Seehunde im Hagenbeckschen Thierpark zu Hamburg

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Titel: Seehunde im Hagenbeckschen Thierpark zu Hamburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 429, 450
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[429]

Seehunde im Hagenbeckschen Thierpark zu Hamburg.
Nach einer Photographie von Peter Nissen in Hamburg-St. Pauli.

[450] Seehunde im Hagenbeckschen Thierpark zu Hamburg. (Zu dem Bilde S. 429.) Der Seehund gehört zu den stehenden Gästen in unseren Thiergärten. Hagenbeck in Hamburg, der diese Gärten mit einem großen Theile ihrer Bewohner versieht, unterhält deshalb seit einer Reihe von Jahren eine ständige Jagd anf Seehunde. In besonderen Wasserbecken werden die oft mit Lebensgefahr für die Jäger gefangenen Thiere nach Hambnrg gebracht und dort sofort in verdeckten Wagen, zehn bis zwölf Stück auf einmal, nach dem am Neuen Pferdemarkt gelegenen Thierpark übergeführt, wo ihnen ein geräumiger Teich zur Verfügung steht. Unsere Abbildung vergegenwärtigt uns diesen Teich mit seinen merkwürdigen Insassen, deren er im Augenblick der photographischen Aufnahme nicht weniger als fünfundvierzig beherbergte.

Man kann die Seehunde am besten beobachten da, wo sie mit ihrem gefährlichsten Feinde, dem Menschen, noch so gut wie gar nicht in Berührnng gekommen sind, an entlegenen Küsten, auf einsamen fernen Inseln, die der Seehundjäger noch nicht zum Jagdplatz erkoren hat; oder aber da, wo der Mensch sie hegt und schützt. Die Seehunde bringen den Tag am liebsten auf dem Lande zu, schlafend und sich sonnend, das vollendetste Bild der Faulheit. Jede Störung ihrer bequemen Lage ist ihnen höchst verhaßt: mit Wonne dehnen und recken sie sich auf ihrem Lager, das sie in mühsamem unbehilflichen Klettern und Kriechen erreicht haben, und bieten bald den Rücken, bald die Seiten, bald den Unterleib den freundlichen Strahlen der Sonne dar, kneifen die Augen zu, gähnen und zeigen sich überhaupt mehr toten Fleischmassen als lebenden Geschöpfen gleich. Nur die regelmäßig sich öffnenden und schließenden Nasenlöcher geben Kunde von ihrem Leben. Insbesondere die alten Seehunde erscheinen auf dem Lande unglaublich träge, während sich die Jungen lebhafter und spiellustiger gebärden. Ganz anders im Wasser! Hier ist, das merkt man sogleich, ihre eigentliche Heimath. Sie schwimmen und tauchen mit größter Meisterschaft. Es gilt ihnen gleich, ob ihr Leib mit der Oberseite nach oben oder nach unten liegt, sie bewegen sich sogar nach Brehms eigenen Beobachtungen rückwärts; jede Wendung und Drehung führen sie mit erstaunlicher Gewandtheit aus. Mit der Schnelligkeit eines Raubfisches schießen sie durch das Wasser, wälzen sich blitzschnell um sich selbst herum, sind auch imstande, solange es ihnen beliebt, auf einer und derselben Stelle zu verweilen – kurz, ein vollkommen entgegengesetztes Bild.

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