Anne Boleyn

zweite der sechs Ehefrauen König Heinrichs VIII., Mutter von Elisabeth I. (ca. 1501-1536)
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Anne Boleyn[1] [bʊl'ĭn, bʊ-lĭn'], 1. Marquise von Pembroke (* 1501[2] oder 1507[3], wahrscheinlich in Blickling/Norfolk; † 19. Mai 1536 in London) war die zweite der sechs Ehefrauen von König Heinrich VIII. von England und Mutter der späteren Königin Elisabeth I. Sie wurde wegen angeblichen Ehebruchs und Hochverrats am 19. Mai 1536 enthauptet.

Anne Boleyn

Heirat und Scheidung von Anne Boleyn und König Heinrich VIII. waren ein Teil des beginnenden Abspaltungsprozesses Englands [4] von der römisch-katholischen Kirche (Siehe hierzu: Geschichte der Anglikanischen Kirche).[5] Die Scheidung Heinrichs von seiner ersten Frau Katharina von Aragón und die Heirat mit Anne Boleyn markiert den Beginn der englischen Reformation. Anne wurde später als Märtyrerin der englischen Protestanten gefeiert (vor allem in den Werken von John Foxe). [6] Anne Boleyn ist eine der bekanntesten der sechs Frauen von König Heinrich von England, da ihr Aufstieg zur englischen Königin ebenso schnell geschah wie ihr Niedergang. Sie wird von einigen Autoren und Biografen bis heute negativ beschrieben, die ihren Willen und ihren Ehrgeiz kritisieren.[7] Bis heute ist sie, aufgrund der ambivalenten historischen und neueren Darstellung, eine der umstrittensten und faszinierendsten Frauen an der Seite von Heinrich VIII.

Leben

Jugend

 
Handschrift von Anne Boleyn 1514

Anne Boleyns Geburtsdatum ist umstritten. In einer 1614 erschienenen Biographie über ihre Tochter Königin Elisabeth I. wird es mit 1507 angegeben. Neuere Forschungen lassen das Jahr 1501 als glaubhafter erscheinen. Ein von Anne Boleyn im Jahre 1514 verfasstes Schreiben ist eher einem 14 Jahre alten Mädchen zuzutrauen als einer Siebenjährigen. Wäre Anne 1501 geboren, wäre sie bei der Geburt ihrer Tochter Elisabeth bereits 32 Jahre alt gewesen, also aus damaliger Sicht recht alt für die Geburt eines ersten Kindes und etwa so alt wie Katharina von Aragon bei ihrem letzten Kind (Totgeburt 1518).

Auch Anne Boleyns Geburtsort ist unbekannt. Wahrscheinlich kam sie in Hever Castle oder Blickling zur Welt. Anne Boleyn entstammte väterlicherseits dem niederen Adel, mütterlicherseits der englischen Hocharistokratie. Ihr Vater war Thomas Boleyn, der als Diplomat Karriere am Hof König Heinrichs VII. machte. Ihre Mutter, Elizabeth Howard, war die Tochter des Herzogs von Norfolk. Anne hatte zwei Geschwister, George und Mary. Als Botschafter bei Margarete von Österreich, der habsburgischen Statthalterin der Niederlande, gelang es Thomas Boleyn im Jahre 1513, seinen Töchtern als Hofdamen an Margaretes Residenz in Mechelen den Einstieg in die Adelskreise zu sichern. Beide verbrachten zwei Jahre in Flandern und anschließend am französischen Königshof, wo Anne Hofdame von Claude de France und Renée de France war. Sie erwarb sich dort, als Mitglied des königlichen Haushaltes, eine ausgezeichnete Bildung und vermittelte später europäische Einflüsse in Kleidung und Kultur am englischen Hof. Auch soll ihr musikalisches Talent am Hof von Margarete von Österreich erkannt und gefördert worden sein, der zur damaligen Zeit die bekanntesten Musiker Europas anzog. Das Lied „O Death, Rock Me Asleepe“ soll von Anne komponiert worden sein, was von heutigen Historikern allerdings in Frage gestellt wird.[8] Zwar werden Anne von vielen Biografen Eigenkompositionen zugeschrieben, aber bei keinem dieser Lieder und Gedichte ist die Urheberschaft zweifelsfrei nachgewiesen.

Rückkehr nach England

Ein Jahr nach Mary Boleyn kehrte 1521 auch Anne nach England zurück, wo sie wie zuvor ihre Schwester zur Hofdame Katharinas von Aragón ernannt wurde, der ersten Gemahlin Heinrichs VIII. Der Grund für ihre Rückkehr nach England war der Plan ihres Vaters, Anne zu verheiraten – mit Unterstützung Heinrichs VIII. sollte sie James Butler, den vermögenden Erben eines Grafentitels ehelichen. Ihr Debüt am Hof gab sie bei einem Maskenball im März 1522, wo sie mit der Schwester des Königs und ihrer eigenen Schwester Mary Boleyn einen kunstvollen Tanz vorführte. Anne Boleyn wurde schnell als die eleganteste und vollendetste Frau am Hof bekannt.[9] Ihre Kleidung wählte sie nach der Mode des französischen Hofes und fiel mit ausgeschnittenen Roben und französischen Hauben auf, die mehr Haar zeigten als die normalen Hauben der englischen Damen. Anne fiel nicht nur durch ihre äußere Erscheinung auf, die durch einen dunklen Teint, sehr dunkle Haare und einen langen, schmalen Hals hervorstach, sondern auch durch ihren Witz, ihre außergewöhnliche Bildung und Schlagfertigkeit.[10] All das waren Eigenschaften, die im 16. Jahrhundert auf viele Männer besonders herausfordernd wirkten, da sich die meisten Damen gemäß der zeitgenössischen Sitte still, unterwürfig und demütig zu verhalten hatten.

Eine Romanze mit Henry Percy, 6. Earl of Northumberland, einem reichen Junggesellen, wurde auf Befehl des Königs beendet. Einige Biografen behaupten, die Heiratspläne zerschlugen sich, als Henrys Vater durch Kardinal Thomas Wolsey von der Beziehung der beiden informiert wurde. Genaueres über das Ende der Beziehung zu Henry Percy ist nicht bekannt, und auch die anerkannten Biografen von Anne und Heinrich sind sich unsicher, was der genaue Grund war.[11]

Ohwohl ihr der englische Dichter Sir Thomas Wyatt – der bereits verheiratet war – mehrere Gedichte widmete, war er nur ein Verehrer von Anne. Erst später wurden beiden eine nie bewiesene Affäre angedichtet, um Anne als notorische Ehebrecherin zu brandmarken. [12] Wyatt wurde 1527 von Heinrich auf eine diplomatische Mission nach Rom geschickt. 1536 wurde er angeklagt, eine geschlechtliche Beziehung zu Anne gehabt zu haben; die Klage wurde aber fallengelassen. Er wurde 1537 als englischer Botschafter nach Spanien geschickt.

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Anne Boleyn

Gedicht von Sir Thomas Wyatt (1503–1542), „Whoso List to Hunt, I Know Where Is An Hind“:

Wer da zu jagen wünscht, ich weiß ein Wild,
Nicht mir bestimmt, ach, ich vermag’s nicht mehr:
Ermüdet von vergeblicher Beschwer...
Wer da zu jagen wünscht...
Wie ich gar leicht verschwendet er die Zeit,
Graviert in Diamant und aufgereiht
Um ihren hübschen Hals man lesen kann:
Noli me tangere, Caesar bin ich geweiht,
Die zahm erscheint, doch wild die Fessel scheut.[13]

In diesem Gedicht nimmt Sir Wyatt schon Bezug auf das Interesse des Königs an Anne.

Anne und Heinrich

 
Mary Boleyn

Der König unterhielt zu dieser Zeit noch eine Liebesbeziehung zu Mary Boleyn, die er jedoch 1525 beendete. Ein Jahr, nachdem Mary aus Frankreich zurückkehrte (1519), heiratete sie am 4. Februar 1520 Sir William Carey, einen reichen und gutsituierten Höfling. Heinrich VIII. war als Gast zur Hochzeit eingeladen, und die Biografen von Heinrich wie auch von Anne Boleyn vermuten, dass der König die Braut schon kurz nach der Hochzeit zu seiner Mätresse machte. Die Beziehung zwischen beiden dauerte zwei Jahre und wurde nicht öffentlich gemacht, so dass Mary aus ihrem Status keine Vorteile ziehen konnte, wie beispielsweise die Mätressen der französischen Könige es taten. [14] Kurz nach Beendigung der Affäre mit dem König brachte sie ihre erstes Kind auf die Welt – einen Sohn, den sie Heinrich nannte.

Da Heinrich die Boleyn-Familie auf seinen Reisen besuchte, traf er möglicherweise bei diesen Gelegenheiten schon auf Anne und wurde so auf sie aufmerksam. Spätestens seit Ende 1526 war Heinrich VIII. in Anne Boleyn verliebt. Das bekannte englische Volkslied Greensleeves habe der König, wofür allerdings keine Beweise vorliegen, als Mittel seines Brautwerbens komponiert. Aus den Jahren 1527 und 1528 sind 17 Liebesbriefe des Königs an sie erhalten geblieben. Als Anne einige Tage nicht bei Hofe sein konnte, verfasste der König u. a. folgenden Brief an sie:

Meine Herrin und Freundin, ich und mein Herz geben sich in Eure Hände und bitten Euch, uns Eurer Gunst zu empfehlen und in Eurer Zuneigung zu uns nicht durch die Trennung nachzulassen. Es wäre zu grausam, unseren Kummer noch zu vergrößern, da Eure Abwesenheit uns schon genug bereitet (...) Da ich nicht selbst bei Euch sein kann, sende ich Euch, was meiner Person am nächsten kommt, mein Bild, in ein Armband gefasst (...) und wünsche mich an seine Stelle, wann es Euch gefallen mag. Dies von der Hand Eures ergebenen Dieners und Freundes; H.R.[15]
 
Heinrich VIII. (Gemälde von Hans Holbein)

Anne war das Schicksal abgelegter oder in Ungnade gefallener Mätressen durch ihren Aufenthalt in den Niederlanden, Frankreich, Österreich und das Beispiel ihrer eigenen Schwester bekannt. Die Geliebten des Königs konnten zwar am französischen Hof zu Macht, Reichtum und Einfluss gelangen, doch war ihr hoher Status immer von den Launen ihrer königlichen Liebhaber abhängig. Entzog der König seiner Mätresse die Aufmerksamkeit, fiel sie auch bei Hofe in Ungnade und wurde sogar von Dienern missachtet. Eine Absicherung mit Titeln, Gütern und Einnahmen war das Wichtigste, um sich auf ein späteres Leben in relativer Unabhängigkeit als ehemalige Geliebte zu sichern. Daher kannte Anne die Vor- und Nachteile solcher Affären im Hofleben und wusste, wie unsicher deren Stand war.

Ihr Beharren auf einer gültigen Ehe ist nicht nur ein Zeichen für ein großes Selbstbewusstsein von Anne. Es zeigt auch, dass Anne für sich, ihre Familie und ihre zukünftigen Kinder die größtmöglichste Sicherheit haben wollte, die Heinrich ihr bieten konnte: eine offiziell und gültig geschlossene Ehe. Außerdem wird Anne als stolze Frau beschrieben, die sich mit einer zweiten Position hinter der Königin sicher nicht zufriedengegeben hätte, auch nicht mit einem Ausschluss ihrer Kinder mit Heinrich aus der Thronfolge. Für ihre Familie bedeutete ihr offizieller Status als Königin von England eine gesellschaftliche Aufwertung. Viele Historiker schreiben dieses Streben nach Absicherung einem maßlosen Ehrgeiz und eiskaltem Kalkül von Anne Boleyn zu oder behaupten, dass Anne Heinrich systematisch verführte – einzig mit dem Ziel, englische Königin zu werden.[7] [16] Annes zielstrebige Forderung war zwar nicht alltäglich, insofern ihr Verhalten für eine Frau in der damaligen Zeit ungewöhnlich war,[17] stellte aber in der damaligen Zeit keine besondere Skrupellosigkeit dar. Ohne Mitleid schickte selbst Heinrich VIII. seine näheren Verwandten, Mitglieder der Familien Courtenay und Pole, wegen angeblicher Verschwörungen aufs Schafott, weil sie seinen eigenen Thronansprüchen (genauer gesagt, denen seiner Kinder) [18] im Weg standen. [19] Anne unterschied sich in ihrem Ehrgeiz und Handeln in nichts von ihren Zeitgenossen.

Anne Boleyn ließ sich durch das beharrliche Werben des Königs nicht beeindrucken. Ihre geschickte Taktik des Sich-Verweigerns entfachte umso größere Sehnsucht im König, von Anne endlich erhört zu werden. Unermüdlich bettelte Heinrich um Annes Liebe und Aufmerksamkeit. Es sind keine Briefe von Anne an den König erhalten geblieben, doch ließ sie ihn offenbar oft auf eine Antwort warten, denn in seinen Briefen beklagt er sich:

Obwohl es Euch, meiner Herrin, nicht gefallen hat, Euch an das Versprechen zu erinnern, welches Ihr mir bei unserer letzten Begegnung gegeben, dass ich nämlich von Euch Neuigkeiten erfahren und eine Antwort auf meinen letzten Brief erhalten solle, denke ich doch, es zieme sich für einen treuen Diener (da er doch anders nichts erfahren kann), sich nach dem Befinden seiner Herrin zu erkundigen. Um der Pflicht des treuen Dieners zu genügen, sende ich Euch diesen Brief und bitte Euch, mir über Euer Befinden Bericht zu geben (...) und damit Ihr öfter an mich denkt, lasse ich Euch durch diesen Boten einen Rehbock schicken, den ich gestern Abend mit eigener Hand erlegt, in der Hoffnung, dass Ihr öfter an mich denkt, wenn Ihr ihn verspeist.[15]

Ab dem Frühling 1527 scheint Heinrich immer stärker mit dem Gedanken beschäftigt gewesen zu sein, wie er seine Ehe mit Katharina beenden könnte, da Anne sich von ihm nicht zu einer königlichen Mätresse machen ließ. Da ihre Ehe nachweislich vollzogen worden war, schied dieser Grund für die Annullierung aus. Heinrich griff dann auf ein Argument des kirchlichen Eherechts zurück, das schon bei der Schließung der Ehe zunächst im Wege gestanden und nur durch einen päpstlichen Dispens hatte ausgeräumt werden können:

Wenn jemand die Frau seines Bruders nimmt, so ist dies eine schändliche Tat. Sie sollen ohne Kinder sein, darum dass er seines Bruders Blöße aufgedeckt hat.“ (3. Buch Mose 18,14)

Da Katharina von Aragón ihrem Mann nicht den ersehnten männlichen Thronfolger geboren hatte, wollte Heinrich aufgrund dieser Bibelstelle seine Ehe annullieren lassen, die eine Heirat mit der Witwe des eigenen Bruders untersagte; völlig unberührt vom päpstlichen Dispens aus dem Jahre 1503. Papst Klemens VII. zeigte kein Interesse, den Dispens seines Vorgängers Hadrian VI. aufzuheben, der die frühere Ehe mit Heinrichs Bruder annulliert hatte.[20]

Zudem hatte Papst Klemens VII. zu dieser Zeit dringendere Probleme, als die Ehe von Heinrich VIII. mit Katharina von Aragón zu scheiden. Er hatte seine Annäherung an Karl V. aufgegeben und erlebte im Mai 1527 den Sacco di Roma, die Plünderung Roms durch deutsche Landsknechte und spanische Söldner.[21]

Katharina, der Heinrichs Pläne nicht verborgen blieben, hielt an der Rechtmäßigkeit ihrer Ehe unerschütterlich fest. Im Mai 1529 entsandte Klemens VII. einen Vertreter, der gemeinsam mit Kardinal Thomas Wolsey den Vorsitz einer Kommission führen sollte, die mit der Untersuchung der Scheidungsfrage betraut war, bis Papst Klemens VII. anordnete, den Fall in Rom zu verhandeln. Der Zorn des Königs über diese päpstliche Entscheidung entlud sich über Kardinal Wolsey, der seiner Hinrichtung nur deswegen entging, weil er am 28. November 1530 starb. [22]

Während dieser Zeit erfüllte Anne dem König noch immer nicht seinen Wunsch, sie vollkommen zu besitzen. Heinrich behandelte Anne bei Hofe bereits als seine Ehefrau. So soll er sie vor aller Augen geküsst und sie mit Geschenken überschüttet haben. Bei Festen am Hof hatte sie den Vortritt vor den Schwestern von Heinrich, und ihrem Vater wurde der Titel eines Grafen von Suffolk verliehen.[23]

 
Thomas Cromwell (Gemälde von Hans Holbein)

Bis Juni 1531 hielt Heinrich das Bild der problemlosen Ehe mit Katharina für das englische Volk aufrecht. Offizielle Auftritte wurden von König und Königin absolviert. Ab Juli 1531 übernahm Anne für alle sichtbar die Rolle der Königin. Im Oktober 1532 begleitete sie Heinrich zu einem Treffen mit Franz I. nach Calais. Kurz vor dieser Reise ernannte Heinrich sie zur Marquise von Pembroke. Katharina musste für diese Reise ihre Kronjuwelen an Anne herausgeben, welche sie bei offiziellen Empfängen und auf Festen für alle sichtbar trug.

Wahrscheinlich gab Anne kurz nach ihrer Rückkehr aus Frankreich Heinrichs Werben endlich nach. Ende Dezember 1532 muss sie Heinrich mitgeteilt haben, dass sie schwanger sei. Heinrich musste nun schnell handeln, damit sein Kind legitim geboren werde. Am 25. Januar 1533 heiratete er Anne Boleyn in einer stillen Zeremonie in einer Kapelle in der Nähe des Greenwich-Palastes. Die Ehe wurde zunächst geheimgehalten, da Heinrich noch nicht geschieden war und in Bigamie lebte.

Lordkanzler Thomas Cromwell und der Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer wurden von Heinrich beauftragt, seine Ehe mit Katharina nun endlich – mit dem Anstrich der kirchenrechtlichen Korrektheit – scheiden zu lassen. Thomas Cranmer wurde am 30. März 1533 zum Erzbischof von Canterbury geweiht, da sich Heinrich von der Wahl Cranmers Unterstützung für seine Scheidung von Katharina versprach. Außerdem war Cranmer der Familienkaplan der Boleyns, so dass seine Unterstützung für die Beseitigung der Hindernisse, eine Heirat zwischen Anne und Heinrich möglich zu machen, für Heinrich sehr naheliegend waren. Cranmer erklärte die im Januar 1533 geschlossene Ehe Heinrichs VIII. mit Anna Boleyn für gültig. Damit zog er den Zorn des Vatikans auf sich, der mit einer päpstlichen Bannandrohung und ein Jahr später mit Bann antwortete. Heinrich VIII. erklärte daraufhin die Loslösung der englischen Kirche von Rom und sich selbst zu ihrem Oberhaupt. Am 23. Mai 1533 erklärte ein Scheidungsgericht die Ehe mit Katharina von Aragón für ungültig . Mit diesem ohne Zustimmung des Papstes vollzogenen Akt war der erste Schritt zum Bruch mit der römisch-katholischen Kirche und zur Errichtung der anglikanischen Staatskirche getan.

Ehe mit Heinrich VIII.

Schon als Geliebte des Königs hatte sich Anne nicht viele Freunde gemacht, und es gelang ihr auch als Ehefrau von Heinrich nicht, Verbündete zu gewinnen. So soll sich Anne bereits früh herrisch aufgeführt haben und Höflingen gegenüber hochfahrend und zornig aufgetreten sein. Da Anne einen zuweilen zynischen und sarkastischen Humor hatte, können ihre Worte schon damals oft fehlinterpretiert oder missverstanden worden sein. Ein Beispiel ihres sehr eigenen Humors war ihre Reaktion auf die Proteste, als sie Königin von England wurde. Für eine kurze Zeit wählte sie ein Motto, das sinngemäß bedeutete: Murrt, wie ihr wollt. So und nicht anders wird es sein.[24] Durch ihre scharfe Zunge machte sie sich also keine Freunde und wurde auch vom englischen Volk, das weiterhin Katharina von Aragón bewunderte, nur akzeptiert, nicht angenommen. [25] So soll während einer feierlichen Prozession am 31. Mai 1533 durch die Straßen von London zwar die ganze Stadt Anne in ihrer geschmückten Sänfte bewundert haben, aber nur ganz selten sollen Hochrufe zu hören gewesen sein. Die Londoner machten sich sogar lustig über die verschlungenen Initialen des Königs und der neuen Königin, H und A, und riefen – anstatt zu jubeln: HA! HA! HA!. Am 1. Juni 1533 fand Anne Boleyns Krönung zur englischen Königin statt, als sie bereits deutlich sichtbar schwanger war.

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Maria als junge Frau (Gemälde von Master John)

Zwei Wochen vor dem Geburtstermin zog sich Anne in ihr Wöchnerinnengemach nach Greenwich zurück. Am 7. September 1533 wurde sie von einem gesunden Mädchen entbunden, das den Namen Elisabeth – nach Heinrichs Mutter – erhielt. Der König zeigte sich enttäuscht, dass ihm wieder kein Sohn geboren wurde. Ein für die Tauffeier geplantes Turnier wurde von ihm abgesagt. Elisabeth wurde als erstes legitimes Kind von Heinrich ausgegeben und die inzwischen siebzehnjährige Prinzessin Maria zum Bastard erklärt.

Schon bald nach der Taufe von Elisabeth, die Heinrich nicht besuchte, schrieb er seiner Tochter Maria, dass sie den Titel Prinzessin von Wales an seine Tochter mit Anne Boleyn abgeben müsse, da Elisabeth nun vor ihr in der Thronfolge rangiere. Er verlangte von Maria weiter, dass sie die Gültigkeit seiner Ehe mit Anne anerkennen müsse, ebenso die Legitimität ihrer Halbschwester, was Maria ablehnte. Erzürnt wegen ihrer Weigerung veranlasste Heinrich, dass sie ihr Haus „Beaulieu“ räumen und nach Hatfield ziehen musste. Auch soll Maria auf die Anordnung, ihrer kleinen Schwester Elisabeth die Aufwartung als Prinzessin von England zu machen, mit den Worten reagiert haben, sie kenne keine andere Prinzessin von England als sich selbst.[26] 1536 schrieb Maria den von Heinrich geforderten Brief, in dem sie die Annullierung der Ehe ihrer Eltern, ihre eigene Illegitimität und Heinrich als Oberhaupt der englischen Kirche akzeptierte.[27]

Anne bemühte sich trotzdem um eine Annäherung zu Maria, unter der Bedingung, dass Maria sie als Königin akzeptiere. Maria reagierte mit einer kränkenden Antwort auf Annes Einladung, sie bei Hofe zu empfangen.

I know no Queen in England but my mother. But if you, Madam, as my father’s mistress, will intercede for me with him, I should be grateful. (Ich kenne keine Königin von England außer meiner Mutter. Aber wenn Sie, Madam, als meines Vaters Geliebte zwischen meinem Vater und mir vermitteln wollen, wäre ich dankbar. – sinngemäße Übersetzung)[26]

Anne wiederholte ihre Einladung an Maria, die wieder ablehnte. Nach dieser Absage von Maria bemühte sich Anne nie wieder um die Freundschaft ihrer Stieftochter.

Anne und Heinrich führten zunächst eine harmonische Ehe. Heinrich kümmerte sich weiterhin liebevoll um Anne und auch um seine jünste Tochter Elisabeth, die er oft mit sich herumtrug und mit der er spielte, wenn er sie in ihrem Haushalt besuchte.[28] In dieser Zeit war Anne vermutlich zweimal schwanger. 1534 endete eine Schwangerschaft der Königin mit einer Totgeburt im achten Monat. Andere Versionen berichten, dass sie die Schwangerschaft nur vorgetäuscht habe oder so verzweifelt gewesen sei, dass sie sich eine Schwangerschaft einbildete. Sicher ist, dass Anne Boleyn im Jahre 1534 und 1536 eine Fehlgeburt (einen Sohn) hatte. Anne brach nervlich völlig zusammen und soll auf die zweite Totgeburt hysterisch reagiert haben. Sie muss damals schon geahnt haben, dass Heinrich ihr langsam entglitt und dass ihr Temperament, ihr Witz, ihre Diskutierfreudigkeit, die ihn vor Jahren fasziniert hatten, Heinrich nun zunehmend von ihr entfernten. Im Sommer schrieb der venezianische Gesandte, der König von England sei „dieser neuen Königin schon müde bis zum Überdruss“.[29] Anders als Königin Katharina von Aragón sah Anne nicht über Heinrichs Seitensprünge hinweg. Auch aus Angst vor Konkurrenz beobachtete sie eifersüchtig ihre Hofdamen und machte dem König Vorwürfe, er würde sie vernachlässigen, wenn er seine Aufmerksamkeit anderen Personen widmete. Das Verhalten der Königin zeigt sehr stark ihre Angst. Solange sie Heinrich keinen Sohn geboren hatte, war ihre Position angreifbar und schwach. Solange Katharina von Aragón am Leben war, war Anne nicht die einzige Königin in England, und solange Maria lebte, war Elisabeth nicht die einzige potenzielle Thronerbin.

Auch das Urteil von Papst Klemens VII. beunruhigte Anne zusätzlich. Dieser hatte sich im März 1534 zu Gunsten Katharinas für die Rechtmäßigkeit ihrer Ehe mit Heinrich entschieden. Umgehend wurde vom englischen Parlament eine Suprematsakte verabschiedet, welche den englischen König zum Oberhaupt der Kirche Englands erklärte. Ein Nachfolgegesetz bestätigte außerdem die Gültigkeit der Ehe mit Anne Boleyn. Damit war im Januar 1535 der endgültige Bruch mit der römisch-katholischen Kirche vollzogen.

Anne fällt in Ungnade

 
Jane Seymour

Mit der zweiten Fehlgeburt verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Heinrich und Anne. Sie hatte die Hoffnungen des Königs zum zweiten Mal enttäuscht und war bei Hofe umgeben von Menschen, die auf jedes Zeichen warteten, dass das Interesse des Königs an Anne nachlassen würde. Selbst die königlichen Botschafter aus Frankreich hofierten Maria und Anne, wobei sie Maria als inoffizielle Prinzessin vorzogen, zuerst besuchten und Königin Anne damit offen düpierten.[26] Der einzige Mensch, dem Anne vertraute, war ihr Bruder George Boleyn und dessen Frau Lady Jane Rochford – deren Aussagen sie im späteren Prozess schwer belasteten.

Mit Jane Seymour hatte Heinrich zu dieser Zeit bereits die nächste Ehekandidatin ins Auge gefasst. Ironischerweise war Annes größter Schutz, dass Katharina von Aragón noch lebte, denn Heinrich befürchtete, wenn er die Ehe mit Anne für ungültig erklären würde, wäre die Ehe mit Katharina automatisch wieder gültig. Daher wurde durch den Tod Katharinas von Aragón Annes Schicksal besiegelt. Annes Fehlgeburt geschah einige Tage vor Katharinas Tod.

Der König fühlte sich durch Annes Totgeburten von ihr betrogen und verfiel in Selbstmitleid. Wie bei Katharina versuchte er sich herauszureden, er sei von Anne verhext worden. Dies sei auch der Grund, wieso ihm Gott einen Sohn versagte. Heinrich versuchte Argumente gegen Anne zu finden, die ihn normalerweise zu seiner Frau Katharina (hätte sie weiter gelebt) zurückgeführt hätten.

 
Katharina von Aragón

Der englische Hof reagierte schnell auf das nachlassende Interesse und den steigenden Stern von Jane Seymour. Die genauen Gründe für eine Intrige gegen Anne bei Hofe lassen sich heute nicht mehr genau nachvollziehen und überprüfen. Daher wird von einigen Historikern vermutet, dass die ehrgeizigen Brüder von Jane Seymour zusammen mit Thomas Cromwell schon länger die Absetzung und Anklage von Anne planten und gezielt Gerüchte und Verdächtigungen gegen Anne streuten, sie habe seit längerem Affären mit anderen Männern, zu denen auch ihr eigener Bruder gehörte. [26]

Am 1. Mai 1536 begleitete Anne den König zu einem Turnier in Greenwich. In der Pause zwischen den Kämpfen wurde dem König eine dringende Nachricht überbracht, deren Inhalt bis heute unbekannt ist. Daraufhin verließ Heinrich das Turnier. Anne sah ihren Mann nie wieder. Einen Tag später wurde sie in Greenwich verhaftet und vor eine Kommission unter dem Vorsitz ihres Onkels – des Herzogs von Norfolk – gebracht.

Prozess und Hinrichtung

Heinrich hatte mit Jane Seymour bereits eine zukünftige Ehefrau ins Auge gefasst. Nach dem Tod von Katharina von Aragón stand nun noch Anne der neuen Ehe im Weg. Da Heinrich durch die vom englischen Parlament verabschiedete Suprematsakte an eine gültige Ehe mit Anne gebunden war, musste ein anderer Weg gefunden werden, Anne von ihm zu trennen. Hätte Heinrich der Suprematsakte offen widersprochen und seine Ehe annullieren lassen, wäre sein Ruf in ganz Europa gefährdet gewesen. Daher blieb ihm für die Trennung von Anne nur ein Weg: eine Anklage, auf der der Tod stand, und ein Prozess, der sicher mit dem Todesurteil enden würde.

 
Portrait von Thomas Howard, Onkel von Anne Boleyn (Gemälde von Hans Holbein)

Anne Boleyn wurde am 2. Mai 1536 wegen mehrfachen Ehebruchs, inzestuöser Beziehungen zu ihrem Bruder und des Plans, den König umzubringen, angeklagt. Obwohl diese Anschuldigungen unbewiesen blieben, wurde sie wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.

Vermutlich war sie in allen Anklagepunkten unschuldig. Der Biograph ihrer Tochter, John E. Neale, hält es für denkbar, dass Anne, falls sie tatsächlich fremdgegangen sein sollte, dies getan hat, um schwanger zu werden. Auch andere Historiker neigen zu dieser Ansicht. Die Autorin Philippa Gregory greift diesen Gedanken in ihrem Roman The Other Boleyn Girl (deutsch: Die Schwester der Königin) auf und lässt Anne tatsächlich mit ihrem Bruder George ins Bett gehen. In einem Interview, das der englischen Ausgabe nachgestellt ist, erklärt die Autorin, Anne habe sich mit ihrem Bruder eingelassen, um wieder schwanger zu werden, und hält den Inzest für die Ursache von Annes Fehlgeburten. Antonia Fraser (The Six Wives of Henry VIII. (deutsch Die sechs Frauen Heinrichs VIII.)) hingegen bezeichnet diese Argumentation als „Rufmord“ an Anne Boleyn. Auch Katharina von Aragón hatte nach der Geburt von Maria nur unglücklich verlaufende Schwangerschaften. Historiker vermuten bis heute eine mögliche Syphiliserkrankung des Königs als Ursache für die Fehl- und Totgeburten seiner Frauen. Eine weitere hypothetische Erklärung für die vielen Fehlgeburten ist auch die Vermutung, dass Anne Boleyn Rh-negatives Blut hatte und ihr Mann Rh-positives. Kommen solche Blutgruppen durch die Eltern zusammen, verläuft die erste Geburt meist völlig normal, während folgende Schwangerschaften durch die Antikörper im Blut der Mutter zu Fehlgeburten und Frühgeburten führen.

Am 6. Mai 1536 schrieb Anne einen Brief an Heinrich: „Sire, das Missfallen Euer Gnaden und meine Einkerkerung sind für mich so seltsame Dinge, dass ich gar nicht weiss, was ich schreiben und wofür ich mich entschuldigen soll. (...) Kein Fürst hat je eine treuere Gattin in aller Pflicht und Zuneigung gehabt, als Ihr in Anne Boleyn gefunden habt. (...) Lasst mich verhören, guter König, aber gebt mir ein gerechtes Gerichtsverfahren, und lasst nicht meine geschworenen Feinde als meine Ankläger und Richter über mich zu Gericht sitzen. Ja, gebt mir ein öffentliches Gerichtsverfahren, denn meine Wahrheit wird keine öffentliche Schande zu fürchten haben. Dann werdet Ihr entweder meine Unschuld gereinigt, Euren Argwohn und Euer Gewissen zufriedengestellt, die Bosheit und Verleumdungen der Welt zum Schweigen gebracht oder meine Schuld öffentlich erklärt sehen, sodass, was auch immer Gott und Ihr über mich beschließen mögen, Euer Gnaden von einer öffentlichen Kritik befreit sein werden, und wenn meine Schuld dann gesetzlich erwiesen ist, wird Euer Gnaden sowohl vor Gott wie vor den Menschen freistehen, nicht alleine gesetzliche Strafe an mir als einer ungetreuen Gattin zu vollziehen, sondern auch Eurer Neigung, die bereits feststeht, zu folgen, um derentwillen ich da bin, wo ich jetzt bin (...) Meine letzte und einzige Bitte sei, dass ich allein das Gewicht von Euer Gnaden Missfallen zu tragen habe und dass es nicht die unschuldigen Seelen der armen Edelleute treffen möge, die, wie ich höre, ebenfalls in strengem Gewahrsam sind um meinetwillen (...) aus meinem kummervollen Gefängnis im Tower an diesem 6. Mai 1536, Eure allergetreuste und stets ergebene Gattin Anne Boleyn.“  [30]

 
Thomas Boleyn, Vater von Anne Boleyn (Künstler unbekannt)

Einen Tag nach Anne wurden ihre angeblichen Liebhaber verhaftet. Hierzu gehörten der Schatzmeister der königlichen Privatschatulle, Sir Henry Norris, die Kammerherren Sir Francis Weston und William Brereton, sowie der Musiker Marc Smeaton und Annes Bruder, George Boleyn, Lord Rochford. Mit Ausnahme von Smeaton wiesen alle Männer die Vorwürfe zurück. Antonia Fraser vermutet in ihrem Buch, Smeaton habe sich für seine verschmähte Liebe zu Anne rächen wollen und die Vorwürfe deshalb nicht zurückgewiesen.[31]

Ein Satz „... wenn dem König etwas zustieße, würdet ihr mich haben wollen.“, den Anne unbedacht zu Sir Norris sagte, wurde ihr im Prozess als Mordplan gegen den König ausgelegt. Der gesamte Prozess gegen Anne beruhte auf Erzählungen und Aussagen von Zeugen, die entweder vorbereitet wurden oder der Königin gegenüber schon lange feindlich gesonnen waren. So sagte Lady Rochford – ihre eigene Schwägerin – aus, Anne habe ihr einmal gesagt, „... dass der König unfähig sei, mit seiner Gattin zu schlafen, und weder Geschick noch Manneskraft besäße.[32]

Sir Henry Norris, Sir Francis Weston, William Brereton und Marc Smeaton wurden am 12. Mai 1536 in Westminster Hall zum Tode verurteilt. Anne und ihr Bruder George Boleyn mussten am 15. Mai vor das Tribunal, um sich der Anklage des Inzests zu stellen. Auch hier sagte Lady Rochford (die Frau von George und Schwägerin von Anne) aus, dass es zwischen den Geschwistern zu „ungehörigen Vertraulichkeiten“ gekommen sei. Weder Annes Onkel Thomas Howard, 3. Herzog von Norfolk, der den Vorsitz führte, noch Thomas Boleyn, der Vater von Anne und George, versuchten, den beiden zu helfen. Die Anschuldigungen gegen die Geschwister Boleyn wurden bereits von Zeitgenossen in Zweifel gezogen. Doch sie enthielten auch eine religiöse Komponente. Da George Boleyn bekennender Protestant war, wurde er von konservativen katholischen Kreisen noch lange Zeit als Verbrecher betrachtet. Als seine Witwe Jane Parker (Lady Rochford) im Jahre 1542 selbst hingerichtet werden sollte, bekannte sie, dass sie im Fall ihres Ehemanns gelogen hatte:

God has permitted me to suffer this shameful doom as punishment for having contributed to my husband’s death. I falsely accused him of loving in an incestuous manner, his sister, Queen Anne Boleyn. For this I deserve to die.“ (Gott hat mir dieses beschämende Schicksal auferlegt, weil ich zum Tod meines Ehemannes beigetragen habe. Ich habe ihn falsch beschuldigt, seine Schwester Königin Anne Boleyn in Blutschande geliebt zu haben. Dafür habe ich den Tod verdient.)
 
Thomas Cranmer (Künstler unbekannt)

Am 17. Mai 1536 wurden zwei der fünf verurteilten Männer auf dem Tower Hill hingerichtet. Annes Hinrichtung wurde um zwei Tage verschoben, denn vorher erklärte Thomas Cranmer ihre Ehe mit Heinrich für ungültig und die Tochter Elisabeth zum Bastard.

Zur Hinrichtung seiner Ehefrau am 19. Mai 1536 ließ Heinrich den französischen Henker Jean Rombaud aus Frankreich kommen, einer der wenigen Scharfrichter, die schnell mit dem Schwert statt mit dem Beil töteten. Eine Gruppe von Beamten hatte sich im Tower versammelt, um die Hinrichtung zu beobachten. Auf dem Schafott hielt die Todgeweihte eine kurze Rede.

Good Christian people, I am come hither to die,
for according to the law, and by the law I am judged to die,
and therefore I will speak nothing against it.
I am come hither to accuse no man,
nor to speak anything of that,
whereof I am accused and condemned to die,
but I pray God save the king
and send him long to reign over you,
for a gentler nor a more merciful prince was there never:
and to me he was ever a good, a gentle and sovereign lord.
And if any person will meddle of my cause,
I require them to judge the best.
And thus I take my leave of the world and of you all,
and I heartily desire you all to pray for me.
O Lord have mercy on me, to God I commend my soul.
To Jesus Christ I commend my soul; Lord Jesus receive my soul.[33]
Gute christliche Leute, ich bin hierher gekommen, um zu sterben,
denn gemäß dem Gesetz und durch das Gesetz wurde ich verurteilt zu sterben,
und daher werde ich nicht dagegen sprechen.
Ich bin hierher gekommen weder, um einen Menschen anzuklagen,
noch irgend etwas darüber zu sagen,
weshalb ich angeklagt und zum Tod verurteilt wurde.
Aber ich bete: Gott schütze den König.
Möge er noch lange über euch herrschen.
Denn einen sanftmütigeren und nachsichtigeren Fürsten
als ihn gab es nie.
Mir war er stets ein guter, freundlicher und gnädiger Herr.
Und wenn irgendeine Person sich in meine Sache einmischt,
so verlange ich von ihm, aufs Beste zu urteilen.
Und so nehme ich meinen Abschied von der Welt und Euch allen,
und ich wünsche mir herzlichst von Euch, für mich zu beten.
Oh Herr, habe Gnade mit mir, zu Gott empfehle ich meine Seele.
An Jesus Christus empfehle ich meine Seele, Herr Jesus empfange meine Seele.

Sie gestand ihre Schuld nicht, vermied es aber auch, den König anzugreifen. Wahrscheinlich befürchtete sie, er würde in diesem Fall Rache an ihren Verwandten einschließlich ihrer gemeinsamen Tochter Elisabeth nehmen. Anne Boleyn wurde kniend, mit verbundenen Augen und erhobenem Kopf hingerichtet. Bereits elf Tage nach Annes Tod, am 30. Mai 1536, heiratete Heinrich seine dritte Frau, Jane Seymour.

An der Hinrichtungsstätte im Londoner Tower befindet sich eine Gedenktafel. Ihr Körper wurde ohne Erinnerungstafel unter dem Kirchenschiff der Kapelle des Towers begraben. 1876 wurden die sterbliche Überreste der dort liegenden Personen in die Gruft der Kapelle überführt.

Verhältnis zu Elisabeth

 
Wappen von Anne Boleyn bzw. Elisabeth I. von England

Von Elisabeth heißt es, sie habe in ihrem späteren Leben praktisch nie von ihrer Mutter gesprochen. Erinnerungen an ihre Mutter wird sie allerdings auch kaum gehabt haben, da sie bei Anne Boleyns Tod erst zwei Jahre und acht Monate alt war und zudem seit ihrem dritten Lebensmonat in eigener Hofhaltung lebte.[28] Obwohl Elisabeth sich in der Öffentlichkeit stets mit ihrem Vater identifizierte und oft betonte, die Tochter Heinrichs VIII. zu sein, scheint sie privat auch das Andenken an ihre Mutter wachgehalten haben[34]. Auch nahm sie den Kaplan ihrer Mutter, Bischof Matthew Parker, in ihre Dienste. Darüber hinaus protegierte Elisabeth die Verwandten ihrer Mutter und übernahm Anne Boleyns Wappen. Die einzige Veränderung am Wappen ihrer Mutter war, dass bei Elisabeth Blumen aus dem Baumstumpf sprießen.

Kinder

Kinder mit Heinrich VIII., Heirat am 25. Januar 1533, die Ehe wurde 1536 annulliert:

  • Elisabeth I . (* 7. September 1533; † 24. März 1603)
  • Henry“ (* 1534; † 1534); Historiker sind sich unsicher, ob dieses Kind wirklich geboren wurde oder kurz nach der Geburt starb. Die Geburt selbst und das Geschlecht des Kindes sind nicht sicher belegt.
  • Edward“ (* 29. Januar 1536; † 29. Januar 1536)

Rezeption

Stimmen der Zeitgenossen: Legende und Mythos

Einer Legende nach soll Anne Boleyn einen Ring, der das Porträt von ihr und Elisabeth zeigt, kurz vor ihrem Tod Elisabeth als Andenken übergeben haben. Der Ring wurde nach Elisabeths Tod 1603 von ihrem Finger entfernt und James VI. von Schottland gegeben, um ihm den Tod Elisabeths zu beweisen. Der Ring befindet sich heute neben vielen weiteren Ausstellungsstücken im Museum by the chequers Trust.

Nach 1558 wurde Annes Schicksal von John Foxe – einem sehr konservativen Protestanten – aufgegriffen, der sie zur Schutzheiligen des englischen Protestantismus machte. Er behauptete, dass Gott ihre Unschuld und Tugend bewiesen habe, da später Elisabeth I. den englischen Thron erbte.

1576 veröffentliche der aus England geflüchtete Jesuitenpriester Nicholas Sander verschiedene Anschuldigungen gegen Anne Boleyn. So behauptete er u. a., Anne sei vielfach deformiert gewesen. Sie soll drei Brüste (Polymastie) und an jeder Hand sechs Finger (Polydaktylie) gehabt haben und die illegitime Tochter von Heinrich VIII. gewesen sein.

Moderne Rezeption

Theater und Oper

Oper

Im Jahr 1830 komponierte Gaetano Donizetti eine Belcanto-Oper unter dem Titel Anna Bolena, die auf Anne Boleyns Biographie fußt. Dabei handelt es sich um den ersten Teil der so genannten Tudor-Trilogie Donizettis, die mit Maria Stuarda (1834) und Roberto Devereux (1837) abgeschlossen wurde. Das zweiaktige Libretto von Felice Romani fokussiert auf den letzten Lebensabschnitts Anne Boleyns. Auf Schloss Windsor warnt sie ihre Rivalin Giovanna [sic] Seymour davor, nicht den Verlockungen von Glanz und Macht zu erliegen. Gleichzeitig gesteht sie ihrem früheren Liebhaber, der hier Lord Riccardo Percy heißt, dass sie die Verbindung zu ihm nur aus Ruhmsucht aufgegeben hat. Als König Enrico VIII. ein Medaillon Annas im Besitz ihres Pagen Smeton findet, deutet er dies als Beweis ihrer Untreue. Smeton bestätigt in einer Falschaussage, der Geliebte Annas gewesen zu sein. Kurz vor ihrer Hinrichtung im Tower zu London - die Glocken anlässlich der Vermählung Enricos mit Giovanna sind schon zu hören - wird Anna wahnsinnig. Dieses Motiv greift Donizetti in Roberto Devereux erneut auf.

Anna Bolena wurde am 26. Dezember 1830 im Teatro Carcano in Mailand uraufgeführt. Der Titelpart wurde seitdem unter anderem von Maria Callas, Joan Sutherland und Edita Gruberova interpretiert.


Theater

1969 wurde Maxwell Andersons 1947 entstandenes Theaterstück Anne of the Thousand Days unter dem Titel Königin für tausend Tage von Charles Jarrott verfilmt. In dem Historiendrama um die Ehe zwischen Anne Boleyn und König Heinrich VIII. agierte die franko-kanadische Schauspielerin Geneviève Bujold als Titelfigur, während der renommierte britische Theater- und Filmschauspieler Richard Burton König Heinrich mimte. Der Film wurde im Jahre 1970 mit vier Golden Globes prämiert und für zehn Oscars nominiert.

Musik

Franz Königshofer ließ sich von ihr 1955 zu einem Werk für Blasorchester, Anna Boleyn Symphonische Musik, inspirieren.

Der britische Rockmusiker Rick Wakeman zeichnet in seinem 1973 erschienenen Album The Six Wives of Henry VIII, im fünften Stück mit dem Titel Anne Boleyn/The Day Thou Gavest Lord Hath Ended, ein musikalisches Bild der Ehefrauen des Königs.

Film

  • 1905: Les Derniers moments d’Anne de Boleyn
  • 1911: Henry VIII.
  • 1913: Anne de Boleyn
  • 1920: Anna Boleyn
  • 1969: Anne of the Thousand Days
  • 1972: Henry VIII. an His Six Wives
  • 2003: Henry VIII.


2003 verkörperte Helena Bonham Carter Anne Boleyn im Film Henry VIII.

Mit Die Schwester der Königin schrieb Philippa Gregory 2002 einen Bestseller über die beiden Boleyn-Schwestern. Der Roman wurde 2003 mit Natascha McElhone verfilmt (Titel engl.: The Other Boleyn Girl). Für Ende 2006 ist eine zweite Verfilmung mit Natalie Portman und Eric Bana geplant.

Unterhaltungsliteratur

Literatur

  • E. Benger: Memoirs of the life of Anne Boleyn, Queen of Henry  VIII. J.E. Potter & Co, 1885, ISBN B-000-8BMQX-K.
  • Alison Weir: The Six Wives of Henry VIII. Pimlico Verlag, London 1991 ISBN 0712673849.
  • Retha M. Warnicke: The Rise and Fall of Anne Boleyn. Cambridge University Press, Cambridge 1989, ISBN 0-521-40677-3.
  • Antonia Fraser: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claassen Verlag, Berlin 1995 ISBN 3546000811.
  • Eric Ives: The Life and Death of Anne Boleyn. Blackwell Publishing Professional, 2005, ISBN 1-405-13463-1.
  • Philip W. Sergeant: The Life of Anne Boleyn. Kessinger Publishing, 2005, ISBN 1-417-92581-7.
  • E.W. Ives: Anne Boleyn. Blackwell Publishers, 1988, ISBN 0-631-16065-5.
  • William Hepworth Dixon: History of Two Queens. Catharine of Aragon. Anne Boleyn: Volume 3. Adamant Media Corporation, 2001, ISBN 0-543-95581-8.
  • Anka Muhlstein: Die Gefahren der Ehe – Elisabeth von England und Maria Stuart. Insel, Frankfurt, 2005, ISBN 13: 978-3458172734.
  • Helga Thoma: Ungeliebte Königin. Piper Verlag, München 2003, ISBN 3-492-23526-3.
  • Marita A. Panzer: Englands Königinnen. Piper Verlag, München 2003, ISBN 3-492-23682-0.
  • Eberhard Jacobs, Eva de Vitray: Heinrich VIII. von England in Augenzeugenberichten. Rauch Karl Verlag, 1969, ISBN 13: 978-3792003091.

Einzelbelege und Anmerkungen

  1. Der Name Boleyn wird in mittelalterlichen englischen Dokumenten auch „Bullen“ geschrieben. Ein Vorfahr der Boleyn Familie war Geoffrey Bullen, der 1459 Lord Mayor von London und geadelt wurde. Er kaufte Blickling Hall in Norfolk und Hever Castle in Kent, die durch Erbfolge an Annes Vater Thomas Boleyn fielen. Anne selbst nannte sich immer Boleyn, wahrscheinlich, weil diese Schreibweise in der Familie schon seit längerem gebräuchlich war und der französischen Übersetzung des Familiennamens am nächsten kam.
  2. Die Biografen Alison Weir (The Six Wives of Henry VIII.) und Eric W. Ives (The Life and Death of Anne Boleyn) vermuten in 1501 das warscheinlichste Geburtsjahr von Anne Boleyn.
  3. Vergleiche auch R.M. Warnicke, The Rise and Fall of Anne Boleyn
  4. Die Scheidung des Königs von Katharina von Aragon – gegen den päpstlichen Dispens und gegen das Urteil des Papstes – stellt den Beginn der englischen Reformation, der Gründung der Anglikanischen (englischen) Landeskirche und das Ende des alleinigen Einflusses des Papstes auf königliche Ehen und Scheidungen dar. Heinrich wurde später auch das Oberhaupt der englischen Kirche, der alleine über religiöse Fragen entscheiden konnte. Daher stellt die Heirat mit Anne Boleyn nicht nur eine Abspaltung in religiöser Hinsicht, sondern auch eine Abspaltung des Landes England von der römisch-katholischen Kirche dar
  5. Als unter Heinrich VIII. Streitigkeiten zwischen dem englischen Thron und dem Papst in Rom über die Rechtmäßigkeit der königlichen Ehen aufkamen, erklärten die Bischöfe Englands, dass sie in Heinrich, und nicht im Papst, das Oberhaupt der englischen Kirche sahen, womit sich die englische Kirche von Rom lossagte. Durch Heinrichs Suche nach einer Frau die ihm einen männlichen Thronfolger schenkt, brach er mit der römisch-katholischen Kirche, trennte diese von der Kirche Englands und setzte sich selbst als Oberhaupt der Kirche ein.
  6. Durch ihren Aufenthalt in den Niederlanden und Österreich kam Anne mit reformatorischen Ideen in Berührung. Ihr Bruder George Boleyn war bekennender Protestant.
  7. a b Vergleiche u. a. Memoirs of the life of Anne Boleyn, Queen of Henry VIII by E. Benger (from 1885 revised Edition) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Kritische Biografen“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  8. http://www.nellgavin.com/boleyn_facts/, Hinweis auf Annes Musikalität auf einer englischen Homepage
  9. Der französische Hof war schon zur Zeit Heinrich VIII. tonangebend in Mode, Tanz, Musik und Etikette. Durch ihren Aufenthalt in Frankreich war Anne am englischen Hof sozusagend „tonangebend“.
  10. http://englishhistory.net/tudor/annedesc.html
  11. http://englishhistory.net/tudor/ab-percy.html, Siehe auch The Romance Between Anne Boleyn and Henry Percy (in englisch)
  12. http://englishhistory.net/tudor/monarchs/boleyn-poems.html, Siehe auch Thomas Wyatt’s Poetry inspired by Anne Boleyn
  13. http://www.photoaspects.com/chesil/wyatt, Sir Thomas Wyatts Gedicht im Original, Deutsche Übersetzung aus: Marita A. Panzer, Englands Königinnen
  14. Vergleiche auch The Six Wives of Henry VIII von Alison Weir, S. 133–134
  15. a b http://englishhistory.net/tudor/lovelett.html, Briefe von Heinrich an Anne, in englisch, deutsche Übersetzung aus: Helga Thoma, Ungeliebte Königinnen
  16. Vergleiche auch Alison Weir, The Six Wives of Henry VIII. und Eric W. Ives, The Life and Death of Anne Boleyn
  17. Das Idealbild der Frau damals war das einer stillen, sittsamen und unterwürfigen Person, die nichts zu fordern hatte, sondern demütig die Entscheidungen ihres Vaters, ihres Mannes oder ihrer Brüder zu akzeptieren hatte.
  18. Nach den Rosenkriegen war Heinrich VIII. bewusst, dass Thronansprüche durch Nebenlinien durchaus zu einer Gefahr für ihn und seine Kinder werden konnten. Durch die Thronansprüche von Verwandten wurde Jane Grey für neun Tage Königin von England.
  19. Auch das Verhalten von Annes Vater und ihres Onkels während ihres Prozesses ist ein Beispiel für die Lage der damaligen persönlichen Prioritäten. Beide halfen oder unterstützten Anne und ihren ebenfalls angeklagten Bruder George in keiner Weise. Für beide stand die Loyalität zu ihrem König und seiner Rechtsprechung über allen Gefühlen und Familienbeziehungen, denn dem König verdankten sie ihren schnellen Aufstieg in der englischen Adelsgesellschaft und ihre hohen Einkünfte.
  20. Katharina war zuvor mit Heinrichs jüngerem Bruder Arthur verheiratet gewesen, der kurz nach der Hochzeit starb. Nach dem Willen von Heinrich VII. sollte nun der zwölfjährige neue Thronfolger, der künftige Heinrich VIII., Katharina von Aragón heiraten, sobald er 14 Jahre alt würde. Levitikus (das 3. Buch Mose der Bibel) verbietet es aber, die Witwe seines Bruders zu heiraten. Nachdem die Hofdamen jedoch bezeugt hatten, dass die Ehe mit Arthur wegen der Jugend des Paares nicht vollzogen worden sei, erteilte Papst Julius II. einen Dispens, und die Ehe mit Arthur Tudor wurde für ungültig erklärt. Ohne diesen Dispens hätte Heinrich VIII. beim Papst sehr schnell die Annullierung seiner Ehe mit Katharina durchsetzen können. Mit dem Dispens und dem Wunsch nach Annullierung der Ehe mit Katharina forderte Heinrich VIII. eine Ehescheidung gegen die päpstliche Autorität.
  21. Spanien und Frankreich kämpften um die Vorherrschaft in Italien. Papst Klemens VII. aus dem Hause der Medici hatte erfolglos versucht, beide gegeneinander auszuspielen. Deshalb beendete er 1526 die Allianz mit dem deutschen Kaiser und spanischen König Karl V. und schloss sich am 22. Mai der profranzösischen Liga von Cognac an. Der Heiligen Liga von Cognac gehörten neben Papst Klemens VII. noch der französische König Franz I., der Herzog von Mailand Francesco II. Sforza, die Republik Venedig und einige kleinere oberitalienische Herrscher an. Kaiser Karl V. hatte den französischen König Franz I. in der Schlacht bei Pavia gefangengenommen und von ihm den Verzicht auf Oberitalien gefordert. Um seine Freilassung besorgt, ging Franz I. auf die Forderungen ein, zog die Zusage aber nach seiner Freilassung umgehend wieder zurück. Die kaiserlichen Truppen, welche in Oberitalien kämpften, hatten schon seit längerem keinen Sold mehr erhalten. Da der Papst mit seiner Bündnispolitik gegen den Kaiser arbeitete, zogen die Söldner nach Rom und plünderten die Stadt.
  22. Heinrich VIII. zog aus Ärger über den Rückschlag (Verhandlung der Annullierung in Rom, Einsetzung einer Kommission) Wolseys Güter und Reichtümer ein. Heinrich wünschte die Ehescheidung, um sich mit Anna Boleyn, seiner Geliebten, zu vereinigen. Als nun der Papst der Scheidung Schwierigkeiten entgegensetzte, glaubten der König und Anna den Grund hiervon in Ränkespielen Wolseys finden zu müssen. Dieser wurde im Oktober 1529 gestürzt, musste seinen prächtigen Palast zu London – Palace of Whitehall – verlassen und sich auf das Landhaus in Esher, Surrey zurück ziehen. Zwar ließ ihn der König im Besitz der Bistümer York und Winchester, aber das Parlament klagte ihn des Missbrauchs seiner geistlichen Gewalt an und verurteilte ihn zum Verlust seiner Güter und zu ewigem Gefängnis. Heinrich VIII. begnadigte ihn, verwies ihn aber ins Erzbistum York, wo er zu Caywood seine Residenz aufschlug. Im November 1530 von neuem des Hochverrats angeklagt, sollte er nach London gebracht werden, starb aber unterwegs am 28. November in der Abtei Leicester.
  23. Vergleiche auch Marita A. Panzer, Englands Königinnen, S. 36–38: Die erste Stellung bei Hofe hatte neben dem König nur die Königin. Wenn der König eine andere Frau wie seine Ehefrau behandelte, beleidigte er öffentlich ihr Ansehen, ihre Familie und ihren Status. Der Skandal in Heinrichs Verhalten lag vor allem darin begründet, Anne zwar als Königin zu behandeln, aber weder von Katharina geschieden noch mit Anne offiziell verheiratet zu sein.
  24. http://www.nellgavin.com/boleyn_facts/#Her%20philosophy%20and%20personality: Beschreibungen über Annes Persönlichkeit, in englisch.
  25. http://englishhistory.net/tudor/prianne1.html
  26. a b c d http://englishhistory.net/tudor/monarchs/boleyn.html
  27. http://englishhistory.net/tudor/primary1.html
  28. a b Elisabeth wurde, wie es damals des Sitte entsprach, mit einem eigenen kleinen Haushalt versorgt und von den Eltern getrennt erzogen. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Elisabeths Haushalt“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  29. Vergleiche auch Marita A. Panzer, Englands Königinnen. Der Name des Gesandten ist durch Primärquellen nicht feststellbar.
  30. http://englishhistory.net/tudor/letter10.html, Originaltext englisch, deutsche Übersetzung des Briefes aus dem Buch von Helga Thoma: Ungeliebte Königinnen
  31. Vergleiche auch Antonia Fraser, Die sechs Frauen Heinrichs VIII.
  32. Vergleiche auch Helga Thoma, Ungeliebte Königinnen
  33. http://tudorhistory.org/primary/speech.html, Anne Boleyn’s Ansprache am Tage ihrer Exekution, 19. Mai 1536
  34. http://www.tudorhistory.org/groups/ring.jpg, Ein Beispiel dafür ist der Ring mit der Kapsel, in der sich ein Doppelporträt von ihr und ihrer Mutter befindet.
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