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Artikel „Funkelin, Jakob“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 203–204, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Funkelin,_Jakob&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 09:07 Uhr UTC)
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Funkelin: Jakob F., deutscher Dramatiker. Geboren zu Constanz, seit 1550 Prädicant zu Biel (Canton Bern), wo er viele ganz oder großentheils selbstgedichtete Schauspiele bald durch Schüler, bald durch Bürger aufführen ließ („Reicher Mann und armer Lazarus“, 1550; „Tod und Erweckung des Lazarus“; „Loth und Abraham“; „Ahasverus und Esther“, 1552; „Geburt Christi“, 1553 und vermuthlich auch 1554; „Sodom und Gomorrha“, vielleicht Umarbeitung des Loth und Abraham, 1554; „Die in Lastern hinlebende Welt und was Strafe je hernach folgt“; „Apokalypse“, 1555; „Der verlorene Sohn“, 1561; „Unsers Herren Auferstehung und Auffahrt“, 1562; „Susanna“, 1565) und am 3. Novbr. 1565 an der Pest starb. „Hat übel Haus gehalten“, sagt ein Chronist. – Wiederholt mag er bei seiner dramaturgischen Thätigkeit ältere Stücke benutzt haben; so liegt dem Lazarus der Anabion von Joannes Sapidus zu Grunde: die satirisch geschilderte Consultation dreier Aerzte z. B. ist daraus geschöpft. In satirischen und lehrhaften Elementen mag sich sonst noch am [204] meisten die Selbstthätigkeit des Verfassers geltend machen. In das erste der genannten Stücke ist ein Zwischenspiel eingeschaltet, das dem reichen Manne vorgeführt wird, der Streit zwischen Venus und Pallas, d. h. zwischen Sinnlichkeit und Tugend, der hier durch einen Richter für Pallas entschieden wird. Der Venus steht Epicur, „der Vollbauch“, als Zeuge zur Seite, der Pallas Hercules. Jener wird als verschlafener Genußmensch charakterisirt; dieser beweist seine Tüchtigkeit, gewiß zur großen Freude des Publicums, durch drei Ringkämpfe gegen Riesen. Die ganze Venussippschaft wird vom Teufel geholt. Das Thema mag dann in dem ersten Stück von 1555 weiter geführt sein. Die sittliche Wahrhaftigkeit, der Kampf gegen den Teufel, wie ihn Hercules kämpft, beschäftigt den Verfasser auch wiederholt in seinen Liedern: wie ein guter Bürger für seine Waffen sorge, daß er sie in der Zeit der Noth zur Hand habe und nicht erst kaufen müsse, so solle jeder Christ mit guten Sprüchen gegen den Satan gerüstet sein. Man sieht, F. benutzte auch die Bühne, um solche Waffen zu schmieden.

Weller[WS 1], Volkstheater der Schweiz S. 252–260; Tittmann, Schauspiele aus dem 16. Jahrhundert 1, 163–200; Rochholz, Germania 14, 412; Wackernagel, Kirchenlied 4, Nr. 220–226.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Emil Weller (1823–1886), Bibliograph.
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