Virginia-Klasse (2004)
Die USS Virginia (SSN-774) an der Wasseroberfläche | |
Klassendetails | USN Jack |
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U-Boot-Typ: | Jagd-U-Boot |
Bauzeit: | Von 1999 bis ~ 2020 |
Anzahl Einheiten: | geplant 30 |
Technische Daten | |
Länge: | 115 Meter |
Breite: | 10,4 Meter |
Tiefgang: | 9,5 Meter |
Verdrängung: | 7.925 Tonnen getaucht |
Antrieb: | S9G Druckwasserreaktor, Pump Jet |
Geschwindigkeit: | 25+ Knoten |
Tauchtiefe: | ca. 300 Meter |
Besatzung: | 134 |
Die Virginia-Klasse ist eine Klasse von Angriffs-U-Booten der US Navy. Sie wurde in den 1990er Jahren geplant und wird seit 1999 gebaut. Die Klasse soll bis zu 30 Einheiten erhalten und damit im 21. Jahrhundert das Rückgrat der amerikansichen U-Boot-Flotte bilden.
Geschichte
Planung & Bau
Die Virginia-Klasse wurde im NSSN-Programm (New Attack Submarine) als Ersatz für die frühen Boote der Los-Angeles-Klasse geplant, nachdem von der Seawolf-Klasse nur drei Einheiten finanziert werden konnten. Die Klasse wurde als erste Klasse nach dem Ende des Kalten Krieg entwickelt, so dass speziell auf die Veränderung der geopolitischen Situation eingegangen werden konnte.
Der Bau erfolgt auf den Werften von Electric Boat und Newport News Shipbuilding, wobei EB große Teile des Rumpfes sowie Maschinenräume und Kontrollzentrum baut, während NNS unter anderem Bug, Heck, Turm sowie die Torpedoräume fertigt.
Ursprünglich wurde die Klasse auch als eine kostengünstigere Alternative zu den zwei Mrd. $ teuren Seawolfs geplant. Einsparungen sollten dabei vor allem mit dem Einsatz von Teilen „von der Stange“ erreicht werden, insbesondere bei der Computerisierung und Vernetzung der Boote. Allerdings wurde ein industrial arrangement (eine Art Vereinbarung zwischen den Werften und der Navy) nötig, um Electric Boat und Newport News Shipbuilding am Leben zu erhalten. Unter anderem daraus resultieren Kosten von bis zu 2,6 Mrd $ für ein Schiff. Die Kosten der späteren Einheiten könnten unter die Marke von 2 Mrd. Dollar sinken, wenn drei oder gar vier Einheiten pro Jahr gebaut werden.Vorlage:Ref
Im Januar 2005 wurde bekannt, dass das Programm, welches insgesamt ein Budget von 81,3 Mrd. Dollar aufweist, auf Grund des Haushaltsdefizits der USA gekürzt werden sollVorlage:Ref.
Modifikationen
Die Boote werden in drei Modifikationsstufen, so genannten Flights, ausgeliefert. Unter anderem wird darüber nachgedacht, eine mittschiffs liegende Sektion so zu bauen, dass sie leicht ausgetauscht und so der Mission einer Fahrt angepasst werden kann. Dies könnte zum Beispiel unterschiedliche Waffenkonfigurationen oder einen Hangar für kleine Unterwasserfahrzeuge betreffen. An fünf bis sechs Booten soll außerdem das Advanced Sail getestet werden, ein stromlinienförmiger Turm, der neben besseren Taucheingenschaften vor allem eine Erhöhung des umschlossenen Raums innerhalb des Turms mit sich bringt, in dem ebenfalls ein kleiner Hangar integriert werden kann. Mit dem Transformational Technology Core soll ein neuer Kern für den Reaktor entwicklet und auf späteren Booten eingebaut werden, welcher 30 - 50% mehr Energie liefert.
Gegenwart & Zukunft
Im April 2006 war erst eine Einheit bei der Navy in Dienst gestellt, die USS Virginia wurde im Oktober 2004 übergeben. Die nächste Einheit soll im Sommer 2006 fertiggestellt werden, danach bis 2008 jährlich eine weitere. Bisher sind neun Einheiten genehmigt worden, die Navy hofft, bis 2020 30 Einheiten geliefert zu gekommen, wobei zwischen 2010 und 2016 je zwei Boote pro Jahr gebaut werden sollen, in den letzten drei Jahren dann drei pro Jahr.
Bis 2020 wird die Zahl der Los-Angeles-Boote auf unter 25 gesunken sein, so dass die Virginia-Klasse den Großteil der Flotte stellen soll. Die Boote werden mindestens bis Mitte des 21. Jahrhunderts in Dienst bleiben, weshalb bisher nichts über die Planung einer Nachfolgerklasse bekannt geworden ist.
Technik
Rumpf
Der Rumpf der Virginia-Klasse ist 115 Meter lang, und damit knapp länger als die Rümpfe der beiden Vorgänger-Klassen. Innerhalb des Rumpfes sind die einzelen Abteilung gepolstert gelagert, um die Geräuschentwicklung zu minimieren. Die Tiefenruder sind am Bug direkt an der Druckhülle angebracht; die Vorderen sind einziehbar während die Hinteren, die sich direkt vor dem Antrieb befinden, fest sind. Die Steuerung erfolgt nicht, wie bei früheren Klassen, über ein Steuerhorn, sondern über einen Sidestick, der die Befehle elektrisch, ähnlich modernen Flugzeugen, an die Ruder überträgt.
Antrieb
Der Antrieb besteht aus einem Druckwasserreaktor von Typ S9G (S für Submarine, 9 für die neunte Generation von Atomreaktoren für U-Boote, G für den Hersteller, General Electric). Dieser überträgt fast 30 MW oder 40.000 PS über zwei Turbinen auf eine einzelne Welle, welche in einem Wasserstrahlantrieb abschließt. Der Vorteil dieses bei U-Booten erstmals bei der britischen Trafalgar-Klasse angewandeten Technik ist vor allem eine Reduktion des vom Antrieb abgestrahlten Schalls. Welche Geschwindigkeit die Boote tatsächlich erreichen können ist unbekannt, die Navy spricht von „25+ Knoten“.Vorlage:Ref
Bewaffnung
Die Virginias sind mit vier Torpedorohren vom Durchmesser 21 Zoll (533 Millimeter) ausgerüstet, aus denen neben dem Standardtorpedo Mark 48 ADCAP auch gekapselte Marschflugkörper vom Typ UGM-109 Tomahawk beziehungsweise der auf der Basis des Tomahawk gebaute Seezielflugkörper Tomahawk Anti-Ship Missile (TASM) oder die ältere UGM-84 Sub Harpoon abgeschossen werden können, außerdem können Seeminen gelegt werden. Jedes Boot hat ein Vertical Launching System mit 12 Rohren, aus denen ebenfalls Raketen der Tomahawk-Familie verschossen werden können. Im Inneren des U-Bootes gibt es Platz für 24 Ersatzwaffen.
Gegen einen auf ein Boot der Virginia-Klasse abgeschossenen feindlichen Torpedo können Köder eingesetzt werden. Diese entweder passiven (imitieren die Geräusche eines U-Bootes) oder aktiven (erzeugen Luftblasen, durch die Schallenergie nicht hindurchdringen kann) können aus 14 an der Hülle montierten Halterungen gelöst werden sowie durch eine (nachladbare) Luke ausgestoßen werden.
Sensoren & Elektronik
Zur Erkennung anderer Schiffe dient bei den Booten der Virginia-Klasse ein Kugelsonar im Bug, das sowohl Schallwellen aussenden kann, um auf das Echo anderer Schiffe zu lauschen (aktiv), wie auch (passiv) auf Schraubengeräusche (Kavitation) anderer Schiffe zu lauschen. Außerdem können die Boote zwei Schleppsonare ausfahren, nachgeschleppte Ketten mit passiven Sonarsensoren. Die Sensoren befinden sich bis zu einem Kilometer hinter dem Boot, wodurch die Verfälschung des Sonarbildes durch die eigenen Betriebsgeräusche vermindert wird. An den Seiten der Hülle sind mehrere passive Sensoren (Lightweight Wide Aperture Array von Northrop Grumman Electronic Systems) angebracht, die auf faseroptischen Sensoren beruhen, nicht wie ältere Systeme auf Keramik. Am Turm sowie am „Kinn“, also unter dem Kugelsonar außen an der Hülle, befindet sich außerdem ein aktives Hochfrequenzsonar, das zum Aufspüren von kleinen Objekten wie zum Beispiel Minen dient. Die Daten werden vom BQQ-10(V4) sonar processing system verarbeitet.
Für Navigation im aufgetauchten Zustand existiert am Turm ein Radar vom Typ BPS-16 von Litton Marine Systems, das auf dem I-Band, also zwischen 8 und 10 GHz, funkt. Für die Kommunikation stehen mehrere Antennen zur Verfügung, unter anderem Hochfreuquenzantennen für die Kommunikation über Satelliten sowie Extremniederfrequenzantennen, über welche kurze Codegruppen auch bei großer Tauchtiefe empfangen werden können.
Die Boote der Virginia-Klasse haben kein herkömmliches Periskop über Prismen mehr, sondern zwei fotonische Masten Typ BVS-1 , die Hochleistungskameras mit Infrarot-Sensoren und Bildverstärkern enthalten. Der Mast für Elektronische Kampfführung (EW: electronic warfare) ist in den Periskopen integriert, ebenso ein lasergestützter Entfernungsmesser. Der Vorteil des verwendeten Systems ist, dass der Mast nicht mehr durch die Druckhülle in die Kommandozentrale geführt werden muss, da die ermittelten Daten von den Masten über Lichtwellenleiter in das Control Center des U-Boots übertragen werden.
Einsatzprofil
Die Boote der Virginia-Klasse sind für ein weites Spektrum an Missionen geplant worden. Neben den klassischen Kampfeinsätzen gegen Über- sowie Unterwasserschiffe und gegen Landziele sowie als Sonarvorposten für Trägerkampfgruppen oder ähnliche Verbände ist die Klasse auch für littoral warfare (dt. etwa: Küstennahe Kampfführung) entwickelt worden. Darunter fallen etwa Sonarcomputer, die auch in den schwierigen Wasserverhältnissen in flachem Wasser (u. a. ungewönhliche Konvergenzzonen sowie Thermoklinen) möglichst klare Ergebnisse bieten. Dazu können die Boote Unmanned Underwater Vehicles (Drohnen für den Unterwassereinsatz) starten und steuern. Mit diesen können Bereiche aufgeklärt werden, in denen ein U-Boot auf Grund geringer Wassertiefe nicht eingesetzt werden kann, außerdem sind diese gut für die Aufspürung von Minenfeldern geeignet. Über den EW-Mast kann elektronische Aufklärung betrieben werden, außerdem existiert eine Kammer, aus der Taucher für Special Operations ein- und aussteigen können.