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Artikel „Hofmann, Kaspar“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 635, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hofmann,_Kaspar&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 09:32 Uhr UTC)
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Hofmann: Kaspar H., Arzt, den 9. November 1572 in Gotha in ärmlichen Verhältnissen geboren, hatte zuerst in Leipzig, später in Straßburg, zuletzt in Altorf Medicin studirt. Mit einem Stipendium unterstützt, ging er nach Padua, wo er drei Jahre lang unter Hercules Saxonia, Fabrizio und Casserio seine Studien fortsetzte und sodann nach Basel, wo er sich des Unterrichtes von Felix Plater und Kaspar Bauhin erfreute und 1605 nach Vertheidigung seiner Dissertation „De lumbricis“ promovirt wurde. Im folgenden Jahre kehrte er nach Nürnberg, wo eben die Pest wüthete, zurück; hier wurde er an Stelle des der Seuche erlegenen Prof. Taurellus zum „Pestarzte“ ernannt, und darnach mit der durch den Tod des Genannten erledigten Professur der Medicin in Altorf betraut, wo er, mit Noth und Nahrungssorgen kämpfend, 40 Jahre lang docirte, bis eine mehrere Jahre bestehende Lähmung am 3. Nov. 1648 seiner rastlosen Thätigkeit und seinem Leben ein Ende machte. – H. war einer der gelehrtesten Aerzte seiner Zeit, aber ein Repräsentant jener sterilen Buch-Gelehrten des 17. Jahrhunderts, welche sich mit ihren Studien so tief in die alte griechische Medicin versenkten, daß ihnen für eine Bekanntschaft mit den Leistungen ihrer Zeitgenossen und mit den Fortschritten, welche die Wissenschaft machte, weder Zeit noch Lust blieb. – Er hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, eine neue mit Verbesserungen, Varianten, Commentarien und Zusätzen versehene Ausgabe der Schriften Galen’s zu besorgen und diesem Ziele mit allen Kräften, mit einer Selbstverleugnung, die eines höheren, fruchtbareren Zieles würdig gewesen wäre, aber auch mit einer Verbissenheit zugestrebt, welche ihn mit vielen seiner aufgeklärten Zeitgenossen, welche seine Gelehrsamkeit bewunderten, ohne derselben jedoch Geschmack abgewinnen zu können, und gegen welche er eine heftige Sprache führte und eine mit gehässigen, brutalen Ausfällen gewürzte Kritik übte, in die unangenehmsten Conflikte gebracht hatte. – Es ist ihm nicht vergönnt gewesen, das Ziel, welchem er zustrebte, zu erreichen, da ihn, bevor er einen Verleger für sein Werk gefunden, der Tod ereilte. So ist sein mühevolles Leben ein freud- und resultatloses geblieben; die Folianten von Sammlungen, welche er für die Ausführung seines wissenschaftlichen Planes angelegt hatte, sind in alle Winde zerstreut und seine zahlreichen anderweitigen litterarischen Producte, welche durch den Druck veröffentlicht waren (vergl. das Verzeichniß derselben in Haller, Bibl. anat. I. 328), sind einer frühzeitigen Vergessenheit anheimgefallen. – Der Versuch, das Andenken an H., als einen „deutschen Kämpfer für den Humanismus in der Medicin“ aufzufrischen, ist als ein verfehlter zu bezeichnen.

Ueber sein Leben vgl. Bruno, Oratio de vita, moribus et scriptis C. H., Curiae Variscae 1661. – Volckamer, Oratio in laudem C. H., Francft. 1668 (1680). – Gerlach, Epistola de vita C. H., Mulhusii 1736. – Gruner, Natales et vita C. H., Jen. 1780. – Marx, Kasp. Hofmann, ein deutscher Kämpfer für den Humanismus in der Medicin, in Abhandl. der königl. Akademie d. Wissenschaften zu Göttingen (Göttingen 1873).
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