Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. | |
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durch die unwegsame Lavawüste in der Richtung durchzudringen, die uns wieder in den Weg führen mußte. Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Zehn Uhr war vorbey, und auf unsre Fackeln konnten wir für nicht viel mehr als zwo Stunden noch rechnen. Diese zwo Stunden irrten wir zwischen den unförmlichen, harten, spitzigen Felsen. Für jeden Schritt mußten wir mit ängstlicher Vorsorge die Stelle messen, wo wir den Fuß aufsetzen wollten. Bey jedem Schritt wich ein untreues Felsenstück unter unserm Fuß, oder zerriß ein zackigter, spitziger Stein die Hand, die sich an ihn halten wollte. Immer einer oder der andere fiel vorwärts oder rücklings oder auf die Seite, und die Klugheit oder Möglichkeit war nicht, den Fall zu verhüten, sondern so zu fallen, daß kein Arm oder Bein gebrochen wurde. Ich war noch unendlich schlimmer dran als die andern. Ich hatte ausser den Schuhen, die ich trug, zur Vorsicht noch ein Paar mitgenommen, aber unterwegs, weil ich jenen vertraute, beym Eremiten zurück zu lassen. Bald fiengen die Schuhe an sich mit Steinchen oder Asche zu füllen – erweiterten sich immer mehr, und der obere Theil gieng endlich in Stücken, so, daß ich mit bloßen Zehen auf die spitzigen Felsen trat, und ein doppeltes Gleichgewicht, erst für mich und dann
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)