Textdaten
<<< >>>
Autor: D.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Unsere Gegner
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 516–519
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[520]

Afrikanische Truppen im Lager von Chalons.
Nach der Natur aufgenommen von Fikentscher.

[516]
Unsere Gegner.
Zuaven. – Turcos. – Zephire. – Spahis. – Chasseurs d’Afrique.

Allgemein war, gleich nach dem Eintreffen der französischen Kriegserklärung, die Nachricht diesseits verbreitet, daß die berühmten, oder richtiger berüchtigten, afrikanischen Truppen den Krieg zuerst über die deutsche Grenze zu tragen bestimmt seien. Schon in der letzten Woche des Juli bestätigte sich denn auch dieselbe, da preußische Vorposten mit Turcos in Plänkeleien geriethen, bei denen es die letzteren vorzogen, den Rückzug zu nehmen.

Es wird dem Leser daher gewiß genehm sein, diese mit Unrecht vielgefürchteten, ziemlich irregulären Soldatenhaufen näher kennen zu lernen, wie der Schreiber dieser Zeilen zu wiederholten Malen sie und ihre Exercitien auf der großen place d’armes im Fort de Vincennes und namentlich im Lager von Chalons aufmerksam beobachtet hat. Er urtheilt vom rein objectiven Standpunkte aus, wozu er um so mehr sich verpflichtet fühlt, als zum ersten Male der deutsche, speciell der norddeutsche und preußische Soldat, einigen der französischen Armee ausschließlich eigenen Waffengattungen gegenübersteht, die nach und nach ad hoc geschaffen wurden und alle ihre eigenthümliche, wesentlich von anderen bekannten angenommenen verschiedene Kampfesweise haben. Den ungeübten deutschen Krieger werden diese anfangs verblüffen, ihm auch wohl imponiren; für seinen erfahrenen Cameraden wird sie sich schnell als taktischer Humbug, als Uniforms-Arlequinade entpuppen.

Unter den obigen Special-Typen steht der Zuave unbedingt obenan. Sein ursprünglicher Stamm geht sicher weit in die wenig bekannte Geschichte Nordafrikas zurück. Gewiß ist, daß man schon seit länger als einem Jahrhundert einen District der späteren Provinz Constantine kannte, Zuavia genannt, dessen männliche Bewohner von Alters her den Berberfürsten, ähnlich wie die für Frankreich, Neapel und den Papst geworbenen Schweizer, als gemiethete Leibwache dienten. Ob sie den bereits im siebenten Jahrhundert eingewanderten Arabern oder den etwas später auftretenden Mauren entstammen, läßt sich, beim Mangel jeglichen historischen Anhaltepunktes, sehr schwer feststellen; wahrscheinlich sind die ursprünglichen Zuaven eine Mischlingsrace.

Als nach fast dreiwöchentlichem Kampfe General Bourmont 1830 Algier und die Casba (Citadelle) mit Sturm nahm, leistete gerade jene Miethstruppe den heftigsten Widerstand. Marschall Clauzel, der Bourmont bald ersetzte, ein erfahrener Degen aus der alt-napoleonischen Schule, die er von unten auf durchgemacht, erkannte sofort, was er an den waffengeübten zuavischen Söldlingen hatte, und brachte sie durch gute Löhnung und sonstige äußerliche Begünstigungen schnell auf französische Seite. So bildeten die Zuaven recht eigentlich den Stamm der eingeborenen Truppen. Es dauerte jedoch nicht allzulange, so setzte man ihre [517] durch eiserne Disciplin geknebelten Reihen zahlreiche Exemplare der zügellosen französischen Jugend, unter dem Collectivnamen „gamins de Paris“ bekannt. Ihre Unstätigkeit und Rauflust, in knappe Formen gepreßt, hat dem Vaterlande wesentliche Dienste geleistet, so daß unter den jetzigen (vier) Zuaven-Regimentern fast nur Franzosen und sehr wenig Eingeborene zu finden sein dürften. Den ersten (Garde-) Zuaven anzugehören, ist eine absonderliche Ehre, und dieses Regiment ergänzt sich vorzugsweise aus der Elite der drei übrigen.

Zuave in voller Ausrüstung.

Der Angriff der Zuaven ist stets ein ungestümer, mit überlautem „vive l’empereur!“ verbundener; ihre frühere Weise, nach der ersten Salve zum stürmenden Bajonnetangriff überzugehen, in dem sie eine außerordentliche Wucht entfalteten, hat sich mit der Einführung der Hinterladungs-Handfeuer-Waffen natürlich geändert. Das bei ihnen sehr beliebte Handgemenge kommt jetzt kaum mehr vor; sie haben dafür schießen (anstatt wie früher knallen) und das sogenannte aufgelöste Gefecht lernen müssen. In Beidem haben sie bei ihrer unleugbaren natürlichen Anstelligkeit sich bald zurechtgefunden und sind unzweifelhaft in diesem Augenblicke die besten leichten Infanteristen der französischen Armee. Wären sie zahlreicher (man vergesse nicht, daß jene vier Regimenter, wie man auch in Paris prahlen möge, höchstens je fünfzehnhundert Mann stark sind!), so könnten sie der norddeutschen Armee stellenweise ziemlich gefährlich werden. Als wirksames Gegengewicht besitzt übrigens nach dieser Richtung hin die preußische Armee fünf Regimenter (zwanzigstes, vierundzwanzigstes, fünfunddreißigstes, sechszigstes, vierundsechszigstes) überwiegend Berliner oder doch märkische, mit Spree- oder Havelwasser getaufte, ausgetragene Kinder, die, was Bravour, Manövrirtüchtigkeit und – übermüthige Schelmenstreiche anlangt, jenen zu jeder Minute gewachsen sind und nicht mit Unrecht sich bei Düppel etc. den Namen der preußischen Zuaven erworben haben.

 Spahis.   Europäischer und afrikanischer Turcosofficier.

Der französische Zuave ist schließlich in jeder Beziehung vortrefflich ausgerüstet. Der den kurzgeschorenen Kopf umhüllende, meistens grüne Turban, die rothwollene, eng anliegende gestickte Jacke, die überaus bequemen, weiten Pumphosen, verbunden durch kurze Ledergamaschen mit den praktische Schuhen, die am Hacken mit weichem Wildleder ausgelegt sind, um das Durchreiben zu vermeiden, giebt ihm ein hübsches, wenn auch für deutsche Augen etwas theatralisches Ansehen. Was seine Waffe betrifft, so erhielt er zuerst (mit den grünen Chasseurs de Vincennes) das Chassepot-Gewehr mit dem breiten, geschweiften Haubajonnet. Wir wollen hier gleich unsere offene Meinung, die sich gar bald bestätigen dürfte, abgeben, daß diese Büchse schwerlich, auf die Länge der Zeit, dem seit Jahr und Tag ausgegebenen verbesserten Zündnadelgewehr gewachsen sein wird. Wir können, nach jahrelanger Erfahrung, kein Zutrauen zu einer Schußwaffe haben, zu deren Fertigstellung organische Stoffe (hier ein Kautschuk-Präparat, behufs luftdichter Verpackung der Explosionskammer) erforderlich sind. Ueberdies gestehen selbst geübte französische Corporale ein, daß bei dem Chassepot ziemlich häufige Versager vorkommen, was sie der mangelhaften Herstellung der Patrone, die überdies stark schleimt, zur Last legen, Mißstände, die beim Dreyse-Gewehr nie bemerkt wurden.

Jedenfalls in Anwandlung einer seltsamen Laune hat der Kaiser Napoleon gegen Ende der fünfziger Jahre jener immerhin schätzbaren Truppe einen (man verzeihe den militärischen Kraftausdruck!) „Affenschwanz” in den sogenannten Turcos gegeben. Es läßt sich dies auch nur dadurch erklären, daß der Kaiser in militärischen Dingen (und das sagen nicht wir, sondern erfahrene Genie-Officiere seiner Armee!) über den Dilettantismus nie hinausgekommen [518] ist, selbst seine Lieblings-Fachwaffe, die Artillerie, nicht ausgenommen. Seinem corsischem Blute mochte die raffinirte Grausamkeit der im Aufstand gegen ihn begriffenen Kabylen und ihrer schwarzen Weiber imponiren, die den armen französischen Gefangenen die Ohren abschnitten, ihnen (die Tambours ausgenommen) die Daumen abhieben, die Nägel an Händen und Füßen abkniffen, sie dann in der glühendsten Sonnenhitze an Bäume festbanden und ihnen sonst noch die entsetzlichsten Folterqualen bereiteten, und er scheint dadurch auf den Gedanken gekommen zu sein, die Furchtbarkeit dieser Barbaren gegen die Civilisation auszunutzen. In der That erschienen sie 1859 auf dem österreichisch-französisch-italienischen Kriegsschauplatze zum ersten Male in Europa und flößten den naiven Natursöhnen Mährens, Böhmens, Kärnthens etc. grimmige Furcht ein. Ihr katzenartiger, springender Angriff, mit wüstem, unarticulirtem Kriegsgeheul verbunden, das Niederwerfen ihrer Opfer, denen sie dann nicht selten durch Gurgelabschneiden den Garaus machten, das Bewachen ihrer total ausgeplünderten Gefangenen mit blitzenden Augen und lechzendem Knurren, gleich wilden Hunden, ihre fast thierische Lebensweise schüchterte den ehrlichen Oesterreicher ein und ließ ihn in diesen Bastarden von verdorbenen Mauren und Arabern mit Negerweibern menschliche Ungeheuer erblicken. Erst nachdem die kaltblütigen Tiroler Kaiserjäger einige derselben in flagranti auf jenen schwer verpönten Verletzungen des Kriegsrechts civilisirter Nationen ertappten und sie folgerichtig auf der Stelle füsilirten (wovon dem Feinde durch Parlamentäre sofortige Anzeige gemacht wurde), fand es Kaiser Napoleon angethan, diese zügellose Truppe zurückzuziehen und ihr später wenigstens die Elementarregeln der Disciplin angedeihen zu lassen. Eine andere Liebhaberei jener spitzbubenhaften Truppe im italienischen Feldzuge war auch, in tollem Angriff vorzustürmen, plötzlich zurückzuweichen und so den Gegner zur raschen Verfolgung hinzureißen. Während des eilfertigen Rückzuges nun fiel da und dort einer der Turcos wie verwundet oder todt zu Boden, aber nur, um gleich darauf wieder lebendig zu werden und nun mit feiger Niedertracht den Oesterreichern, die inzwischen vorübergeeilt waren, in den Rücken zu fallen. Die Oesterreicher machten solcher Infamie, sobald sie dieselbe entdeckt hatten, einfach dadurch ein Ende, daß sie an jedem auf dem Boden liegenden Turcos die Spitze ihrer Bajonnete probirten. Als eigentliche Soldaten haben die Turcos fast gar keinen taktischen Werth, und wir zweifeln keinen Augenblick, daß einige Compagnien handfester preußischer oder sächsischer Grenadiere aus Altpreußen oder der Oberlausitz die ganze, übrigens höchstens neunhundert Mann starke Schwefelbande gelegentlich in die Pfanne hauen oder in einer halben Stunde in Grund und Boden schießen werden. – Die Ausrüstung der Turcos stimmt im Wesentlichen mit der der Zuaven überein, nur daß bei jenen die blaue Jacke an Stelle der rothen tritt und ihnen nur gestattet ist, einen weißen Turban zu tragen. Als unreinen Bastard-Muhamedanern ist ihnen die Farbe des Propheten (grün) versagt.

Was erfahrene preußische Officiere, die ihre Exercitien ebenfalls zu beobachten Gelegenheit hatten, von ihrem burlesken Gebahren halten, davon giebt eine Anekdote Zeugniß, die der alte Oberst v. P., zuletzt Commandeur eines altpreußischen Landwehrregiments, zu dem die bekannten riesigen Hünen der Danziger Kornträger gehören, geliefert hat. König Wilhelm, der davon gehört, daß der alte Haudegen in Chalons gewesen war, fragte ihn gelegentlich: „Na, alter Camerad, Sie haben ja nun auch diese furchtbaren Turcos gesehen, was halten Sie von ihnen? Was würden Sie Ihren Leuten für ein Commando geben, wenn diese afrikanischen Panther auf Sie losgesprungen kämen?“

„Das ist sehr einfach, Majestät; ich würde rufen: ‚Kinder, greift Euch doch ’mal die Affen.‘ Und ich gebe Ihnen mein Wort, Majestät, sie greifen sie feste; Majestät müßten ’mal blos die Vordertatzen von meinen Kerls genauer besehen!“

Eine fast ebenso unnütze Truppe sind die sogenannten Zephire, eine poetisch seinsollende Uebersetzung von „Windbeutel“. Von ihren ehrenwertheren Cameraden werden sie schlechtweg ebenso schmeichellos, als zweideutig „soldats-vauriens“ (Kanonenfutter) genannt. Sie recrutiren sich (ihre Effectivstärke schwankt daher zwischen beträchtlich auseinanderliegenden Ziffern) aus dem Abhub sämmtlicher französischer Regimenter. Alles, was sich schwer in die Begriffe „Mein und Dein“ finden kann, was fortgesetzt widerspenstig, dem Trunke ergeben ist und durchaus nicht gut thun will, kommt (Officiere zur Strafversetzung schwerster Art mitinbegriffen) zu diesem Strafregiment in Algerien, dem einzigen in der französischen Armee, bei dem (wir wissen das ganz bestimmt!) die Prügelstrafe noch zu den gesetzlichen Strafen gehört und auch häufig genug applicirt wird.

Im Uebrigen hat der Zephir höchstens den Muth solcher verlorene Söhne, die Nichts zu riskiren, aber Alles zu gewinnen haben – ein Umstand, der Einzelne unter ihnen, die früher in anderen Regimentern etwas gelernt hatten, zu ganz tüchtigen Soldaten macht, doch ist ihre Zahl verschwindend klein, auch vernachlässigen sie sich gar zu leicht. Vor einem festen, geschlossenen Angriff (wir haben das gelegentlich wiederholt in der Vorstadt St. Antoine bei Paris Eisenarbeitern gegenüber, die mit Zephiren in’s Raufen kamen, gesehen) ergreifen sie regelmäßig, schimpfend und schreiend, das Hasenpanier; überdies zeigen Alle, aus naheliegenden Gründen, großes Talent zum Desertiren. – Ihre Ausrüstung ist einfach und bequem: kurzer, blauer Rock, der die Mitte zwischen Waffenrock und Jacke hält, Lederriemen mit Cartouche, Miniégewehr mit Bajonnet und schwerem Seitengewehr zum Schlachten und Holzschlagen, blaue oder weiße Pumphosen mit Gamaschenschuhen und, in Rücksicht auf etwaige Beute, möglichst großer Tornister und weiter Schnappsack. Ihre Kampfesweise ist ein wüstes Durcheinander mit unaufhörlichem tollen Geschrei; zu einer geschlossenen Colonne sind sie schwer zu formiren, und man überläßt ihnen deshalb gern den sogenannten Guerilladienst, zu dem sich diese wenig muthigen Schreier auch am besten eignen.

Eine ziemlich achtbare Truppe ist dagegen die eingeborne algierische der Spahis oder Sipahis. Ausschließlich aus rein arabischem Blute entsprossen, erfreute sie sich stets besonderer Aufmerksamkeit Seitens der Gouverneure, die sie auch, ob ihres Ernstes und ihrer, wenigstens nach afrikanischen Principien, anständigen Haltung, verdient. Der in einen weißen Burnuß gehüllte, magere, aber sehnige, ausdauernde Reiter wird von einem ebenfalls schlanken und sehnigen, blitzschnellen, unverwüstlichen Pferde getragen, ein Muster für den Ordonnanz- und Vedettendienst, für welchen letzteren ihm überdies seine anerkannte Verschlagenheit zu Statten kommt. Er ist nüchtern und hat fast gar keine Bedürfnisse, die sich füglich in eine Handvoll Mais, Reis oder Datteln, ein Schälchen Kaffee und ein Beutelchen Tabak zusammenfassen lassen. Daß sie mit Nutzen im gegenwärtigen Kriege (ihre Zahl dürfte schwerlich sechshundert überschreiten) zu verwenden sind, bezweifeln wir. Ganz abgesehen davon, ob der Spahi dem deutschen, nordischen Klima widerstehen wird, so ist sein Pferd weichhufig und an kein anderes Futter als den heimischen Mais (Durrah) gewöhnt, was herbeizuschaffen sehr schwierig sein dürfte. Ihre Kampfesweise ist ein ebenso windschnelles Attaquiren wie Verschwinden, ein hübsches, aber ziemlich unschädliches Manöver. – Ihre übrigens größtentheils europäischen Officiere tragen, abweichend von ihren Untergebenen, eine rothe Husarenjacke mit fünf Reihen Schnüren, weite rothe Hosen mit Lederbesatz, einen mächtigen geraden Pallasch und Sattelpistolen. Der gemeine Spahi bewaffnet sich dagegen mit der einheimischen, fast sechs Fuß langen Flinte, dem haarscharfen breiten Handschar und langem Dolch.

Desto brauchbarer und nützlicher im Dienste, zu Roß und zu Fuß, sind die Chasseurs d’Afrique, eine geübte, im Waffendienst erprobte Truppe, zur Zeit etwas über zweitausend Mann stark und, wenn wir nicht irren, in vier oder fünf Regimenter vertheilt. Sie haben Jahre hindurch mit den wilden Eingeborenen sich herumschlagen müssen, dabei jeden Vortheil erfassen und vom Felddienst ein tüchtig Stück gelernt. Tapferkeit und Schlagfertigkeit sind ihnen in keiner Weise abzusprechen, wenn sie auch keine besseren Scharfschützen sind, als die meisten ihrer französischen Cameraden, deren lebhaftes Temperament sie immer noch viel zu viel „knallen“ und in die Luft schießen läßt. Es ist unglaublich, welch’ eine Unmasse von Munition schon bei den Manövern an einer Waffe förmlich vergeudet wird, deren Leistungsfähigkeit für einen längeren Feldzug noch nicht einmal festgestellt ist. Sonst ist der Chasseur d’Afrique ein sattelfester Reiter (dessen Pferd auch minder empfindlich, als das des Spahi) und versteht, als dressirter Fechter, seinen langen geraden Pallasch auf Hieb und Stich ziemlich sicher zu führen, d. h. wenn er dazu kommt. Er bleibt deshalb unter allen Umständen, neben dem Zuaven ein beachtenswerther Feind. Mit letzterem hält er denn auch aller [519] Orten gute Cameradschaft, was insofern zu bemerken ist, als Zuave, Turco und Zephir, wo sie sich treffen, einander zu befehden und mit fortwährenden Eifersüchteleien und Spöttereien zu verfolgen pflegen. Wie der Zuave kämpft auch der Chasseur selten in geschlossener, sondern fast immer in gelöster Colonne. Es können daher nur unsere, freilich sehr zahlreichen, kaltblütigen Scharfschützen und Füsiliere mit sicherem Erfolge gegen beide manövriren.[1]

D.



  1. Der Vollständigkeit wegen theilen wir im Anschluß an diesen Artikel aus einem früheren Jahrgange eine Illustration des bekannten Malers Fikentscher mit, welcher bei einem Besuche des Lagers von Chalons Gelegenheit hatte, persönlich die einzelnen Truppengattungen der französischen Armee kennen zu lernen.
    Die Redaction. 
  NODES