Szenen einer Ehe

Film von Ingmar Bergman (1973)
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Szenen einer Ehe (Originaltitel: Scener ur ett äktenskap) ist ein schwedisches Filmdrama von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1973. Der Film wurde als sechsteilige Fernsehserie[2] sowie in einer kürzeren Kinofassung gezeigt.

Film
Titel Szenen einer Ehe
Originaltitel Scener ur ett äktenskap
Produktionsland Schweden
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 1973
Länge 169 (TV 295/235) Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Ingmar Bergman
Produktion Lars-Owe Carlberg
Kamera Sven Nykvist
Schnitt Siv Lundgren
Besetzung
Chronologie

Am Beispiel des Paares Johan und Marianne zeigt der Film das Scheitern einer Ehe: Kurz nachdem die beiden Partner in einem Zeitschriftenartikel als vorbildliches Ehepaar präsentiert wurden, beginnt dessen harmonische Fassade zu zerbröckeln.

Handlung

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Die 35-jährige Rechtsanwältin Marianne und der 42-jährige Naturwissenschaftler Johan sind seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Die beiden werden als Musterehepaar für die Homestory einer Zeitschrift interviewt. Johan dominiert das Gespräch, Marianne erscheint als der passivere Teil der Beziehung.

Kurz nach Erscheinen des Artikels laden sie das befreundete Ehepaar Katarina und Peter zu sich nach Hause ein. Im Laufe des Abends kommt es zu einem erbitterten Streit zwischen ihren Gästen. Marianne fühlt sich in Bezug auf ihre eigene Ehe unbesorgt. Als sie wieder allein sind, meint sie zu Johan, das Hauptproblem der Ehe ihrer Freunde sei ein Mangel an Kommunikation. Johan ist anderer Ansicht.

Eine Mandantin Mariannes, Frau Jacobi, will sich nach 20 Jahren ohne offensichtlichen Grund von ihrem Mann scheiden lassen. Ihr Mann sei ein guter Vater und treuer Gatte, erklärt die Mandantin, und doch sei es eine „Ehe ohne Liebe“. Marianne wird nachdenklich. Später kommt es zur Diskussion mit Johan, weil er ihre Ehe in erotischer Hinsicht für reizlos hält und Marianne ihm keine Aufmerksamkeit zuteilwerden lasse.

Nach einer Dienstreise überrascht Johan sie mit der Mitteilung, dass er sich in die 23-jährige Studentin Paula verliebt habe und mit ihr ins Ausland gehen wolle, auch wenn er sich nicht sicher sei, dass ihre Affäre von Dauer sei. Er gesteht ihr, dass er schon seit vier Jahren über eine Trennung nachdenke. Vergeblich bittet Marianne ihn, die Reise abzusagen und ihrer Ehe nochmal eine Chance zu geben.

Zurück von seinem Auslandsaufenthalt besucht Johan Marianne. Er leidet unter der besitzergreifenden Liebe Paulas und hofft auf eine Professur an der Universität von Cleveland. Der gemeinsame Abend ist von einem unentschiedenen Bedürfnis nach Nähe und Distanz gezeichnet. Marianne liest Johan aus ihren privaten Aufzeichnungen vor, in denen sie bekennt, dass sie zeitlebens versuchte sich anzupassen, um anderen zu gefallen. Sie lässt erstmals das Wort Scheidung fallen. Später schlafen sie und Johan miteinander.

Schließlich verabreden Marianne und Johan die Unterzeichnung der Scheidungspapiere. Sie werden intim miteinander, dann kommt es wieder zum Wechselspiel von Streit und Versöhnung. Während Marianne von ihrer neu entdeckten Freiheit schwärmt, bekennt Johan, dass seine Beziehung zu Paula und seine beruflichen Pläne gescheitert seien. Marianne wirft ihm vor, nicht wirklich die Scheidung zu wollen, was Johan offen bejaht. Es folgen gegenseitige Demütigungen, die in eine gewalttätige Auseinandersetzung münden. Verbittert unterzeichnen beide die Scheidungspapiere und gehen auseinander.

Jahre später begegnen sie sich wieder. Beide sind jetzt mit anderen Partnern verheiratet, doch sie verbringen ein gemeinsames Wochenende im Landhaus eines Freundes, wo sie miteinander schlafen. Marianne bezweifelt, ob sie jemals jemanden geliebt habe oder geliebt wurde, aber Johan redet ihr ihre Zweifel aus. Ihre heimlichen Zusammenkünfte werden ihnen nun zur Gewohnheit.

Hintergrund

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Produktion und Filmstart

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Szenen einer Ehe entstand zwischen dem 24. Juli und 3. Oktober 1972 auf der Insel Fårö, Bergmans bevorzugtem Wohnort. Der mit geringen Mitteln auf 16 mm gedrehte Film wurde 1973 erstmals im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt.[3] Die Laufzeit der TV-Fassung betrug 295 Minuten, für die Kinoauswertung kürzte Bergman den Film auf 169 Minuten.[4] Die Kinofassung startete am 13. März 1975 in der BRD und am 10. September 1976 in der DDR.[5] Im September 1976 wurde im ZDF eine gegenüber dem Original um rund eine Stunde gekürzte TV-Fassung gezeigt.[4]

Position in Bergmans Werk

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Zwei Nebenfiguren der Serie, Peter und Katarina, machte Bergman zu den Hauptfiguren seines Spielfilms Aus dem Leben der Marionetten (1980).

1981 brachte Bergman Szenen einer Ehe als Theaterstück auf die Bühne des Münchner Residenztheaters. Die Hauptrollen spielten Gaby Dohm und Erich Hallhuber.[6]

2003 drehte Bergman eine Fortsetzung mit dem Titel Sarabande: Beim Anblick von Erinnerungsfotos kommt Marianne auf die Idee, Johan – sie hat ihn seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen – zu besuchen. Liv Ullmann und Erland Josephson wiederholten ihre Rollen aus der Fernsehserie.

Kritiken

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„Der Erfolg dieses Werkes, das alles andere als spektakuläres und kulinarisches Kino bietet und im Grunde ein reiner Redefilm ist, beweist, wie groß, zumindest beim bürgerlichen Publikum, das Interesse ist, individuelle Konflikte in persönlicher, intimer Form dargestellt zu sehen. Dieses Publikum nimmt geduldig zweieinhalb Stunden lang in Kauf, daß auf der Leinwand fast ausschließlich Großaufnahmen erscheinen. […] Das Dramatische dieses Films kommt ganz und gar in den Dialogen zum Ausdruck, das Reden hat die Kraft physischer Aktion und trifft meist schlimmer, direkter und tiefer.“

Der Spiegel[7]

„Hier kommt zur Sprache und ins Bild, was die Zuschauer millionenfach an sich selber erfahren haben oder erfahren könnten; hier formuliert ihnen ein Regisseur etwas vor, was die meisten beschäftigt, was aber, im Leben, in Unverständnis, Ungeduld, Panik untergeht. Aus der Reihe der wichtigen Werke über die Ehe, von GoethesWahlverwandtschaften‘ über IbsensNora‘ und StrindbergsTotentanz‘ zu AlbeesWer hat Angst vor Virginia Woolf?‘ werden diese ‚Szenen‘ nicht mehr wegzudenken sein; sie sind der Beitrag der siebziger Jahre dieses Jahrhunderts. […] Am ehesten ist Bergmans Film mit Jean Eustaches Film ‚La Maman et la putain‘ vergleichbar. […] Es sind zwei Filme, die sozusagen draußen weitergehen. Man war im Kino und spielt im Tageslicht das gleiche Stück weiter.“

„Vorwiegend auf der Dialogebene argumentierendes Beziehungsdrama von Ingmar Bergman, der zuweilen die mit analytischem Scharfsinn protokollierten Alltagsprobleme zu abstrakten existentiellen Modellsituationen verdichtet.“

„Der permanente Dialog zwischen den Ehepartnern […] stellt zwar, unüberhörbar, die Institution Ehe in ihrer herkömmlichen Starrheit in Frage. Er gibt jedoch zugleich den Ausblick auf andere, von Bergman offenbar als menschlicher und ehrlicher gewertete Möglichkeiten frei.“

Jury der Evangelischen Filmarbeit: Film des Monats März 1975

Auszeichnungen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Szenen einer Ehe. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Januar 2009 (PDF; Prüf­nummer: 47 227 V/DVD/UMD).
  2. In Schweden; in der BRD lief die Serie als Fünfteiler. Vgl. Hauke Lange-Fuchs: Ingmar Bergman: Seine Filme – sein Leben, Heyne, München 1988, ISBN 3-453-02622-5, S. 299.
  3. Szenen einer Ehe auf der Webseite der Ingmar-Bergman-Stiftung, abgerufen am 18. Juli 2012.
  4. a b Hauke Lange-Fuchs: Ingmar Bergman: Seine Filme – sein Leben, Heyne, München 1988, ISBN 3-453-02622-5, S. 216–222 u. 299.
  5. a b Szenen einer Ehe. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. August 2024.
  6. Artikel in Der Spiegel Nr. 19/1981 vom 4. Mai 1981, abgerufen am 6. August 2012.
  7. Das große Reden – Artikel in Der Spiegel 49/1974 vom 2. Dezember 1974, abgerufen am 23. Juli 2012.
  8. Rezension in Die Zeit vom 14. März 1975, abgerufen am 23. Juli 2012.
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