nur zu dem Zweck, um sie durch seine übrigen Advokaten ausnützen zu lassen. Leni wußte wahrscheinlich genau, wie man dem Advokaten beikommen könne, sie zeigte auf die Hand des Advokaten und spitzte die Lippen wie zum Kuß. Gleich führte Block den Handkuß aus und wiederholte ihn auf eine Aufforderung Lenis hin noch zweimal. Aber der Advokat schwieg noch immer. Da beugte sich Leni über den Advokaten hin, der schöne Wuchs ihres Körpers wurde sichtbar, als sie sich so streckte, und strich tief zu seinem Gesicht geneigt über sein langes weißes Haar. Das zwang ihm nun doch eine Antwort ab. „Ich zögere, es ihm mitzuteilen,“ sagte der Advokat und man sah, wie er den Kopf ein wenig schüttelte, vielleicht, um des Drucks von Lenis Hand mehr teilhaftig zu werden. Block horchte mit gesenktem Kopf, als übertrete er durch dieses Horchen ein Gebot. „Warum zögerst du denn?“ fragte Leni. K. hatte das Gefühl, als höre er ein einstudiertes Gespräch, das sich schon oft wiederholt hatte, das sich noch oft wiederholen würde und das nur für Block seine Neuheit nicht verlieren konnte. „Wie hat er sich heute verhalten?“ fragte der Advokat, statt zu antworten.
Franz Kafka: Der Prozess. Berlin: Verlag die Schmiede, 1925, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Proze%C3%9F_339.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2018)