Tendenz

Neigung von bestimmten Ereignissen, Daten oder Bezugswerten in eine bestimmte Richtung

Unter Tendenz versteht man bei bestimmten Bezugswerten, Daten, Ereignissen oder einer Polemik die Neigung, sich kurz- oder langfristig in eine bestimmte Richtung zu entwickeln.

Etymologie

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Das Lehnwort entstand aus „Richtung“, „Neigung“ (französisch tendance), ursprünglich lateinisch tendere, „nach etwas streben, sich bemühen“.[1] Die Richtung kann gleichbleibend, steigend oder fallend ausgeprägt sein. Offensichtlich definierte erstmals der Anatom Johann Friedrich Blumenbach 1781 in einem Buch den Bildungstrieb als „Tendenz oder Bestreben“.[2] Georg Forster erwähnte den Begriff dann 1791[3] in einem Briefwechsel mit den Brüdern Humboldt, als er von einer allgemeinen Tendenz des Zeitalters zur „Vernichtung aller Individualität“ schrieb.[4] Das Adjektiv tendenziös beschreibt eine erkennbare Absicht eines Mediums (etwa Buch, Nachrichten, Theater, Zeitung) in eine bestimmte Richtung.[5]

Allgemeines

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Die Tendenz wird in Analysen oder Beschreibungen verwendet und bedeutet den Anfang oder Fortgang eines künftigen Prozesses, ohne jedoch dessen Abschluss bestimmen zu können.[6] Die gebräuchlichsten Maße für die Messung der zentralen Tendenz sind der Modalwert, Medianwert und das arithmetische Mittel.[7] Sie beziehen sich auf Daten eines bestimmten Bezugswerts, die über einen kurzfristigen Zeitraum ausgewertet werden und eine bestimmte Bewegungsrichtung aufweisen. Tendenzlos sind dementsprechend Daten, die keinerlei Veränderungen aufweisen.

Tendenzen gibt es in vielen Lebensbereichen. Beispielhaft sollen die Börsentendenz, die Tendenz in der politischen Theorie und die in Massenmedien zu beobachtende Absicht der Urheber aufgeführt werden:

Es handelt sich um beschreibende Erläuterungen des Kursverlaufs und dessen Neigung zu einer bestimmten Richtung.[9] Aus der Vergangenheit stammende Börsentrends werden durch Prognoseverfahren wie Chartanalyse oder Trendextrapolation zu Börsentendenzen.

Sonstige Gebiete

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In der Meteorologie wird die Tendenz z. B. angegeben, um einen Ausblick auf das künftige Wetter zu geben. Gleiches gilt für die Wirtschaft oder die Statistik. In der klassischen Verhaltensforschung bezeichnet die Tendenz eine innere Handlungsbereitschaft.

Im 19. Jahrhundert wurde auch eine leidenschaftlich vertretene politische oder weltanschauliche Orientierung eine „Tendenz“ genannt.

Abgrenzung zum Trend

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Tendenz und Trend werden häufig nicht voneinander abgegrenzt und manchmal sogar als Synonyme verwendet. Eine Tendenz ist zukunftsorientiert (ex ante), der Trend ergibt sich aus der Vergangenheit (ex post) und lässt sich möglicherweise in die Zukunft projizieren. Der Trend ist eine Zeitreihe, von der angenommen wird, dass sie längerfristig und nachhaltig wirken könnte. Die Tendenz ist das kurzfristige „Streben einer Entwicklung in eine bestimmte Richtung“.[12] Sie beschreibt ein Streben, eine Neigung, eine Häufung von Ereignissen in eine bestimmte Richtung. Der Trend beschreibt eine unabhängig von den Tendenzen des kurzfristigen Geschehens bestehende Grundrichtung.[13]

Der Trend gilt als Funktion der Zeit, die die Grundrichtung des Verlaufes einer Zeitreihe ausdrückt und meist auch als deterministischer Trend bezeichnet wird. Von diesem ist der stochastische Trend abzugrenzen, wie ihn etwa ein Random Walk aufweist. Beim deterministischen Trend sind die Abweichungen vom Trend stationär, d. h., es gibt immer wieder eine Tendenz zurück zum Trend. Dies gilt jedoch nicht für einen stochastischen Trend, denn hier sind die Abweichungen vom Trend nicht stationär.

Siehe auch

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Wiktionary: Tendenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Tendenz – Zitate

Einzelnachweise

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  1. Ursula Hermann, Knaurs etymologisches Lexikon, 1983, S. 475
  2. Johann Friedrich Blumenbach, Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte, 1781, S. 12 f.
  3. Gerhard Köbler, Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995, S. 404
  4. Albert Leitzmann (Hrsg.), Georg und Therese Forster und die Brüder Humboldt, Urkunden und Umrisse, 1936, S. 77
  5. Ursula Hermann, Knaurs etymologisches Lexikon, 1983, S. 475
  6. Norbert Boretzky, Einführung in die historische Linguistik, in: Peter Braun, Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache, 1977, S. 181
  7. Jürgen Bortz, Statistik: Für Sozialwissenschaftler, 1989, S. 47
  8. Dirk Glebe (Hrsg.), Börse verstehen, 2008, S. 36
  9. Ulrich Becker, Lexikon Terminhandel, 1994, S. 97
  10. Heinrich Bußhoff, Zu einer Theorie der politischen Identität, 1970, S. 23 ff.
  11. Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur (= Kröners Taschenausgabe. Band 231). 5., verbesserte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1969, DNB 458658170, S. 769.
  12. Alan Kirkness/Elisabeth Link/Isolde Nortmeyer/Gerhard Strauß/Paul Grebe (Hrsg.), Deutsches Fremdwörterbuch, Band 5, 1981, S. 147 ff.
  13. Ulrich Becker, Lexikon Terminhandel, 1994, S. 97
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