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Heft 6/7. Juni/Juli 1916. 1. Jahrgang.
Menschen- und Völkerleben.


Die selbständige Ukraine.
Von Alexander Skoropyß v. Joltuchowskyj.

Das ukrainische Volk gleicht an Zahl seiner Stammesgenossen den Italienern, so daß nur in Europa die Deutschen, Russen, Franzosen und die Engländer eine größere Zahl von Volksgenossen aufweisen, als die Ukrainer.

Wenn man das Territorium betrachtet, welches von Ukrainern bewohnt ist und sich zwischen Rußland und dem Schwarzen Meer erstreckt, so erkennt man, daß der Flächenraum fast anderthalbmal so groß ist, wie das Deutsche Reich. Dieser Raum ist bewohnt von einer Bevölkerung (zerstreute fremdsprachige Inseln eingerechnet), die an Zahl einer Großmacht wie Frankreich gleichkommt. Wenn wir berücksichtigen, daß die Ukraine die Kornkammer Rußlands ist, die ein Drittel der gesamten russischen Ernte liefert – da der Boden des Landes zu dem fruchtbarsten der ganzen Welt zählt –, daß beiläufig siebzig Prozent des in ganz Rußland gewonnenen Eisens und achtzig Prozent der Steinkohlen in der Ukraine gefördert werden, und daß achtzig Prozent des in Rußland erzeugten Zuckers aus der Ukraine stammt, so erfassen wir deutlich den ungeheuren wirtschaftlichen Wert dieses Landes.

Wenn man weiter in Erwägung zieht, daß die Söhne dieses Volkes (von dem ein Achtel in Oesterreich-Ungarn lebt) russische Gelüste tapfer abwehren, daß die Vertreter der Ukrainer feierlich erklärt haben, an der Seite der Mittelmächte stehen zu wollen, und daß Tausende von freiwilligen Schützen, indem sie ihr Blut in den Reihen der österreichisch-ungarischen Armee hinopfern,

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Menschen- und Völkerleben 1 (1916), Heft 6/7. Langguth, Esslingen am Neckar 1916, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Menschen-_und_Voelkerleben_1916_Heft_6-7.pdf/3&oldid=- (Version vom 25.2.2024)
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