Als Voicing bezeichnet man im Jazz die auf harmoniefähigen Instrumenten oder in einem Arrangement darstellbare jeweilige Variante einer durch ihr Akkordsymbol festgelegten Harmonie (Akkordschichtung). Dabei geht es um die vertikale Anordnung der enthaltenen Akkordtöne, nicht um die Oktavlage des gesamten Voicings.[1]

In einem Akkordsymbol werden die in der Harmonie verlangten Akkordtöne angegeben, aber nicht die Reihenfolge, in der sie in der vertikalen Struktur eines Akkords angeordnet werden. Die einfachsten Voicings sind die drei möglichen Stellungen (Grundstellung und die zwei Umkehrungen Sextakkord und Quartsextakkord) eines Dur- oder Molldreiklangs. Akkordtöne werden beim Skizzieren von Voicings durch Ziffern bezeichnet, die denen von Akkordsymbolen entsprechen.

Die drei Stellungen eines Durdreiklangs sind somit (von tief nach hoch): 1 3 5, 3 5 1 und 5 1 3, bei Moll ändert sich das wie folgt: 13 5, 3 5 1 und 5 13.

Je mehr Akkordtöne im Voicing enthalten sind, desto mehr Möglichkeiten bestehen betreffend deren vertikaler Anordnung. Dabei ist die Wahl eines Voicings alles andere als beliebig, denn harmonische Fortschreitungen von Akkorden unterliegen fast immer den Regeln der Stimmführung. Unterschiedliche Voicings geben Akkorden unterschiedliche Färbungen, es braucht Erfahrung und ein gutes Gehör, um damit umzugehen.

Während auf dem Klavier jeder Ton nur einmal (oder oktaviert) im Akkord vorkommen kann, sind auf anderen Saiteninstrumenten wie der Gitarre auch Tonverdoppelungen ein und desselben Tons im Voicing möglich.

Klaviervoicings

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Die folgenden oft gespielten Voicings für Klavier sind nach Akkordtypen geordnet. Die Töne werden von tief nach hoch aufgezählt, ein vertikaler Strich trennt linke und rechte Hand. Die Ziffern bezeichnen die im Voicing enthaltenen Intervalle in Bezug zum Grundton des Akkords, der häufig gar nicht im Voicing enthalten ist. Die Intervalle werden dabei ähnlich wie Akkordsymbole beziffert.

Dur Moll Dominantsept halbvermindert alteriert

3 5 Δ7 9
3 6 Δ7 9
5 Δ7 1 3
Δ7 1 3 5
Δ7 | 1 3 6
3 6 | 9 5
3 | Δ7 9 5
3 6 | 9 5 Δ7
1 5 | Δ7 3 5
1 5 | Δ7 3 6

3 | 5 7 9
5 7 1 3
7 3 5
7 | 3 5 1
7 | 9 3 5
7 9 | 3 5 1
9 | 3 5 7
7 | 3 5 9
7 9 | 3 5 9
1 11 | 7 3
11 | 7 3 5
11 7 | 3 5 1
1 11 | 7 3 5
3 5 | 7 9 11
3 | 7 9 11

3 5 7 9
3 13 7 9
7 3 5
7 9 3 5
13 7 | 9 3 5
7 3 13
7 | 9 3 13
3 7 | 9 13 1
3 7 | 9 5 1
3 13 | 7 9 5
13 7 9 3

7 3 5
5 7 1 3
5 7 | 1 11
5 7 3
11 | 5 7 3
3 5 7 1
11 5 7 | 3 13

3 7 9
3 5 7 9
3 7 | 9 5
3 7 9 | 5 1

Voicings auf der Gitarre

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Grundstellung und drei Umkehrungen von Cmaj7 in enger Lage

Die Umkehrungen von Vier- oder Mehrklängen in enger Lage sind auf einer in Standard-Tuning gestimmten Gitarre oft nicht komfortabel spielbar (was allerdings nicht bedeutet, dass sie niemals verwendet werden). Der Gitarrist Allan Holdsworth machte das Spiel von Akkorden in enger Lage auf der Gitarre sogar zu seinem Markenzeichen.[2] Für die Spreizung von Voicings zugunsten einer leichteren Spielbarkeit werden bestimmte Töne aus der engen (Klavier-)Lage eine Oktave nach unten transponiert. Man spricht dabei von Drop-Voicings (von engl.: to drop = fallenlassen). Tatsächlich sind die meisten Gitarrengriffe Varianten von Drop-Voicings. Das bedeutet aber nicht, dass Drop-Voicings Instrumenten wie der Gitarre vorbehalten sind – selbstverständlich lassen sich auch auf dem Klavier oder in einem Arrangement Stimmen nach unten oktavieren. Die Ziffern der Bezeichnung von Drop-Voicings entsprechen nicht den Ziffern eines Akkordsymbols, sondern der Stimmenbezeichnung eines Akkordes in enger Lage von hoch nach tief.

 
Drop-2-Voicings derselben Akkorde (leichter spielbar)

Bei Drop-2-Voicings wird der zweithöchste Ton eines Akkords in enger Lage nach unten oktaviert. Als Beispiel soll hier der Akkord Cmaj7 dienen. Er hat in der Grundstellung die Töne C, E, G und H. Der zweithöchste Ton, das G, wird nach unten oktaviert. Die Reihenfolge der Töne ist nun G, C, E und H.

Die Drop-2-Voicings der drei Umkehrungen des Cmaj7-Akkords:

  • Drop-2-Voicing der ersten Umkehrung (E, G, H, C): H, E, G, C
  • Drop-2-Voicing der zweiten Umkehrung (G, H, C, E): C, G, H, E
  • Drop-2-Voicing der dritten Umkehrung (H, C, E, G): E, H, C, G
 
Drop-3-Voicings derselben Akkorde (eine Oktave tiefer ist das zweite Voicing leichter spielbar)

Bei Drop-3-Voicings wird der dritthöchste Ton eines Akkords in enger Lage nach unten oktaviert. Im Beispielakkord Cmaj7 (Grundstellung C, E, G und H) ist das der Ton E. Die Reihenfolge der Töne ist nun E, C, G und H.

Die Drop-3-Voicings der drei Umkehrungen des Cmaj7-Akkords:

  • Drop-3-Voicing der ersten Umkehrung (E, G, H, C): G, E, H, C
  • Drop-3-Voicing der zweiten Umkehrung (G, H, C, E): H, G, C, E
  • Drop-3-Voicing der dritten Umkehrung (H, C, E, G): C, H, E, G

Es gibt auch kombinierte Drop-Voicings, bei denen mehrere Töne nach unten oktaviert werden. Mit Hilfe von Drop-Voicings werden Klavierakkorde auf Instrumenten wie der Gitarre wesentlich leichter spielbar.

Literatur

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  • Jamey Aebersold: Jazz Piano Voicings: Transcribed Piano Comping. Transcribed from Volume 1‚ How To Play Jazz & Improvise‘. Jamey Aebersold Jazz, New Albany, 2010; ISBN 978-1-56224-098-1.
  • James McGowan: Psychoacoustic foundations of contextual harmonic stability in jazz piano voicings. In: Journal of Jazz Studies 7.2 (2011): 156–191.
  • Dan Haerle: Jazz Piano Voicing Skills: A Method for Individual or Class Study. Jamey Aebersold Jazz, New Albany, 1995; ISBN 978-1-56224-058-5.
  • Ted Pease, Ken Pullig: Modern Jazz Voicings: Arranging for Small and Medium Ensembles. Berklee Press, Boston, 2001; ISBN 978-0-63401-443-7.
  • Arnold Rotfeld: Jazz Guitar Chord Voicings. Hal Leonard, Wayne NJ, 2011; ISBN 978-1-57560-625-5.

Einzelnachweise

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  1. Klaus Koenig: Piano Voicings, Anmerkungen und Beispiele. Hrsg.: Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. S. 5.
  2. Allan Holdsworth: Reaching for the Uncommon Chord. Hrsg.: Hal Leonard. Hal Leonard, Wayne, NJ 1985.
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