Singular Plural
Nominativ der Fetzen die Fetzen
Genitiv des Fetzens der Fetzen
Dativ dem Fetzen den Fetzen
Akkusativ den Fetzen die Fetzen

Worttrennung:

Fet·zen, Plural: Fet·zen

Aussprache:

IPA: [ˈfɛt͡sn̩]
Hörbeispiele:   Fetzen (Info)
Reime: -ɛt͡sn̩

Bedeutungen:

[1] unregelmäßiges, kleines Stück von etwas (zum Beispiel von einem Blatt Papier)
[2] unzusammenhängener, kleiner Ausschnitt von etwas (zum Beispiel Teile einer Unterhaltung)
[3] umgangssprachlich: minderwertiges, schäbiges Kleidungsstück

umgangssprachlich, Österreich:

[4] kleines Stoffstück, um Verschmutzungen aufzunehmen
[5] um den Unterleib mit einem Stoffstreifen zum Schutz vor Verschmutzung gebundenes Tuch
[6] heftige Beeinträchtigung durch Alkoholgenuss
[7] Schulnote „Nicht genügend (5)“

Herkunft:

spätmittelhochdeutsch vetze → gmh „Fetzen, Lumpen“, belegt seit dem 14. Jahrhundert; weitere Herkunft nicht eindeutig[1]

Synonyme:

[1] Schnippel, Schnipsel, Schnitzel
[2] Ausschnitt, Bruchstück, Fragment
[4] Lappen, Lumpen, Putzlumpen, Scheuertuch
[5] Arbeitsschürze
[6] Rausch
[7] Fünfer, Nicht genügend

Unterbegriffe:

[1] Hautfetzen, Lederfetzen, Papierfetzen, Stofffetzen/Stoff-Fetzen
[2] Erinnerungsfetzen, Gedankenfetzen, Gesprächsfetzen, Satzfetzen, Schmachtfetzen, Sprachfetzen, Traumfetzen, Wortfetzen
[4] Abwaschfetzen, Putzfetzen, Staubfetzen

Beispiele:

[1] „Auf manchen Fetzen sind noch Mathematikaufgaben, englische Vokabeln oder Mitschriften aus dem Islamunterricht zu erkennen.“[2]
[1] „Wie viele Vergleiche ich bemühen müßte, um die Fetzen zu bezeichnen im Reichtum der Formen.“[3]
[1] „Das Mieterschutzgesetz ist ein Fetzen Papier.“[4]
[1] „Von ihren eigenen Briefen ist nicht ein Fetzen übriggeblieben, bloß ein paar von seiner Hand.“[5]
[2] „Der Lärm macht ihn nervös und ruft blitzartige Fetzen der Erinnerung hervor – an Bomben, die am Straßenrand explodieren und seine Kameraden in Stücke zerreißen.“[6]
[3] In diesem Fetzen nehme ich dich nicht mit in die Oper!
[3] „Wir hier unten in Bayern müssen halt aus wirtschaftlichen Gründen immer noch diese kackefarbenen Fetzen auftragen. Nicht etwa so, wie die anderen Kollegen bundesweit, die in elegantem Blau auf Verbrecherjagd gehen.“[7]
[3] „Tief gebeugt, mit gesenktem Kopf schlurft er herbei; vor der Brust hält er mit seinen Händen den um die Schultern geschlungenen Fetzen von Decke zusammen.“[8]
[4] Er hat Kaffee verschüttet und braucht schnell einen Fetzen, um die Sauerei wegzuwischen.
[5]
[6]
[7] Peter bekam auf die Lateinprüfung einen Fetzen.

Redewendungen:

… dass die Fetzen fliegen/… bis die Fetzen fliegen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] etwas in Fetzen reißen

Wortbildungen:

Substantive: Erinnerungsfetzen, Fetzchen, Fetzenball, Fetzenlaberl, Fetzenmarkt, Fetzenschädel, Fetzentandler, Fleischfetzen, Gemütsfetzen, Gesprächsfetzen, Hautfetzen, Nebelfetzen, Paperfetzen, Pestfetzen, Satzfetzen, Schmachtfetzen, Sprachfetzen, Stofffetzen, Wolkenfetzen

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Fetzen
[7] Wikipedia-Artikel „Liste von Austriazismen
[1, 2, 4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Fetzen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalFetzen
[1–3] The Free Dictionary „Fetzen
[1–4, 6, 7] Duden online „Fetzen
[4–6] Jakob Ebner: Duden Taschenbücher, Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 1. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1969
[4, 6, 7] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Seite 233.

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort: „Fetzen“, Seite 289.
  2. Wortschatz-Lexikon Uni Leipzig, Quelle: archiv.tagesspiegel.de vom 09.02.2005
  3. Siegfried Lenz: Die Deutschstunde. Roman. C. W. Niemeyer, Hameln 1989, ISBN 3-87585-884-0, Seite 180. Erstveröffentlichung 1968.
  4. Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1965, ISBN 3-423-00295-6, Seite 105. Erstveröffentlichung 1929.
  5. Halldór Laxness: Auf der Hauswiese. Roman. Huber, Frauenfeld/Stuttgart 1978, ISBN 3-7193-0611-9, Seite 74. Isländisches Original 1975.
  6. Wortschatz-Lexikon Uni Leipzig, Quelle: n-tv.de vom 24.02.2005
  7. Rita Falk: Schweinskopf al dente. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011, ISBN 3-423-24892-1, S. 5
  8. Christian Graf von Krockow: Die Stunde der Frauen. Bericht Pommern 1944 bis 1947. Nach einer Erzählung von Libussa Fritz-Krockow. 11. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2000, ISBN 3-421-06396-6, Seite 129. Erstauflage 1988.

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