Die Unabhängigkeitsanalyse bzw. Independent Component Analysis (ICA) ist eine Methode der multivariaten Statistik. Sie wurde 1991 veröffentlicht[1] und dient der Berechnung unabhängiger Komponenten in einer Mischung statistisch unabhängiger Zufallsvariablen. Sie ist nahe verwandt mit dem Blind-Source-Separation-Problem (BSS).

Problemstellung

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Es wird davon ausgegangen, dass der Vektor   aus   statistisch unabhängigen Zufallsvariablen besteht. Damit die ICA angewendet werden kann, darf maximal eine der Zufallsvariablen gauß-verteilt sein. Die Zufallsvariablen werden mit einer Mischmatrix   multipliziert. Der Einfachheit halber wird davon ausgegangen, dass diese Mischmatrix quadratisch ist. Das Resultat sind gemischte Zufallsvariablen im Vektor  , welcher die gleiche Dimension besitzt wie  .

 

Das Ziel der ICA ist es, die unabhängigen Zufallsvariablen im Vektor   möglichst originalgetreu zu rekonstruieren. Hierfür steht nur das Ergebnis der Mischung   zur Verfügung und das Wissen, dass die Zufallsvariablen ursprünglich stochastisch unabhängig waren. Es ist eine geeignete Matrix   gesucht, so dass

 .

Da weder die Mischmatrix noch die unabhängigen Zufallsvariablen bekannt sind, lassen sich diese nur mit Abstrichen rekonstruieren. Die Varianz und damit die Energie der unabhängigen Zufallsvariablen lässt sich nicht bestimmen, da die unabhängigen Zufallsvariablen   und der korrespondierende Spaltenvektor   der Mischmatrix mit einer beliebigen Konstante   so gewichtet werden können, dass sich die Skalierungen gegenseitig aufheben:

 

Zudem kann die Reihenfolge der Spaltenvektoren der Mischmatrix nicht rekonstruiert werden.[2]

Problemlösung

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In der Regel wird davon ausgegangen, dass die gemischten Zufallsvariablen mittelwertfrei sind. Ist dies nicht der Fall, so kann dies durch Subtraktion des Mittelwerts erreicht werden.

Pre-Whitening

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Das Pre-Whitening ist eine lineare Transformation, welche der Vorverarbeitung dient. Dazu wird eine Hauptkomponentenanalyse (PCA) durchgeführt. Das Ergebnis sind die Eigenwerte und die Eigenvektoren der Kovarianzmatrix der gemischten Zufallsvariablen. Die Eigenvektoren bilden die Zeilen der Drehmatrix  , welche mit dem Vektor   multipliziert wird. Die Eigenwerte   entsprechen der Varianz der jeweiligen Hauptkomponente. Die Kehrwerte ihrer Quadratwurzeln werden zur Bildung der Diagonalmatrix   benutzt, so dass

 ,

mit

 

Durch das Multiplizieren mit der Diagonalmatrix wird die Varianz der Hauptkomponenten auf 1 normiert.

Bestimmung der unabhängigen Komponenten

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Durch das Pre-Whitening sind die Zufallsvariablen noch nicht stochastisch unabhängig, aber das Problem wurde auf die Suche nach einer orthogonalen Drehmatrix   reduziert:

 

Für die Suche nach   wird auf den Zentralen Grenzwertsatz zurückgegriffen. Dieser besagt, dass die Mischung normierter, zentrierter Zufallszahlen mit zunehmender Anzahl einer Normalverteilung ähnelt. Da die Zufallsvariablen in   diese Voraussetzung erfüllen, muss es eine Drehmatrix   geben, die möglichst nicht normalverteilte Zufallszahlen in   erzeugt. Für die konkrete Umsetzung dieser Suche gibt es mehrere Lösungsansätze.

Kurtosis

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Die Kurtosis ist ein Maß für die Abweichung von einer Normalverteilung. Sie ist definiert durch

 

Da die Zufallsvariablen in ihrer Varianz normiert sind, wird   gleich Eins. Die Kurtosis wird Null, wenn die Verteilung gauß-ähnlich ist. Ist die Kurtosis negativ, so ähnelt sie zunehmend einer Gleichverteilung. Ist sie positiv, so ist die Verteilung eher eine Laplace-Verteilung. Die Kurtosis muss demnach maximiert bzw. minimiert werden, um sich von einer Normalverteilung zu entfernen. Hierzu werden Gradientenverfahren verwendet, zum Beispiel in Anlehnung an die Lernregel von Oja.

Negentropie

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Ein weiterer Ansatz ist die Maximierung der Negentropie.

 ,

wobei   die Entropie bezeichne und   diejenige Normalverteilung sei, deren Erwartungswert und Varianz denen von   entsprechen.

Da   jedoch schwer zu bestimmen ist, verwendet man meist Näherungsformeln für die Negentropie.

Ein Beispiel hierfür ist die Berechnung über die – häufig empirisch bestimmte – Schiefe und Kurtosis der Verteilung   vermöge:

 

Fast ICA

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Fast ICA ist ein Fixpunktalgorithmus, der das Problem über ein Newton-Verfahren löst.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Christian Jutten, Jeanny Herault: Blind Separation of Sources. Part 1: An Adaptive Algorithm Based on Neuromimetic Architecture. In: Signal Process. Band 24, Nr. 1, 1. August 1991, S. 1–10, doi:10.1016/0165-1684(91)90079-X.
  2. A. Hyvärinen, E. Oja: Independent component analysis: algorithms and applications. In: Neural Networks. Band 13, Nr. 4-5, 1. Juni 2016, S. 411–430, doi:10.1016/S0893-6080(00)00026-5.
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