BLKÖ:Benedek, Ludwig von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 265. (Quelle)
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Benedek, Ludwig von (k. k. Generalmajor, Ritter des Mar. Theresienordens, geb. zu Oedenburg in Ungarn 1804). In der W.-Neustädter-Militärakademie erzogen, trat er 1822 als Fähnrich in das Iftr.-Regim. Marquis Chasteler, ward 1824 im Regim. Baron Klopstein Nr. 47 Unterlieut., 1831 Oberlieut., und kam 1833 zum Gen.-Quartiermeister-Stab. Nachdem er bei der Armee in Italien gewesen, rückte er 1835 zum Hauptmann, 1840 zum Major bei Mariassy Iftr.-Regimt. Nr. 37, und Generalcommando-Adjutanten in Galizien vor. In dieser Eigenschaft an der Seite des commandirenden Generalen Freih. v. Recsay bewährte Benedek seine ganze Tüchtigkeit, entwickelte ebenso alle Energie in Ausführung der Anordnungen als er sich durch seine Humanität bei [266] Hoch u. Nieder beliebt gemacht. Im J. 1843 Oberstlieut., 1846 Oberst geworden, zeichnete er sich bei Gelegenheit der im letztern Jahre in Galizien ausgebrochenen Unruhen durch Muth und Umsicht aus. Er war es, der durch einen raschen Angriff und geschickte Combination bei Gdów und Wieliczka die Insurgenten zersprengte, und dem Gen.-Major Collin die erfolgreiche Operation gegen Podgorze ermöglichte. Diese Raschheit des Handelns im entscheidenden Augenblicke, verbunden mit der Umsicht, die Vortheile der Situation stets zu benützen, erwarb ihm in Galizien den Namen: der Falke von der Weichsel. Aber B. hatte an der schnellen und glücklichen Lösung dieses Aufstandes nicht nur durch seine Tapferkeit, sondern auch durch seine Mäßigung Antheil, in Folge deren er die aufgeregten Gemüther beschwichtigte und unnützes Blutvergießen verhinderte. In Anerkennung dieser Verdienste erhielt er das Ritterkreuz des Leopoldordens. Im J. 1847 wurde Benedek Commandant des Iftr.-Rgmts. Graf Gyulai Nr. 33 und ging nach Italien, wo ihm bald Gelegenheit gegeben wurde, seine Tüchtigkeit und militärische Routine neuerdings zu entwickeln. Beim Ausbruche des Aufstandes in Mailand lag B.’s Regiment als Besatzung in Pavia. Im wohlgeordneten Rückzuge erreichte B. mit seinem Regimente die Armee, und rückte am 31. Mai mit der Brigade Wohlgemuth in Mantua ein. Am 5. April übernahm er das Commando einer Brigade, 5 Bataillone und 3 Escadronen stark. Tags darauf standen sich schon österreichische und piemontesische Truppen feindlich gegenüber, denn B. wurde vom FML. Gorzkowsky mit der von Radetzky angeordneten Recognoscirung der in Marcaria stehenden Piemontesen beauftragt. Als der Ueberfall des Feindes durch den Schuß eines Bauers vereitelt worden, drang B. mit Sturm in Marcaria ein, machte mehrere Gefangene und trieb die Piemontesen über den Oglio zurück. Am 29. Mai erhielt Benedeks Brigade den Auftrag, Curtatone zu nehmen, und hier gab er seltene Beweise von Geistesgegenwart, richtigem militärischen Blicke und persönlichem Muthe, ja, als das Regiment Sigismund beordert wurde, das Regiment Gyulai, welches B. commandirte, abzulösen, schlug B. dies ab und leitete den Sturm in seiner ganzen Ausdehnung ein, ihn auch auf das Vortrefflichste vollführend. Durch seine Operationen ward die Niederlage des Feindes erst recht entscheidend. Tags darauf stand er bei Goito und Casa franchini schon wieder im heftigsten Feuer, das er, bis Unterstützung kam, standhaft aushielt. Der Lohn so vieler Heldenthaten war das Ritterkreuz des Mar. Theresienordens und das Commandeurkreuz des österr. Leopoldordens. In den letzten Schlachten gegen Sardinien bei Mortara und Novara (März 1849) trug er wesentlich zur Einnahme der erstern Stadt bei, und that sich bei Novara so hervor, daß ihn der Schlacht-Rapport des FM. Radetzky unter den vorzüglich Ausgezeichneten nannte. Er ward kurze Zeit darnach zum General-Major befördert, und ging zum ersten Reserve-Armeecorps der Donau-Armee ab. Mit den Localverhältnissen Ungarns genau bekannt, leistete er hier die wichtigsten Dienste. Er zeichnete sich wiederholt bei Raab und Oszőny, bei Uj-Szegedin, Szöreg und Ó-Ivány aus, und ward in diesen Affairen zweimal verwundet. Von seinen Wunden hergestellt, erhielt er die Stelle eines Chefs der Gen.-Quartiermeister-Stabs-Abtheilung bei der 2. Armee in Italien. Außer den schon erwähnten Orden ziert seine Brust noch: das Militär-Verdienstkreuz, das Ritterkreuz des päpstl. St. Gregorordens, [267] der russische Annenorden I. Cl., und das Senatorkreuz des parma’schen Constantin- und St. Georgsordens. General Benedek ist einer der ausgezeichnetsten in der Tafelrunde der österreichischen Helden. Mit gediegenen Kenntnissen ausgestattet, legt er überall im entscheidenden Augenblicke nicht blos persönlichen Muth und unendliche Ausdauer, wovon er bei so vielen Gelegenheiten die herrlichsten Proben gegeben, sondern was beim Soldaten sehr viel gilt, und eben seinem Muthe und seiner Bravour die letzte Weihe gibt: das tiefe Verständniß des gebildeten Denkers, und die Menschlichkeit des Humanisten in die Wagschale. Wenn man sagen darf, es ist Jemand in des bisher unerreichten Vater Radetzky Schule sein würdigster Zögling geworden, so gilt dieß zunächst von General Benedek. Er ist der wahre Vertreter des Wahlspruches, den er in das Radetzky-Album geschrieben, und welcher lautet:

Bis in den Tod lasst uns die Treue halten,
Denn höher als das Leben ist die Ehre.

Seinem Aeußern nach eine durch und durch ritterliche Erscheinung, das Auge voll Feuer doch gewinnend, in Haltung stattlich, im Benehmen männlich, bieder und treuherzig, im Dienste pünktlich, und selbst der vorleuchtende Stern, ist er von der Mannschaft verehrt, von Nichtmilitärs hochgeachtet, und im Leben einer jener gefeierten Helden Oesterreichs,

Deren Heldenmuth mit Stolz die Brust erfüllt,
Und auch kein leises Grau’n weckt in der Seele.

Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 359. (Artikel von Hd.) – Leitner von Leitnertreu (Th. Ig.), Geschichte der Wiener-Neustädter Militärakademie (Hermannstadt 1852 und Kronstadt 1853, 2 Bde.) II. Bd. S. 262. – Oestr. Illustr. Zeitung (Wien, 4°.) 1852, Nr. 51 [mit einem ziemlich ähnlichen Holzschnitte des Helden]. – Neuer Plutarch (Pesth 1853, Hartleben, 8°.) 25. Lief. [mit in Stahl gestoch. Porträt] – Tiroler Schützenzeitung (Innsbruck, 4°.) VI. Jahrg. 1851, Nr. 10: „Einige tirolische Lorbeerreiser in Oestreichs Siegeskranze.“ – Dieselbe 1851, Nr. 50–52: „Aus dem Tagebuche des Feldcaplans Hugo Suschizky im J. 1849.“ – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) II. Bd. S. 499. – Pierer (H. A.), Universal-Lexikon der Gegenwart (Altenburg 1840 u. f.) Suppl. (1851) I. Bd. S. 172. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., 8°.) Supplement I. Bd. S. 1586. – Nouvelle biographie générale … publiée sous la Dir. de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 338.[BN 1]Porträte: Außer den bereits angeführten 1) Unterschrift: Benedek, k. k. General-Major und Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 28 (Verlag von Gottl. Haase Söhne, Prag, 4°.); 2) in der Mignon-Ausgabe, in welcher sämmtliche Helden der österr. Armee, die in den Jahren 1848 und 1849 sich hervorgethan, erschienen sind, u. z. einmal mit der Unterschrift: G. M. Benedek (bei Ign. Krepp); 3) noch ein Mal meisterhaft gemacht, mit der Unterschrift: Benedek (Stahlstich von C. Mahlknecht).

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Benedek, Ludwig von, k. k. Feldzeugmeister [Bd. 1, S. 265].
    Männer der Zeit u. s. w. (wie bei Joh. Nep. Beck), I. Serie (1860), Sp. 466. – Illustrirte Militär-Zeitung. Herausgegeben von Ritter von Hack (Wien, 4°.) 1864, Nr. 2–5: „Benedek bei San Martino“. – Wiener Zeitung 1866, Nr. 298: „Kais. Erlaß zur Einleitung der kriegsrechtlichen Untersuchung“. – Neue freie Presse 1865, Nr. 259: „La Marmora und Benedek“, Nr. 375 u. 1866, Nr. 665, 772, in den Notizen und im Leitartikel, – Presse 1866, Nr. 215, 338, in den Leitartikeln. – Fremden- Blatt 1867, Nr. 320, 1. Beilage: „Der Nebel von Chlum“; 1868, Nr. 320: 1. Beilage: „Oesterreichs Kämpfe im Jahre 1866“. – Illustrirte Zeitung (J. J. Weber, kl. Fol.) 1866, Nr. 1195: „Biographie und Bildniß“; Nr. 1202: „Benedek und sein Stab“. – Daheim 1866, Nr. 42: „Zwei Carrièren. – Wanderer 1866, Nr. 344, im Feuilleton; 1868, Nr. 98: „Zwei Instructionen aus dem Kriege 1866“; Nr. 295: „Sieben Tage im Hauptquartier der Nordarmee“. – Mährischer Correspondent (Brünner polit. Blatt) 1868, Nr. 250. – Neues Fremdenblatt (Wien, 4°.) 1866, Nr. 216: „Eine preußische Stimme über Benedek“. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. vom 20. Juni: „Die Preußen“ (Gedicht). [Band 22, S. 479]
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