Waldbrände in Südkalifornien im Januar 2025
Im Januar 2025 brachen in Südkalifornien, insbesondere im Großraum Los Angeles, verheerende Waldbrände aus. Die Brände, die durch eine Kombination aus starken Santa-Ana-Winden und beeinflusst von einem einsetzenden La Niña[1] ungewöhnlich trockenen Bedingungen sowie hohen Temperaturen begünstigt wurden, entwickelten sich rasch zu einer der schlimmsten Brandkatastrophen in der jüngeren Geschichte der Region. Schon erste Bestandsaufnahmen gingen von mindestens 5 Toten und rund 2000 zerstörten Gebäuden aus, für etwa 130.000 Menschen galten verpflichtende Evakuierungsbefehle.
Meteorologische Ausgangssituation
BearbeitenStarke Santa-Ana-Winde im Januar sind nicht unüblich. In normalen Jahren ist in Kalifornien bis Januar aber bereits genug Regen gefallen, dass die Brandgefahr gering ist, weil sich wieder genügend Feuchtigkeit im Boden befindet und die Vegetation ergrünt ist. Anfang 2025 war das nach ausbleibendem Regen jedoch nicht der Fall, sodass die starken Winde auf extrem trockene Vegetation trafen, bei der jeder Funke in kurzer Zeit schwere Großbrände auslösen kann.[2] Der Klimaforscher Daniel Swain von der University of California, Los Angeles erklärte, es habe niemals eine so trockene Waldbrandsaison nach einer so nassen Saison wie der vorangegangenen gegeben. Damit stehe nun bei sehr starken Winden und sehr großer Trockenheit viel zusätzliches Brennmaterial zur Verfügung.[3] Das ist der geringste Niederschlag in diesem Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen.[4]
Wissenschaftler wiesen auf den Beitrag des menschengemachten Klimawandels zu den Feuern hin.[5][4] Der Klimaforscher Eric Holthaus nannte die Brände ein "besonders akutes Beispiel" für eine zusammengesetzte Klimakatastrophe, bei der mehrere negative Ereignisse zusammenfallen, die zusammen dann weitaus größere Schäden anrichten, als wenn sie einzeln für sich aufträten.[4] Der Weltklimarat IPCC hielt in seinem 2022 erschienenen Sechsten Sachstandsbericht fest, dass der menschengemachte Klimawandel in Nordamerika zu wärmeren und trockeneren Bedingungen geführt hat, die Flächenbrände begünstigen. Sowohl die Zahl großer Waldbrände als auch die verbrannte Fläche im Westen der USA ist in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen. Der IPCC verweist auf Attributionsstudien, wonach der Klimawandel für den Anstieg der verbrannten Fläche in Kalifornien verantwortlich ist. Im ganzen Westen der USA ist der Hauptgrund hierfür der Rückgang der Niederschläge, gefolgt von dem Anstieg der Temperaturen, während für Kalifornien alleine der Anstieg der Temperaturen und damit die Aridisierung der wichtigste Grund für den Anstieg verbrannter Fläche ausgemacht wurde. Der Klimawandel führt im Westen der USA gemäß IPCC sowohl zu länger andauernden Brandsaisons als auch zu trockenerem Brennstoff. Für die weitere Zukunft prognostiziert der IPCC einen Anstieg der Feueraktivität in vielen Teilen Nordamerikas durch längere Brandsaisons, langfristige Erwärmung und mehr Blitzeinschläge in Teilen der USA.[6]
Warnungen und Vorbereitungen
BearbeitenNoch vor Beginn der Brände warnten Meteorologen und Behörden angesichts der ausgedörrten Vegetation und der prognostizierten Santa-Ana-Winde vor einer extrem gefährlichen Wetterlage. Am 7. Januar 2025 gaben Meteorologen Warnungen vor „lebensbedrohlichen und zerstörerischen“ Winden in Verbindung mit trockener Luft heraus, die zu einem tagelangen kritischen Feuerwetter in Südkalifornien führen würden und sprachen von dem „schlimmsten [Szenario], was es in Bezug auf Feuerwetter gibt“. Für Teile von Ventura County, Los Angeles County und Orange County wurden Red-Flag-Warnungen vor „außergewöhnlich gefährlichen Bedingungen“ herausgegeben, eine Warnstufe, die zuvor nur je zwei Mal im Jahr 2020 und in der laufenden Brandsaison 2024/25 genutzt worden war. Hinsichtlich der Windstärken, die in den Bergen Böen von über 160 km/h erreichen könnten, gingen Meteorologen von den zerstörerischsten Santa-Ana-Winden seit dem Jahr 2011 aus, und warnten vor umgeknickten Bäumen und Strommasten. Stromversorger teilten mit, dass sie beginnend mit dem 7. Januar 2025 bei Bedarf die Stromversorgung für evtl. bis zu etwa 450.000 Haushalte vorsorglich abschalten könnten.[2]
Der Kalifornische Gouverneur Gavin Newsom mobilisierte in Vorbereitung auf mögliche Brände 65 zusätzliche Feuerwehrfahrzeuge, je sieben Großtankfahrzeuge und Hubschrauber und 109 Spezialkräfte.[3]
Verlauf
BearbeitenDie ersten Brände wurden am 7. Januar 2025 gemeldet. Innerhalb weniger Stunden breiteten sich die Flammen, angetrieben von Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde, auf mehrere Gebiete aus. Besonders betroffen waren die Stadtteile Pacific Palisades und West Hollywood sowie Teile von Malibu.[7][8]
Bis zum 9. Januar 2025 hatten sich fünf Großfeuer entwickelt, die durch starke Winde weiter angefacht wurden. Das größte unter ihnen ist das Palisades Fire am Westrand von Los Angeles, das sich auf eine Fläche von fast 70 Quadratkilometern ausbreitete, von den Hügeln in Pacific Palisades bis zu den Stränden von Malibu.[9] Ein weiterer bedeutender Brand, das Eaton Fire nordöstlich von Los Angeles, breitete sich auf etwa 42 Quadratkilometer aus.[10]
Auswirkungen
BearbeitenOpfer und Evakuierungen
BearbeitenBis zum 9. Januar 2025 wurden mindestens fünf Todesopfer gemeldet.[11][12] Zahlreiche Menschen erlitten Verletzungen, darunter auch mehrere Feuerwehrleute.[13][9] Die Behörden ordneten großflächige Evakuierungen an, von denen zeitweise bis zu 130.000 Menschen betroffen waren.[14]
Über Los Angeles lag dichter Rauch, der den Bewohnern das Atmen erschwerte. Der Luftqualitätsindex lag teils bei als „sehr ungesund“ eingestuften Werten über 250 für Feinstaub < 2,5 µm (PM2,5).[15][16][17] Viele Menschen trugen daher wie empfohlen Atemschutzmasken. Alle Schulen wurden geschlossen und Veranstaltungen abgesagt.[9]
Sachschäden
BearbeitenFast 2000 Gebäude wurden durch die Brände zerstört, weitere 28.000 galten als gefährdet.[12][18] Die Feuer breiteten sich auf einer Fläche von über 100 Quadratkilometern aus.[10] Ganze Straßenzüge lagen in Schutt und Asche.[9] Am 7. Januar wurden im Flussbett des Santa Ana River durch einen der ersten gemeldeten Brände ein Zeltlager von Obdachlosen und mehrere Fahrzeuge zerstört.[19] Besonders betroffen waren zudem Wohngebiete in den Hügeln von Los Angeles, darunter wohlhabende Viertel wie Pacific Palisades und die Hollywood Hills, wo viele Prominente ihre Häuser haben.[20] International bekannte Schauspieler und sonstige bekannte Persönlichkeiten, deren Häuser im Feuer zerstört wurden, sind beispielsweise Adam Brody, Billy Crystal, Cary Elwes, Anna Faris, John Goodman, Jennifer Grey, Paris Hilton, Anthony Hopkins, Ricki Lake, Cameron Mathison, Leighton Meester, Heidi Montag, Rosie O'Donnell, Miles Teller, Diane Warren und James Woods.[21][22][23][24][25]
Erste frühe Schadennschätzungen vom 9. Januar 2025 gehen nicht zuletzt aufgrund der vielen teuren Villen in Pacific Palisades von sehr hohen Sachschäden im Milliardenbereich aus. AccuWeather prognostizierte einen ökonomischen Schaden in Höhe von bis zu 57 Mrd. US-Dollar durch die Brände. Besonders schwerwiegend ist, dass viele Gebäude wohl unversichert waren, Versicherungsunternehmen Gebäude in Kalifornien wegen der immer zerstörerischer werdenden Katastrophen nicht mehr gegen Elementarschaden versichern. Alleine State Farm kündigte zwischen 2019 und 2024 mehr als 100.000 Hauseigentümern in Kalifornien die Versicherungen, darunter im Jahr 2024 70 % seiner Kunden in den Santa Monica Mountains, wo die Feuer besonders schwer wüteten.[26]
Einsatzkräfte
BearbeitenMindestens 7500 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die Löscharbeiten gestalteten sich aufgrund der starken Winde als besonders schwierig. Diese fachten nicht nur die Feuer an, sondern erschwerten auch den Einsatz von Löschflugzeugen.[9]
US-Präsident Joe Biden entsandte zusätzlich 2000 Einsatzkräfte der Nationalgarde und 15 Lösch-Hubschrauber zur Unterstützung.[27]
Politische Reaktionen
BearbeitenKaliforniens Gouverneur Gavin Newsom erklärte den Notstand für die betroffene Region und betonte, dass alle verfügbaren Ressourcen für die Bekämpfung der Brände eingesetzt würden.[9]
US-Präsident Joe Biden erklärte das Gebiet zum Katastrophengebiet, wodurch Bundesmittel für den Wiederaufbau freigegeben wurden.[28] Aufgrund der Situation sagte Biden eine geplante Reise nach Italien und eine Audienz bei Papst Franziskus ab.[9]
Vergleich mit früheren Bränden
BearbeitenLaut US-Medien handelte es sich bereits zu diesem Zeitpunkt um eine der schlimmsten Feuerkatastrophen in der Geschichte von Los Angeles.[9] Die Brände erinnerten in ihrem Ausmaß an frühere verheerende Waldbrände in Kalifornien, wie das Camp Fire von 2018, das als der bis dahin zerstörerischste und tödlichste Waldbrand in der Geschichte Kaliforniens galt.[29]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Emily Cassidy: Fires Tear Through Los Angeles. In: NASA Earth Observatory. 9. Januar 2025 (englisch).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Mary Gilbert: La Niña has arrived. Here’s what that means for the US. CNN, 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
- ↑ a b Los Angeles Braces for ‘Life-Threatening and Destructive’ Winds. In: The New York Times, 7. Januar 2025. Abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ a b 'Life-threatening' windstorm fans fires in Southern California as blazes burn in Los Angeles. In: NBC News, 7. Januar 2025. Abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ a b c The Los Angeles wildfires are climate disasters compounded . In: The Guardian, 9. Januar 2025. Abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ This is how climate change contributed to the California wildfires. In: ABC News, 9. Januar 2025. Abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Hicke, J.A., S. Lucatello, L.D., Mortsch, J. Dawson, M. Domínguez Aguilar, C.A.F. Enquist, E.A. Gilmore, D.S. Gutzler, S. Harper, K. Holsman, E.B. Jewett, T.A. Kohler, and KA. Miller, 2022: North America. In: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, UK and New York, NY, USA, pp. 1929–2042, S. 1948–1950, DOI:10.1017/9781009325844.016.
- ↑ Leah Sarnoff: Los Angeles fires: 2nd blaze spurs evacuations. In: ABC News. 8. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
- ↑ Waldbrände in Los Angeles außer Kontrolle – Feuerwehr meldet erste Tote. In: rnd.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ a b c d e f g h Feuer bei Los Angeles zerstören fast 2.000 Gebäude. In: tagesschau.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ a b Markus Brauer: Karte von Los Angeles zeigt Waldbrände: Jetzt brennt auch Hollywood. In: Eßlinger Zeitung. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ NDR Info Nachrichten vom 09.01.2025:. In: ndr.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ a b Feuer bedrohen Zentrum von Hollywood. In: tagesschau.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Barbara Munker, Christian Fahrenbach: Inferno in Los Angeles – Schwere Brände an der US-Westküste. In: Lippische Landes-Zeitung. 8. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Kalifornien - Zentrum von Hollywood wird wegen neuer Brände evakuiert. In: deutschlandfunk.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Air quality near Harrison ES (4438), Los Angeles. In: iqair.com. Archiviert vom am 8. Januar 2025; abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
- ↑ Los Angeles Air quality map. In: iqair.com. Archiviert vom am 8. Januar 2025; abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
- ↑ Air Quality Index (AQI) Basics. In: airnow.gov. Abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
- ↑ Waldbrände bei Los Angeles breiten sich weiterhin rasant aus. In: tagesschau.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Tony Kurzweil: Fire erupts in Santa Ana Riverbed as gusty winds blast Southern California. In: ktla.com. 7. Januar 2025, abgerufen am 7. Januar 2025 (englisch).
- ↑ Waldbrände an der US-Westküste - Los Angeles: Behörden evakuieren Zentrum Hollywoods – fünf Tote. Abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Celebrities Who Have Lost Homes or Had to Evacuate in the Los Angeles Fires, and What They've Said. In: People.com. 8. Januar 2025, archiviert vom am 9. Januar 2025; abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Julia Musto, James Liddell, Katie Hawkinson: Palisades fire live updates: Five killed as new Hollywood Hills blaze prompts further evacuations. In: The Independent. 8. Januar 2025, abgerufen am 8. Januar 2025.
- ↑ Sian Cain: Billy Crystal, Cary Elwes and Eugene Levy among celebrities to lose homes in California fires In: The Guardian, January 9, 2025
- ↑ Scoop Harrison: John Goodman, Anthony Hopkins Lose Homes in Los Angeles Wildfires. In: Yahoo News. Consequence, 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Anna Kaplan: Celebrities who have lost their homes in California wildfires. In: today.com. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
- ↑ The Costs of the Los Angeles Fires. In: The New York Times, 9. Januar 2025. Abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ USA - Brände im Raum Los Angeles weiter außer Kontrolle - bislang fünf Tote. In: deutschlandfunk.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
- ↑ Los Angeles brennt: Tausende evakuiert, Stromausfälle und zerstörte Gebäude. In: Business Insider Deutschland. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Feuer in LA zerstört fast 2.000 Gebäude - Hollywood bedroht. In: Süddeutsche Zeitung. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.