Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Volckamer, Johann Georg“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 225–226, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Volckamer,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 02:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Volborth, Johann Karl
Nächster>>>
Voelckel, Samuel
Band 40 (1896), S. 225–226 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Georg Volkamer in der Wikipedia
Johann Georg Volkamer in Wikidata
GND-Nummer 100865208
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|225|226|Volckamer, Johann Georg|Siegmund Günther|ADB:Volckamer, Johann Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100865208}}    

Volckamer: Johann Georg V., Arzt und Physiker, geboren am 9. Juni 1616 zu Nürnberg, † am 17. Mai 1693 ebenda. Einem alten Patriciergeschlechte entsprossen, erhielt V. eine sehr sorgfältige Erziehung, besuchte die gelehrte Schule seiner Vaterstadt und studirte dann von 1633–1638 die Medicin [226] zu Jena und Altdorf. Hierauf wandte er sich nach Padua, wo er sich drei Jahre lang aufhielt und das Amt eines Bibliothekars der Hochschule bekleidete. Auf kurze Zeit in die Heimath zurückgekehrt, disputirte er 1641 zu Altdorf „de febre ephemera“, nahm aber die Doctorwürde noch nicht an, sondern suchte sich hiefür auf einer durch Italien und Frankreich unternommenen Reise erst noch gründlichere Kenntnisse zu erwerben. Ueber Venedig, Ferrara, Bologna, Rom, wo er allenthalben mit den Fachmännern in nähere Beziehung trat, kam V. nach Neapel, nahm dort Wohnung bei dem berühmten Chirurgen Marcantonio Severini und bildete sich im vertrauten Umgang mit diesem weiter aus. Ueber Genua, Nizza, Montpellier, Orleans gelangte er sodann nach Paris, hielt sich auch da einige Zeit auf und reiste endlich durch die Schweiz nach Nürnberg zurück, wo er gegen Ende des Jahres 1642 eintraf. Bald darauf promovirte er in Altdorf, trat als praktischer Arzt in das Nürnberger Collegium medicum ein und gehörte diesem nunmehr über fünfzig Jahre lang als hochgeachtetes Mitglied an. Ehren wurden ihm reichlich zu Theil. Die leopoldinisch-karolinische Akademie der deutschen Naturforscher wählte ihn nicht nur zu ihrem Mitgliede, sondern bald auch zum Redacteur der von ihr herausgegebenen gelehrten Zeitschrift; ja 1683 mußte er sogar die oberste Leitung der Gesellschaft übernehmen. Als solcher wurde er vom Kaiser Leopold I. zum Leibmedicus und Pfalzgrafen ernannt. Dem Verstorbenen hielt Prof. Kirchmayr zu Wittenberg eine pietätvolle Gedächtnißrede, welche in den „Ephemerides medico-physicae“ veröffentlicht wurde. – Ein Sohn Volckamer’s, der auch des Vaters Vornamen führte (1662–1744), hat sich als Botaniker einen Namen gemacht.

Als vielseitig gebildeter Mann interessirte sich V. für die verschiedensten Wissenschaften; so gab er 1682 in Nürnberg ein numismatisches Werk heraus, eine Beschreibung der von ihm früher in Italien gesammelten Münzen. Hauptsächlich aber beschäftigte er sich in seinen Mußestunden mit physikalischen Untersuchungen. So veranlaßte er einen Aufsatz in den von ihm redigirten „Miscellanea“, welcher für die Vorgeschichte der Dampfmaschine von entschiedenster Bedeutung ist. In optischen Arbeiten war er sehr erfahren; er verstand es, Gläser für Fernrohre zu schleifen; und in seinem Garten hatte er eine nach allen Regeln der Gnomonik construirte Sonnenuhr angelegt. Diese verhalf ihm zu einer wichtigen Entdeckung, denn indem er unausgesetzt die Mittagslinie der Uhr mit der Achsenrichtung einer darüber aufgehängten Magnetnadel verglich, drängte sich ihm die Thatsache auf, daß die sogenannte magnetische Declination eine veränderliche Größe ist. Andere hatten schon vor ihm dies gelegentlich wahrgenommen, allein erst durch Volckamer’s genaue Messungen wurde die Erscheinung allgemein bekannt. Den Plan des Altdorfer Physikers J. C. Sturm, geomagnetische Correspondenzbeobachtungen in allen gebildeten Ländern ins Leben zu rufen, suchte V. auf jede mögliche Weise zu fördern.

Doppelmayr, Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnberg 1730, S. 108 ff. – Büchner, Academiae sacri Romani imperii Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum historia, Halle a. S. 1755, S. 115 ff., S. 209 ff.. S. 385 ff.
  NODES