Ticonderoga-Klasse (1983)

Lenkwaffenkreuzer-Klasse der US-Navy
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Ticonderoga-Klasse
Princeton, zwölfte Einheit der Klasse
Übersicht
Typ: Lenkwaffenkreuzer
Name: Schlacht von Ticonderoga (1775)
Einheiten: 27 gebaut, 22 in Dienst (Stand: 2006)
Technische Daten
Verdrängung: 9.750 Tonnen
Länge: 137 Meter
Breite: 16,80 Meter
Tiefgang: 10,2 Meter
Geschwindigkeit: 30+ Knoten
Besatzung: 24 Offiziere, 340 Matrosen.
Reichweite: 6.000 Seemeilen (11.000 km) bei 20 Knoten
3.300 Seemeilen (6.000 km) bei 30 Knoten
Antrieb: 2 Propeller, über 4 Gasturbinen angetrieben; 80.000 Wellen-PS

Die Ticonderoga-Klasse ist ein Kreuzertyp der United States Navy. Insgesamt wurden von diesem Typ 27 Einheiten in Dienst gestellt, 2006 sind noch 22 davon aktiv. Durch die Implementierung des Aegis-Kampfsystems, das auf den „Ticos“ erstmals eingesetzt wurde, gelten die Schiffe als einer der modernsten Kreuzer-Typen der Welt. Die Schiffe können Über- sowie Unterwasserziele, außerdem Luft- und Landziele angreifen und werden als Geleitschutz in jeder amerikanischen Trägerkampfgruppe eingesetzt.




Geschichte

Planung & Bau

Datei:Ticonderoga Launch.jpg
Die USS Yorktown (CG-48) im Schwimmdock kurz vor dem „Stapellauf“

Die Planung für eine neue Klasse von Kriegsschiffen begann in den 1970er Jahren, sie war als Lenkwaffenzerstörer angedacht. Jedoch wurde am 1. Januar 1980 die Kennung in CG (Lenkwaffenkreuzer) geändert. Dies geschah vor allem, da das neue Aegis starke Luftverteidigungsfähigkeiten brachte, womit die Schiffe den Aufgaben eines Zerstörers entwachsen waren. Außerdem wäre es dem Kongress schwer vermittelbar gewesen, für ein reines Geleitschiff Kosten von ca. 1 Mrd. Dollar pro Einheit bereitzustellen.

Der Name der Schiffsklasse sowie die Schiffsnamen beziehen sich auf historische Schlachten, lediglich eine Einheit wurde nach Thomas S. Gates, einem ehemaligen US-Verteidigungsminister benannt.

Der Bau der ersten Einheit begann Anfang 1980, das letzte Schiff wurde 1991 auf Kiel gelegt. Die Bauwerften für die „Ticos“ waren Ingalls Shipbuilding in Pascagoula, Mississippi für 19 Einheiten und Bath Iron Works in Bath, Maine für die restlichen acht. Der Bau erfolgte in Modulbauweise. Dabei werden einzelne Sektionen hergestellt, die später aneinander gefügt werden. Dies hat den Vorteil, dass die Arbeiter mehr Platz zum Einbauen der Verkabelung und ähnlicher Dinge haben und die Aufbauten später auf die fertige Hülle gesetzt werden können. Bei Planung und Bau kamen außerdem Computer Aided Design und Computer Aided Manufacturing zum Einsatz. Sobald der Kiel fertiggestellt war, wurden die Schiffe mehrere Dutzend Meter über ein Rollsystem an Land zu einem Trockendock gebracht, das schließlich abgesenkt wurde, so dass kein klassischer Stapellauf mehr erfolgte. Vom Beginn des Baues bis zum zu-Wasser-lassen der Schiffe vergingen jeweils ca. 18 Monate. Danach verbrachten die Schiffe noch einmal dieselbe Zeit an der Ausrüstungspier und bei ersten Funktionstests. Die Kosten einer Einheit lagen bei ca. 1 Mrd. Dollar. Davon gingen laut Bauvertrag bei der ersten Einheit 287,8 Mio. Dollar an die Bauwerft, die restlichen ca. 700 Mio. Dollar entfielen auf Entwicklung und Ausrüstung.Vorlage:Ref

Modifikationen

Bereits während des Baus wurden Modifikationen am Entwurf vorgenommen, insgesamt gab es fünf so genannten Baselines. Baseline 0 umfasste dabei die ersten zwei Einheiten und entsprach dem ursprünglichen Entwurf. Baseline 1 mit drei Einheiten hatte leichte Verbesserungen der Elektronik an Bord gebracht, außerdem wurde die Datenverbindung zu den Bordhelikoptern verbessert, so dass modernere Maschinen eingeschifft werden konnten. Baseline 2 (sieben Einheiten) ersetzte das gesamte Raketensystem, außerdem wurden die Sonareinrichtungen verbessert. Die sechs Einheiten von Baseline 3 hatten verbessertes Radar, mit dem unter anderem die Verteidigungsfähigkeit gegen anfliegende Seezielflugkörper verbessert wurde. Die restlichen neun Einheiten (Baseline 4) hatten ein verbessertes Sonarsystem an Bord.

Unabhängig davon wurde die USS Yorktown (CG-48) als Prototyp und Testschiff für das Smart Ship Project ausgewählt. Ziel dieses Programms ist die Reduktion der Besatzungsstärke auf Schiffen. Unter anderem konnte die Brückenbesatzung auf drei Mann reduziert werden. Die Gesamtstärke der Besatzung konnte um ca. 50 Mann gesenkt werden. Dies wird erreicht u. a. durch stärkere Vernetzung sowie Automation der Schiffssysteme

Gegenwart & Zukunft

 
Die USS Cape St. George (CG 71) 2003 während des Irakkrieges

Ursprünglich war vorgesehen, alle Einheiten auf eine gemeinsame Baseline zu bringen und die ersten Einheiten Anfang der 2020er Jahre außer Dienst zu stellen. Stattdessen wurden jedoch die ersten fünf Einheiten wegen des veralteten Raketenabschusssystems und aus Kostengründen zwischen 2004 und 2006 außer Dienst gestellt, so dass sich noch 22 Einheiten im aktiven Dienst befinden. Mit der Verbesserung der Schiffe auf einen gemeinsamen Stand sollen ab 2006 unter anderem die Raketenabschussanlagen für zukünftige Waffengenerationen bereit gemacht, Radaranlagen auf den neusten Stand der Technik gebracht und Wasseraufbereitung an Bord auf ein Umkehrosmose-System umgestellt werden.

Die Kosten für den Betrieb eines Schiffes lagen 1996 bei 28. Mio Dollar pro Jahr. Die Schiffe der Ticonderoga-Klasse sollen eine Lebensdauer von jeweils 40 Jahren erreichen, also zwischen 2026 und 2034 außer Dienst gestellt werden, wobei sie nach derzeitiger Planung von der Kreuzer-Klasse CG(X) ersetzt werden sollen.

Technik

Rumpf

Datei:USS Lake Champlain (CG-57).jpg
Luftaufnahme der USS Lake Champlain (CG-57)

Der Rumpf ist 173 Meter lang, bei einer Breite von 16,8 Metern. Dies sind fast exakt die Ausmaße des Rumpfes der Zerstörer der Spruance-Klasse, auf dessen Design die Ticonderoga-Klasse auch basiert. Der Tiefgang liegt, gemessen am Bug, wo wegen dem Sonardom die tiefste Stelle des Schiffes liegt, bei 10,2 Metern. Die Verdrängung liegt leer bei knapp 7.000 Tonnen, die voll beladen bei 9.750 Tonnen. Das Gewicht des Rumpfes liegt bei fast 3.000 Tonnen. Dieses Plus an Gewicht gegenüber den Schiffen der Spruance-Klasse von ca. 1.000 Tonnen ist begründet in den schweren Elementen des Radarsystems.

Diese Radargeräte bedingen auch das etwas ungewöhnliche Aussehen der Aufbauten, da sie keine sich drehenden Antennen besitzen, sondern Flächenantennen, die relativ viel Platz innerhalb der Aufbauten benötigen. Die Brücke befindet sich auf dem vorderen Aufbau. Ebenfalls zum ungewöhnlichen Aussehen trägt bei, dass die Abgasrohre relativ weit aus den Schornsteinverkleidungen herausragen.

Antrieb

Ein Schiff der Ticonderoga-Klasse ist in der Lage, Geschwindigkeiten über 30 Knoten zu halten. Die beiden Schrauben werden dabei angetrieben von vier Gasturbinen vom Typ LM 2500 von General Electric, die rund 80.000 PS pro Welle bereitstellen. Laut der US-Marine sind die Schiffe im Notfall in der Lage, innerhalb von zwei Schiffslängen aus voller Kraft voraus stillzuliegen. Dies wird ermöglicht durch ein spezielles Schraubendesign, bei dem die Propeller geneigt werden können.Vorlage:Ref Die Energie für die Bordelektronik wird von drei Generatoren, produziert von Allison, bereitgestellt. Jeder dieser Generatoren leistet 2,5 Megawatt.

Bewaffnung

 
Achterer Mk. 26 Starter mit SM. Rechts hinten die beiden Harpoon-Starter

Die ersten fünf Einheiten der Klasse, die heute alle außer Dienst gestellt sind, hatten als Raketenabschusssystem zwei Mk. 26 Doppelstarter, die auf dem Vor- und Achterdeck stationiert waren. Darunter befanden sich Magazine, in denen Standard Missile zur Flugabwehr sowie ASROC zum Einsatz gegen U-Boote gelagert wurden. Für gewöhnlich befanden sich im achternen 44 SM, im vorderen 24 SM und 20 ASROC. Auf allen späteren „Ticos“ befindet sich an diesen Stellen ein Mk. 41 Vertical Launching System mit zusammen 122 Zellen, aus welchen neben SM und ASROC auf BGM-109 Tomahawk gegen Landziele verschossen werden kann. Zur Verteidigung gegen Seeziele befinden sich auf der achternen Plattform zwei Starter für je vier AGM-84 Harpoon. Außerdem haben die Schiffe beidseitig auf Höhe der Landeplattform ein Torpedorohr, für die je drei Torpedos vom Typ Mk. 46 mitgeführt werden.

Zur Nahbereichsverteidigung besitzt jede Einheit zwei 5-Zoll-Geschütze mit Kaliber 54. Diese Geschütze werden bei einer Entfernung von unter 13 nautischen Meilen gegen Oberflächenziele eingesetzt, sie erreichen dabei eine Schussfrequenz von bis zu 20 Schuss pro Minute. Gegen anfliegende Flugkörper besitzen die Schiffe je zwei Phalanx CIWS, Gatling-Kanonen mit einer Schussfrequenz von bis zu 4.500 Schuss pro Minute.

Elektronik

 
Die Vielzahl von Radarantennen am vorderen Mast der USS Normandy (CG 61)

Die Schiffe der Ticonderoga-Klasse basieren auf dem Aegis-Kampfsystem, dessen Kernsystem, die Flächenantennen des SPY-1-Radars mehrere Ziele gleichzeitig erfassen, verfolgen und bekämpfen können. Das System wird von Lockheed Martin produziert und gilt als weltweit bestes Kampfsystem. Das Luftüberwachungsradar ist an Bord der „Ticos“ ist das SPS-49 , das eine Reichweite von 250 nm aufweist und auf dem achternen Mast installiert ist. Das Oberflächensuchradar, Typ SPS-55 auf dem vorderen Mast hat eine Reichweite von 50+ nm, während sich das Navigationsradar SPS-64 auf der Brück befindet. Die Geschütze werden vom SPQ-9 von Norden Systems kontrolliert, dieses befindet sich ebenfalls auf dem vorderen Mast, während die Luftabwehrraketen vom SPG-62 gesteuert werden, wovon sich jeweils zwei Geräte auf beiden Deckshäusern befinden.

Das Sonarsystem an Bord ist das SQS-53 Sonar, das sich im Bug des Schiffes befindet, kann sowohl im aktiven wie auch im passiven Modus arbeiten. Hinter dem Schiff kann ein SQR-19 Schleppsonar geschleppt werden. Das Sonarsystem des Schiffes ist außerdem in der Lage, Signale von Sonarbojen zu empfangen und zu verarbeiten.

Die Systeme zur elektronischen Kampfführung bestehen aus dem SLQ-32. Die Antennen, die sich zwischen den Deckhäusern befinden, können für Fernmelde- und elektronische Aufklärung sowie als Störsender eingesetzt werden. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die anfliegende Raketen sowohl mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen.

Luftfahrzeuge

Die ersten beiden Einheiten waren nur in der Lage, Helikopter von Typ Kaman SH-2 Seasprite mitzuführen. Alle weiteren Einheiten, sowie die beiden ersten nach einer erfolgten Nachrüstung, haben den vielseitigeren Sikorsky SH-60 Seahawk an Bord. Das Landedeck befindet sich achtern der Aufbauten, wobei der achterne Decksaufbau aus Hangar für zwei Helikopter dient.

Einsatzprofil

 
Die USS Vella Gulf (CG 72) (oben) eskortiert mit dem Zerstörer Bulkeley die George Washington

Die Schiffe der Ticonderoga-Klasse entsprechen dem klassischen Profil eines Kreuzers. Auf Grund der Kapazitäten gegen Luft- sowie Über- und Unterwasserziele können sie unabhängig von einer Flotte operieren, zum Beispiel zur Überwachung (oder auch Störung) von Seewegen. Durch das spätere Hinzufügen von Marschflugkörpern konnten neben den so genannten Blue-Water-Aufgaben (also Missionen auf hoher See) auch Operationen an der Küste durchgeführt werden. Innerhalb von Flottenverbänden können die Einheiten als Flaggschiff dienen, es existiert eine Kommandozentrale, in der der Flottenadmiral Daten von anderen Schiffen zusammengefasst präsentiert bekommen kann.

Ebenfalls möglich ist der Einsatz als Geleitschutz. Zu einer Carrier Vessel Battle Group gehören für gewöhnlich zwei „Ticos“, so dass die Schiffe an den letzten beiden Golf-Kriegen, am Afghanistan-Feldzug sowie am Kosovokrieg teilgenommen haben, wobei auch Tomahawk-Marschflugkörper gegen Landziele von Ticos eingesetzt worden sind.

Unfälle & Unglücke

 
Kollision der USS Yorktown (CG 48) mit einer sowjetischen Fregatte

Es gab mehrere Unglücke im Zusammenhang mit Schiffen der Ticonderoga-Klasse. Die meiste öffentliche Aufmerksamkeit erhielt die USS Vincennes (CG-49), die 1988 im persischen Golf operierte, als ihr Aegis einen als feindlich klassifizierten Luftkontakt anzeigte, den die Vincennes schließlich abschoss. Jedoch handelte es sich nicht wie angezeigt um eine iranische F-14 Tomcat sondern um einen zivilen Airbus A300 der Iran Air. Bei dem Abschuss kamen 290 Menschen ums Leben.

Ebenfalls 1988 ereignete sich im Schwarzen Meer ein Zwischenfall, als die USS Yorktown (CG-48) ihr Recht auf friedliche Durchfahrt durch die Hoheitsgewässer der Sowjetunion wahrnehmen wollte, wobei sie von einer sowjetischen Fregatte der Krivak-Klasse erst abgedrängt und später gerammt wurde.

1996 kollidierte die USS Leyte Gulf (CG-55) während einer Übung mit der USS Theodore Roosevelt (CVN-71), als diese ihr Tempo plötzlich verringerte. Dabei wurde das Heck des Flugzeugträgers und der Bug des Kreuzers schwer beschädigt, die Kosten für die Reparaturen lagen bei 16 Mio. Dollar.

Quellen


Vorlage:Kreuzer der Ticonderoga-Klasse


  NODES
Note 6
Project 1