Ein Ruck am Schleier des Geheimnisses

Textdaten
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Autor: Fr. Hofmann
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Titel: Ein Ruck am Schleier des Geheimnisses
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aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 416
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Zu „Vavel de Versay“ (Leonardus Cornelius van der Valck) und der Dunkelgräfin
Blätter und Blüthen
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[416] Ein Ruck am Schleier des Geheimnisses ist es allerdings nur, aber doch etwas Neues, was uns über die „Geheimnißvollen im Schloß Eishausen bei Hildburghausen“ und namentlich den sogenannten „Grafen Vavel“ soeben brieflich mitgetheilt wird. Unsere Leser erinnern sich aus zwei Artikeln der Gartenlaube,[1] daß vom Anfang dieses Jahrhunderts bis in die Mitte der dreißiger Jahre ein durch hohe Bildung ausgezeichneter und mit reichen Mitteln versehener Mann offenbar der Wächter eines weiblichen Wesens war, das, ohne mit einem anderen Lebenden, als ihm, je in Berührung gekommen zu sein, auch abgeschlossen von der menschlichen Gesellschaft starb und einsam auf dem Stadtberge bei Hildburghausen begraben liegt. Der Mann ließ sich im Leben „Vavel de Versay“ nennen, duldete auch die Bezeichnung „Graf“ ohne Widerspruch, und erst nach seinem Tode, 1845, ward er aus seinen Papieren als ein Herr „van der Valck“ enthüllt, dessen Erben sich unter diesem Namen meldeten und auch seine Hinterlassenschaft ausgehändigt erhielten. Er selbst hat im Leben öffentlich diesen Namen nie geführt, und wenn er sich in mehr vertraulichen schriftlichen Mittheilungen vielleicht „V.“ unterschrieb, so konnte dies nur auf „Vavel“ oder „Versay“, nicht auf „Valck“ gedeutet werden.

Jetzt bringt uns ein Herr W. L. Reinhard, Kaufmann in Hannöverisch-Münden, die Kunde, daß durch seine Hände die Gelder gegangen, die dem räthselhaften Unbekannten nach Eishausen geschickt worden seien. Als er nämlich im Jahre 1844 Commis in der Handlung Jonas Pfeiffer und Sohn in Cassel gewesen, seien vierteljährlich Geldsendungen an einen „Herrn van der Valck“, der in der Nähe von Hildburghausen wohnte, gemacht worden, und zwar sei dies auf folgende Weise geschehen: „Herr van der Valck“ – so schreibt unser Gewährsmann – „schickte quartaliter von seiner Hand ausgestellte Wechsel auf ein Amsterdamer Haus, wenn ich nicht irre P. F. Laarmann und Sohn; diese Wechsel wurden von meinem Hause bei dem Bankgeschäft von Gebrüder Pfeiffer versilbert und ihm das Geld übersandt. Es kann jedoch auch sein, daß ihm die Wechsel vom Hause P. F. Laarmann und Sohn zugesandt waren, daß solche auf Gebrüder Pfeiffer in Cassel lauteten und durch unsere Vermittelung eincassirt wurden. – – Wie groß die Summe war, ist mir ebenfalls nicht genau mehr erinnerlich. Die Gelder wurden an Herrn van der Valck adressirt; ob derselbe aber Leonardus Cornelius oder Ludwig hieß, oder ob nur die Anfangsbuchstaben des Vornamens und welche durch unsere Bücher liefen, darauf kann ich mich nicht mehr besinnen.“

Diese Nachricht antwortet wenigstens auf eine der bisher unbeantwortet gebliebenen Fragen: „Woher bezog der ‚Graf‘ seine Mittel?“ annähernd und es sind neue Namen genannt, welche die Enthüllung der Person des Mannes weiter fördern können.

Dagegen war unsere Hoffnung, daß in Altenburg, in den Tagebüchern der Herzogin Charlotte von Hildburghausen, der Schleier des Geheimnisses vor der Person des unglücklichen Weibes zu heben sei, das um ein ganzes Leben betrogen worden ist, wohl eine vergebliche, denn ich erfahre aus Hildburghausen, daß jene Tagebücher gar nicht mit nach Altenburg gekommen, sondern noch lange auf einem Boden des Hildburghäuser Schlosses zu sehen gewesen seien. Was dort aus ihnen geworden, weiß ich nicht.

Zu beklagen wäre es, wenn diese Hülle von einer offenbaren Unthat ungehoben bliebe. Ist das arme Wesen um sein Leben gebracht worden, was wäre gerechter, als daß ihm wenigstens das Andenken der Nachwelt gerettet und das an ihm begangene Verbrechen von der Geschichte gerichtet würde?
Fr. Hofmann.



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