Surmeirische Sprache

bündner romanisches Idiom in Surmeir, Graubünden, Schweiz

Surmiran anhören/? (deutsch auch: Surmeirisch, Oberhalbsteinisch) ist ein bündnerromanisches Idiom und wird im Oberhalbstein und in Teilen des Albulatales im Kanton Graubünden gesprochen. Die Region wird auch Surmeir genannt.

Ursprüngliches Verbreitungsgebiet der einzelnen bündnerromanischen Idiome im Kanton Graubünden

Örtliche Verbreitung

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Surmiran wird in den Talschaften Albula und Oberhalbstein gesprochen. Die surmeirische Sprache gehört mit der sutselvischen Sprache zu den Mittelbündner Dialekten. Die Bezeichnung Surmeir (wörtlich: ob der Mauer) bezieht sich auf die Felswand Moir, das schwierigste Hindernis am Weg durch die Schynschlucht zwischen Scharans und Alvaschein und von jeher Grenze zwischen Domleschg und Albulatal. Auch die Bergüner Mundart, das Bargunsegner, gehört zum Surmiran; aus historischen bzw. konfessionellen Gründen – Bergün ist ein reformiertes Dorf in sonst katholischer Umgebung – ist die dortige Amtssprache jedoch das Oberengadiner Putèr. Das Gleiche galt einst für die seit geraumer Zeit germanisierte Gemeinde Filisur.

Sprachdifferenzierung

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Im Surmeirischen gibt es sehr ausgeprägte Dorfdialekte, die in der Regel stark von der gemeinsamen surmeirischen Schriftsprache abweichen. Definitionsgemäss wird als Schriftsprache der örtliche Dialekt von Stierva verwendet. Die Dialekte im Albulatal fallen durch ihren Reichtum an Diphthongen auf. Im Oberhalbstein und in Bergün hingegen ist das Phänomen der Diphthongverhärtung (aus louf wird locf) anzutreffen.

Sprachrückzug

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Übersicht des surmiranen Sprachgebiets

Das Surmiran hat, wie alle anderen Idiome auch, mit einem starken Rückgang zu kämpfen. Während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts fand in Mittelbünden (v. a. im Albulatal) eine starke Germanisierung statt. In gewissen Gemeinden des Albulatals wurde die bündnerromanische Sprache nahezu gänzlich durch die deutsche Sprache verdrängt.

Gemäss Volkszählung 2000 sprechen in Mittelbünden rund 2200 Personen die surmeirische Sprache. Dies entspricht – gemessen an der Einwohnerzahl der ursprünglich romanischsprachigen Gemeinden – einem Anteil von rund 28 %. Der Anteil der bündnerromanischsprachigen Bevölkerung in den Gemeinden variiert jedoch sehr stark. Während gewisse Gemeinden im Albulatal Bündnerromanischanteile von lediglich noch 10 % (z. B. Vaz/Obervaz und Bergün/Bravuogn) haben, sprechen in diversen Oberhalbsteiner Gemeinden mehr als 70 % bündnerromanisch (z. B. Salouf und Sur). Es gilt hier jedoch zu erwähnen, dass die Volkszählung nach der im alltäglichen Leben am häufigsten gebrauchte Sprache fragte. Dadurch haben viele Leute, die bündnerromanischer Muttersprache sind, das Deutsche als ihre Hauptsprache angegeben, da sie Deutsch häufiger gebrauchen.

Es folgt eine Übersicht der Bündnerromanischanteile in den Mittelbündner Gemeinden gemäss Volkszählung 2000 (nicht aufgelistet sind das seit dem 19. Jahrhundert germanisierte Filisur sowie die seit alters deutschsprachigen Walsergemeinden Mutten und Schmitten):

Wappen Name der Gemeinde Einwohner
total
Einwohner
bündnerromanisch
prozentualer
Anteil
  Alvaneu 403 68 16,9 %
  Alvaschein 154 62 40,3 %
  Bergün/Bravuogn 520 55 10,6 %
  Bivio 204 25 12,3 %
  Brienz/Brinzauls 117 37 31,6 %
  Cunter 198 101 51,0 %
  Lantsch/Lenz 485 178 36,7 %
  Marmorera 49 17 34,7 %
  Mon 86 45 52,3 %
  Mulegns 33 17 51,5 %
  Riom-Parsonz 327 209 63,9 %
  Salouf 205 159 77,6 %
  Savognin 882 468 53,1 %
  Stierva 128 85 66,4 %
  Sur 93 70 75,3 %
  Surava 250 27 10,8 %
  Tiefencastel 230 87 37,8 %
  Tinizong-Rona 369 185 50,1 %
  Vaz/Obervaz 2691 243 9,0 %

In Surmiran erscheint die regionale Wochenzeitung La Pagina da Surmeir.

Sprachbeispiel

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Lehrbuch Deutsch-Surmeir (1969)

Surmeirisch

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La golp era puspe eneda famantada. Cò ò ella via sen en pegn en corv tgi tigniva en toc caschiel an sies pecal. Chegl am gustess, ò ella panso, ed ò clamo agl corv: «Tge bel tgi te ist! Schi ties cant è schi bel scu tia parentscha, alloura ist te igl pi bel utschel da tots.»

Rumantsch Grischun

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La vulp era puspè ina giada fomentada. Qua ha ella vis sin in pign in corv che tegneva in toc chaschiel en ses pichel. Quai ma gustass, ha ella pensà, ed ha clamà al corv: «Tge bel che ti es! Sche tes chant è uschè bel sco tia parita, lura es ti il pli bel utschè da tuts.»

Der Fuchs war wieder einmal hungrig. Da sah er auf einer Tanne einen Raben, der ein Stück Käse in seinem Schnabel hielt. Das würde mir schmecken, dachte er, und rief dem Raben zu: «Wie schön du bist! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Aussehen, dann bist du der schönste von allen Vögeln.»

Literatur

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  • Faust Signorell (Red.): Vocabulari surmiran-tudestg/Wörterbuch deutsch-surmiran. Lehrmittelverlag des Kantons Graubünden, Chur 1999 OCLC 729110514; 20012, OCLC 890545759 (Wörterbuch für die 4.–9. Klasse).
  • Corrado Conforti, Reto Capeder, Linda Cusimano, Violanta Spinas Bonifazi: An lengia directa. En curs da rumantsch surmiran. Leia Rumantscha, Coira 1997– 2003, OCLC 759351610 (mehrteiliger Sprachkurs mit Audio-CD und separater Grammatik).
  • Gion Peder Thöny: Rumantsch-Surmeir. Grammatica per igl idiom surmiran. LR [Ligia Romontscha], Chur 1969, OCLC 2801965.
  • Gion Peder Thöny: Surmeir im Spiegel seiner Sprache. In: Bündner Schulblatt. Band 15 (1955–1956), Heft 2, ZDB-ID 1370163-0, S. 60–74 (doi:10.5169/seals-355890#182E-Periodica).

Literatur auf Surmiran wird unter anderem von der Lia Rumantscha in Chur herausgegeben.

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Commons: Surmiran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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