“ nach dem Entwurf der früheren Schwabendorfer Pfarrfrau Johanna Schütz-Wolff.

Das kulturelle Ortsleben prägen folgende Vereine:

  • Arbeitskreis für die Geschichte der Hugenotten und Waldenser
  • Freiwillige Feuerwehr Schwabendorf
  • Gesangverein 1886
  • Landfrauenverein
  • Motor-Club Schwabendorf 1971
  • Posaunenchor
  • Tennisclub Schwabendorf 1986 e. V.
  • Turn- und Sportverein 1927 Schwabendorf e. V.
  • Verein für Schutz- und Gebrauchshunde

Infrastruktur

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In Schwabendorf gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus und eine evangelische Kirche.

Den öffentlichen Personennahverkehr stellen die Buslinien MR-72, MR-74 und MR-79 des RMV.

Nahwärme

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Seit Ende November 2011 läuft auf dem Gelände des Schwabendorfer Ortslandwirtes eine Biogasanlage[12], die dieser mit zwei weiteren Bauern aus der Region betreibt. Ebenfalls im November wurde im Ort eine Genossenschaft gegründet, die ein Nahwärmenetz aufbaut und die Abwärme der Biogasanlage abnimmt[13]. Die Genossenschaftsmitglieder nutzen diese Wärme dann zum Heizen und für Warmwasser. Von dem zwischenzeitlichen Plan, die Kapazitäten durch ein Holzhackschnitzelwerk zu erhöhen[14], wurde wieder Abstand genommen, da die Kapazitäten der Anlage ausreichen, um die gut 70 Mitglieder mit Wärme zu versorgen[15]. Die Bauarbeiten machen sich auch die Stadtwerke Marburg zunutze, die parallel zu der Nahwärmeleitung ein Glasfaserkabel für schnelles Internet verlegen. Das Nahwärmenetz ist seit Anfang 2013 in Betrieb.

Literatur

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Commons: Schwabendorf – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Rauschenberg) und Verwaltung.
  3. Am 31. Januar 1971 wurde Schwabendorf als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Rauschenberg eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Schwabendorf , Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Schwabendorf, Stadt Rauschenberg, abgerufen am 29. September 2023
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 2, S. 47, Punkt 50 Abs. 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  4. a b Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Rauschenberg, abgerufen im September 2021.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 117 (online bei Google Books).
  7. Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74
  8. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  9. Kritik an neuer Kita-Trägerschaft. In: Oberhessische Presse. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2021; abgerufen am 28. November 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.op-marburg.de
  10. Ortsbeiratswahl Albershausen. In: Votemanager. Stadt Schwabendorf, abgerufen im August 2023.
  11. Ortsvorsteher der Stadt Rauschenberg. In: Webauftritt. Stadt Rauschenberg, abgerufen im August 2023.
  12. Biogasanlage angefahren In: Radaktionsnetzwerk Deutschland vom 21. November 2011.
  13. Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften
  14. Bath verspricht: Keiner geht leer aus. (Memento vom 25. Januar 2016 im Internet Archive) In: Oberhessische Presse vom 13. April 2011.
  15. Es ist noch Nahwärme da In: Radaktionsnetzwerk Deutschland vom 2. April 2012.
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