Tim Berners-Lee

britischer Informatiker, Erfinder des World Wide Web
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Sir Timothy John Berners-Lee, OM, KBE, FRS, FRSA (* 8. Juni 1955 in London) ist ein britischer Physiker und Informatiker. Er ist der Entwickler der Hypertext Markup Language (HTML) und der Begründer des World Wide Web. Heute steht er dem World Wide Web Consortium (W3C) vor, ist Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und hat seit 2016 einen Lehrstuhl an der Universität Oxford.[1]

Tim Berners-Lee, 2014

Erste Jahre

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Tim Berners-Lee ist der Sohn des Mathematiker-Ehepaares Mary Lee Woods und Conway Berners-Lee, das den Manchester Mark I mit entwickelte, und der Bruder des Ökologie-Professors Mike Berners-Lee. Er beschäftigte sich bereits als Jugendlicher mit Computern. Nach dem Abschluss an der Emanuel School in Battersea studierte er Physik an der Universität Oxford, wo er 1976 am Queen’s College abschloss. Es folgten zwei Jahre bei Plessey Telecommunications Ltd in Poole. 1978 wechselte er zu D.G Nash Ltd (Ferndown), wo er als Softwareentwickler arbeitete. In seiner Zeit als beratender Ingenieur hatte er von Juni bis Dezember 1980 seinen ersten Kontakt zum europäischen Kernforschungszentrum CERN. 1981 bis 1984 war er Direktor von Image Computer Systems in Bournemouth, kehrte aber 1984 wieder zum CERN zurück.[2]

Berners-Lee und das World Wide Web

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Der erste Webserver der Welt, ent­wickelt und implementiert von Berners-Lee auf einem NeXTcube-Computer

Ein Problem am CERN war, dass sich ein Teil der Laboratorien auf französischem, ein anderer auf schweizerischem Gebiet befindet. In den beiden Ländern herrschten unterschiedliche Netzwerk-Infrastrukturen, die den Austausch von Informationen erschwerten. Am 12. März 1989 schlug Berners-Lee seinem Arbeitgeber CERN ein Projekt vor, das auf dem Prinzip des Hypertexts beruhte und den weltweiten Austausch sowie die Aktualisierung von Informationen zwischen Wissenschaftlern vereinfachen sollte.[3] 1990 veröffentlichte er mit Robert Cailliau ein Konzept für ein weltweites Hypertext-Projekt das Computerprogramm Enquire.[4] In der Folgezeit entwickelte Berners-Lee die Seitenbeschreibungssprache HTML, das Transferprotokoll HTTP, die URL (der Name kam allerdings erst später), den ersten Browser WorldWideWeb und den ersten Webserver CERN httpd unter dem Betriebssystem NeXTStep. Dies sollte den Ursprung des World Wide Web darstellen.

Berners-Lee erstellte die erste Webpräsenz, info.cern.ch. Diese Website gibt es bis heute; allerdings existiert von dem ursprünglichen Inhalt nur noch eine Kopie aus dem Jahr 1992.[5] Sie erläuterte unter anderem,

Ursprünglich war dies auch die erste einfache Suchmaschine, denn Berners-Lee betreute noch andere Webpräsenzen außer seiner eigenen.

Die Grundideen des World Wide Webs sind vergleichsweise einfach, Berners-Lee sah und verknüpfte sie jedoch in einer Weise, deren Möglichkeiten bis heute noch nicht vollständig ausgeschöpft sind.

1994 gründete Berners-Lee das World Wide Web Consortium (W3C) am Massachusetts Institute of Technology. Wichtig war, dass er seine Ideen und technischen Umsetzungen nicht patentierte, sondern frei weitergab. Auch auf die Maxime des World Wide Web Consortiums, nur patentfreie Standards zu verabschieden, hatte er starken Einfluss.

Berners-Lees religiöse unitarische Weltanschauung hat die Entwicklung des Webs nach eigener Aussage nicht explizit beeinflusst, jedoch gebe es Parallelen zu der religiös motivierten Idee, wie eine Gesellschaft funktionieren sollte: flache Hierarchien, harmonische Kooperation, Toleranz und Offenheit für Vielfalt, Vernunftgebrauch sowie Zuversicht in die Mitstreiter.[6]

In seinem Buch Weaving the Web (deutsch: Der Web-Report, 1999) wird z. B. Folgendes betont:

  • Das Web editieren zu können, ist genauso wichtig wie durch das Web zu browsen.
  • Computer können genutzt werden, um im Hintergrund Aufgaben zu erledigen, damit Gruppen besser zusammenarbeiten können.
  • Jeder Bereich des Internets sollte eher eine Netzstruktur als eine Baumstruktur haben. Erwähnenswerte Ausnahmen sind das Domain Name System und die Regeln für die Vergabe von Domainnamen durch die ICANN.
  • Informatiker tragen nicht nur eine technische, sondern auch eine moralische Verantwortung.

Berners-Lees Vorstellung von der Zukunft des Internets ist das semantische Web.

2006 forderte er in seinem Aufsatz „Creating a Science of the Web“ die Etablierung einer eigenständigen Webwissenschaft.

Seit 1999

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Berners-Lee auf WeAreDevelopers World Congress Berlin (2023)

Berners-Lee ist seit 1999 Inhaber des 3Com-Founders-Lehrstuhls am Laboratory for Computer Science des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Zudem steht er dem World Wide Web Consortium vor, dem von ihm gegründeten offenen Forum für Unternehmen und Organisationen, das die weitere Entwicklung des WWW begleitet.

Seit 2006 entwickelt Berners-Lee das Konzept von Linked Data. Nicht mehr nur Dokumente sollten vernetzt in einem standardisierten Format veröffentlicht und verlinkt werden, sondern Daten aller Art. Regierungsdaten, Wetterdaten, Forschungsdaten und sogar persönliche Daten sollen auf viele Server verteilt online gestellt werden, um in diesen Daten suchen zu können, von Link zu Link zu springen und aus immer neuen Kombinationen Erkenntnisse ziehen zu können.[7][8]

Das World Wide Web wurde 2010 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Da nur Institutionen mit persönlichen Repräsentanten ausgezeichnet werden dürfen, wurde Tim Berners-Lee gemeinsam mit Larry Roberts und Vint Cerf vorgeschlagen.[9]

Berners-Lee nahm 2012 an der Eröffnungsveranstaltung der XXX. Olympischen Spiele in London teil, bei der er für die Erfindung des World Wide Web geehrt wurde.

2014 forderte er im Gefolge der Globalen Überwachungs- und Spionageaffäre einen Grundrechtekatalog für das Internet und die Loslösung der Vergabe von Domainnamen und IP-Adressen aus US-amerikanischer Hand.[10]

Im Juli 2021 wurde ein NFT des Quellcodes des World Wide Webs von Tim Berners-Lee für umgerechnet 5,4 Millionen US-Dollar über Sotheby’s verkauft.[11]

Privates

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Berners-Lee war von 1990 bis zur Scheidung im Jahr 2011 mit Nancy Carlson verheiratet. Aus der Ehe stammen zwei Kinder. 2014 heiratete Berners-Lee in London seine zweite Frau Rosemary Leith.[12]

Sein Bruder Mike Berners-Lee ist Professor an der Lancaster University.[13]

Auszeichnungen

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Ehrendoktorwürden

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Literatur

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Commons: Tim Berners-Lee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sir Tim Berners-Lee joins Oxford's Department of Computer Science | University of Oxford. Abgerufen am 8. Februar 2023 (englisch).
  2. Longer Bio for Tim Berners-Lee. Abgerufen am 8. Februar 2023 (englisch).
  3. Zeit Online: 25 Jahre World Wide Web. Du bist aber groß geworden!; Tim Berners-Lee’s proposal. info.cern.ch, 2008; Tim Berners-Lee: Information Management: A Proposal. März 1989, html-Version auf w3.org
  4. Frequently asked questions by the Press – Tim BL. Abgerufen am 13. November 2020.
  5. The World Wide Web project. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  6. Tim Berners-Lee: WWW and UU and I. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  7. Solid: Wie WWW-Erfinder Tim Berners-Lee ein neues, besseres Internet plant. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  8. Tim Berners-Lee: The next web. Abgerufen am 16. Juli 2021 (englisch).
  9. Süddeutsche Zeitung: Gorbatschow, Obama, Internet. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  10. ZDNet de Redaktion: Tim Berners-Lee fordert Grundrechtekatalog fürs Internet. 12. März 2014, abgerufen am 8. Februar 2023 (deutsch).
  11. Non-Fungible Token: NFT-Boom geht weiter: Mehr als fünf Millionen Dollar für den Quellcode des Word [sic] Wide Web. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  12. The Marriage of Sir Tim Berners-Lee and Ms Rosemary Leith. Abgerufen am 8. Februar 2023 (englisch).
  13. Professor Mike Berners-Lee. Abgerufen am 8. Februar 2023 (englisch).
  14. Ars Electronica Archiv. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  15. Eduard Rhein Stiftung | Chronologie. Abgerufen am 12. März 2024.
  16. Member History: Tim Berners-Lee. American Philosophical Society, abgerufen am 30. April 2018 (englisch, mit Kurzbiographie).
  17. Small-Body Database Lookup. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  18. Die Quadriga der Werkstatt Deutschland e. V. (Memento vom 20. Dezember 2008 im Internet Archive)
  19. Fellows: Tim Berners-Lee. British Academy, abgerufen am 31. August 2020.
  20. Think Tank und Event Location. Abgerufen am 8. Februar 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  21. heise online: Axel Springer Award für Web-Erfinder Sir Timothy Berners-Lee. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  22. heise online: Web-Pionier Tim Berners-Lee erhält den Turing Award. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  23. WebSite der Polytechnischen Universität Madrid (Memento vom 10. Mai 2013 auf WebCite)
  24. Universidad Politécnica de Madrid – Contenido. 28. April 2009, archiviert vom Original am 28. April 2009; abgerufen am 8. Februar 2023.
  25. Biographies of the 2014 honorands. 15. Mai 2014, abgerufen am 8. Februar 2023 (englisch).
  26. Recipients of Honorary Degree of Doctor from Keio University: Keio University. Abgerufen am 8. Februar 2023 (englisch).
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