Worttrennung:

mor·gen

Aussprache:

IPA: [ˈmɔʁɡn̩], [ˈmɔʁɡŋ̍]
Hörbeispiele:   morgen (Info),   morgen (Österreich) (Info)
Reime: -ɔʁɡn̩

Bedeutungen:

[1] am Tag nach dem heutigen Tag; am folgenden, kommenden Tag
[2] in zukünftiger Zeit

Herkunft:

Das Temporaladverb geht als Erbwort über die mittelhochdeutschen Formen morgen → gmh[1][2][3] und morgene → gmh[2][3] (vergleiche mittelniederdeutsches morgen → gml und mittelniederländisches morgen → dum)[1] auf das seit dem 9. Jahrhundert[1] bezeugte althochdeutsche morgane → goh[1][2][3] zurück. Dabei handelt es sich um den adverbiell erstarrten Dativ Singular zum Substantiv Morgen[1][2][3] und bedeutete zunächst ‚am Morgen‘,[1][2][3] dann ‚am Morgen des folgenden Tages,[3] am folgenden Morgen (nach der voraufgehenden Nacht),[2] bei Morgendämmerung‘[1], schließlich ‚am ganzen folgenden Tag‘[2]. Dementsprechend lassen sich gotisches 𐌳𐌿 𐌼𐌰𐌿𐍂𐌲𐌹𐌽𐌰 (du maurgina) → got, altnordisches a morgunn → non, altenglisches to morgene → ang und altsächsisches an morgan → osx vergleichen.[1]

Synonyme:

[1] gehoben: anderentags / anderntags

Gegenwörter:

[1, 2] gestern, heute, jetzt

Beispiele:

[1] Wir gehen morgen ins Kino.
[1] „Die feuchte Luft – die schleimige Sonne – ich war entschlossen, meinerseits umzukehren: wenn wir bis morgen keinen Jeep hätten … es war schwüler als je, moosig und moderig, es schwirrte von Vögeln mit langen blauen Schwänzen, jemand hatte den Tempel als Toilette benutzt, daher die Fliegen.“[4]
[1] „Geht lieber schlafen, eh ihr wieder streitet. Morgen früh ist die Nacht zu Ende.“[5]
[2] „Gewiß habe es, außer seinen enormen Wüsten, schöne und großartige Landschaften, aber es sei ‚nichts dahinter‘, während in Europa bei allem so viel dahinter sei, besonders hinter den Städten mit ihrer tiefen historischen Perspektive. Die amerikanischen Städte – he didn’t care for them. Sie seien gestern hingestellt und könnten morgen ebensogut wieder weggenommen werden.“[6]
[2] „Und der Mannheimer Elektrokonzern BBC warnt in seiner Werbung düster: ‚Wenn wir heute nichts tun, leben wir morgen wie gestern.‘“[7]
[2] „Ich teile durchaus einige Sorgen, die mit der politischen Reaktion auf die Zuwanderung zu tun haben: Wie sich jene kurzsichtige Wohnungspolitik verhindern lässt, heute eilig und billig Massenunterkünfte in abgelegenen Gegenden zu bauen, die morgen als kulturelle und soziale »Slums« beklagt werden.“[8]

Redewendungen:

[1] heute oder morgen
[1] lieber heut als morgen / lieber heute als morgen
[1] morgen ist auch noch ein Tag
[1] von heut auf morgen / von heute auf morgen

Sprichwörter:

[1] heute mir, morgen dir
[1] morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute
[1] was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] morgen Abend, morgen früh / Früh, morgen Mittag, morgen Nachmittag, morgen Nacht, morgen Vormittag
[1] in der Nacht auf / zu morgen
[1] morgen in acht Tagen, Wochen / landschaftlich: morgen über acht Tage, Wochen; morgen vor einem Monat, Jahr
[1] morgen um diese Zeit, morgen um die gleiche Zeit
[1] gleich morgen, noch morgen / morgen noch
[1] ab morgen, bis morgen, für morgen, seit morgen, von morgen ab / an
[2] von morgen

Wortbildungen:

Adjektive: morgend, morgendlich, morgig
Adverb: übermorgen
[2] Substantiv: Morgen

Übersetzungen

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[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „morgen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „morgen
[1] The Free Dictionary „morgen
[1, 2] Duden online „morgen
[1, 2] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „morgen“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „morgen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalmorgen
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „morgen, adv.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »morgen«, Seite 632.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „morgen
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-411-04076-6, Stichwort »¹Morgen, morgen«, Seite 564.
  4. Max Frisch: Homo faber. Ein Bericht. 161.–180. Tausend [9. Auflage], Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1966, Seite 51 (Erstveröffentlichung 1957).
  5. Ludwig Fels: Die Sünden der Armut. Roman. Erstausgabe, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1975 (Sammlung Luchterhand ; 202), ISBN 3-472-61202-9, Seite 110 (Zitiert nach Google Books).
  6. Thomas Mann: Die Betrogene. Erzählung. 16.–20. Tausend, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1954, Seite 39 (Erstveröffentlichung 1953).
  7. Grünende Hügel. In: DER SPIEGEL. Nummer 9, 25. Februar 1985, ISSN 0038-7452, Seite 52 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 12. Oktober 2021).
  8. Carolin Emcke: Gegen den Hass. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-596-29687-3, Seite 39 (Erstausgabe im S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016).
  9. 9,0 9,1 Adolf Erman, Hermann Grapow (Herausgeber): Wörterbuch der Aegyptischen Sprache. Fünfter Band, Akademie-Verlag, Berlin 1971, Seite 422 (Unveränderter Nachdruck).
  10. 10,0 10,1 Raymond O. Faulkner: A Concise Dictionary of Middle Egyptian. Printed for the Griffith Institute at the University Press by Vivian Ridler, Oxford 1976, ISBN 0-900416-32-7, Seite 310 (Reprint der Ausgabe von 1962).
  11. 11,0 11,1 James P. Allen: Middle Egyptian. An Introduction to the Language and Culture of Hieroglyphs. Third edition, revised and reordanized, with a new analysis of the verbal system, Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-05364-9 (Hardback), ISBN 978-1-107-66328-2 (Paperback), Seite 534 (Zitiert nach Google Books).
  12. 12,0 12,1 Sir Ernest A[lbert]. Wallis Budge: An Egyptian Hieroglyphic Dictionary. With an Index of English Words, King List and Geographical List with Indexes, List of Hieroglyphic Characters, Coptic and Semitic Alphabets. Volume Ⅰ, Cosimo Classics, New York 2010, ISBN 978-1-61640-461-1, Seite 432 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe 1920).
  13. 13,0 13,1 13,2 13,3 13,4 Wilhelm Spiegelberg: Koptisches Handwörterbuch. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1921, Seite 103.
  14. 14,0 14,1 Janet H. Johnson (Herausgeber): The Demotic Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago. Band 12: r, The Oriental Institute of the University of Chicago, Chicago (Illinois) ©2001, Seite 71 (URL: PDF 8 MB, abgerufen am 12. Oktober 2021).
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 15,4 15,5 W[alter]. E[wing]. Crum, compiled with the help of many scholars: A Coptic Dictionary. Oxford University Press, Oxford/New York 1990, ISBN 0-19-864404-3, Seite 302 (Sechsbändige Erstausgabe in der Clarendon Press, Oxford 1929–1939).
  16. 16,0 16,1 Jean-Paul Deschler: Kleines Wörterbuch der kirchenslavischen Sprache. Wortschatz der gebräuchlichsten liturgischen Texte mit deutscher Übersetzung[,] Tabelle des kyrillischen Alphabets[,] mit Angabe der Aussprache[,] Namenverzeichnis[,] Liste der Abkürzungen in Handschriften und auf Ikonen. Dritte, neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Otto Sagner, München 2003, ISBN 3-87690-871-X, Seite 225.
  17. PontosWorld dictionary: „Aύριον
  18. Maria Besse: Britter Wörterbuch. Moselfränkischer Dialekt am „Tor zum Hochwald“, Britten — Gemeinde Losheim am See (Saarland). Verein für Heimatkunde in der Gemeinde Losheim am See e. V., Losheim am See 2004, ISBN 3-00-014131-6, Stichpunkt »morgen«, Seite 226.
  19. 19,0 19,1 Cléo Vilson Altenhofen: Hunsrückisch in Rio Grande do Sul. Ein Beitrag zur Beschreibung einer deutschbrasilianischen Dialektvarietät im Kontakt mit dem Portugiesischen. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06776-0, DNB 946457603, Seite 283.
  20. Cléo Vilson Altenhofen: Hunsrückisch in Rio Grande do Sul. Ein Beitrag zur Beschreibung einer deutschbrasilianischen Dialektvarietät im Kontakt mit dem Portugiesischen. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06776-0, DNB 946457603, Seite 284.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: morden, Moren, morsen
Levenshtein-Abstand von 2: morphen
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