Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. | |
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weitschweigende Gefilde der Nacht, domos vacuas Ditis et inania regna leere Behausungen und hohle Reiche des Pluto.
Bey den Einweihungen in die Mysterien der Alten wurde vorzüglich auf einen furchtbaren feyerlichen Eindruck gesehen, und dazu bediente man sich besonders auch des Stillschweigens. Eine tiefe Stille giebt der Einbildungskraft einen freyen Spielraum, und spannt die Erwartung auf etwas Furchtbares, welches kommen soll. Bey Uebungen der Andacht ist das Stillschweigen einer ganzen versammelten Gemeine ein sehr wirksames Mittel, der Phantasie einen Schwung zu geben und das Gemüth in eine feyerliche Stimmung zu setzen. Selbst der Volksaberglaube macht bey seinen Träumereyen davon Gebrauch, denn bekanntlich muß eine tiefe Stille beobachtet werden, wenn man einen Schatz zu erheben hat. In den bezauberten Pallästen, die in Feenmährchen vorkommen, herrscht ein todtes Schweigen, welches Grauen erweckt, und es gehört zur Naturgeschichte der bezauberten Wälder, daß nichts lebendiges sich darinn regt. Auch die Einsamkeit ist etwas furchtbares, sobald sie anhaltend und unfreiwillig ist, wie z. B. die Verbannung in eine unbewohnte Insel. Eine weitausgebreitete Wüste, ein einsamer, viele
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_355.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)