Singular Plural
Nominativ die Joppe die Joppen
Genitiv der Joppe der Joppen
Dativ der Joppe den Joppen
Akkusativ die Joppe die Joppen
 
[1] Träger einer Joppe in der Steiermark

Nebenformen:

Jobs, Juppe

Worttrennung:

Jop·pe, Plural: Jop·pen

Aussprache:

IPA: [ˈjɔpə]
Hörbeispiele:   Joppe (Info)
Reime: -ɔpə

Bedeutungen:

[1] (statt eines Mantels getragene) einfache, taillenlose (zumeist aus dickem Wollstoff oder Loden gefertigte) Jacke, die üblicherweise von Männern getragen wird
[2] bequeme, leichte (zumeist aus Flanell oder Loden gefertigte) Jacke für Zuhause, die üblicherweise von Männern getragen wird

Herkunft:

In der Ḥadīṯ-Literatur – Sammlungen angeblicher Handlungen und Aussprüche des Propheten Muḥammad – wird im 9. Jahrhundert berichtet, der Prophet habe einst eine جُبَّة‎ (DMGǧubba) →ar [1][2] getragen[3], deren Ärmel so eng waren, dass er Schwierigkeiten hatte, die rituelle Waschung zu vollziehen.[4] Das ist insofern merkwürdig, als die جُبَّة‎ (DMGǧubba) →ar in der Folgezeit ähnlich wie der Kaftan als ein langes, vorne offenes Gewand beschrieben wird, das aber weite (nicht enge!) Ärmel hat[5].[6] Die im Zusammenhang mit der جُبَّة‎ (DMGǧubba) →ar Muḥammads erwähnte Herkunft „aus Šām“ (vergleiche Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, ⅬⅥ, 90 sowie ⅬⅩⅩⅦ, 30)[5] lässt darauf schließen, dass es ursprünglich aus Syrien[5] stammt[6], wenngleich vielleicht auch andere Teile des Byzantinischen Reiches in Frage kommen (vergleiche Ibn Māǧa, كتاب السنن‎ (DMG: kitāb as-Sunan) , ⅩⅩⅫ, 4)[5]. Das Gewand war in den muslimischen Gebieten weit verbreitet – in Spanien beispielsweise soll es 822 durch den Sänger Ziryāb[7] aus Baġdād (siehe »Laute«) eingeführt worden sein.[6] Den arabischen Schriften des Mittelalters sowie neueren europäischen Reiseberichten (bis ins 19. Jahrhundert) ist zu entnehmen, dass die جُبَّة‎ (DMGǧubba) →ar sowohl im arabischen Spanien und in Nordafrika als auch in Syrien, Libanon und in der Türkei getragen wurde.[3] Auch Frauen waren mit ihr gewandet[8]. Sie wurde aus verschiedenen Materialien[8] hergestellt:[6] angerauter Wollstoff, Samt sowie Seide[8].
Auf der Pyrenäenhalbinsel findet sich seit dem 10. Jahrhundert die Form aljuba für das Portugiesische, Spanische und Altkatalanische, die aus dem Andalusischen Arabisch جُبَّة‎ (DMGǧubba) →arein maurisches Gewand[9] entlehnt wurde.[10] Aus der antiken arabischen Mundart Siziliens, in der das Wort giubba ausgesprochen wurde[11], gelangt das Wort ins Italienische[12] (vergleiche sizilianisches giubba → scneine lange, wattierte Jacke‘)[3]. Im abendländischen Europa wird das Gewand offenbar zuerst in einem Kodex (Codex Cavensis[10]) aus Süditalien erwähnt, in dem schon vor 990 zippaJacke[10] und etwas später iuppa (mittelgriechisch als γιούππαν (giuppan→ grc in Gerace 1211)[13] belegt ist.[6] Zahlreiche weitere mittellateinische und altitalienische Dialektformen lassen darauf schließen, dass das Kleidungstück und seine Bezeichnungen sich vornehmlich von Sizilien nach Norden ausgebreitet haben.[6] Ende des 12. Jahrhunderts (1188[14]) tauchen ein altfranzösisches jupe → fro[15][14], das ein ‚Männergewand (orientalischen Ursprungs)‘[15] sowie ein ‚Frauengewand[15] und ferner ein ‚ländliches Männer- oder Frauengewand‘[15] bezeichnete, und ein mittelhochdeutsches schûwe → gmhlanges und weites Überkleid[16] auf; etwas später folgen mittelhochdeutsche Formen wie schoube → gmh[17], joppe → gmh[18], gippe → gmh[19] und andere.[6] In den folgenden Jahrhunderten scheinen sich Art der Kleidung und Bezeichnung ausdifferenziert zu haben.[6] Mit den Wortformen auf sch- wurde ein langes, vorne offenes mantelartiges Kleidungsstück bezeichnet, das oft aus teuren Stoffen hergestellt war.[6] Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die frühneuhochdeutsche schaube (vergleiche neuhochdeutsch »Schaube«), vielfach mit Pelz besetzt, zum Modegewand, das auf zahlreichen Bildern beispielsweise von Humanisten und Reformatoren zu sehen ist und das in abgewandelter Form auch Frauen trugen.[6] Aus ihm haben sich die verschiedenen Amtstrachten von Pastoren, Richtern und Professoren entwickelt. Die Formen auf j- dagegen standen im Allgemeinen für ein Kleidungsstück[6], das zu einem langen Wams, also einer Art Weste, geworden war[20]. Es war oft aus grobem Stoff und wurde von Bauern und Mägden getragen.[20] Seine heutige Beudeutung, nun nur noch als Kleidungsstück für Männer, erhielt es im 19. Jahrhundert.[20]

Verkleinerungsformen:

[1, 2] Jöppchen

Oberbegriffe:

[1, 2] Jacke

Unterbegriffe:

[1, 2] Herrenjoppe, Lederjoppe, Lodenjoppe, Pelzjoppe, Trachtenjoppe, Wattejoppe
[2] Hausjoppe

Beispiele:

[1] Du solltest deine Joppe anziehen: Es ist ganz schön kalt.
[1] „Tadeusz war ein stämmiger Mann; er trug eine Joppe mit Fischgrätenmuster, eine Ballonmütze mit versteiftem Pappschild, sein Gesicht war breitwangig, und seine Bewegungen waren ruckartig und abrupt wie die Bewegungen eines Eichhörnchens.“[21]
[1] „Er hatte die alte Joppe übergezogen, die ihm schon lange nicht mehr paßte.“[22]
[1] „Joppen und Janker unterscheiden sich in der Rumpflänge. Eine Joppe hat die Rumpflänge des klassischen englischen Sakkos, ein Janker hingegen ist am Rumpf so kurz geschnitten, wie die Ärmel lang sind.“[23]
[1] „Kein Zeichen von üppiger Lebensweise, gekleidet mit graugrünen Hosen und einer entsprechenden Joppe, verarbeitet aus Uniformteilen des deutschen Heeres und einer Mütze, die lebhaft an die Kopfbedeckung eines Afrikakämpfers erinnert, macht er einen äußerst bescheidenen Eindruck.“[24]
[1] „Aber eine lose, flausartige Joppe, hoch geschlossen, so daß es keiner Krawatte dazu bedurfte, getragen zu irgendwelcher ebenfalls weiten, ungebügelten, klein gewürfelten Hose, war um diese Zeit sein ständiger Anzug, in dem er auch die gewohnten und unentbehrlichen lungenweitenden Spaziergänge machte.“[25]
[2] „Der ſilberhaarige Brandes tritt auf den niederen Balkon — in einer Joppe, die Pfeife im Mund, das Bild unbefangenſter Gemütlichkeit.“[26]
[2] „Sebastian stand in seiner Joppe im Zimmer.“[27]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1, 2] eine derbe, wollene Joppe; eine Joppe ablegen, anziehen;

Übersetzungen

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[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 908.
[1, 2] Duden online „Joppe
[1, 2] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Joppe“ auf wissen.de
[1] Wikipedia-Artikel „Joppe
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Joppe
[1] The Free Dictionary „Joppe
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalJoppe
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Joppe

Quellen:

  1. Edward William Lane: Arabic-English Lexicon. In Eight Parts. Frederick Ungar Publishing Co., New York 1955–56, Stichwort »جُبَّةٌ‎«, Seite 371 (Digitalisat, ZIP: 474 MB!, Internet Archive).
  2. Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733, Stichwort »جبة²‎«, Seite 163.
  3. 3,0 3,1 3,2 Raja Tazi: Arabismen im Deutschen. Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche. In: Stefan Sonderegger, Oskar Reichmann (Herausgeber): Studia Linguistica Germanica. 47. Band, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 978-3-110-14739-1, DNB 953951359, Stichwort »Joppe«, Seite 257.
  4. Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837, Seite 109–110.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Y. K. Stillman: LIBĀS. In: Peri J. Bearman, Thierry Bianquis, Clifford Edmund Bosworth, Emeri J. van Donzel, Wolfhart P. Heinrichs et al. (Herausgeber): Encyclopædia of Islam. 1. Auflage. 12 Bände auf CD-ROM, Brill, Leiden 2004, ISBN 978-90-04-14114-8.
  6. 6,00 6,01 6,02 6,03 6,04 6,05 6,06 6,07 6,08 6,09 6,10 Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837, Seite 110.
  7. Reinhart Dozy: Dictionnaire detaillé des noms des vêtement chez les arabes. Jean Müller, Amsterdam 1845, Seite 113 (Zitiert nach Internet Archive).
  8. 8,0 8,1 8,2 Reinhart Dozy: Dictionnaire detaillé des noms des vêtement chez les arabes. Jean Müller, Amsterdam 1845, Seite 114 (Zitiert nach Internet Archive).
  9. Nach Federico Corriente: A Dictionary of Andalusi Arabic. Brill, Leiden/New York/Köln 1997 (Handbuch der Orientalistik. Erste Abteilung, der Nahe und Mittlere Osten; Band 29, ISSN 0169-9423), ISBN 978-90-04-09846-6, Stichwort »*{JBB}«, Seite 88.
  10. 10,0 10,1 10,2 Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band ⅩⅨ, 1922–2002, Stichwort »ǧubba«, Seite 58.
  11. Dionisius A. Agíus: Siculo Arabic. Routledge, Abingdon (Oxon)/New York (NY) 2010 (Library of Arabic Linguistics ; Monograph No. 12), ISBN 978-0-7103-0497-1, Seite 251–252.
  12. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Joppe
  13. Girolamo Caracausi: Arabismi medievali di Sicilia. Centro di studi filologici e linguistici siciliani, Palermo 1983, Stichwort »149a. Iuppa«, Seite 258-259 (Zitiert nach Internet Archive).
  14. 14,0 14,1 Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band ⅩⅨ, 1922–2002, Stichwort »ǧubba«, Seite 57.
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 Adolf Tobler, Erhard Lommatzsch; édition électronique conçue et réalisée par Peter Blumenthal et Achim Stein: Altfranzösisches Wörterbuch. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08167-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »jupe«.
  16. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch „schûbe
  17. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch „schoube
  18. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch „joppe
  19. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch „gippe
  20. 20,0 20,1 20,2 Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837, Seite 111.
  21. Siegfried Lenz: Stimmungen der See. Erzählungen. Mit einem autobiographischen Nachwort. Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1962 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nummer 8662), Seite 5 (Zitiert nach Google Books).
  22. Arno Surminski: Kudenow oder An fremden Wassern weinen. Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 1978, Seite 244.
  23. Thomas Rusche: Mann trägt Tracht. As Part of Men’s Culture. LIT VERLAG, Münster 1999, ISBN 3-8258-3077-2, Seite 18 (Zitiert nach Google Books).
  24. Hans-Dieter Trosse: Frieden, Freunde, Roggenbrötchen. Selbstverlag, 2001, Seite 76.
  25. Thomas Mann: Doktor Faustus & Die Entstehung des Doktor Faustus. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1967, Seite 642.
  26. Ruppert Recking: Ein Journalist erzählt. Abenteuer und Politik in Afrika. outlook Verlag, Bremen 2012, ISBN 978-3-86403-353-7, Seite 128 (Nachdruck des bei der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart 1936 erschienenen Originals; zitiert nach Google Books).
  27. Raimund August: Als der Kalte Krieg am kältesten war. Ein dokumentarischer Roman. Engelsdorfer Verlag, [Leipzig] 2010, ISBN 978-3-86268-273-7, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
  28. Götz Schregle, unter Mitwirkung von Fahmi Abu l-Fadl, Mahmoud Hegazi, Tawfik Borg, Kamal Radwan: Deutsch-Arabisches Wörterbuch. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1974, ISBN 3-447-01615-9, Stichwort »Joppe«, Seite 629.
  29. Götz Schregle, unter Mitwirkung von Fahmi Abu l-Fadl, Mahmoud Hegazi, Tawfik Borg, Kamal Radwan: Deutsch-Arabisches Wörterbuch. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1974, ISBN 3-447-01615-9, Stichwort »Joppe«, Seite 629.
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