verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6 | |
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Dante (neu hrsg. 1867), die Blätter zu Äschylos (beide gestochen von Piroli) und zu Hesiod (gestochen von Blake); seine sechs Bitten und sein Ugolino. Von seinen plastischen Werken sind hervorzuheben: die lebensgroße Figur der griechischen Komödie und die Reliefs: der Schild des Achilles (gestochen von Freebairn 1846); die Vestalin; Cäsars Tod; Apollo und Marpessa; William Jones, die indischen Gesetzbücher sammelnd; Dein Wille geschehe; die Marmorstatuen der Resignation, einer Viktoria zu Leeds, eines schlafenden Kindes, einer Psyche, eines Apollo als Hirten und des John Kemble in der Westminsterabtei. Von den vielen Monumenten, durch welche F. die großen Männer seiner Nation verherrlichte, sind zu nennen: das Basrelief zum Andenken des Dichters Collin in der Kirche zu Chichester; das Denkmal des Lords Mansfield und das der Familie Baring zu Micheldever in Hampshire; Nelsons Grabmal und die Statuen Joshua Reynolds’ und Adam Howes in der Paulskirche zu London; Pitts Statue in Glasgow. Flaxmans anatomische Studien erschienen unter dem Titel: „Anatomical studies of the bones and muscles for the use of artists“ (19 Platten, gestochen von Landseer, Text von M. Robertson, Lond. 1833); seine „Lectures on sculpture“ (das. 1829, zuletzt 1866) dienen noch jetzt als Unterrichtsmittel.
Flebĭle (ital.), musikal. Vortragsbezeichnung: kläglich, weinerlich.
Flèche (franz., spr. fläsch), Pfeilschanze, s. Flesche.
Flèche, La (spr. fläsch), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Sarthe, am Loir und an der Orléansbahn, hat eine berühmte Militärschule (Prytanée, früher ein 1607 von Heinrich IV. gestiftetes Jesuitenkollegium), welche durchschnittlich 450 Zöglinge aufnimmt, mit einer Bibliothek von 20,000 Bänden und (1881) 7529 Einw., welche Papier, Öl, Leder und Bretter fabrizieren. – F. kam im 14. Jahrh. an das Haus Alençon, 1513 an das Haus Bourbon. Es war der Lieblingsaufenthalt des nachmaligen Königs Heinrich IV., dem hier ein Standbild errichtet ward. Aus dem ehemals berühmten Kolleg gingen Descartes, Prinz Eugen von Savoyen u. a. hervor. Am 8. Dez. 1793 wurden hier die Royalisten von den republikanischen Truppen unter Westermann geschlagen. Vgl. Montzey, Histoire de la F. et de ses seigneurs (La Flèche 1876–79, 3 Bde.).
Fléchier (spr. -schjeh), Esprit, namhafter franz. Kanzelredner u. Schriftsteller, geb. 10. Juni 1632 zu Pernes in der Grafschaft Venaissin, gehörte eine Zeitlang dem Jesuitenorden an, war dann Lehrer der Rhetorik in Narbonne, ging 1659 nach Paris, wo er bald als Kanzelredner großen Ruf erlangte und mit den Schöngeistern des Hôtel de Rambouillet viel verkehrte. Seine Leichenreden, insbesondere die auf Turenne, sind Meisterwerke der höhern Beredsamkeit. Zugleich mit Racine 1673 in die Akademie aufgenommen, ward er durch Ludwig XIV. 1685 Bischof von Lavaux, 1687 von Nîmes, wo er die Akademie gründete. Er starb 16. Febr. 1710 in Montpellier. Von seinen Werken sind neben den oft aufgelegten „Oraisons funèbres“ (Par. 1681, zuletzt 1878) zu erwähnen: „Histoire de Théodose le Grand“ (Par. 1679; neue Ausg., Tours 1881); „Histoire du cardinal[WS 1] Ximenes“ (Par. 1693, 2 Bde.; deutsch von Fritz, Würzb. 1828) und die „Panégyriques des saints“ (Par. 1690, 3 Bde.). Seine Dichtungen in französischer und lateinischer Sprache sind in den „Œuvres posthumes“ (Par. 1712) abgedruckt. Seine „Œuvres complètes“ erschienen zu Nîmes 1782 in 10 Bänden (neue Ausg. von Migne, das. 1856, 2 Bde.). Vgl. Delacroix, Histoire de F. (Par. 1865); Fabre, La jeunesse de F. (das. 1882, 2 Bde.); Derselbe, F. orateur (das. 1885).
Flechse, s. Sehne.
Flechte (Herpes), früher und im Mund von Laien noch jetzt gebräuchliche Bezeichnung jedes chronischen „Ausschlags“, jeder langwierigen, schwer heilbaren, auf der Haut fortkriechenden, von Jucken begleiteten, nicht ansteckenden Hautkrankheit. Neuerdings ist jedoch der Begriff F. sehr eingeengt worden, indem zahlreiche Ausschlagsformen, welche früher mit diesem Namen bezeichnet wurden, in das Gebiet des Ekzems (s. d., Tafel „Hautkrankheiten“, Fig. 6) verwiesen worden sind. Nur für zwei Formen von Hautkrankheiten hat man den Namen F. beibehalten, nämlich für die Schuppenflechte (s. d., Psoriasis, Tafel, Fig. 4) und für die Bläschenflechte (Herpes). Letztere Form, von welcher hier allein gesprochen werden soll, ist dadurch charakterisiert, daß mehrere gruppenweise auf gerötetem, entzündetem Hautboden beisammenstehende, hirsekorn- bis linsengroße Bläschen, welche ursprünglich mit klarer Flüssigkeit gefüllt sind, an beschränkten Stellen des Körpers rasch auftreten und bald, d. h. nach Verlauf einiger Tage oder höchstens Wochen, wieder verschwinden, nachdem der Inhalt sich erst trübte, dann vertrocknet eine Borke gebildet hatte, welche zuletzt mit Hinterlassung einer mit gesunder Oberhaut versehenen, geröteten Stelle, jedoch ohne eine Narbe zu hinterlassen, abfällt. Man unterscheidet folgende Formen der Bläschenflechte: 1) Der Herpes labialis s. facialis erscheint meist ohne bekannte Veranlassung am Mund, an der Nase, am Ohr, an den Augenlidern etc., ja auch auf der Schleimhaut des Mundes und des Rachens, zumal bei fieberhaften Krankheiten (Lungenentzündung), ist jedoch ohne jede Bedeutung. Diese Form ist sehr zu Rückfällen geneigt, und manche Menschen bekommen denselben alle paar Wochen. 2) Der Herpes praeputialis, an der Vorhaut des männlichen Gliedes und an andern Stellen der äußern Geschlechtsteile bei Männern wie bei Frauen, ist ebenfalls ein ganz unschuldiges Übel, welches bei manchen Individuen sehr häufig, namentlich nach einem Beischlaf, wiederkehrt, aber binnen wenigen Tagen wieder verschwindet. 3) Die Gürtelflechte (Gürtelausschlag, Herpes zoster, Zona) ist die wichtigste Form, weil sie oft eine große Ausbreitung gewinnt und überaus heftige Schmerzen zu verursachen pflegt; sie kommt am ausgeprägtesten an der Taille vor und umgibt hier wie ein halber Gürtel, dem Verlauf der Zwischenrippennerven folgend, den Leib. Dem Ausbruch der Gürtelflechte geht gewöhnlich eine heftige Neuralgie (Interkostalneuralgie) vorauf, welche auch während der Blüte des Ausschlags noch anhält. Dieselbe F. wird auch am Kopf, an der Brust, dem Bauch und an den Gliedmaßen in Form eines entzündeten, mit Bläschen besetzten Hautstreifens beobachtet, welcher dem Verlauf des schmerzhaften Nervenstammes folgt. Der Verlauf der Gürtelflechte dauert in der Regel 3–4 Wochen; es ist dabei häufig, wenigstens einige Tage lang, ziemlich lebhaftes Fieber vorhanden. 4) Die Ringflechte (Herpes iris und H. circinnatus, s. Taf. „Hautkrankheiten“, Fig. 5) führt diesen Namen von der eigentümlichen Stellung der Bläschen. Der Herpes iris zeigt nämlich Bläschen, welche sich kreisförmig um ein mittleres Bläschen herumstellen und so Ring auf Ring um sich greifen, während die Mitte abheilt. Auch diese Formen heilen in der Regel bald, wenn sich die Nachschübe nicht zu lange hinausziehen. Schmerzempfindungen fehlen bei dieser Form oder sind doch ganz unbedeutend. – Über die Ursache des
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: ardinal
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0349.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2024)