Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wagner, Ferdinand
Band: 52 (1885), ab Seite: 94. (Quelle)
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13. Wagner, Franz (gelehrter Jesuit, geb. zu Wangen in Schwaben am 14. August 1675, gest. zu Wien 8. Februar 1738, nach Kayser’s Bücherlexikon Bd. VI, S. 128 erst am 6. Juli 1760). Im Alter von 15 Jahren trat er zu Krems in Niederösterreich in den Orden der Gesellschaft Jesu und trug dann auf dessen Unterrichtsanstalten zu Krems, Preßburg und Tyrnau Redekunst vor. Nachdem er die Priesterweihe erlangt hatte, wurde er Schulpräfect, Präses des unter dem Namen Congregatio civica bestehenden Specialvereines seines Ordens und Operarius im Wiener Profeßhause. Seine umfassenden Kenntnisse und vornehmlich seine Neigung zu historischen Studien veranlaßten seine [95] Oberen, den Blick des jungen Ordenspriesters auf die Geschichte seiner Zeit, und zwar zunächst auf die Regierungsperiode Leopolds I. und Josephs I. zu richten, worauf denn auch über diese Kaiser jene seinerzeit viel besprochenen, von einer Partei bewunderten, von den Gegnern viel geschmähten Geschichtswerke entstanden, welche trotz alledem für den quellenkundigen, die Spreu vom Weizen zu sondern geübten Forscher ungemein brauchbares Material enthalten. Neben diesen zwei Hauptwerken schrieb er noch eine erkleckliche Anzahl anderer historischer, pädagogischer und philologischer Schriften und leitete dabei viele Jahre hindurch das Wiener Seminar, ohne die schwierigen Pflichten der Seelsorge, namentlich bei Kranken und Sterbenden, zu unterlassen. Bezüglich seiner Schriften waren und sind vor Allen die Ungarn schlimm auf ihn zu sprechen, sie beschuldigen ihn geradezu der Verleumdung, und sein eigener Mitbruder Stephan Katona [Bd. XI, S. 35] hat es unternommen, ihm seine Unrichtigkeiten in der Darstellung ungarischer Vorgänge nachzuweisen. Seine in lateinischer Sprache erschienenen Werke sind: „Crito se Dissertatio philologica de comparanda vera eruditione“ (Tyrnaviae 1701, 12°.), neue Auflagen zu Wien, Kaschau, Augsburg u. s. w.; – „Propemticum suprema ac festiva acclamatione ad Carolum Archiducem hujus nominis III. Hispaniae Regem Vienna discedentem“ (Viennae 1703, Voigt, Fol.); – „Vita S. Athanasii Episcopi Alexandrini ex Anselmo erudita crisi elegantissime contexta“ (Viennae 1707, Voigt, 8°.), wird von Einigen dem Jesuiten Jacob Wenner (geb. 1639, gest. 1725) zugeschrieben; – „Universae Phraseologiae germano-latinae Corpus congestum“ (Augustae Vindel. 1718), oft wieder gedruckt zu Wien, Regensburg und an anderen Orten; mit der Phraseologie des Salust], Livius, Cäsar, Cornelius Nepos u. s. w., vermehrt von Martin Span (ebd., Aug. Vind. 1801 und Wien 1824); mit der „Phraseologia germanico-latina... et cum indice verborum in foro sacro, civili et militari“ von P. Goldhagen S. J. (Moguntiae 1751) und „Adjecta Phraseologia hungarico-slavonica“ (Tyrnaviae 1775, 8°.), zum Gebrauche der studirenden Jugend umgearbeitet von Ignaz Seibt (Prag 1847); – „Historia Leopoldi Magni Caesaris Augusti. Pars I. et II.“ (Aug. Vind. 1719 und 1732, Schlutter und Hampach, Fol.); – „Historia Josephi Caesaris Augusti Felicis cum appendice usque ad pacem Badensem“ (Viennae 1745, Kalliwoda, Fol.); – „Vita Eleonorae Magdalenae Augustissimae Imperatoris Leopoldi I. viduae“ (Viennae 1720, Schwendiman, 8°.), davon eine italienische Uebersetzung von P. Ceva und eine deutsche von Bernh. Lang (Wien 1752, 8°.); – „Vita serenissimae Elisabethae Archiducis Austriae pietissimae Gubernatricis Belgii“ (Viennae 1746, Kurzbeck, 8°.); – „Alvarus explicatus pro 1. et 2. Classe cum radicibus linguae latinae...“ (Viennae 173.); – „Alvarus explicatus... pro 3. et 4. Classe“ (ib. 173.); – „Cypriani Soarii Rhetorica methodice tractata...“ (ib. 173.); – „Syntaxis ornata seu latinitatis ars brevicula...“ (ib. 173.), neue Auflagen und Nachdrucke zu Regensburg, Tyrnau u. s. w.; vermehrt von Franz Preckenfeld (Klausenburg 1736, 8°.) – „Introductio in historiam biblicam Veteris Testamenti“ (Viennae [96] 1729, 8°.); – „Introductio in historiam Assyriorum, Persarum, Graecorum et mythologiam“ (ib.); – „Introductio in historiam Romanam bellicam“ (ib.); – „Introductio in historiam Romanam veterem civilem“ (ib.); – „Introductio in historiam Romanam Caesarum usque ad Carolum Magnum (ib.); – „Introductio in historiam Caesarum a Carolo Magno usque ad Carolum VI. (ib.); ein Nachdruck der vorgenannten sechs Werke in Tyrnau 1731; – „Geographia antiqua et nova cum 37 tabulis geographicis“ (Viennae 1737, 8°.). Außerdem übersetzte er aus dem Italienischen des Marquis Raimund Montecuculi militärische Aphorismen (Gratz 1715); aus dem Französischen des P. Dom. Bonhours S. J. aus gelehrten und geistvollen Schriften geschöpfte Anleitung richtig zu denken (Augsburg 1716, Wien 1750, 8°., und öfter); gab in deutscher Sprache heraus eine Nachricht über die Verehrung, welche die Fürsten Oesterreichs dem h. Altarsacramente zollten, eine Beschreibung der Kirchen Wiens, dann mehrere Andachtsbücher und polemische Schriften, deren Titel nicht bekannt sind.

Fejér (Georgius). Historia Academiae scientiarum Pazmanianae Archiepiscopalis ас M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) S. 78.
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