verschiedene: Die Gartenlaube (1892) | |
|
die Umwandlung der Kohle in Diamant bedeutet, die aber vielleicht doch von hohem industriellen Werthe werden kann; es handelt sich nämlich um die Verwandlung der Kohle in eine andere Art von krystallisiertem Zustand, in spiegelnde Form.
Ein Porzellantiegel wurde auf eine außerordentlich hohe Wärme erhitzt (gegen 1770° C.); nachdem das Porzellan eine Zeitlang auf dieser Temperatur erhalten worden war, wurde plötzlich die Luftzufuhr zur Flamme, welche dieselbe nichtleuchtend und heiß gemacht hatte, abgestellt, so daß sie sich in eine leuchtende, rußende Flamme verwandelte.
Der Ruß einer leuchtenden Flamme ist nun bekanntlich nichts anderes als fein vertheilte Kohle. Die Flamme wurde immer kleiner gedreht, was etwa eine Viertelstunde lang hingezogen wurde. Nach dieser Zeit war der Porzellantiegel mit einer eigenthümlichen Masse beschlagen. War er unglasiert, so sah er jetzt genau wie mit Graphit überzogen aus – Graphit, das Material der Bleistifte, ist auch Kohlenstoff, die dritte Form desselben neben Diamant und Kohle; war dagegen das Porzellan glasiert, so zeigte es einen hellen silberfarbigen, ganz metallisch aussehenden und vollkommen spiegelnden Ueberzug. Dieser Kohlenstoffspiegel ist vom Silberspiegel kaum zu unterscheiden. Theilweise haftet er so fest am Porzellan, daß man mit einem Tuche daran reiben kann, ohne daß er abgeht, zum Theil sondert er sich aber auch ab, indem dabei prächtig spiegelnde Facetten von wundervollem Glanze entstehen. Blättert man diesen Kohlenstoff los, so rollt er sich zusammen wie Metallspäne. Die abgeblätterten, biegsamen, spiegelnden Kohlenstoffhäutchen haften wie Blattsilber an allen Körpern, an Glas, an den Fingern, am Holz. Sie lassen übrigens trotz ihrer Dünne keine Spur von Ächt durch, was also die Verschiedenheit dieses Kohlenstoffs von dem Diamant vollständig darthut und zugleich beweist, daß es außer dem Diamant noch eine andere krystallisierte Form des Kohlenstoffs giebt.
Am Murgsee. (Zu dem Bilde S. 833.) Der schönste Punkt an der Südseite des vielgerühmten Wallenstädter Sees in der Ostschweiz ist Murg. Eine Wanderung von vierthalb Stunden führt von hier durch das geologisch merkwürdige Murgthal empor zu den drei Murgseen, von denen der oberste und größte 1825 Meter über dem Meere und 1400 Meter über dem Spiegel des Wallenstädter Sees liegt. Auf unserem Bilde findet der Leser den untersten der drei Seen, in dessen tief eingesenktes Becken sich die Wasser der oberen Seen über eine jäh abstürzende Gesteinsmauer ergießen. Es ist ein überaus einsames schwarzgrünes Gewässer, in ödem Felskessel gelegen, der durch rauhe Felswände und jähabschießende Geröllhalden gebildet wird. Außer Alpengräsern und niedrigem Buschwerk findet man als Vertreter der Pflanzenwelt hier nur noch Berg-Erlen und schön geästete Arven. Die zerklüfteten Bergmassen im Hintergrunde gehören zum Weißkammstock, einem Bergzuge der Glarner Alpen; nur beschwerliche Jochsteige führen über ihre Schultern hinüber ins Thal von Glarus. Der Münchener Maler J. G. Steffan, der Schöpfer unseres Bildes, versteht es mit einer seltenen Meisterschaft, die wilde Natur des Hochgebirgs auf seinen Gemälden wiederzugeben, und so ist auch der tiefe Ernst der Murgseelandschaft vortrefflich von ihm getroffen worden. H.
Neuestes zur altamerikanischen Kultur. Für die Leser des ersten Artikels „Altamerikanische Kulturbilder“ in Halbheft 22 der „Gartenlaube“ wird es von Interesse sein, zu erfahren, daß der in demselben mehrfach erwähnte Dresdener Mayaforscher, Professor Förstemann, gerade in den Tagen, als unser Artikel erschien, eine Entdeckung gemacht hat, die uns die höchste Bewunderung für die wissenschaftlichen Leistungen jenes merkwürdigen alten Kulturvolkes in Centralamerika abnöthigt. Professor Förstemann fand nämlich in der Dresdener Mayahandschrift derselben, aus der wir eine Seite abbildeten, Zahlenzusammenstellungen, die erkennen lassen, daß die Mayas wechselnde Monate von je 29 und 30 Tagen (wie auch die alten Griechen) hatten, und zwar neben den anscheinend älteren und mehr für den Götterkultus bedeutsamen Zeiträumen von 20 Tagen, die wir in dem zweiten Artikel „Altamerikanische Kulturbilder“ ebenfalls als „Monate“ bezeichnet haben, obgleich sie mit dem Mondumlauf nichts zu thun haben.
Nun findet sich ferner unter diesen Zahlenzusammenstellungen eine jener in dem ersten Artikel erwähnten Zahlenreihen, die einen Zeitraum von 11958 Tagen in 198 Monate zu 29 Tagen, 207 Monate zu 30 Tagen und 6 Schalttage zerlegt. Berechnet man danach die genaue Dauer eines Monats, so kommt man zu dem staunenswerthen Ergebniß, daß die Mayas den Monat zu 29,526 Tagen angenommen haben, also, da der wirkliche synodliche Mondumlauf 29,53 Tage dauert, nur um vier Tausendstel eines Tages zu klein! Es muß uns in der That die größte Bewunderung vor der Höhe jener alten Kultur erfüllen, wenn wir sehen, wie dieses Volk ohne die uns zu Gebote stehenden kunstvollen astronomischen Apparate so genaue Ergebnisse erzielte und dieselben, ohne die uns geläufigen rechnerischen Hilfsmittel der Bruchrechnung, in so wahrhaft genialer Weise in ganzen Zahlen zum Ausdruck zu bringen verstand. Dr. P. Schellhas.
Unsere Weihnachtsbilder. Obenan unter dem künstlerischen Schmuck unseres Halbhefts steht die farbige Kunstbeilage. Es ist ein in seiner Einfachheit rührender Stoff, den R. Beyschlag aus dem vielgestaltigen Weihnachtsleben herausgegriffen hat: eine Mutter, die ihres Kindes Christbaum schmückt, und die Großmutter, die gekommen ist, auch ihre Gabe unter den geputzten Baum zu legen, während einer liebenswürdigen Tante Weihnachtssendung noch des Auspackens harrt. – In figurenreichem Bilde führt uns W. Gause auf den Bahnhof einer Großstadt zu der Zeit der Weihnachtseinkäufe (S. 808 u. 809). Reisende aus allen Lebenskreisen, von der vornehmen Dame mit ihrem aufgeputzten Töchterchen bis zum Bauernweib im bunten Kopftuch und zum Urlauber im bunten Rock, drängen sich an die Wagen des bereitstehenden Zuges, und keines ist darunter, das nicht in Koffer, Tasche, Korb, Paket oder Schnupftuch irgend eine geheimnißvolle Weihnachtsspende mit sich führte. Doch ja – die beiden Geschäftsleute links, die hat der Weihnachtszauber offenbar noch nicht berührt. Es gibt ja leider, und zumal in der Großstadt, auch solche Käuze! – Vor Paris 1870, welch ein Gegensatz! Das waren böse Weihnachtstage, in die uns O. Gerlach mit seinem Bilde (S. 813) zurückversetzt; aber unsere wackeren Krieger ließen sich den Humor nicht verderben. Also herbei mit einem Tannenbäumchen, und ist es auch dürftig und verkümmert – herbei mit allem, was an Lichtern aufzutreiben ist! Hell lodert im Kamin des feinen Salons das wärmende Feuer, gespeist vielleicht von dem vorletzten der bequemen Lehnstühle, und das Gefühl treuen kameradschaftlichen Zusammenhaltens muß die Freuden der Heimath ersetzen. – Und nun noch ein Blick in die fernere Vergangenheit, in ein „Weihnachtskränzchen vor hundert Jahren.“ (S. 821.) „Es ändern sich die Zeiten und wir mit ihnen“, sagt ein alter Spruch. Aber im Grunde ändert sich vielfach nur das Gewand – was darunter im Menschenherzen wohnt von Freude und Sorge, sieht sich in allen Jahrhunderten merkwürdig gleich. Sollte man nicht denken, ein heutiges Damenkränzchen habe zum Scherz das Urgroßmutterkleid angelegt und stichle nun angestrengt drauf los, um schnell, schnell noch vor dem herandrohenden Weihnachtsabend die bunten Sächelchen fertig zu bringen, welche nothwendig unter dem Lichterbaum liegen müssen? Dort steht er schon in der Ecke, es ist nur noch ein Tag Zeit, also Eile, so viel als möglich! Eine kleine Bemerkung dazwischen muß natürlich von Zeit zu Zeit gemacht werden – ganz wie bei uns. Die beiden Kunstfertigen der Gesellschaft haben das Spinett geöffnet und geben, vielfach gebeten und nach tausend Ausreden, ein Arioso zum besten, auf welches dann niemand aufmerkt – ebenfalls ganz wie bei uns. Wahrhaftig, wären die Watteaukleider nicht und die flackernden Kerzenlichter, der altmodische Stuhl und die ganze altfränkische Umgebung, so könnte man ganz gut statt der Jahreszahl 1792 die heutige unter dieses Weihnachtskränzchen schreiben!
B. H. in Mannheim. Die in dem Artikel „Rothe Nasen – eine Folge des Brillentragens“ (Siehe Halbheft 21) erwähnten Brillenstege werden von der Firma vorm. E. Busch in Rathenow fabriziert. Die Firma liefert jedoch nicht an Private. Sie müssen daher die Brillenstege durch einen Optiker von dort beziehen.
A. L. Freiberg i. S. Besten Dank für Ihre Mittheilung! Es ist sehr erfreulich, daß unser Aufruf in Halbheft 20 so gute Früchte trägt und daß nun auch die deutsche Papierindustrie für den Erfinder des Zellstoffpapiers Fr. G. Keller ins Zeug gehr. Wir wünschen der Sammlung des „Vereins sächsischer Papierfabrikanten“ reichen Erfolg. Auch der „Papierzeitung“ und den Herren A. Wertheim u. Co. in Hamburg gebührt alle Anerkennung dafür, daß sie sich thatkräftig den Bemühungen anschließen, dem verdienstvollen Manne einen sorgenfreien Lebensabend zu bereiten.
A. U., Kapkolonie. Wir können Ihnen folgende Rezepte für Herstellung eines guten Hausbieres angeben. In einen reinen Kessel (Waschhauskessel) gießt man 100 Liter weiches Wasser und giebt dazu 5 Kilogramm guten Hopfen, 1 Kilogramm Wachholderbeeren, 30 Gramm Koriander und 30 Gramm Weinsäure (Weinsteinsäure). Nunmehr bringt man den Kesselinhalt ins Kochen. Nach Beginn des Kochens muß man das Feuer noch eine halbe Stunde unter dem Kessel weiterbrennen lassen; der an der Oberfläche der Flüssigkeit auftretende Schaum ist vollständig zu entfernen, da sonst das Bier später trübe wird. Nach dem halbstündigen Kochen gießt man den Kesselinhalt durch ein Haarsieb und läßt das Gebräu bis auf 19 bis 20 Grad Celsius abkühlen. Alsdann diebt man ein halbes Kilogramm frische Hefe hinzu und hält das Gefäß so lange verdeckt, bis sich die Oberfläche weiß überzogen hat. Nunmehr füllt man das Gebräu in ein Faß, bringt dieses in den Keller und läßt es dort 48 Stunden zum Gähren lagern. Während dieser Zeit füllt man alle sechs Stunden etwas kaltes Wasser auf und läßt das Bier dann gut verspundet nochmals 48 Stunden liegen. In dieser Zeit klärt es sich vollständig, und das fertige Hausbier kann jetzt auf Flaschen gezogen werden. – Im Anhaltischen und in der Provinz Sachsen stellt man auf dem Lande und in kleinen Städten ein „Hausbier“, das auf Flaschen gefüllt wird, wie folgt her: 2 Liter Lagerbier, 10 Liter Wasser, für 10 Pfennig doppeltkohlensaures Natron (Natriumbicarbonat, Natrium bicarbonicum=, für 115 Pfennig Weinsäure und einige Eßlöffel gestoßenen Zuckers werden zusammengemischt, auf Flaschen gefüllt und verkorkt. Dieses Bier hat einen angenehmen Geschmack, ähnlich wie Weißbier.
Johanna II., Kaima, Rußland. Soweit unsere Kenntniß reicht, ist das Leben der sittenlosen Königin Johanna II. von Neapel wohl ein sehr wechselvolles gewesen, eine besondere Tragik aber können wir nicht darin finden. – Uebrigens, einen bescheidenen Vorschlag: Sie sind sehr wißbegierig und haben insbesondere viel geschichtliches Interesse, welches zu befriedigen Sie sich gar oft an die „Gartenlaube“ wenden. Wir wollen Ihnen ja gern dienen; aber wie wäre es, wenn Sie sich ein für allemal ein Konversationslexikon, Pierer, Meyer, Brockhaus oder was Sie wollen, anschaffen. Sie fahren dabei gewiß weit besser – und wir auch ein bißchen!
verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 839. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_839.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2023)