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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

Eher lockten wir selbst an die Fersen, durch gräßliche Thaten,
     Uns die Erinnyen her, wagten es eher des Zeus

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Hartes Gericht an rollenden Rädern und Felsen zu dulden,

     Als dem reizenden Dienst unser Gemüth zu entziehn.
Diese Göttin, sie heißt Gelegenheit! lernet sie kennen,
     Sie erscheinet euch oft, immer in andrer Gestalt.
Tochter des Proteus möchte sie seyn, mit Thetis gezeuget,

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     Deren verwandelte List manchen Heroen betrog.

So betrügt nun die Tochter den Unerfahrnen, den Blöden,
     Schlummernde necket sie stets, wachende fliegt sie vorbey;
Gern ergiebt sie sich nur dem raschen thätigen Manne,
     Dieser findet sie zahm, spielend und zärtlich und hold.

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Einst erschien sie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare

     Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
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