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gehört; in demselben befindet sich der evangelische Betsaal und die oberen Räume sind als Fruchtmagazine vermiethet. Den ev. Gottesdienst versieht der ev. Pfarrverweser in Kapfenburg, der alle vierzehn Tage hier eine Predigt abzuhalten hat. Im untern Stock ist die Fruchtschranne.

b. Im Eigenthum des Staats sind folgende Gebäude:

1. Das Oberamtsgericht, ein schönes zweistockiges, freundlich gelegenes Gebäude mit hübschem Garten, das außerhalb der ursprünglich ummauerten Stadt am ehemaligen Klosterthor im Jahr 1809 für die frühere Stadtschreiberei erbaut wurde. Dabei das Oberamtsgerichtsgefängniß.

2. Das Oberamteigebäude, in der Mitte der Stadt, die Ecke von der Haupt- und Marktstraße bildend; es wurde 1842–43 als Privathaus erbaut und 1844 um 10.000 fl. erkauft. Früher stand hier ein altes balkenreiches mit Erkern versehenes Wirthshaus zur Krone, das aber im Feuer aufging. Neben dem Oberamt steht das 1856 neu erbaute Oberamtsgefängniß.

3. Das Stadtpfarrhaus (Dekanathaus), ein schönes ansehnliches dreistockiges Gebäude, das mit seinem Hofraum und Nebengebäude einen gut geschlossenen Pfarrhof bildet, befindet sich zunächst der Kirche; es wurde 1733 von Abt Edmund Heisser erbaut. Sein hübscher Kapitelsaal ist von dem oben genannten J. M. Zink ausgemalt.

Endlich gehört der Amtskorporation das außerhalb der Stadt an der Landstraße nach Bopfingen gelegene Bezirkskrankenhaus.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort, seitdem die drei alten Brunnen im Jahre 1867 tiefer erbohrt wurden, versehen und auch in ganz trockenen Jahren tritt kein Wassermangel mehr ein; es bestehen überdieß sechs öffentliche und vier Privatpumpbrunnen. An der Südseite außerhalb der Stadt liegt der sogenannte Badbrunnen, der vortreffliches Wasser liefert und bei dem früher ein Bad bestand; er ist gefaßt und sein Übereich geht in die an der Südseite der Stadt hinfließende Egau, die jedoch in trockenen Jahreszeiten zuweilen ganz versiegt. Eine Quelle der Egau entspringt 1/4 Stunde westlich der Stadt, eine zweite, die bedeutendste, in der Nähe des Gottesackers und gilt allgemein als der eigentliche Ursprung; außer ihr bestehen noch einige Quellen in der Nähe der Stadt, die sämtlich ihr Wasser der Egau zuführen. Überdieß kommen noch einige periodisch fließende Quellen auf der Markung vor. Unterhalb der Steinmühle war früher der große Neresheimer See, der seit 130 Jahren trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt ist. Auch gilt hier oben das Sprichwort:

Neresheimer Fisch
Machen theuern Tisch,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
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