8-Chlortheophyllin

chemische Verbindung

8-Chlortheophyllin, auch bekannt als 1,3-Dimethyl-8-chlorxanthin, ist ein Stimulans aus der chemischen Klasse der Xanthine mit koffeinähnlichen physiologischen Wirkungen[4] und wird hauptsächlich in Kombination (Salz) mit Diphenhydramin in dem Antiemetikum Dimenhydrinat verwendet. Diphenhydramin reduziert Übelkeit, verursacht aber Schläfrigkeit, und die stimulierenden Eigenschaften von 8-Chlortheophyllin tragen dazu bei, diese Nebenwirkung zu verringern.

Strukturformel
Strukturformel von 8-Chlortheophyllin
Allgemeines
Name 8-Chlortheophyllin
Andere Namen

1,3-Dimethyl-8-chlorxanthin

Summenformel C7H7ClN4O2
Kurzbeschreibung

farbloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 85-18-7
EG-Nummer 201-590-4
ECHA-InfoCard 100.001.446
PubChem 10661
ChemSpider 10211
DrugBank DB14132
Wikidata Q4644272
Eigenschaften
Molare Masse 214,61 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

300 °C (Zersetzung)[2]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: 264​‐​270​‐​301+312​‐​501[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Obwohl 8-Chlortheophyllin als Xanthin-Stimulans eingestuft wird, kann es bei Mäusen im Allgemeinen keine über der Kontrolle liegende Bewegungsaktivität hervorrufen und scheint die Blut-Hirn-Schranke nicht gut zu passieren.

Dimenhydrinat dissoziert nach oraler oder rektaler Gabe im Blut vollständig in seine beiden Bestandteile. Die antiemetische Wirkung beruht auf Diphenhydramin, während das milde Psychostimulans 8-Chlortheophyllin die sedativen Effekte des Antihistaminikums aufheben soll. Trotzdem hat Dimenhydrinat sehr häufig sedierende Nebenwirkungen, was darauf hindeutet, dass 8-Chlortheophyllin keine signifikante antisedative Wirkung hat.[5]

Darstellung

Bearbeiten

8-Chlortheophyllin erhält man über mehrere Stufen aus N,N-Dimethylharnstoff 1 und Malonsäure 2. Im ersten Schritt werden die beiden Ausgangsstoffe zur Dimethylbarbitursäure 3 kondensiert. Durch Reaktion mit salpetriger Säure erhält man die 1,3-Dimethylviolursäure 4, die mit Iodwasserstoff zum Dimethyluramil 5 reduziert wird. Die Umsetzung mit Cyanursäure liefert Harnstoffderivat 6, das beim Erhitzen mit Mineralsäuren in die 1,3-Dimethylharnsäure[6] 7 übergeht. Durch die Umsetzung mit Phosphorpentachlorid und Phosphoroxychlorid erhält man 8-Chlortheophyllin 8.[7]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Eintrag zu C0293 8-Chlorotheophylline bei TCI Europe, abgerufen am 19. Dezember 2021.
  2. a b c Curt Hunnius: Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2020, ISBN 978-3-11-086901-9, S. 327 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Datenblatt 8-Chlortheophyllin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 19. Dezember 2021 (PDF).
  4. S. H. Snyder, J. J. Katims, Z. Annau, R. F. Bruns, J. W. Daly: Adenosine receptors and behavioral actions of methylxanthines. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 78, Nr. 5, Mai 1981, S. 3260–3264, doi:10.1073/pnas.78.5.3260, PMID 6265942.
  5. Ulrich Schwabe, Dieter Paffrath, Wolf-Dieter Ludwig, Jürgen Klauber: Arzneiverordnungs-Report 2019. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-662-59046-1, S. 492 (books.google.com).
  6. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 1,3-Dimethylharnsäure: CAS-Nr.: 944-73-0, EG-Nr.: 213-410-1, ECHA-InfoCard: 100.012.191, PubChem: 70346, ChemSpider: 63527, Wikidata: Q27136946.
  7. W. Brandt, A. Braun, R. Brieger, H. Dieterle, R. Dietzel, W. Moeser, P. N. Schürhoff, F. Stadlmayr, O. Wiegand: Kommentar zum Deutschen Arzneibuch 6. Ausgabe 1926: Auf Grundlage der Hager-Fischer-Hartwichschen Kommentare der früheren Arzneibücher Zweiter Band. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-90746-3, S. 586 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  NODES
os 5