Die BMW R 37 war das erste sportliche Motorrad von BMW.

BMW
BMW R 37
BMW R 37
BMW R 37
R 37
Hersteller: BMW
Bauzeit: 1924 bis 1926
Stückzahl: 152
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: BMW R 47
Technische Daten
Motor: Zweizylinder-Boxer-Viertakt-Ottomotor, längs eingebaut
Hubraum: 494 cm³
Leistung: 16 PS (12 kW) bei 4000 min−1
Getriebe: 3 Gänge, Handschaltung
Antrieb: Antriebswelle
Leergewicht: leer: 134 kg,
mit Beiwagen: 184 kg
Höchstgeschwindigkeit: 115 km/h
Bremsen: Trommelbremse, Keilklotzbremse
Tankinhalt: 14 l
Kraftstoffverbrauch: ca. 4 l/100 km

Geschichte

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Entwicklung

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Lenkkopf mit Typenschild

Schon während der Entwicklung des ersten BMW-Motorrads R 32 begannen parallel Arbeiten an einem erheblich leistungsfähigeren Sportmodell. Bereits Anfang 1923 lief ein Prototyp mit parallel angeordneten Ventilen im nur teilweise gekapselten OHV-Zylinderkopf – und wie das Tourenmodell ohne Vorderradbremse.[1]

Der junge Konstrukteur Rudolf Schleicher entwickelte gekapselte Leichtmetall-Zylinderköpfe, die das Bild aller BMW-Motorräder bis heute prägten.[2]

Am 10. Dezember 1924 präsentierte BMW 14 Monate nach der R 32 auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin erstmals das Sportmodell R 37 der Öffentlichkeit.[3]

BMW gab mit diesem Motorrad das Baukastenprinzip der kommenden Modellgenerationen vor. Fahrwerk und Getriebe mit Grundmotor waren weitgehend baugleich; die Differenzierung für die Hubraumklassen mit 500 cm³ und 750 cm³ wurde durch geänderte Zylinderbohrungen erreicht. Tourenmodelle hatten seitengesteuerte Ventile, Sportmodelle kopfgesteuerte. Die R 37 als Sportmodell – in einer Preisliste sogar als „Renn-Modell“ bezeichnet – hatte V-förmig in den Köpfen hängende Ventile, die von einer Nockenwelle über Stoßstangen und rollengelagerte Kipphebel betätigt wurden.

Sportliche Erfolge

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Schon vor der Einführung als neues Sportmodell errang die R 37 bei zahlreichen nationalen Wettbewerben im Jahr 1924 erste Erfolge.

Die Teilnahme an folgenden Rennen ist belegt:

  • Großer Solitude Bergpreis 1923: Einsatz eines Prototyps mit Stahlzylindern mit Hans Soenius[4]
  • Eifelrennen bei Nideggen 1924: Franz Bieber (Sieger).[5] Bieber war tagesschnellster Motorradfahrer. Er gewann das unter ungünstigen Witterungsbedingungen ausgetragene Rennen über zehn Runden zu je 33 km in 4:56:09 Stunden beziehungsweise mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 66,9 km/h.[6]
  • Ruselbergrennen 1924: Franz Bieber (Sieger)[7]
  • Großer Solitude Bergpreis 1924: Franz Bieber, Rudolf Schleicher, Rudolf Reich (Sieger)[8]
  • Hindelang-Oberjochrennen 1924: Rudolf Schleicher[9]
  • Ettaler Bergrennen 1924: Rudi Reich auf BMW R 37 mit Seitenwagen[10]

Rudolf Schleicher gewann mit der von ihm entwickelten BMW R 37 die 1. Goldmedaille für Deutschland bei der Internationalen Sechstagefahrt 1926; gleichzeitig war es der erste internationale Motorsporterfolg für BMW.[11]

Vermarktung

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Der Preis für das Motorrad betrug 1925 gemäß der Preisliste von BMW 2.900 Reichsmark – 700 Reichsmark mehr als für die R 32; Lichtanlage, Hupe, Tacho und Soziussitz waren nicht enthalten.[12] Die Produktion wurde 1926 nach nur 152 Einheiten beendet[13]; Nachfolger war die Ende 1926 vorgestellte R 47.

 
Stoßstangenmotor; gut sichtbar: Fußtrittschale statt später üblicher Fußraste
 
Kickstarter parallel zur Fahrzeuglängsachse bzw. quer zur Einbaulage des Motors, rechts daneben Kupplungshebel mit Seilzugaufnahme

Der Motor mit der Bezeichnung M 2 B 36 war als längs eingebauter Zweizylinder-Boxer-Viertaktmotor mit OHV-Ventilsteuerung ausgeführt.[14]

Das Motorgehäuse war horizontal teilbar. Ein Zwischenzahnrad oberhalb der Kurbelwelle trieb die noch eine Ebene höher liegende Nockenwelle an, die wiederum die Zündanlage in der nächsten Ebene antrieb. Durch diese Zahnradkaskade baute der Motor für einen Boxermotor relativ hoch.

Gegenüber der hubraumgleichen R 32 führten die neuen Zylinderköpfe zu einer annähernd verdoppelten Leistung. Die Kühlung wurde durch nun in Strömungsrichtung angeordnete Kühlrippen der Zylinder verbessert.

Im Lauf der Produktionszeit wurde die Auspuffanlage geändert und bis über die Hinterachse verlängert.

Vergaser

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Der 26-mm-Dreischieber-Vergaser, eine Eigenkonstruktion von BMW, bezog die Ansaugluft durch das Schwungradgehäuse. Die Gemischmenge („Gasschieber“) und Gemischzusammensetzung („Luftschieber“) wurde über zwei Hebel an der rechten Lenkerhälfte eingestellt.

Zündung

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Ein Hochspannungsmagnet von Bosch oder eine Zündlichtmaschine waren mit einem Spannband auf einer Plattform oberhalb der Kurbelwelle befestigt. Die Zündverstellung erfolgte über einen Hebel an der linken Lenkerhälfte.

 
Antriebswelle der R 37 mit Hardyscheibe – noch keine „echte“ Kardanwelle; gut sichtbar der Dreischieber-Vergaser

Die R 37 hatte ein handgeschaltetes 3-Gang-Getriebe, das obere Ende des Schalthebels befand sich an der rechten Seite des 14-Liter-Tanks. Die Antriebswelle führte auf der rechten Fahrzeugseite zum ungefederten Hinterrad und kam daher ohne Gelenke aus. Trotzdem bezeichnete BMW die Kraftübertragung als „Kardanantrieb“, die Antriebswelle als „Kardanwelle“ und das Gehäuse des Umlenkgetriebes am Hinterrad als „Kardangehäuse“.[15]

Das horizontal teilbare Getriebegehäuse war direkt an das Motorgehäuse angeflanscht. Die Getriebe-Eingangswelle wurde direkt von der Einscheibentrockenkupplung im Schwungrad der Kurbelwelle angetrieben. Die Ausgangswelle trieb über eine Hardyscheibe in direkter Verlängerung die Antriebswelle an.

Der Kickstarter (Starterhebel) wurde parallel zur Fahrzeuglängsachse betätigt; dazu war eine Kegelradumlenkung im Getriebegehäuse eingebaut. Diese aufwendige Umlenkung wurde vier Jahre später bei der R 52 und R 57 aufgegeben.

Fahrwerk

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Das seitenwagentaugliche Fahrwerk war das gleiche wie bei der R 32: ein Doppelschleifenrohrrahmen ohne Hinterradfederung, die Vorderradgabel ist eine gezogene Kurzschwinge mit Blattfederung.

Auf vielen zeitgenössischen Bildern sind Reibungsstoßdämpfer an der vorderen Schwinge zu erkennen.[16]

 
Keilklotzbremse am Hinterrad mit langem Fußbetätigungshebel

Das Hinterrad wurde durch eine fußbetätigte Keilklotzbremse verzögert, die auf eine eigene Bremsfelge wirkte, die Vorderradbremse hatte einen Trommeldurchmesser von 150 mm. Rennausführungen der R 37 bremsten bereits 1924 am Hinterrad mit einer Kardanbremse.[17]

Technische Daten

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Kenngröße BMW R 37[15]
Bohrung 68 mm
Hub 68 mm
Hubraum 494 cm³
Verdichtungsverhältnis 6,2 : 1
Leistung 16 PS (12 kW) bei 4000 min−1
Höchstgeschwindigkeit 115 km/h
Sitzhöhe 72 cm
Leergewicht 134 kg (mit Original-Seitenwagen „S 38“ 184 kg)
Tankinhalt 14 l

Siehe auch

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Literatur

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Commons: BMW R 37 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Prototyp 500ccm ohv 1924. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1923, abgerufen am 10. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „1923 – Auf Basis der R 32 aufgebaute kopfgesteuerte Sportmaschine mit Stahlzylindern und gußeisernen Zylinderköpfen.(Vorläufer der R 37). War wegen Kühlungsproblemen nur bei einer Winterfahrt erfolgreich.“
  2. Zylinderkopf der R 37, Brennraum. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1924, abgerufen am 11. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Der erste R 37 Zylinderkopf, von Rudolf Schleicher beschriftet.“
  3. BMW präsentiert die R 37, das erste Sportmodell der Marke BMW. In: BMW Geschichte. BMW AG, 10. Dezember 1924, abgerufen am 12. Dezember 2015 (Text im BMW Group Archiv): „Auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin (10.–18. Dezember 1924) präsentiert BMW mit der R 37 das erste Sportmodell mit Leichtmetall-Zylinderkopf und hängender Ventilsteuerung.“
  4. Solitude 1923, Hans Soenius auf BMW R 37. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1923, abgerufen am 16. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Erster Start der BMW R 37 mit Stahlzylinder auf der Solitude 1923“
  5. Franz Bieber, Gewinner des Eifelrennens 1924 mit BMW R 37. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1924, abgerufen am 16. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Franz Bieber nach seinem Sieg“
  6. Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC Eifelrennen. Heel Verlag, Königswinter 2009, ISBN 978-3-86852-070-5.
  7. Ruselbergrennen, Sieger Franz Bieber. In: BMW Geschichte. BMW AG, 21. September 1924, abgerufen am 16. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Franz Bieber gewinnt mit der 500ccm R 37“
  8. BMW R 37 mit Rudi Reich. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1924, abgerufen am 16. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Sieger auf der Solitude 1924“
  9. BMW R 37 mit Rudolf Schleicher. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1924, abgerufen am 16. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Hindelang-Oberjochrennen“
  10. Rudi Reich auf BMW R 37 mit Seitenwagen. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1924, abgerufen am 16. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Beim Ettaler Bergrennen“
  11. Sieg Rudolf Schleichers bei der Sechstagefahrt 1926. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1926, abgerufen am 12. Dezember 2015 (Text im BMW Group Archiv).
  12. Preisliste Nr.28 für BMW-Motorräder R 32, R 39, R 37 und den Seitenwagen S 38. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1925, abgerufen am 10. Dezember 2015 (Dokument im BMW Group Archiv): „B.M.W. Renn-Modell 1,9/16PS“
  13. Udo Stünkel: BMW-Motorräder Typenkunde: Alle Serienmodelle ab 1923. Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-2451-4, S. 10–11.
  14. BMW R 37 technische Zeichnung des M 2 B 36 Motors. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 15. Dezember 2015 (Dokument im BMW Group Archiv).
  15. a b Handbuch für BMW-Räder, Typ R 32 / 37. In: BMW Geschichte. BMW AG, 10. Dezember 1925, abgerufen am 15. Dezember 2015 (Handbuch mit Bildern, 23 Seiten).
  16. R 37 und Rennfahrer Köppen. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1926, abgerufen am 15. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv): „Rennfahrer Paul Köppen, Berlin, mit seiner R 37 und Siegeskranz.“
  17. BMW R 37 Rennausführung. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1924, abgerufen am 20. Juli 2021 (Dokument im BMW Group Archiv): „[…] Kardanbremse statt der Riemenscheibenbremse.“


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