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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

Brustkastens (mit dem gerade die Frauen am meisten athmen) einzwängende Kleider sind ebenso unschön wie nachtheilig.

Die Fußbekleidung ist bei den meisten Frauen, zumal bei kalter und nasser Witterung, viel zu leicht. Daher kommt es denn aber auch, daß viele Frauen neben kalten Füßen sogenannten Congestionen oder Blutstockungen in diesem oder jenem Theile ihres Körpers haben, welche recht leicht unheilbare und sehr beschwerkliche Leiden veranlassen können. Ueberhaupt verlangt die untere Körperhälfte bei der Frau weit mehr Schutz vor Erkältung, als ihr gewöhnlich geboten wird und deshalb sind

Beinkleider ganz unentbehrliche Kleidungsstücke für das erwachsene weibliche Geschlecht. Es können dieselben übrigens kurz (bis zum Knie reichend), im Winter von dünnem Wollen- oder Baumwollenzeuge, im Sommer von Leinewand sein. – Strumpfbänder, wenn sie zu tief unten und fest gebunden werden, schaden nicht nur der schönen Form der Wade, sondern stören auch den Blut- und Lymphlauf im Beine, und verdienen deshalb ebenfalls eine Beachtung. – Nur leichtsinnige, ihres Berufes unwürdige Frauen können einer Mode huldigen, welche nicht blos ihren eigenen Körper ruinirt, sondern auch den Grund zur Verkümmerung ihrer ganzen Nachkommenschaft legt.

(Bock.) 




Die Zuaven und ihre Geschichte.

Fast jeder Schlacht- und Kampfbericht, den die Zeitungen aus der Krim mittheilen, spricht von den Zuaven, und zwar stets mit Bewunderung; bald klettern sie wie Katzen, bald kriechen sie wie Schlangen, bald springen sie wie Panther, immer und überall sind sie voran an Muth, Tapferkeit und Ausdauer, stets aber auch die heitersten und anstelligsten in der Armee, die sich überall zu helfen und einzurichten wissen.

Wer und was sind diese Zuaven?

Als der General Clausel im Sommer 1830 an die Spitze der französischen Armee in dem eben eroberten Algier trat, fühlte er das Bedürfniß, sowohl sein geschwächtes Heer zu verstärken als auch gleichzeitig die Bewohner des unterworfenen Landes fester an die neue herrschende Macht zu binden. Beides glaubte man durch Errichtung eines Corps von Eingeborenen der eroberten Provinz zu bewirken. Dies geschah durch eine königl. Ordonnanz vom 21. März 1831 und die zwei Bataillone, die man zunächst organisirte, wurden Zuaven, oder arabisch, vielmehr Zuaoua genannt. Diese Zuaoua sind Kabylenstämme im Gebirge, muthige, stolze, fleißige Leute, die bisher ihre Boden- und Gewerberzeugnisse in die Stadt Algier gebracht, auch unter den frühern Fürsten bisweilen Kriegsdienste gethan und sich dabei den Ruf erworben hatten, vortreffliche Soldaten zu sein. Um an diese in Algier bereits bekannten Truppen zu erinnern, wählte man jene Namen, aber man nahm unter dieselben nicht blos eigentliche Zuaouas auf, sondern Eingeborene aller Art, die zum Dienst bereit und tauglich waren, und, weil man nicht nur Eingeborene bewaffnen wollte, auch allerlei französische Freiwillige, sowie abenteuernde andere Europäer jener Art, aus welcher man später die Fremdenlegion bildete. Die Führung dieser bunt zusammengewürfelten Corps übertrug man erprobten französischen Unteroffizieren, muthigen, eifrigen Öffizieren. Viele der ausgezeichnetsten französischen Generale haben unter den Zuaven gedient, mit diesen ihre ersten Lorbeeren gepflückt und die tüchtigste Schule durchgemacht, z. B. Lamoricière, Cavaignac, Leflo und Duvirier, Saint-Arnaud, Changarnier, Bouat, Espinasse, Thomas, Bosquet, Canrobert u. s. w.

Schon sechs Wochen nach ihrer Organisation erhielten die Zuaven die Feuertaufe, und gleich bei ihrem ersten Auftreten zeigten sie, was sie heute noch auszeichnet, ihre Anstelligkeit und Geschicklichkeit zu allem: sie mauerten, schmiedeten, zimmerten, schneiderten im Nothfalle, marschirten schneller und länger als die andern Truppen, trugen dabei ohne Ermüdung Lebensmittel auf mehrere Tage bei sich oder wußten sich dieselben mit bewundernswürdiger Schlauheit und Keckheit zu verschaffen, manövrirten mit der äußersten Präcision und gaben in den Kämpfen nicht blos Beweise von seltenem Muthe, sondern auch von schlauer Benutzung aller Umstände.

Obwohl der Kern dieser Truppen heute noch aus Franzosen besteht, ist ihre Uniform doch die orientalische Tracht in den Farben der ganzen französischen Infanterie mit einigen Abänderungen, welche diese Uniform vielleich zu der zweckmäßigsten macht, die Soldaten jemals getragen haben. Sie ist für ein warmes Klima berechnet, läßt allen Gliedern die freieste Bewegung, schützt indeß gegen plötzliche Temperaturwechsel und läßt sich bei kalter Witterung leicht vervollständigen. Selbst der scheinbar so unbequeme Turban, den sie tragen, hat seine Vorzüge, denn die Zuaven lassen ihn bald im Nacken hinunterhängen, um sich gegen den Sonnenbrand zu schützen, bald binden sie ihn um Mund und Nase, wenn es kalt ist, bald – wie es namentlich jetzt in der Krim bei dem langen Feldzuge häufig genug vorgekommen ist – müssen Stücke davon zur Ausbesserung der Jacke oder der Hosen dienen. Die Offiziere indeß tragen die Uniform der andern französischen Regimenter, und zeichnen sich vor diesen nur durch das Fez aus, das sie häufig statt des Kappi tragen.

Im größten Glanze ihrer Tapferkeit zeigten die ersten Zuaven sich bei der Belagerung von Constantine. Während der Aufstellung der Batterien vor dem Platze zogen die Zuaven am hellen Tage und unter dem Feuer der Festung die Vierundzwanzigpfünder an Ort und Stelle, welche Pferde in der Nacht nicht hatten fortbringen können. Bei dem Sturme hatten sie die Ehre, an der Spitze der ersten Colonne zu stehen; aber der Ruhm ward stets theuer erkauft; das kleine Bataillon der Zuaven verlor über den zehnten Theil seiner Leute; mehrere seiner Offiziere fielen in der Bresche, nicht Einer kam ohne zum Theil schwer verwundet davon. Der große französische Maler, Horace Vernet, hat diesen Sturm der Zuaven auf Constantine durch eines seiner großartigsten Schlachtgemälde verewigt, auf dem man Lamoricière, mit seiner kleinen Schaar, unter Pulverdampf, im wildesten Gedränge auf der Bresche erblickt. (Es befindet sich in der großen Gallerie zu Versailles).

In den spätern Kämpfen gegen den Emir Abd-el-Kader waren die Zuaven fast nur auf den Vorposten, und sie verbrachten kaum einen Tag ohne forcirten Marsch oder Kampf. Wo irgend eine ungewöhnliche Anstrengung zu machen, eine Position zu erstürmen war, mischten sich gewiß die Klänge ihres so bekannten Marsches in den Lärm.

Es ist ungewiß, ob die Zuaven, die so viel erfunden haben, was zur Erleichterung und Bequemlichkeit der Soldaten dient, auch die Ersten waren, welche sich auf dem Marsche durch eigenthümliche Hornklänge begleiten ließen. Diese Marschtöne dienten ihnen dazu, im Dunkel der Nacht, im Pulverdampf, im Nebel u. s. w. sich zurecht und zusammen zu finden. Diese Einrichtung erwieß sich so zweckmäßig, daß bald jedes Regiment in Algier seinen eigenthümlichen Marsch dieser Art annahm, welcher gleichsam die Regimentsmelodie wurde, die man stets mit Stolz auch in den gefährlichsten Augenblicken erklingen ließ, um weithin schallend anzuzeigen, das … Regiment sei auch dabei.

Auch die leicht transportablen Zelte, welche jetzt bei der ganzen französischen Armee eingeführt sind, sollten eine Erfindung der Zuaven sein, die bei dem Ausruhen von einem Marsche im heißen Afrika Tücher, Hemden etc. zeltartig auf Stöcke hingen, um sich Schatten zu schaffen.

In einem Kampfe mit den regulären Truppen Abd-el-Kaders waren den Zuaven die Patronen ausgegangen, und rasch entschlossen griffen sie zu Steinen, warfen damit heftig auf die Feinde und retteten so das bereits zum großen Theil vernichtete 17. Regiment.

Die Zuaven hatten sich seit ihrer Organisation viele Jahre hindurch so ausgezeichnet, daß 1852 eine Vermehrung ihres Corps angeordnet wurde. Man bildete zunächst drei Regimenter, jedes zu drei Bataillonen und gab ihnen überdies gezogene Gewehre.

Da indeß Menschen sehr verschiedener Art in diesen Regimentern vereinigt sind, die zwar meist gutmüthig und immer tapfer sind, größtentheils aber auch heftige Leidenschaften besitzen und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_215.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2023)
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