William Scoresby (* 3. Mai 1760 † 28. April 1829) war ein englischer Walfänger und Entdecker. Mit seinem Schiff Resolution segelte er im Jahr 1806 bis zu 81°30' nördlicher Breite und damit weiter nördlich, als jeder andere vor ihm. Erst zehn Jahre später brach Kapitän Munroe diesen Rekord und erreichte eine Position von 82°15'. Obwohl er keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlies, war er naturwissenschaftlich interessiert und erfindungsreich. Das Krähennest, der Beobachttungsstand an Schiffsmasten, ist eine Erfindung von ihm. Sein Sohn William Scoresby Junior war ebenfalls ein erfolgreicher Walfänger und Naturforscher. Im Gegensatz zu seinem Vater genoss er einige Jahre universitäre Bildung und veröffentlichte einige Bücher über die Arktis. Eines seiner Bücher, My Father: Being Records of the Adventurous Life of the Late William Scoresby, handelt von der Lebensgeschichte William Scoresby Seniors.
Jugend und erste Fahrten zur See
BearbeitenWilliam Scoresby wurde am 3. Mai in Cropton geboren. Seine Eltern waren Bauern und bewirtschafteten eine Farm namens Nutholm. Er arbeitete schon früh in der elterlichen Landwirtschaft und beendete seine rudimentäre Schulausbildung schon mit neun Jahren. Im Winter 1779/80 bekam er durch Vermittlung eines Verwandten eine Stelle als Seemann. Daher verließ er im April 1780 erstmals Cropton und stach auf dem mit Holz beladenem Handelsschiff Jane Richtung London in See. Seine Reisen auf der Jane, bei denen er seine Freizeit für das Studium der Seefahrt und Navigation nutzen konnte, führten ihn bis nach Riga und St. Petersburg. 1781 verließ er schließlich die Jane und heuerte auf der Speedwell an, die auf dem Weg nach Gibraltar war.
Am 26. Oktober 1781 wurde die Speedwell bei Trafalgar in Sichtweite der spanischen Küste jedoch von den damals mit England verfeindeten Spaniern als Prise aufgebracht. Scoresby geriet in spanische Kriegsgefangenschaft und wurde ins Landesinnere nach Sanlúcar la Mayor (Andalusien) gebracht. Nur unzureichend bewacht, entschloss er sich zusammen mit einem Mitgefangenen zur Flucht. Nachts reisend und sich tagsüber versteckend erreichten sie die Küste, an der sie durch Zufall ein englisches Schiff trafen, auf dem sie sich mit Hilfe der Mannschaft als blinde Passagiere verstecken konnten. Nachdem sie sich auf hoher See dem Kapitän zu erkennen gaben, verlangte dieser eine hohe Bezahlung für die Überfahrt nach England. Die Reisekosten wurden ihnen jedoch erlassen, als während eines heftigen Sturmes zusätzliche Männer nötig waren, die beiden „Passagiere“ sich jedoch weigerten, mitzuhelfen, solange sie nicht als reguläre Mannschaftmitglieder angeheuer wurden.
Walfänger
BearbeitenWalfang in England
BearbeitenBeeinflusst vom Erfolg der Holländer begann England ab den 1730er Jahren zuerst von Hull und London, später auch von anderen Häfen aus, Walfang zu betreiben. Aus dem Tran der Wale wurde Walöl hergestellt, das als Rohstoff für die Seifenindustrie, in der Leder- und Textilverarbeitung und als Leuchtmittel Verwendung fand. Auch die Knochen wurden als elastischer und leicht formbarer Werkstoff geschätzt. Hauptsächlich wurde der Grönlandwal gejagt, da er zur damaligen Zeit häufig zu finden und relativ einfach zu erlegen war. Er lebt das ganze Jahr über in arktischen Gewässern. Dort gibt es wegen des Aufeinandertreffens der aus den Süden kommenden warmen Meeresströmungen auf kalte Strömungen wie den Labradorstrom, große Mengen an Plankton, die das Hauptnahrungsmittel der Grönlandwale sind.[1]
In Whitby bestand eine nennenswerte Walfangflotte zwischen 1753 und 1837. Die Blütezeit des Walfangs in Whitby war Ende der 1780er Jahre, als es dort etwa zwanzig Walfangschiffe gab, was etwa 16-24% der gesamten Britischen Walfangflotte entsprach.[2] Anschließend nahm die Zahl der Schiffe wieder ab, auch wenn die Zahl der erlegten Wale bis weit ins 19. Jahrhundert hinein relativ hoch blieb.[3] Bevorzugte Fangebiete waren die Davisstraße und vor allem Grönland, wobei letzteres auf Kosten höherer Risiken einen höheren Ertrag versprach. Generell war der Walfang eines risikoreiches Unterfangen, vor allem das Eis stellte die Walfänger vor große Probleme: Falls kein offenes Gewässer oder Fahrrinnen durchs Packeis gefunden wurden, bestand die Gefahr, dass Schiffe eingeschlossen und sogar zerstört werden. Auch andere Naturgefahren wie Kälte, Nebel oder Störungen der Magnetnadel sowie die Waljagd selber barg große Gefahren.[4] Von den 58 Walfangschiffen aus Whitby, die zwischen 1753 und 1837 im Walfang aktiv waren, gingen insgesamt 16 im Eis verloren.[5]
Henrietta
BearbeitenNach seinem Abenteuer in Spanien kehrte Scoresby nach Cropton zurück und half einige Jahre bei der Bewirtschaftung des Hofes seines Vaters. In dieser Zeit heiratete er Mary, die Tochter des Croptoner Bauern John Smith. Nach einigen Jahren an Land heuerte er schließlich an der Henrietta an, einem Walfangschiff aus Whitby. Er stieg schnell auf und bekleidete bereits nach seiner sechsten Reise eine Position als zweiter Offizier und war als sogenannter specksioneer Harpunier und verantwortlich für die Gewinnung des Fettes bei der Walverarbeitung.[6]
Im Jahr 1790 zog sich der Kapitän der Henrietta, Crispin Bean, in den Ruhestand zurück und der Schiffseigner Nicholas Piper, Esq., übertrug auf seine Empfehlung Scoresby das Kommando. Seine erste Saison als Kapitän der Henrietta im Jahr 1791 war nicht erfolgreich: Kein einziger Wal konnte erlegt werden. Dieses schlechte Ergebnis ließ sich teilweise auch auf die allgemein schwierigen Bedingungen für den Walfang in diesem Jahr erklären, da auch ein Großteil der anderen Walfangschiffe aus Whitby keinen Erfolg hatte.[7] 1792 fing die Henrietta im zweiten Jahr unter Scoresbys Kommando 18 Wale und erwirtschaftete insgesamt 112 Tonnen Öl.[8]
Dundee
BearbeitenResolution
BearbeitenNachwirkung
BearbeitenLiteratur
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Matti Lainema, Juha Nurminen, Die Entdeckung der Arktis, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2010, S. 130-132
- ↑ Diss, S.291
- ↑ Diss, S.278ff,S. 300
- ↑ Matti Lainema, Juha Nurminen, Die Entdeckung der Arktis, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2010, S. 132-133
- ↑ Diss, S. 283
- ↑ Scoresby (1851), My Father, S. 37.
- ↑ Scoresby (1851), My Father, S. 43-52.
- ↑ Scoresby (1851), My Father, S. 55.