Sigmodontinae

Unterfamilie der Familie Wühler (Cricetidae)

Die Sigmodontinae sind eine Unterfamilie der Nagetierfamilie der Wühler (Cricetidae). Sie sind eine der drei Unterfamilien, in die die Neuweltmäuse unterteilt werden. Von diesen drei sind sie die artenreichste (mit rund 400 Arten)[1] und die einzige, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in Südamerika hat.

Sigmodontinae

Baumwollratte (Sigmodon hispidus)

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Eumuroida
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Sigmodontinae
Wissenschaftlicher Name
Sigmodontinae
Wagner, 1843
Reisratte (Oryzomys palustris)

Merkmale

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Sigmodontinae sind eine vielgestaltige Gruppe, sie haben unterschiedliche ökologische Nischen besetzt und dementsprechend verschiedene Körperformen entwickelt. Neben Arten, die Mäusen oder Ratten ähneln, gibt es auch wühlmaus-, maulwurfs-, rennmaus- und spitzmausähnliche Vertreter. Die Kopfrumpflänge variiert je nach Art von 6 bis 30 Zentimeter, die Schwanzlänge von 3 bis 33 Zentimeter und das Gewicht von 7 bis 450 Gramm. Die Länge des Fells und die Färbung sind variabel, bei den meisten Arten jedoch an der Oberseite in Grau- oder Brauntönen gehalten, die Unterseiten sind meist heller, oft weißlich. Von anderen Neuweltmäusen unterscheiden sie sich unter anderem in der Morphologie des Penis und dem Bau der Hinterfüße.

Verbreitung und Lebensraum

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Sigmodontinae kommen auf dem amerikanischen Kontinent vor, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den mittleren USA bis Feuerland. Die größte Artenvielfalt erreichen sie jedoch in Südamerika, in Nord- und Mittelamerika gibt es relativ wenig Vertreter, etwa einige Arten der Reisratten oder Baumwollratten. Sie haben in ihrem Verbreitungsgebiet nahezu jeden Lebensraum besiedelt und kommen in Regen- und Trockenwäldern ebenso vor wie in Wüsten, Steppen und Grasländern, aber auch im Hochgebirge bis in 6000 Meter Seehöhe.

Lebensweise

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So unterschiedlich die Körperformen und Lebensräume, so verschieden sind auch die Lebensweisen der Sigmodontinae. Die meisten Arten sind Bodenbewohner, es gibt jedoch auch baumbewohnende, unterirdisch-grabende und semiaquatische (teilweise im Wasser lebende) Vertreter. Die meisten sind das ganze Jahr über aktiv, in den kühleren Regionen können sie in eine Kältestarre (Torpor) fallen. Je nach Art können sie tag-, dämmerungs- oder nachtaktiv sein. Die meisten Arten benutzen Unterschlupfe, etwa Felsspalten, Erdhöhlen, hohle Baumstämme oder selbst gegrabene oder von anderen Tieren übernommene Baue. Häufig legen sie ein Nest aus Blättern und anderem Pflanzenmaterial an. Neben einzelgängerischen gibt es auch in Gruppen lebende Arten.

Viele Arten sind Pflanzenfresser, die Gräser, Samen, Früchte, Pilze, Knollen, Flechten und andere pflanzliche Stoffe zu sich nehmen. Daneben gibt es aber auch Vertreter, die sich teilweise oder nahezu gänzlich von tierischer Kost (wie Insekten, Regenwürmern, Kaulquappen, Krebstieren, kleinen Wirbeltieren und Vogeleiern) ernähren. Dazu zählen beispielsweise die Baumwollratten und die Fischratten.

Fortpflanzung

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Sigmodontinae sind sehr fruchtbare Tiere. Die Fortpflanzungszeit erstreckt sich auch in kühleren Regionen über mehrere Monate, in den Tropen kann sie das ganze Jahr über andauern. Weibchen tragen im Jahr meist mehrere Würfe aus und können bereits wenige Stunden nach der Geburt erneut trächtig werden. Die Tragzeit ist mit 20 bis 30 Tagen relativ kurz, die Wurfgröße liegt häufig bei drei bis fünf Jungtieren, kann aber bis zu 13 betragen. Nach einer bis vier Wochen werden die Jungtiere entwöhnt und nach einem bis mehreren Monaten tritt die Geschlechtsreife ein.

Als Ausgleich für die hohe Geburtenrate ist die Sterblichkeit hoch und die Lebenserwartung gering. Sigmodontinae haben zahlreiche natürliche Feinde, etwa Raubtiere, Schlangen, Greifvögel und Eulen. Wenige Tiere werden in freier Wildbahn älter als 1 Jahr, in menschlicher Obhut sind fünf Jahre möglich.

Systematik

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Unter dem wissenschaftlichen Namen Sigmodontinae wurden früher alle Neuweltmäuse zusammengefasst, heute werden sie in drei Unterfamilien unterteilt, neben den Sigmodontinae sind dies die Neotominae und die Tylomyinae.

Die innere Systematik der Sigmodontinae ist nicht restlos geklärt. Im hier verwendeten, auf das Handbook of the Mammals of the World (2017) basierenden Ansatz teilen sie sich in elf Tribus sowie fünf Gattungen, die keinem Tribus zugeordnet werden können und darum als incertae sedis geführt werden.

Einzelnachweise

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  1. Pablo Rodrigues Gonçalves & João Alves de Oliveira: An integrative appraisal of the diversification in the Atlantic forest genus Delomys (Rodentia: Cricetidae: Sigmodontinae) with the description of a new species. Zootaxa, 3760, 1, S. 1–38, 2014 doi:10.11646/zootaxa.3760.1.1
  2. a b c d e f g h i j k Marcelo Weksler, Alexandre Reis Percequillo, Robert S. Voss: Ten new genera of oryzomyine rodents (Cricetidae: Sigmodontinae). In: American Museum Novitates. Nr. 3537, 2006, ISSN 0003-0082, S. 1–29, online.
  3. Percequillo, A.R.; Weksler, M.; Costa, L.P. (2011). A new genus and species of rodent from the Brazilian Atlantic Forest (Rodentia: Cricetidae: Sigmodontinae: Oryzomyini), with comments on oryzomyine biogeography. Zoological Journal of the Linnean Society. 161 (2): 357–390. doi:10.1111/j.1096-3642.2010.00643.x.
  4. Jorge Brito, Claudia Koch, Nicolás Tinoco, Ulyses F. J. Pardiñas: A new species of Mindomys (Rodentia, Cricetidae) with remarks on external traits as indicators of arboreality in sigmodontine rodents. Evolutionary Systematics 6, 2022, S. 35–55, doi:10.3897/evolsyst.6.76879
  5. Brito J, Koch C, Percequillo AR, Tinoco N, Weksler M, Pinto CM, Pardiñas UFJ. 2020. A new genus of oryzomyine rodents (Cricetidae, Sigmodontinae) with three new species from montane cloud forests, western Andean cordillera of Colombia and Ecuador. PeerJ 8:e10247 doi:10.7717/peerj.10247
  6. a b Ronald H. Pine, Robert M. Timm & Marcelo Weksler: A newly recognized clade of trans-Andean Oryzomyini (Rodentia: Cricetidae), with description of a new genus. Journal of Mammalogy, 93, 3, S. 851–870, 2012
  7. Jorge Brito, Nicolás Tinoco, C. Miguel Pinto, Rubí García, Claudia Koch, Vincent Fernandez, Santiago Burneo and Ulyses F. J. Pardiñas. 2022. Unlocking Andean sigmodontine Diversity: Five New Species of Chilomys (Rodentia: Cricetidae) from the Montane Forests of Ecuador. PeerJ. 10:e13211. DOI: 10.7717/peerj.13211
  8. Machado et al.: Molecular phylogenetic position of endangered Wilfredomys within Sigmodontinae (Cricetidae) based on mitochondrial and nuclear DNA sequences and commen ts on Wiedomyini. Zootaxa 3986 (4): 421 – 434, doi: 10.11646/zootaxa.3986.4.2

Literatur

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  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 2 Bände. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  • Don E. Wilson, Thomas E. Lacher, Jr. & Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Vol. 7. Rodents II. Lynx Edicions, Barcelone 2017, ISBN 978-84-16728-04-6.
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