Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gutbier, Christian August v.“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 216–217, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gutbier,_August_von&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 03:46 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Gutbier, Ägidius
Nächster>>>
Gutenäcker, Joseph
Band 10 (1879), S. 216–217 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian August von Gutbier in der Wikipedia
Christian August von Gutbier in Wikidata
GND-Nummer 116931388
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|216|217|Gutbier, Christian August v.|Wilhelm von Gümbel|ADB:Gutbier, August von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116931388}}    

Gutbier: Christian August v. G., geb. 11. Juli 1798 zu Roßwein in Sachsen, gest. am 9. Mai 1866 in Dresden. Sohn eines Offiziers, betrat G. selbst auch die militärische Laufbahn und wurde nach fünfjährigem Besuche der Militärakademie 1816 in die Armee eingereiht. 1821 kam sein Regiment nach Zwickau in Garnison und hier war es, wo G. 26 Jahre lang seine Aufmerksamkeit dem Studium des dortigen Steinkohlenbergbaues widmete und besonders eifrig die Versteinerungen des Kohlengebirgs sammelte. Die Frucht dieser Studien war eine sehr gründliche Beschreibung dieser Gegend, welche jetzt noch die wissenschaftliche Basis für die Beurtheilung der sogenannten Zwickauer Kohlenmulde bildet. Sie erschien 1834 unter dem Titel: „Geognostische Beschreibung des Zwickauer Schwarzkohlengebirgs und seiner Umgebung mit 7 Tafeln“. Gleichsam zur Ergänzung und tieferen Begründung derselben folgte 1835: „Abdrücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarzkohlengebirgs“, ein für die fossile Flora wichtiges Werk, in welchem viele neue Arten beschrieben sind. Seine geognostischen Untersuchungen führten ihn dann zu der höchst wichtigen Entdeckung, daß gewisse frühere noch zur Steinkohlenformation gerechnete Zonen der sogenannten grauen Conglomerate von dieser als discordant gelagert loszutrennen und als untere Stufe dem Rothliegenden zuzuweisen seien. Ueber diesen Gegenstand hielt er einen Vortrag in der Jenaer Naturforscherversammlung 1836 (s. Leonhard und Bronn, N. Jahrb. 1838, S. 197) und legte die Resultate seiner Entdeckung in der wichtigen Monographie der Versteinerungen des Rothliegenden nieder, welche das zweite Heft der von ihm und Dr. Geinitz herausgegebenen Schrift: „Die Versteinerungen des Zechsteingebirges und Rothliegenden in Sachsen“, 1848–1849 bildet. Darin wird zum ersten Mal der Nachweis zu führen gesucht, daß der Zechstein nur als die marine Facies des oberen Rothliegenden zu betrachten sei. Weniger wichtig sind folgende unter seinen Schriften: „Geologie von Marienbad“, 1837 in Dr. Heidler’s Pflanzen und Gebirgsarten von Marienbad; ferner „Ueber einen Fund fossiler Knochen bei Oelsnitz (Leonhard und Bronn, N. Jahrb. 1842, 127–144); „Ueber einen fossilen Farrenstamm Caulopteris Freieslebeni“, 1842; „Ueber gediegenes Kupfer in Thonsteinporphyr von Zwickau“ (a. a. O. 1843, 460); „Ueber fossile Knochen bei Oelsnitz“ (das. 1843, 479–481); „Ueber Calamosyrinx Zwickaviensis“ (das. 578). Dagegen schließen sich werthvolle paläontologische Beiträge in Geinitz’ Gaea von Sachsen (1843, 66–99 und 134–139) den früheren wichtigen Arbeiten über fossile Flora aufs engste an. In seiner militärischen Laufbahn war G. [217] inzwischen seit 1838 zum Hauptmann aufgestiegen und machte als solcher den schleswig-holsteinischen Feldzug mit. Bei dieser Gelegenheit stellte er Untersuchungen über Strandbildungen an und durchforschte viele sogenannte Hünengräber nach den in ihnen begrabenen Alterthümern. Nach Dresden zurückgekehrt wurde G. 1853 zum Oberst und Untercommandeur vom Königstein ernannt, wodurch sich ihm in der sächsischen Schweiz ein neues Feld der Forschung erschloß. Als Frucht seiner neueren Studien erschien: „Der Basalt vom Gorichstein“, 1856 (Isis, N. Folge II, 413–418); „Der Basalt des Pinsenbergs“ (das. III, 68–73); „Geognostische Skizzen der sächsischen Schweiz“, 1858, (mit 1 geogn. Kartenskizze); „Panorama vom Königstein“, 1863; „Die Sandformen der Dresdner Haide“ (Isis 1864, 42–54); „Ueber das Vorkommen von Kalktuff bei Pirna“ (das. S. 58); „Die Sandformen der Dresdner Haide bezogen auf das Elbbassin“, 1865, und als letzte seiner Publicationen: „Ueber die Diluvialgeschiebe bei Klotzscha“ (Isis 1865, 47–81). Seit December 1863 pensionirt lebte G. hauptsächlich in Dresden und war ein thätiges Mitglied der naturforschenden Gesellschaft Isis. Auch war er ein guter Kenner der lebenden Farne, die er des Vergleichs wegen mit den fossilen Formen einem sorgsamen Studium unterzog. Seine ausgezeichnete Sammlung, namentlich werthvoll durch die Originale zu seinen phytopaläontologischen Arbeiten, ging großentheils an das königl. mineralogische Museum in Dresden über. G. war Ritter des königl. sächsischen Albrechts- und des kaiserl. königl. Leopold-Ordens und mehrerer gelehrter Gesellschaften Mitglied.

Poggendorff, Biogr. I, 986. Sitzungs-Berichte der naturforschenden Gesellschaft Isis 1866, 59.
  NODES