Der Begriff tibetische Literatur wird unterschiedlich definiert:[1]

  • Definition nach Sprache: Tibetische Literatur bezeichnet die in Tibetischer Schriftsprache verfasste sowie die den zahlreichen tibetischen Dialekten mündlich überlieferte Literatur. Tibetischsprachige Literatur ist vorwiegend in Tibet vorherrschend. Sie ist auch in der Mongolei, in Indien, Nepal, Bhutan, Sikkim und in der tibetischen Exilgemeinschaft Indiens verbreitet. Ein wichtiger Teil der tibetischsprachigen Literatur besteht aus Übersetzungen buddhistischer Literatur aus indischen Sprachen (Sanskrit), die weitaus überwiegende Mehrzahl der tibetischen Texte sind aber Ritualtexte, autochthone Kommentare, philosophische Abhandlungen, wissenschaftliche Abhandlungen sowie insbesondere Biografien und Werke der Geschichtsschreibung. Ferner beinhaltet tibetischsprachige Literatur auch viele Mythen, Sagen, Märchen, Legenden, Gedichte, Lieder, Opernlibretti und Sprichwörter.
  • Definition nach geografischer Region: Literatur aus Tibet und anderen von Tibetern bewohnten Regionen (s. o.).
  • Definition nach Ethnie: In einer anderen Definition von tibetische Literatur werden auch Texte, die von Tibetern in anderen Sprachen – insbesondere im Chinesischen und Englischen – verfasst werden als tibetische Literatur bezeichnet.
  • Definition nach Thematik: In der Volksrepublik China gehören zudem Texte mit besonderem Tibetbezug – unabhängig von ihrer Herkunft – zur tibetischen Literatur.

Tibetische Volksliteratur

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Gesar-Epos

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König Gesar (Wandmalerei; anonym)

Die tibetische Volksliteratur (tib.: dmangs sgrung) zeichnet sich durch eine bis in die jüngste Zeit überwiegend mündliche Überlieferung aus. Die Hauptmasse sind Märchen, Sagen und Schwänke. Von Bedeutung ist das Gesar-Epos, dessen Heldengesänge auch von sogenannten professionellen „Barden“ auf Volksfesten vorgetragen wurden und werden. Die verschiedenen Versionen sind häufig, jedoch nicht alle, buddhistisch überprägt. Das Gesar-Epos gilt auch als das tibetische Nationalepos.

Onkel Tönpa

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In den Alltagserzählungen nehmen die Geschichten von Onkel Tönpa (tib.: a khu ston pa) eine überragende Stellung ein. Obschon in Tibet jeder Erwachsene und jedes Kind diese Geschichten kennt, ist die Figur im Westen relativ unbekannt – wohl wegen ihrer teilweise derben, nicht in das übliche Tibet-Klischee passenden Inhalte. Zahlreiche dieser Erzählungen weisen sexuelle Inhalte auf: So versucht Onkel Tönpa meist mit Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten (Königstochter, Nachbarin, Nonnen) zu schlafen und muss dabei gesellschaftliche Regeln umgehen. Im Vordergrund steht dabei seine immer listige Vorgehensweise.

Verrückte Yogis

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Damit nur entfernt verwandt sind beliebte Geschichten von sogenannten „Verrückten Yogis“, wie z. B. Drugpa Künleg (tib.: ’brug pa kun legs) oder dem in Tibet wohl bekanntesten buddhistischen Meister Milarepa (tib.: rje btsun mi la ras pa), welche durch oft sehr unkonventionelles Verhalten den Menschen Belehrungen geben, mit dem Ziel, deren Begierden und sonstigen Störgefühle aufdecken. Auch hier handelt es sich zum Teil um sexuelle Inhalte, wobei aber auch beim Leser kein Vergnügen, sondern eher Abkehr entstehen soll. Daneben gibt es längere Märchen und kürzere, meist lustige Geschichten, deren Witz dem europäischen Zuhörer mitunter nicht spontan klar wird.

Epochen tibetischer Literatur

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Die exakten Grenzen zwischen den einzelnen Epochen tibetischer Literatur sind noch umstritten, insbesondere weil die genaue Datierung von Texten oft schwierig ist. Die sogenannte Terma-Literatur, Texte die entweder physisch oder aber in Visionen wiederentdeckt werden, wird beispielsweise meist Autoren zugeschrieben, die vor der Zeit der Textentstehung gelebt haben. Die Zeit der Textentstehung und die sprachliche Gestalt der Texte machen dann jedoch eine Zuordnung beispielsweise zur klassischen Literatur möglich.

Alte Literatur (bis 950)

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Die Epoche alte Literatur umfasst alle Literatur, die in etwa bis zum Ende der tibetischen Königszeit verfasst wurde.

Entwicklung der tibetischen Schrift

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Mit der zunehmenden Bedeutung des Buddhismus kam es unter dem Herrscher Songtsen Gampo im Jahr 632 zur Entwicklung einer tibetischen Schrift auf der Grundlage einer indo-iranischen Schrift durch den Minister Thonmi Sambhota. Gleichwohl der Ursprung der Schrift nicht bewiesen ist, haben manche Autoren auf die große Ähnlichkeit mit der khotanesischen Schrift in Zentralasien hingewiesen, ein Gebiet, das damals zum tibetischen Imperium gehörte und auch einen tibetischen Bevölkerungsanteil hatte. Aufgrund mehrerer Argumente kann man annehmen, dass die Schrift vermutlich in Zentralasien auf Basis eines dortigen Dialekts entwickelt und nach Zentraltibet bereits voll entwickelt eingeführt wurde. Der früheste Schriftgebrauch in Zentralasien war eindeutig administrativ und geschichtsschreibend. Dass man dabei zum Teil chinesische Texte mit tibetischer Schrift verfasst hat (und umgekehrt), ist ebenfalls hochinteressant für die historische Sprachwissenschaft.

Die Mahavyutpatti

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Ein bedeutendes Werk des 9. Jahrhunderts ist die Mahāvyutpatti, ein sanskrit-tibetisches Wörterbuch buddhistischer Terminologie, das unter König Thri Relpacen (tib.: khri ral pa can) angefertigt wurde.

Dunhuang

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In der Oasenstadt Dunhuang wurde etwa im Jahr 950 eine große Bibliothek mit u. a. tibetischen, uigurischen und chinesischen buddhistischen Texten eingemauert, um sie der Vernichtung durch Muslime zu entziehen. Die tibetischen Texte aus den Dunhuang-Grotten und aus Hotan gelten als die ältesten erhaltenen tibetischen Bücher überhaupt. Auch die Vernichtung der buddhistischen Literatur von Gandhara und Indien (vgl. Nalanda) kann weitenteils nur von der tibetischen Übersetzungsliteratur abgedeckt werden. Die alte tibetischsprachige Literatur gilt als die bei weitem vollständigste Überlieferung buddhistischer Traditionen, die sich darüber hinaus bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in einer religiösen splendid isolation auf höchstem Niveau erhalten konnten.

Klassische Literatur (11. Jh.–1950)

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Die Epoche der klassischen Literatur umfasst den Großteil der tibetischen Texte, die während der sogenannten zweiten Verbreitung seit der Jahrtausendwende entstanden sind.

Die Beschreibung und teilweise Umdeutung der grammatischen Regeln nach Thonmi Sambhota mit dem Ziel, alte Texte verständlich zu machen oder korrekter zu schreiben, bildet einen nicht unbeträchtlichen Bestandteil der klassischen Literatur.

Textkomposition

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Mongolische, tibetische, chinesische und mandschurische Schrift an einem der Eingänge des Lamatempels in Peking

Sakya Panditas (1182–1251) Prinzipien der indo-tibetischen Scholastik (tib.: mkhas pa 'jug pa'i sgo) und die Übersetzung Dandins Spiegel der Poesie (Kavyadarsha; tib.: snyan ngag gi me long) markieren die Einführung normativer Regeln der Textkomposition, die bis 1950 Gültigkeit behalten sollten.

Dem sechsten Dalai Lama Tshangyang Gyatsho werden zahlreiche Gedichte (tib.: snyan ngag) oft weltlichen Inhalts von großer Poesie zugeschrieben. Er hatte seine Mönchsgelübde zurückgegeben und sich auch bald aus den Regierungsgeschäften zurückgezogen.

Literatur des Bön

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Siehe: Bön

Buddhistische kanonische Literatur

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Kanjur und Tanjur in einer Klosterbibliothek

Durch die Einführung der Schrift in Zentraltibet wurde die großangelegte Übersetzung indischer Werke ins Tibetische möglich. In mehr als drei Jahrhunderten wurden ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts zahlreiche Texte aus dem Sanskrit übersetzt, die dann in den kanonischen Werksammlungen Kanjur und Tanjur (tib.: bka' 'gyur; „Übersetzung der Worte“ und tib.: bstan 'gyur; „Übersetzung der Lehre“) zusammengefasst wurden. Diese zentrale religiöse Literatur, der buddhistische Kanon, ist in einem besonderen Typ der klassischen Schriftsprache verfasst, die vermutlich im Großen und Ganzen eine stark vom Original beeinflusste künstliche Standardsprache darstellt.

Terma-Literatur
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Eine Neuerung ist in der tibetisch-buddhistischen Literatur innerhalb der Terma-Literatur (tib. gter ma; wörtlich „Schätze“) gegeben. Belehrungen großer Meister wie Padmasambhava überlebten die Zeit der Vernichtung des Buddhismus unter König Lang Darma (9. Jahrhundert) dadurch, dass sie „versteckt“ wurden. Sie wurden später von Autoren „wiederentdeckt“. Dabei findet die Wiederentdeckung durchaus auch einfach nur mental, nicht physisch statt, das heißt, der (meditativ erfahrene) Autor „sieht“ den versteckten Text und reproduziert ihn. Das berühmteste Beispiel ist das fälschlich Tibetisches Totenbuch genannte „Bardo Thödröl“ (tib.: bar do thos grol; wörtlich: „Die Befreiung durch Hören im Zwischenzustand“; ganz wörtlich: „Zwischenzustand-Hörbefreiung“). Gemäß dem Bardo Thödröl erlebt der Bewusstseinsstrom eines Menschen, der gestorben ist, ohne besondere Einflussmöglichkeiten verschiedene Erfahrungen, die als Farben, Synästhesien, oder Götter und Dämonen beschrieben werden können. Um einen Verstorbenen in dieser Situation anzuleiten, gibt es verschiedene Methoden, damit er oder sie diese Visionen als Illusionen der Qualitäten seines eigenen Geistes erkennt. Die leichteste besteht darin, den Geist durch Vorlesen (Erklären) anzuleiten. Der Verstorbene muss dazu allerdings ein Kenner der Symbolik des Bardo Thödröl gewesen sein.

Biografien und religiöse Gesänge
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Statue Milarepas in der Milarepa Gompa in Nepal

Einige große Meister verfassten originär religiöse Gesänge, die als (sehr schöne) Literatur gelten können. Dies beginnt mit den von Milarepa überlieferten Vajra-Liedern und geht bis zu Texten wie Peltrül Rinpoches (tib.: dpal sprul rin po che) „Belehrung nützlich am Anfang, in der Mitte und am Ende“. Biografien (tib.: rnam thar) großer Meister sind eine wichtige Textsorte, darin sind dann oft auch gleich dessen Gesänge. Die bekanntesten Biografien der tibetischen Literatur sind die von Marpa und Milarepa aus dem 15. Jh. von Tsang Nyon Heruka (1452–1507), die bis heute gedruckt und gelesen werden.

Geschichtsschreibung

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Die tibetische Literatur weist eine Reihe historiographischer Gattungen auf:

Das tibetische chos 'byung bedeutet so viel wie Geschichte der Lehre. Die Textgattung gibt eine genaue Beschreibung, wie die buddhistische Lehre oder eine bestimmte Lehrtradition in einem Land oder einer Region Verbreitung gefunden hat.

  • Debther (tib.: deb ther):

Das tibetische deb ther ist dem Mongolischen entlehnt und wird gewöhnlich mit Annalen wiedergegeben. Dieser Gattung gehören nur wenige Texte an. Das wohl bekannteste und schon früh von Gendün Chöphel (tib.: dge 'dun chos 'phel) und George Nicholas Roerich 1949 ins Englische übersetzte Beispiel sind die Blauen Annalen des Gö Lotsawa Shönnu Pel (1392–1481); die Roten Annalen und die Weißen Annalen gehören ebenfalls zu dieser Gattung.

  • Tentsi (tib.: bstan rtsis): ‚Berechnungen des Anbeginns der Lehre‘; hier wird ausgehend vom Abfassungsdatum der Tag Buddhas Geburt berechnet.
  • Logyü (tib.: lo rgyus): ‚Geschichte‘, so werden überwiegend moderne historiographische Texte bezeichnet.

Moderne und Zeitgenössische tibetische Literatur (ab 1950)

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In der Volksrepublik China

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Während der Großen Proletarischen Kulturrevolution wurden in der Region Tibet tausende Klöster zerstört. Auch viele Literaturschätze des Landes wurden zerstört, indem Bücher beispielsweise als Brenn- oder Baumaterial benutzt wurden. Nur teilweise konnten Texte und Bücher ins Exil gerettet, bzw. durch das traditionelle Auswendiglernen im Exil neu aufgelegt werden.

Literarische Produktion von 1950–1980
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Die Okkupation Tibets stellte die KPCh vor eine große Herausforderung. Nachdem Tibet gewaltsam in die Volksrepublik China integriert wurde, sollte die kommunistische Ideologie an die Tibeter kommuniziert werden. Da die tibetische Sprache aber über keinerlei kommunistisches Idiom verfügte, begann intensive Arbeit an Wörterbüchern und Übersetzungen – vorwiegend Mao Zedongs Werke und politische Direktiven – um die Tibeter mit dem kommunistischen Vokabular und den kommunistischen Konzepten vertraut zu machen. Bis zum Ende der Kulturrevolution beschränkte sich die literarische Produktion auf kommunistische Texte.

Anschluss an die Moderne
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Nach Beendigung der Kulturrevolution und mit den Reformen der Deng-Ära setzte seit 1978 langsam eine kulturelle Neuorientierung ein: Unzählige verlorengegangene Texte wurden in Buchform neu aufgelegt und eine moderne schriftliche Erzählliteratur im westlichen Sinn begann sich zaghaft zu entwickeln. Als Begründer der neuen tibetischen Literatur gilt tibetischen Schriftstellern Döndrub Gyel (tib.: don grub rgyal; 1953–1985). Seither veröffentlichen etliche hundert Autoren in den weit über 100 verschiedenen Literaturmagazinen tibetische Gedichte, Erzählungen, Kurzgeschichten und Essays. Die Literatur, die seit den 1980er Jahren entstanden ist, wird auch als Neue/Moderne Literatur (tib.: rtsom rig gsar pa) bezeichnet. Als früheste Novelle in tibetischer Sprache gilt die von Langdün Peljor Tshering (tib.: glang mdun dpal 'byor tshe ring) noch während der Kulturrevolution verfasste und 1985 als Buch in Lhasa erschienene Erzählung Das Scheiteljuwel (tib. "གཙུག་གཡུ།"). Weitere erfolgreiche Romane in tibetischer Sprache sind Tshering Döndrubs (tib.: tshe ring don grub) Vorfahren (2000, tib. "མེས་པོ།") und Nebel (2001, "མུག་པ།"). Auch wenn literarische Texte einer strengen politischen Zensur und ideologischen Zwängen unterliegen, bietet die „Neue Tibetische Literatur“ für Schriftsteller und ihre Leser die Möglichkeit, die Probleme der gegenwärtigen tibetischen Gesellschaft anzusprechen und tibetische Identität neu zu verhandeln.

Diese aufkeimende Literatur wird im Westen noch kaum wahrgenommen. Übersetzungen tibetophoner Autoren existieren ins Englische und seit neuestem auch ins Französische. Erste Übersetzungen chinesisch schreibender Autoren ins Deutsche erschienen in den späten 1990ern mit Kurzgeschichten von Trashi Dawa, Alai und Sebo. Seit 2004 sind im Westen vor allem die Werke Alais bekannt. Alai stammt aus Sichuan, schreibt aber wie viele andere jungen tibetische Autoren auf Chinesisch, da er so eine größere Leserschaft hat. Da die meisten Tibeter Bauern und Nomaden sind, von denen viele weder lesen noch schreiben können, können sie auf Tibetisch kaum publizieren. Inzwischen gibt es aber auch in Tibet, insbesondere in Amdo, erste Versuche junger Tibeter, auf Englisch zu schreiben[2] – etwas, das im indischen Exil schon länger gebräuchlich ist.

In den 1960er Jahren flüchteten viele Tibeter ins Exil, hauptsächlich nach Indien und Nepal. Die erste tibetische Flüchtlingssiedlung in Indien war Lugsum Samdupling in Bylakuppe. Bald begann eine vielfältige Publikationstätigkeit tibetischer Exilliteratur, die die reiche tibetisch-buddhistische Literatur erhalten und wieder zugänglich machen sollte.

Exilliteratur in englischer Sprache
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Nicht zuletzt um das tibetische Schicksal an die Weltöffentlichkeit zu kommunizieren, entstanden im Exil eine nicht unbedeutende Menge von Biographien und Autobiographien zunächst von bedeutenden Lamas, später auch von ehemaligen politischen Gefangenen und Folteropfern in englischer Sprache. Es wurden Verlage gegründet, die nahezu ausschließlich Bücher zum Thema Tibet veröffentlichen. Ein Beispiel hierfür ist der Verlag Snow Lion Publications.

Bekannte englischsprachige tibetische Schriftsteller im Exil sind u. a. Bhuchung D. Sönam, Tshering Wangmo Dhompa, Jamyang Norbu und Tendzin Tsundü.

Exilliteratur in tibetischer Sprache
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Eine moderne tibetische Exilliteratur in tibetischer Sprache entwickelte sich auch mit der Ankunft gut ausgebildeter Intellektueller überwiegend aus Amdo seit den späten 1980er Jahren.

Siehe auch

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Literatur

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Allgemein

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  • Wú Wěi 吴伟, Gěng Yǔfāng 耿予方: Tibetische Literatur (Xīzàng wénxué 西藏文学). China Intercontinental Press / Wǔzhōu chuánbō chūbǎnshè 五洲传播出版社, Beijing 2005, ISBN 7-5085-0746-0.

Tibetische Volksliteratur

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  • Ringu Tulku: bod kyi gnah bohi shod sgrung. deb dang po. Tibetan folk Tales. Book one. Library of Tibetan Works and Archives (LTWA), Dharamsala
  • Roland Bielmeier, Silke Herrmann: Märchen, Sagen und Schwänke vom Dach der Welt. Tibetisches Erzählgut in Deutscher Fassung, Band 3. Viehzüchtererzählungen sowie Erzählgut aus sKyid-grong und Ding-ri, gesammelt und ins Deutsche übertragen. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1982 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 3)
  • Roland Bielmeier: Das Märchen vom Prinzen Cobzang. Eine tibetische Erzählung aus Baltistan. Text, Übersetzung, Grammatik und westtibetisch vergleichendes Glossar. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1985 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 6)
  • Margret Causemann: Dialekt und Erzählungen der Nangchenpas. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1989 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 11)
  • Norbu Chophel: Folk Tales of Tibet. Library of Tibetan Works and Archives (LTWA), Dharamsala 1989 170p.
  • Rinjing Dorje, Addison G. Smith: Die tolldreisten Geschichten von Onkel Tompa, dem schlimmen Schalk aus Tibet. Sphinx, Basel 1983 112p.
  • Keith Dowman, Franz-Karl Ehrhard (Übers.): Der heilige Narr – Das liederliche Leben und die lästerlichen Gesänge des tantrischen Meisters Drukpa Künleg. O.W. Barth bei Scherz, 2005, ISBN 978-3-502-61159-2
  • Andreas Gruschke: Mythen und Legenden der Tibeter – Von Kriegern, Mönchen, Dämonen. Diederichs Gelbe Reihe (DG124), München 1996.
  • Felix Haller: Dialekt und Erzählungen von Shigatse. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Bonn 2000 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung 13)
  • Felix Haller: Dialekt und Erzählungen von Themchen. Sprachwissenschaftliche Beschreibung eines Nomadendialektes aus Nord-Amdo. VGH Wissenschaftsverlag, Bonn 2004 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung 14)
  • Silke Herrmann: Erzählungen und Dialekt von Dingri. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1989 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 9)
  • Silke Herrmann: Die tibetische Version des Papageienbuches. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1983 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 5)
  • Monika Kretschmar: Erzählungen und Dialekt aus Südmustang. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1995 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 12/1–4)
  • Monika Kretschmar: Erzählungen und Dialekt der Drokpas aus Südwest-Tibet. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1986 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 8)
  • Monika Kretschmar: Märchen und Schwänke aus Mustang. Deutsche Nacherzählung. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1985 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 7)
  • Monika Kretschmar: Märchen, Sagen und Schwänke vom Dach der Welt. Tibetisches Erzählgut in Deutscher Fassung, Band 2. Erzählungen westtibetischer Viehzüchter, gesammelt und ins Deutsche übertragen. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1982 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 2)
  • J. K. Phukhang, Peter Schwieger: Märchen, Sagen und Schwänke vom Dach der Welt. Tibetisches Erzählgut in Deutscher Fassung, Band 4. Erzählgut aus A-mdo und Brag-g.yab, gesammelt und ins Deutsche übertragen. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1982 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 3)
  • Dieter Schuh: Märchen, Sagen und Schwänke vom Dach der Welt. Tibetisches Erzählgut in Deutscher Fassung, Band 1. Erzählgut aus Zentral- und Osttibet erzählt in der Sprache von Lhasa, gesammelt und ins Deutsche übertragen. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1982 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 1)
  • Peter Schwieger: Tibetisches Erzählgut aus Brag-g.yab. Texte mit Übersetzungen, grammatischem Abriß und Glossar. Vereinigung für Geschichtswissenschaft Hochasiens Wissenschaftsverlag, Sankt Augustin 1989 (= Beiträge zur tibetischen Erzählforschung, 10)
  • Clifford Thurlow: Stories from beyond the Clouds. An Anthology of Tibetan folk Tales. Library of Tibetan Works and Archives (LTWA), Dharamsala 1981

Epochen tibetischer Literatur

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  • rgya ye bkra bho [Gyaye Trabho], Ed. (2002). bod kyi rtsom rig lo rgyus skal bzang mig sgron. Xining, mtsho sngon mi rigs dpe skrun khang / Qinghai minzu chubanshe 青海民族出版社.
  • dga' ba pa sangs [Gawa Pasang] (1993). "rgya bod rtsom rig lo rgyus kyi dbye mtshams la gshib dpyad rags tsam byas pa." bod ljongs slob grwa chen mo'i rig deb (2(2)): 6–14.
  • reb gong ba dge 'dun rab gsal [Rebkongpa Gedün Rabsal] (2003). bod kyi rtsom rig gi byung ba brjod pa rab gsal me long zhes bya ba [dt. «Der Spiegel, der die tibetische Literatur illuminiert»]. Lanzhou, kan su'u mi rigs dpe skrun khang / Gansu minzu chubanshe 甘肃民族出版社, ISBN 7-5421-0926-X.
  • lhag pa chos 'phel [Lhagpa Chöpel/ Laba Qunpei 拉巴群培] (2006). Bod kyi rtsom rig lo rgyus [Zangzu wenxue shi 藏族文学史, dt. «Geschichte der tibetischen Literatur»]. Beijing, mi rigs dpe skrun khang / Minzu chubanshe 民族出版社, 2 Bde., ISBN 7-105-08011-6.

Anschluss an die Moderne

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  • Alai: Ferne Quelle. Zürich 2009, ISBN 3-293-00405-9
  • Alai: Roter Mohn. Zürich 2004, ISBN 3-293-00327-3
  • Tsering Dhondup (2007): Three Contemporary Mongolian-Tibetan Writers. In: S.J.Venturino (ed.): Contemporary Tibetan Literary Studies. Leiden (Brill).
  • Franz Xaver Erhard (2005): Der schmale Pfad – tibetische Literatur der Gegenwart. Der Schriftsteller Döndrub Gyäl als Vorbild. In: Das neue China. Heft 4, S. 19–21, 2005
  • Franz Xaver Erhard (2007): Magical Realism and Tibetan Literature. In: S.J.Venturino (ed.): Contemporary Tibetan Literary Studies. Leiden (Brill).
  • Alice Grünfelder (Hrsg.): Flügelschlag des Schmetterlings. Tibeter erzählen. Zürich 2009, ISBN 3-293-00406-7 (Mit Texten von Alai, Jamyang Norbu, Tsering Öser, Tenzin Tsundue et al.)
  • Alice Grünfelder: Tashi Dawa und die neuere tibetische Literatur. Zürich 1999, ISBN 3-89733-014-8
  • Tashi Dawa; Alai; Sebo/ Alice Grünfelder (Hrsg.): An den Lederriemen geknotete Seele. Erzähler aus Tibet. Zürich 1997, ISBN 3-293-00238-2
  • C. Michelle Kleisath (ed.): Heavy Earth, Golden Sky: Tibetan Women Speak about Their Lives. Shem Women’s Group USA 2008. ISBN 978-0-615-17305-4
  • Tsering Shakya (1996): Politicisation and the Tibetan Language. In: Robert Barnett (ed.): Resistance and Reform in Tibet. Delhi, Motilal Banarsidass: 157–165.
  • Heather Stoddard (1996). Tibetan Publications and National Identity in Tibet. In: Robert Barnett (ed.): Resistance and Reform in Tibet. New Delhi, Motilal Banarsidass: 121–156.
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Einzelnachweise

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  1. vgl. Lara Maconi: Au-delà du débat linguistique : comment définir la littérature tibétaine d’expression chinoise ? « Spécificités nationales » et « spécificités regionales ». In: Revue d’Etudes Tibétaines 14:117–155 (Oktober 2008), Langues et Cultures de l’Aire Tibétaine, CNRS.
  2. Vgl. den von M. Kleisath 2008 herausgegebenen Sammelband biographischer Erzählungen.
  NODES
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Note 1
os 18
text 32
web 2