Entstehungsgeschichte
BearbeitenVorproduktion
BearbeitenMichael G. Wilson ist zum 14. Mal in Folge Produzent der Reihe, seine Stiefschwester Barbara Broccoli zum neunten Mal in Folge Produzentin. Bereits Ende 2008 arbeiteten die Drehbuchautoren Peter Morgan und Robert Wade an einem Treatment unter dem Titel Once Upon a Spy und lieferten es am 2. November 2009 aus. Das Treatment, das von einer zurückliegende Indiskretion Ms in Russland handelt, die den Ruf des MI6 gefährden könnte, fand jedoch keine große Zustimmung bei den Produzenten und wurde verworfen.[1] Im Jahr 2009 begannen Peter Morgan, Neal Purvis und Robert Wade das Drehbuch zu verfassen. Nachdem Morgan wegen einer Verzögerung der Arbeiten, begründet durch finanzielle Probleme des Filmstudios, ausgestiegen war, kam John Logan nachträglich ins Autorenteam.[2]
Anfang 2010 wurde bekannt gegeben, dass Sam Mendes die Regie des Films übernimmt. Hauptdarsteller Daniel Craig suchte sich den Regisseur selbst aus.[3] Mendes hatte bereits klare Vorstellungen zur Handlung und gab den Drehbuchautoren die Direktive, dass sich der Plot um Bond drehen sollte. Am 18. November 2010 wurde schließlich unter dem Titel Nothing is Forever (deutsche Übersetzung: Nichts ist für immer) von Purvis und Wade der erste vollständige Drehbuchentwurf geliefert, wobei bereits Elemente des späteren Films vorhanden waren. In dieser Fassung will Raoul Sousa, später in Silva umbenannt, in einer U-Bahn in Barcelona eine Bombe legen, die als Ablenkungsmanöver dient, um M in einen Unterschlupf bringen zu können und sie dort zu töten.[1]
Zuvor meldeten die Filmstudios Metro-Goldwyn-Mayer am 18. April 2010 jedoch Insolvenz an, da sie im Vorjahr wegen der Finanzkrise 3,7 Milliarden US-Dollar Verlust gemacht hatten.[4] Aus diesem Grund wurde der Start der Dreharbeiten vorerst auf Eis gelegt. In einem Interview mit IGN Entertainment gab David G. Wilson, Sohn des Produzenten Michael G. Wilson, am 7. Oktober 2010 bekannt, die Produktion laufe langsam wieder an.[5]
Dies wurde möglich, indem das Studio in Sony Pictures einen Co-Produzenten fand, der bereit war, für den Erhalt von 50 Prozent der Filmrechte die Kosten für den Film zu übernehmen.[6] Sony Pictures gab darüber hinaus bekannt, auch für den Nachfolgefilm in dieser Funktion zur Verfügung zu stehen.[7]
Nach ersten Angaben sollte der Film ein Budget von zirka 135 Millionen US-Dollar haben. Später berichteten andere Quellen von einem Budget in Höhe von 150 Millionen,[8] 200 Millionen[9] oder 230 Millionen US-Dollar.[10]
Zusätzlich erfolgte ein Großteil der Finanzierung über Product-Placement. So trinkt Bond, der bisher vor allem Wodka Martini bevorzugte, unter anderem ein Bier der Marke Heineken. Diese Veränderung entspreche laut der Produktionsfirma dem markigeren Männlichkeitsideal, das Daniel Craig vermittele.[11] Sie wird von Craig selbst eher kritisch gesehen.[12][13] Skyfall löst damit Minority Report als Film mit dem höchsten Finanzierungsanteil durch Produktplatzierungen ab. Während es dort noch eine Summe von umgerechnet 17 Millionen Euro war, stand bei Skyfall etwa der doppelte Betrag zur Verfügung.[14]
Für Lizenzverträge soll letztendlich mit Heineken ein Vertrag von 45 Millionen US-Dollar abgeschlossen worden sein, was unter dem Betrag der Verträge der beiden Vorgängerfilmen läge. Im Gegenzug entstand unter anderem ein Werbespot mit Bérénice Marlohe, der grob auf der Handlung des Filmes aufbaut.[9]
Im Mai 2011 wurde Roger Deakins als Kameramann verpflichtet, der bereits mit Regisseur Mendes zusammengearbeitet hatte. Als Kostüm-Designerin fungierte Jany Temime. Sie stand vor der Schwierigkeit, einerseits den klassischen Stil aufrechtzuerhalten und andererseits Bond im Jahr 2012 spielen zu lassen.[15]
Bis zur endgültigen Bekanntgabe des Titels wurde der Film entsprechend der fortlaufenden Nummer innerhalb der Filmserie von Eon als Bond 23[16] beziehungsweise James Bond 23[17][18] bezeichnet. Nachdem bereits im August 2011 die Registrierung diverser Domains (unter anderem jamesbond-skyfall.com, skyfall-film.net oder skyfall-themovie.com) darauf hingedeutet hatte,[19] wurde am 3. November desselben Jahres der offizielle Titel Skyfall bekanntgegeben. Im deutschsprachigen Raum wird der Titel wie üblich durch eine Titelerweiterung als Teil einer Reihe gekennzeichnet, so dass hier der offizielle Titel James Bond 007: Skyfall lautet.
Purvis und Wade hatten in einem neuen Drehbuchentwurf die Idee, dass Bond gegen Ende zu seinem Elternstammsitz zurückkommt, den sie Skyfall betitelten. Nach Ende der Insolvenz von Metro-Goldwyn-Mayer ließ Mendes die Autoren das Drehbuch von den Autoren erneut überarbeiten und Logan stellte Mendes am 27. Dezember 2010 einen zwölf seitigen Abriss zur Verfügung. Am 1. April 2011 übergab Logan den ersen vollständigen, über 131 Seiten gehenden Drehbuchentwurf ab. Nach einer weitern Überarbeitung lieferte er am 15. August das endgültige Skript aus. Am selben Tag begannen die Produktionsvorbereitungen.[1]
Am 24. Oktober 2014 fand in den Pinewood Studios die Lesung des Drehbuchs statt und am folgen Tag durchliefen die Schauspieler mit dem 27. und 31. Oktober Frisur-, Masken und Kostümtests.[1]
Besetzung
BearbeitenNach den Filmen Casino Royale (2006) und Ein Quantum Trost (2008) übernahm Daniel Craig zum dritten Mal die Rolle des Agenten James Bond. Obwohl er im Vorfeld der Dreharbeiten angekündigt hatte, dass der Film sein letzter Auftritt als Bond sein werde,[20] änderte er während den Dreharbeiten seine Meinung und verpflichtete sich im September 2012, in zwei weiteren Filmen James Bond zu spielen.[21]
Judi Dench verkörperte zum siebten und letzten Mal M, Geheimdienstchefin und Bonds Vorgesetzte. Ihr Nachfolger wird Ralph Fiennes, der in Skyfall sein Debüt als Geheimdienstkoordinator gab.
Die Rolle des Bösewichts Raoul Silva erhielt der 2011 für einen Oscar nominierte Javier Bardem. Ihm war bereits bei Vorgängerfilmen angeboten worden, James Bond selbst zu verkörpern. Bardem hatte jedoch damals abgelehnt, da es seiner Meinung nach noch nicht der richtige Zeitpunkt war.[22]
Im Juli 2011 wurde bekannt gegeben, dass Naomie Harris als vierte Darstellerin die Rolle der Sekretärin Miss Moneypenny übernehmen werde, die zunächst als Agentin tätig ist. Harris sagte damals, sie wolle alle Stunts selbst machen und trainiere daher dafür.[23] Dennoch wurde sie für eine Verfolgungsjagd teilweise vom Rallye-Profi Mark Higgins gedoubelt.[24] Im August desselben Jahres wurde veröffentlicht, dass Ben Whishaw für das Projekt verpflichtet worden sei[25] und für die Rolle des neuen Q besetzt werde.[26]
Kurz vor dem Drehbeginn wurde die bis dahin noch recht unbekannte französische Darstellerin Bérénice Marlohe, die zuvor vorwiegend in französischen Serien mitgewirkt hatte,[27] als Bond-Girl Sévérine vorgestellt. Sie hatte sich sechs Jahre lang um diese Rolle bemüht und mittels Facebook Kontakt mit der Castingdirektorin Debbie McWilliams aufgenommen, indem sie ihr Ausschnitte von Filmen schickte, in denen sie mitgewirkt hatte.[28] Dennis Gassner, der zuvor an diversen Filmen mit Mendes zusammenarbeitete, kehrte als Bühnenbildner zurück.[1]
Der mehrfache Produzent der Filmreihe Michael G. Wilson hat zum siebten Mal in Folge einen Cameo-Auftritt in einem Bondfilm.
Dreharbeiten
BearbeitenDie Orte für die Dreharbeiten wurden von den Produzenten, dem Regisseur, Gregg Wilson und dem Bühnenbildner Gassner gemeinsam ausgesucht. Dabei stellte Gassner in seinem Büro die Fotos und Skizzen aus, sodass sämtliche Produktionsbeteiligte vorbeikommen konnten und es wurden über die Wirkung und Beleuchtung der jeweiligen Orte diskutiert. Es wurden Orte in Südafrika[29] China, Indien, Türkei und im Vereinigten Königreich selbst besucht.[1]
Wie schon bei allen vorangegangenen Bondfilmen von Eon wurden für Skyfall die Studioaufnahmen in den Pinewood Studios im englischen Buckinghamshire aufgezeichnet.[30] Ebenso wie beim Dreh von Ein Quantum Trost[31] kam Ausrüstung der Firma ARRI zum Einsatz.[32]
Die Dreharbeiten begannen am 7. November 2011 in Whitehall[33] in den Old Vic Tunnels und sollten 27 Wochen lang gehen.[34] Daraufhin wurde in Southwark,[35] der National Gallery,[36] dem Fleischmarkt von Smithfield, im St Bartholomew’s Hospital,[37] der Canary Wharf, im Department of Energy and Climate Change, in der Underground-Station Charing Cross und im Old Royal Naval College,[38] in der Arklow Street im Stadtteil Deptfort[39] sowie an verschiedenen Orten bei und in London gedreht. Allein die ersten zehn Wochen wurden hauptsächlich für Aufnahmen von in und um London verwendet.[34] Die Pinewood Studios wurden unter anderem in eine Londoner Underground-Station[40] und in den Hafen von Macao umgebaut.[41] Selbst Szenen aus Drehorten wurden dort gedreht, wie zum Beispiel der Kampf auf dem Wolkenkratzer in Shanghai zwischen Bond und Silva sowie das vorhergeangene Attentat.[34]
Als Drehort für das in Schottland angesiedelte Finale war zunächst Duntrune Castle in Argyll and Bute vorgesehen. Im November 2011 wurde kurzfristig vom Filmteam entschieden, auf diesen Drehort zu verzichten.[42] Stattdessen wurde in der Heidelandschaft von Hankley Common in der südenglischen Grafschaft Surrey aus Gips und Sperrholz das namensgebende Gutshaus nebst Kapelle und Eingangstor mit Hirsch als Kulissen errichtet.[43] Nach dem Ende der Dreharbeiten wurde es angezündet und brannte zwei Nächte.[44]
Anfang Februar fand ein Drehtag im schottischen Glen Coe statt, um die im Film gezeigte Anfahrtssequenz nach Skyfall zu erstellen.[45] Im Anschluss wurden die Dreharbeiten nach Istanbul in die Türkei verlegt. Die Produzenten hatten bekanntgegeben, dass dies die Lieblingsstadt des Bond-Schöpfers Ian Fleming gewesen und sie daher zu seinen Ehren für 50 Jahre Bond-Filme als Drehort ausgesucht worden sei.[46]Als Drehort für die Eröffnungssequenz war jedoch ursprünglich Indien mit der Bahnstrecke zwischen Mumbai und Goa vorgesehen. Die örtlichen Behörden wandten aber ein, die Szenen könnten ein irreführendes Bild des Landes erzeugen.[47]
Die Kulisse für die Szenen auf der verlassenen Insel im südchinesischen Meer wurde der japanischen Insel Hashima nachempfunden.[48]
Am 22. März 2012 wurde der Film erstmals in Adana gedreht, wobei das zwite Drehteam für Stunt- und Kameraproben bereits einen Monat vorher in die Provinz reisten. Die Aufnahmen dauerten fünf Wochen.[49] Während einer Autoverfolgungsszene, die in Adana – im Film dient diese Stadt als Teilkulisse für Istanbul – gedreht wurde, rammte ein Auto, in dem unter anderem Regisseur Mendes saß, mit hoher Geschwindigkeit einen Statisten. Dieser wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, die Dreharbeiten wurden für eine Stunde gestoppt.[50] Während der dortigen Dreharbeiten konnte eine Gruppe Jugendlicher trotz Gegenmaßnahmen eine Szene mitfilmen. Der türkische Fernsehsender CNN-Türk veröffentlichte diese Aufnahmen am 22. März 2012.[51]
Ab dem 16. April 2012 wurde der Dreh für drei Wochen im Istanbuler Stadtteil Eminönü fortgesetzt. Bereits am zweiten dortigen Drehtag ereignete sich der zweite Unfall am Set, als auf einem Dach am großen Basar „Kapalı Çarşı“ ein Stuntman die Kontrolle über sein Motorrad verlor und gegen eine etwa 330 Jahre alte Kristallschaufensterscheibe fuhr, die unter Denkmalschutz stand,[52] so dass die Dreharbeiten erneut unterbrochen werden mussten.
Ab dem 24. April wurden eine halbe Woche lang weitere Szenen in Fethiye aufgenommen, wo unter anderem die Szenen auf Severines Yacht gedreht wurden.[49]
Die Arbeiten wurden am 19. Mai 2012 in Istanbul nach insgesamt 128 Drehtagen abgeschlossen,[53] obwohl sie für 133 Tage angesetzt waren.[54]
Nach dem Ende der Hauptdraharbeiten verblieb das Kamerateam um Alexander Witt eine weitere Woche für Außenaufnahmen in der Türkei.[49] Mendes inszenierte von Ende Mai bis Anfang Juli 2012 Szenen vor dem Greenscreen und Daniel Kleinman führte dreitägige Dreharbeiten für den Titelvorspann.[49]
Nachproduktion und Marketing
BearbeitenDer Film ist nicht nur in der Standardauflösung erschienen, sondern ist als erster Bondfilm überhaupt in diversen Kinos unter dem Originaltitel Skyfall: The IMAX Experience im nachbearbeiteten, vergrößerten IMAX-Format zu sehen.[55][56]
Zum ersten Mal seit 1997 wurde die Filmmusik auf Wunsch des Regisseurs nicht mehr von David Arnold komponiert. Sein Nachfolger ist Thomas Newman, mit dem Mendes bereits in vier Filmen zusammengearbeitet hatte. Newmans Arbeit konzentrierte sich zuvor meist auf Filmmusik zu Dramen, Familienfilmen oder Komödien.[57] Der Soundtrack erschien unter dem Label von Sony Music am 26. Oktober 2012 in Deutschland.
Das Titellied Skyfall wird von der britischen Sängerin Adele interpretiert. Sie schrieb den Song mit Paul Epworth und vertonte ihn innerhalb einem Monat.[58] Es wurde am 5. Oktober 2012, dem 50. Jahrestag der Premiere des ersten James-Bond-Films, um 0:07 Uhr Londoner Ortszeit veröffentlicht.[59] Das Lied erreichte den ersten Platz der deutschen und Schweizer Single-Charts.
Im Zuge der Promotion des Filmes wurden verschiedene Websites geschaltet. Unter anderem von Heineken wurde die interaktive Seite Crack the Case online gestellt, in der die Handlung des Werbespots mit Bérénice Marlohe interaktiv fortgesetzt wurde.[60] Activision kündigte im April 2012 an, ein Best-of-Videospiel von James Bond unter dem Titel 007 Legends auf den Markt zu bringen, das Elemente aus Skyfall sowie von fünf weiteren Filmen enthält. Darüber hinaus wurde eigens für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele 2012 ein Kurzfilm gedreht, der zeigt, wie Daniel Craig als James Bond Königin Elisabeth II. in ihrem Helikopter zum Olympiastadion eskortiert.
Der erste Teaser-Trailer wurde am 21. Mai 2012 von Bérénice Marlohe auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes vorgestellt.[61] Die Veröffentlichung des ersten Trailers im IMAX-Format, der auch tiefere Einblicke in die Handlung des Films bot, erfolgte im Zuge der San Diego Comic-Con International.[62]
Deutsche Synchronfassung
BearbeitenDie deutsche Synchronfassung erstellte die Firma Interopa Film in Berlin. Das Dialogbuch verfasste Klaus Bickert, Dialogregie führte Axel Malzacher.[63]
Rolle | Darsteller | Deutsche Synchronstimme[63] |
---|---|---|
James Bond | Daniel Craig | Dietmar Wunder |
„M“ | Judi Dench | Gisela Fritsch |
Raoul Silva | Javier Bardem | Carlos Lobo |
Eve Moneypenny | Naomie Harris | Vera Teltz |
Gareth Mallory („M“) | Ralph Fiennes | Udo Schenk |
„Q“ | Ben Whishaw | Tobias Nath |
Kincade | Albert Finney | Jochen Striebeck |
Sévérine | Bérénice Marlohe | Luise Helm |
Bill Tanner | Rory Kinnear | Frank Schaff |
„Patrice“ | Ola Rapace | keine Synchronstimme |
Clair Dowar | Helen McCrory | Judith Brandt |
Doktor Hall | Nicholas Woodeson | Eberhard Haar |
BBC-News-Moderator | Huw Edwards | Gerald Schaale |
CNN-News-Moderator | Wolf Blitzer | Helmut Gauß |
Veröffentlichung
BearbeitenBereits einen Tag vor der angekündigten Premiere fand eine Vorführung des Films im Rahmen einer Spendengala im serbischen Belgrad statt.[64] Am 23. Oktober 2012 wurde Skyfall dann in der Royal Albert Hall in London in Anwesenheit der Hauptdarsteller sowie des Regisseurs offiziell vorgestellt. Als Ehrengast war hier auch Prinz Charles anwesend.[65][66][67] Die Einnahmen wurden an ehemalige Mitglieder der Geheimdienste MI6, MI5 sowie des GCHQ gespendet.
Die deutschsprachige Premiere feierte der Film am 30. Oktober 2012 am Potsdamer Platz in Berlin.[68] Dort waren Sam Mendes, Barbara Broccoli, Daniel Craig und Bérénice Marlohe anwesend.[69] In Österreich erschien Skyfall am 1. November.[64] Die US-Premiere in New York musste wegen des Hurrikans Sandy abgesagt werden.[70]
In China wurde der Film, mit Verzögerung und stellenweise zensiert, erst am 21. Januar 2013 veröffentlicht.[71] So entfiel die Szene, in der Patrice einen chinesischen Wachmann in einem Wolkenkratzer in Shanghai tötet. Ebenso entsprechen die Untertitel oftmals nicht dem Text der englischen Originalfassung. So wurde etwa eine Anspielung Bonds auf Prostitution in Macao sowie eine Szene, in der Silva über Folterungen des chinesischen Geheimdienstes spricht, verändert.[72][73]
Die Heimkinoauswertung begann am 12. Februar 2013 in den Vereinigten Staaten[74] und sechs Tage später im Vereinigten Königreich.[75]
Am 28. Februar desselben Jahres erschien Skyfall in Deutschland und Österreich auf DVD und Blu-ray unter dem Label von 20th Century Fox Home Entertainment,[76][77] darüber hinaus in einer Steel-Box-Sonderedition[78] sowie in einer Blu-ray- und DVD-Sammel-Box mit den Filmen Casino Royale und Ein Quantum Trost.
Analyse
BearbeitenBezüge zu Flemings Romanen
BearbeitenGemeinsam mit den Drehbuchautoren Logan, Purvis und Wade las Mendes vor der Produktion die letzten drei Bond-Romane von Ian Fleming. Ihnen fiel auf, dass diese „sehr düstere Bond-Geschichten“ erzählen würden und dass Bond sogar unter „Depressionen, Zionismus und Selbstverachtung“ leiden würde. Dies inspirierte Mendes, die Psyche von James Bond zu beleuchten, wie der literarischen Figur aus den Fleming-Romanen anzunähern.[79][58] So wolle der Regisseur zeigen, dass dieser nicht nur ein Gigolo sei.[80]
Inszenierung
BearbeitenVorspann
BearbeitenDer Film beginn mit Bond, der in einem dunklen Raum steht und mit der Pistole auf den Zuschauer zukommt. Gemäß Mendes ist dies auf eine Anspielung auf den klassischen Pistolenlauf, der in den ersten 20 Bondfilmen am Anfang zu sehen ist und in Skyfall abschließend zu sehen ist. Dennoch soll sich die Version klar von den „klassischen“ Filmen unterscheiden und somit eine Art„Brücke“ zwischen den alten und den neuen Filmen schlagen. Der Film beginnt mit einer Actionsequenz, wobei dem Zuschauer erst später klar wird, um was es überhaupt geht. Die Erklärung erfolgt erst später im Laufe des Films. Der Vorspann verfolgt drei Storylines, die am Ende der alle mit der Erschießung Bonds zusammenlaufen: M in Hauptqurtier des MI6 gibt die Befehle, während Moneypenny im Landrover Bond verfolgt und die Aufträge von ihrer Vorgesetzten ausführt, während Bond mit Patrice kämpft, um ihm die gestohlene Festplatte zu entreißen. Mendes meinte, dass man einen so komplexen Vorpann bei einem Bondfilm erwartet.[81]
Die Titelsequenz setzt ein, als Bond, von einer Kugel getroffen, in den Fluss stürzt. Passend dazu lauten die ersten Worte des Titelsongs „This is the end“ („Das ist das Ende“). Vom Titellied untermalt werden Bilder gezeigt, die sich dem Zuschauer zunächst nicht erschließen, jedoch Elemente der Handlung, aus der Perspektive Bonds, darstellen. Daniel Kleinman, Designer der Titelsequenz, wollte damit Bilder schaffen, die beim Ansehen des Films wiedererkannt und eingeordnet werden können. Dennoch orientiert sich die Sequenz auch an der Titelgestaltung klassischer Bondfilme und der damit verbundenen typischen Ikonographie. Darüber hinaus sind die Bilder Nahtoderfahrungen nachempfunden, zu denen sich Kleinman von Erfahrungen realer Personen inspirieren ließ. Auf diese Art sollen Bonds Gefühle widergespiegelt werden.[3]
Frisur, Masken und Kostüme
BearbeitenUm für die Schauspieler das richtige Aussehen hinzukriegen, wurde zwei Monate gebraucht. Harris machte um ihrer Figur gerecht zu werden Schießübungen, Yoga und Lauftraining und meinte, obwohl sie selten vor der Kamera stand,hatte sie ständig was zu tun.[1]
Für die Figur Silva wurde nach zahlreichen Versuchen entschieden, dass er wie ein „Todesengel“ aussehen sollte, der „innerlich verfault und vorottet“ sei. Sein Gesicht und seine Maske sollte wirken, als habe er sein Aussehen nach dem verändert, was mit ihm nach Ms Verrat geschehen war.[34]
Die Masken sollen an den Stil der 1960er Jahre anknüpfen, als die ersten Bond-Filme der Eon-Reihe erschienen.[34]
Schauplätze
BearbeitenDie Schauplätze sollten die Eindrücke vermitteln, die der Filmstimmung entsprechen sollte. Aus diesem Grund wurden gezielt geeignete Orte in China, Afrika, Indien und der Türkei gesucht, die für Skyfall in Frage kamen.[1]
Im Vorspann erkennt der Zuschauer am Anfang nicht, wo er ist. Erst während der Actionsequenz bemerkt dieser, dass der Schauplatz in Istanbul ist. Hier wurde an stark frequentierten, historischen Plätzen gedreht. Nachdem Bond und Patrice auf dem Zug sind, fährt dieser in die Vororte Istanbuls.[81]
Ein zentraler Schauplatz stellt London dar. Laut Ben Whishaw stellt die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs im Film „eine Figur“ dar. Sämtliche Schauplätze wurden detailgenau für den Film hergerichtet. So sind laut Dench alle Papiere, die M auf ihrem Schreibtisch liegen hat, alle von Dennis Glassar und Jany Temime einzeln geschrieben worden. Genauso wie die Kostüme sollte das Bühnenbild an die 1960er Jahre erinnern.[34]
Gemäß Michael G. Wilson bekommt man Schauplätze in Bond-Filmen allgemein in einer anderen Art zu sehen, als es üblich ist. Der Drehort Shanghai stellt China in einer modernen, beinah futuristischen Art dar und ist damit anders, als man es gewohnt sei. Der Drehort wurde ausgesucht, da nach etwas leicht Surrealem gesucht wurde, um Bonds Gemüt widerzuspiegeln.[34]
Der Kampf im Hochhaus mit Patrice wurde in den Pinewood-Studios gedreht. Das Umfeld sollte gemäß Dennis Gassner „etwas Abstraktes anheften“. So soll der Ort laut ihm „der Szene Energie verleihen“, wohingegen zahlreiche Szenen, in denen Bond lediglich passiv widerfindet, die Szene „unglaublich aktiv“ wirkt.[34]
Silvas Computerzentrale, in der er erstmals auf Bond trifft, wurde dem provisorischen, unterirdischen Nothauptquartier des MI6 nachempfunden.[82]
Das Floating Dragon Casino in Macau, welche Szenen in den Pinewoodstudios aufgenommen wurden, sollte ein Kontrast zum modernen und futuristischen wirkenden Shanghai sein und den gängigen Vorstellungen der Stadt und dem alten China entsprechen.[82]
Der Provinzort Adana wurde gewählt, da er eine Bahnstrecke ohne Oberleitung hatte, das die Darsteller für die Stunts behindert hätte.[49]
Zu ehren des 2011 verstorbenen Komponisten John Berry, der Komponist vieler Bondfilme war, wurde die Fassade von Ms Appartment vor seinem Haus gedreht.[58]
Als Bond untergetaucht ist, lebt er an einem Strand nahe einer Strandbar und mit einer Frau. Dies soll ein Kontrast zu Bonds Gemüt darstellen, der sich einsam fühlt und verwundet ist.[58]
Kamera
BearbeitenSkyfall wurde auf klassische Weise gefilmt, sprich mit nur maximal zwei Kameras und ohne Handkamereas, damit keine Wackler entstanden. Um die Aufnahmen dennoch aus verschiedenen Perspektiven einfangen zu können, wurde der Szenendreh ständig wiederholt.[81]
Die Kampfszene auf dem Hochhaus wurde 20 Sekunden am Stück aufgenommen und ist bis zum Sturz von Patrice ungeschnitten.[34] Dadurch soll die Szene authentischer wirken.[3]
Eine weitere Stuntszene, in der Bond Silva durch das Lononer Underground-System jagt und auf der Rolltreppe herunterrutrschen, wurde auf Schlitten aufgenommen. Dadurch konnten die Kameramänner näher an die Schauspieler heranzukommen. Craig rutschte ein weiteres Mal allein herunter, sodass mehr Möglichkeiten für die Kameraaufnahmen ermöglichte und die Szene sodurch authentischer wirkt.[82]
Bei der Autoverfolgungsjagd in der Türkei wurde auf dem Dach des Autos eine Kamera installiert, die von oben gesteuert wurde und dadurch in alle Richtungen geschwenkt werden konnte.[49]
Die Verfolgungsjagd auf den Dächern des großen Basars stellte laut Kameramann Alexander Witt eine besondere Herausforderung dar. Es wurde letztendlich ein Kameramann auf den Motoradrücksitz eines Stuntman plaziert, der die Bilder festhalten sollte, sowie eine Hubschrauberkamera verwendet, um auch Bilder von oben zu haben.[49]
Musik
BearbeitenStunts und schauspielerische Hintergründe
BearbeitenDie Kampfszene zwischen Bond und Partice auf dem Wolkenkratzer wurde von Gary Powell choreografiert.[34]
Bardems Rolle, den Bösewicht Raoul Silva zu spielen, wurde leicht umgeschrieben, damit sich der Schauspieler mit der Rolle identifizieren und so besser hineinschlüpfen konnte.[82]
Bei der Kampfszene im Hochhaus haben Carig und Rapace die Stunts selbst gespielt, wobei diese 20 Sekeúnden am STück gedreht werden musste. Dabei erschwierigten die Spiegelungen, deren Effekte auch im Film zu sehen sind, den Schauspielern den Stunt.[34]
Whishaw, der im Film die Rolle des Q spielt, meinte, dass er selbst zuvor das Blind tippen überhaupt lernen musste, da er selbst kein Computergenie sei.[82]
Mendes wollte, dass die Schauspieler selbst zahlreiche Stunts übernehmen. Daher wurden die Darsateller für zahlreiche Stuntaufnahmen trainiert.[49]
Die Szene auf den Dächern des großen Basars wurden auch tatsächlich dort gedreht. Dabei fuhren die Stuntmänner mit bis zu 80 Kilometer pro Stunde auf einem neun Dezimeter breiten Betonstreifen. Die Fortsetzung der Szene auf einer Eisenbahn wurde mit 50 Kilometer pro Stunde gedreht. Als Bond im Bagger sitzt, um sich mit der Schaufel wieder am Zug festzumachen, wurden sämliche Baggerbewegungen bereits im Vorfeld programmiert und die Bewegung wurde lediglich mit Craig in der Kabine abgespielt.[49]
Spezialeffekte
BearbeitenDie Spezialeffekte wurden von Chris Corbould überwacht. Er meinte, die aufwändigste Szene sei der Zugunglück gewesen, welche erst im Nachhinein in den Film eingebaut wurde, nachdem Mendes meinte, es fehle ein spektakuläres Versatzstück zwischen der Verfolgungsjagd in der Underground und Silvas erscheinen im Gericht. Die Idee mit dem Zugunglück entstammte schließlich einem Traum von Corbould, der Mendes daraufhin davon berichtete. Er fand die Idee gut und ließ sie umsetzen. Dazu wurde ein Käfig aus großen und schweren Doppel-T-Trägern in einer Reihe aufgestellt und an der Decke, an denen Aufhängungen befestigt waren, Schienen verlegt. Darauf wurden zwei 18 Meter lange, 14 Tonnen schwere Waggons befestigt, die durch einen Zugseilsystem mit einem LkW verbunden waren. Als der LkW losfuhr, wurden die Bilder durch zehn befestigte Kameras festgehalten.[82]
Ein weiterer, aufwändiger Spezialeffekt war die Zerstörung von Skyfall, bei der das aus Styropor und Gips[43] leicht entflammbare Anwesen unter anderem von einem Hubschrauber zerstört wurde.[82] Als Bordwaffe wurde eine 12,7-Millimeter-Maschinengewehr verwendet, damit die schäden gewalig aussehen. Dass am Hausrand durch die Hubschrauberrotoren kleine Splitter um Bardem herumwirbelten, war ein ungeplanter Nebeneffekt.[3] Der letztendliche Absturz des Fluggeräts in das Anwesen war eine Mischung aus Realaufnahmen und Aufnahmen mit einem eins zu drei großen Modellhubschrauber. Die daraus resultierende Explosion wurde mit 150 Dynamitstangen und mehrere hundert Liter Treibstoff realisiert.[82] Es wurden auch 50 Leuchtraketen zur Aufnahme der Zerstörung Skyfalls und von dioversen Unterwasserszenen verwendet.[83][84]
Titel
BearbeitenIn einem Artikel der Zeitschrift Stern wird der Filmtitel nicht nur in Verbindung mit dem gleichnamigen Herrenhaus gesehen, sondern auch als metaphorischer Bezug zu Bonds Sturz zu Beginn des Films und seiner daraus resultierenden persönlichen Krise.[85] Im Focus wird auf den Einblick in Bonds Vergangenheit verwiesen, die „nicht unbedingt rosig“ sei.[86] Beide Zeitschriften befinden jedoch, dass sich Bond wieder aufrappelt, als er zum MI6 zurückkehrt.
Die kritische Untersuchung der Figur James Bond erstreckt sich in Skyfall also auf alle Bereiche, die durch vorangegange Filme als Etabliert galten. Drehbuchautor John Logan bestätigte, dass der Titel nicht nur auf das Anwesen bezogen ist, sondern „auch auf den MI6, Bond, M und das ganze alte System“.[1]
Themen und Motive
BearbeitenNeuinterpretation klassischer Elemente
Bearbeiten„In meinen Augen geht es in dem Film darum, das Alte und das Neue in Einklang zu bringen“
In Skyfall sind erstmals bei einem Bondfilm mit Daniel Craig in der Titelrolle der Quartiermeister Q und die MI6-Sekretärin Miss Moneypenny zu sehen.
Der Quartiermeister, der zuletzt 2002 in Stirb an einem anderen Tag zu sehen war, erlebte in der Verkörperung von Ben Whishaw eine Kompletterneuerung. Der neue Q ist jünger als Bond und ein Computergenie, wodurch der Quartiermeister in zukünftigen Filmen nicht nur auf die Bereitstellung von Technik festgelegt sein muss.[3] Sein Darsteller, Ben Whishaw, meint, seine Beziehnung mit Bond beginnt angespannnt, da Q einer jüngeren Generation gegenüber Bond angehört. Q hat ein starkes Selbstvertrauen und Genialität, die Bond nicht gefällt. Q stellt sich jedoch Bond und kann sich ihm gegenüber behaupten. Er soll gemäß Whishaw die Konflikte zwischen „dem Alten und dem Neuen“ symbolisieren und dabei die „neue Spezies des Nachrichtendienstlers“ repräsentieren.[34]
Der von Ralph Fiennes dargestellte neue M, Gareth Mallory, wird im Film als ehemaliger Kämpfer der britischen Armee im Nordirlandkonflikt vorgestellt, der sich während dieses Einsatzes in dreimonatiger Gefangenschaft bei der Irish Republican Army befand. Später wurde er zum Geheimdienstkoordinator und nach dem Tod der Vorgesetzten des MI6 selbst zum Leiter des Geheimdienstes. Mit seiner Kriegsvertrautheit wurde von den Filmemachern eine Möglichkeit geschaffen, M in zukünftigen Filmen aktiv in das Geschehen eingreifen zu lassen.[3] Laut Michael G. Wilson aoll Mallory zu Beginn auf den Zuschauer als „undurchsichtige Figur“ erscheinen, indem man nicht weiß, ob er tatsächlich gut sei oder nicht. Erst nachhinein, als er die alte M rettet, soll seine Positionierung klar werden. Fienners meint über seine Figur, dass diese oberflächlichen Charme besäße, doch tatsächlich „aus Stahl“ sei. Craig meint, Mallory sei ähnlich wie Bond: Zwar teilnahmlos, aber pragmatisch. Barbara Broccoli ergänzt zudem, dass sich Mallory auch zum Guten verändere, damit er vom „Publikum respektiert“ wird, weil er zum neuen M wird.[34]
Auch die Figur Miss Moneypenny, Sekretärin des MI6, erhält eine Modernisierung: Statt einer eher passiven Nebenfigur, mit der Bond flirtet, wird sie bei Skyfall als „sexy Sidekick“[87] eingesetzt. Der Film beginnt mit ihrer Zusammenarbeit, in der Moneypenny unmittelbar am Einsatz beteiligt ist. Auch zu einem späteren Zeitpunkt wird Moneypenny in eine Schießerei verwickelt, bei der sie aktiv eingreift. Harris vertritt gleichzeitig die Auffassung, dass es nicht mehr genug wäre, schlicht gut auszusehen, sondern Miss Moneypenny sollte vielschichtig sein, um interessant zu sein.[34] Wie beim neuen M wurde so die Möglichkeit geschaffen, die Sekretärin in späteren Filmen verstärkt als handelnde und das Geschehen beeinflussende Person auftreten zu lassen.[3] Erstmals ist sie dunkelhäutig und anstatt, wie in Stirb an einem anderen Tag, den Vornamen Jane zu tragen, lautet ihr Vorname in Skyfall Eve.[3] Obwohl sie eine wichtige Nebenrolle im Film verkörpert, wird ihr Name dem Zuschauer erst zum Ende des Films verraten.
Zudem taucht in Skyfall zum Jubiläum der originale James-Bond-Autoklassiker Aston Martin DB5 mit dem Kennzeichen BMT 216A aus den Filmen Goldfinger, Feuerball und GoldenEye wieder auf, der aber seit Goldfinger erstmals wieder ein tragendes Handlungselement darstellt. Das Auto, dessen Filmverwendung Mendes als persönliche Hommage bezeichnete,[41] wurde für den Film aus dem Museum geholt. Wie in Goldfinger kommen Maschinengewehre, die vorne im Auto eingebaut sind, zum Einsatz.
Ein zentrales Motiv des Films ist die Frage nach der Aktualität der Figur James Bond im Kontext des aktuellen Zeitgeschehens.[88] Während diese Frage bereits in GoldenEye impliziert wurde, wird die Thematik in Skyfall deutlich herausgestellt.[89] Bond wird als gealterter Agent dargestellt, der den Herausforderungen nicht mehr gewachsen ist. Auch gegen M und den MI6 wird der Vorwurf erhoben, sie seien nicht mehr zeitgemäß. Diese Problematik zieht sich durch den gesamten Film.[90] Als Kontrast werden Bond und M bereits bekannte Figuren aus vorangegangenen Filmen in einer modernisierten Form entgegengesetzt. Diese sollen bewusst mit den Erwartungen des Publikums brechen.[3] So erhält Bond vom neuen Q statt der erwarteten Gadgets lediglich einen Peilsender und eine Signaturpistole, im Wesentlichen also konventionelle Technik, während sie das Gemälde The Fighting Temeraire in der Nationalgalerie von London betrachten, auf dem ein Schiff, dessen Zeit vorüber ist, zum Abwracken geschleppt wird. Whishaw sieht in der überholten Technik, mit der Q Bond ausstattet einen der „durchgängige[n] Witze des Films“.[82] Aber auch Gareth Mallory und Moneypenny zweifeln zunächst am Erfolg der veralteten Herangehensweisen von Bond und M. Im Verlauf des Films müssen diese beweisen, dass ihre Methoden wirkungsvoll sind und sie damit einen Platz in der modernen Welt haben.[88][91]
Bonds Beziehung zu M
BearbeitenEin weiteres zentrales Thema des Films ist die Beziehung zwischen Bonds Vorgesetzter M und dem Agenten selbst. Von der Produzentin Barbara Broccoli wird ihr Verhältnis als die „bedeutsamste Beziehung in [Bonds] Leben“ bezeichnet.[34] Judi Dench, die seit 1995 diese Rolle verkörpert hatte, rückte kontinuierlich ins Zentrum der Filme, und die Beziehung zu Bond wurde laut den Filmemachern immer intensiver.[3] Während Bond in Ein Quantum Trost erstmals gefragt wird, ob M seine Mutter sei, wird Ms Mutterrolle in Skyfall ein wesentliches Thema des Films.[3] Bond sieht sie, nachdem seine Eltern bereits in seiner Kindheit starben, wie eine Mutter an. Silva nennt sie sogar Mutter und wirft ihr vor, ihn als ihren Sohn verraten zu haben, und ist daher auf Rache aus. Dadurch wird auch eine gewisse Brüderschaft zwischen Silva und Bond offengelegt.[3]
M ist die einzige Person, die Bond gegenüber tatsächlich weisungsbefugt ist. Laut Barbara Broccoli haben sie eine familiäre Beziehung zueinander. Sie behauptet zudem, dass diese Beziehung „ein Teil von Bonds Leben [ist], das er seit dem Tod seiner Eltern weggeschlossen hat“.[1]
Der Hauptdarsteller Daniel Craig sieht, dass ihre Beziehung durch „gegenseitigem Respekt geprägt“ ist. Sie beide wissen, wenn es „hart auf hart“ kommt, „einer von ihnen ein Opfer bringen“ muss. Aus diesem Grund ist es für sie kompliziert, eine gefühlsgeprägte Beziehung miteinander zu führen.[1] Diese Beziehung wird laut Craig in Skyfall geprägt: Da M für eine Mission Opfer bringen muss, wird Bond eins von ihnen. Der Hauptdarsteller meint jedoch auch, dass „in besseren Zeiten und unter anderen Umständen“ beide sich sehr nahe hätten stehen können, dies jedoch „die Tragik dieser Beziehung“ sei.[34]
Der Regisseur Sam Mendes kommentierte: „Ihre Beziehung muss dauernd in der Schwebe hängen, so wie ihr Verhältnis zu ihren Eltern nie zu einem Abschluss kommen wird“. Der Grund, wieso Bond nach seinem vermeintlichen Tod zurückkehrt, sieht Mendes, weil er sonst allein wäre. Bond selbst weiß laut Mendes jedoch selbst nicht, wieso er zurückgekehrt ist.[34] Als Kincade M über Bonds Vergangenheit erzählt und er ihr berichtet, dass sich Bond nach dem Tod seiner Eltern zwei Tage in einer Höhle versteckt hat, sieht man, wie M in ein Loch starrt. Mendes zufolge „fügt sich das Puzzle endgültig zusammen: Als jener Junge aus dieser Höhle herauskam, … war er Bond“.[82]
Daniel Craig sagte, M und Bond offenbaren sich gegenseitig zueinander erst am Ende, als M stirbt, „wahrhaftig einen Draht zueinander“.[92] Dench und Craig mussten in die Beziehung der Rollen, die sie darstellten, stets eine Spannung aufrechterhalten. Mendes meint, dass ihre Beziehung kontinuierlich „in der Schwebe hängen [muss], so wie ihr Verhältnis zu ihren Eltern nie zum Abschluss kommen wird“. Da selbst im Drehbuch stellenweise dies nicht so rüberkam, wurde dieses leicht umgeschrieben werden.[34]
Bonds Psyche und Hintergründe
BearbeitenEin häufig aufgegriffenes Thema im Film Bonds Wunden.[58]
Die Wetterlage in London steht daher auch für Bonds Gemütslage und wird kontinuierlich besser: Während es am Anfang nach Bonds vermeintlichem Tod regnet, steht er am Schluss im Sonnenlicht auf dem Dach des MI6-Hauptquartiers.[3] Zudem erhält James Bond erstmals eine Hintergrundgeschichte, die seine Vergangenheit beleuchtet.[91] Logan meint, dass Bond von seinen Eltern im Stich gelassen wurde und erkennt, dass er diese Rolle in M daher sieht. Sie lässt ihn jedoch ebenfalls im Stich und meint „auf der Ebene des Subtextes wurde Bond wieder einmal von einer Elternfigur […] verraten“.[1]
Als Bond nach seinem Scheintod zum MI6 zurückkehrt, meint Mendes, wisse dieser selbst nicht, wieso er tatsächlich diesen Schritt macht. Der Regisseur sieht die Antwort darin, dass er andernfalls „vollkommen allein wäre“.[34] Dennoch ist er laut Mendes unsicher, ob der Schritt zurück die richtige Entscheidung war.[93]
Bond ist nicht bereit, über seine Vergangenheit zu sprechen. So verlässt er beim psychologischen Wortassoziazionstest auf die Frage „Skayfall“ den Raum. Obwohl seine Vergangenheit ein zentrales Thema ist, sagt Bond lediglich im gesamten Film zu M: „Sie kennen die ganze Geschichte“.[93]
Das Ende sollte emotional werden, sodass Bonds Einsatz erhöht wird. Dazu dient auch das Skyfall-Anwesen, wo Bond ohnehin schlechte Erinnerungen hat.[82] Dort lebt lediglich noch immer der Wildhüter Kincade einsam und ist daher von M angetan. Als er sie auf das Loch hinweist, indem Bond sich nach dem Tod seiner Eltern tagelang aufhielt, erkennt M laut dem Regisseur, dass Bond, als er wieder herauskam, eine neue Persönlichkeit hatte, nämlich die von James Bond.[82]
Die Figur Severine
BearbeitenSeverine war laut Bérénice Marlohe eine Kinderprostituierte in Asien, bis sie von Silva gerettet wurde. Seither arbeitet sie für ihn, jedoch mehr und mehr zwangsmäßig als Gefangene. Als Bond auftaucht, sieht sie aber erneut einen maskulinen Helden, der ihr helfen könnte, aus der Situation zu entkommen. Mednes meinte, sie stelle ein klassisches Bond-Girl dar, da sie „sinnlich, sexy, eine Frau und kein Mädchen [und] geheimnisvoll“ sei.[82]
Laut Marlohe trägt Severine mataphorisch eine Maske, die sie stark wirken lässt und so aus der Ferne wie eine Femme fatale wirken soll. Später fällt jedoch die Maske und ihre Verltzlichkeit wird deutlich; zum Ende ihres Aufrtretens sei sie wie ein Kind, das in Bond ihre väterliche Figur sieht.[1]
Rechenschaftspflicht
BearbeitenEin weiteres Thema ist die hitzige Beziehung zwischen der alten M und dem neunen M, Mallory. Nach dem Verlust der Daten über die NATO-Agenten in Istanbul fordert Mallory Ms Rücktritt als Cheffin des MI6. Sie weigert sich jedoch zu gehen. Fiennes meint, „die Führung des Geheimdiensts“, die sich mit Ms Tod klärt, sei eines der Kernstücke des Films. Selbst vor dem Untersuchungsausschuss lässt sich die Frage nicht klären, ob M als Leiterin für den MI6 bestehen darf, da diese durch Silva in einer Schießerei zerschlagen wird. Bill Tanner, Ms Assistent, spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle. Er erkennt beim Ausschuss durch eine Rede Ms, in der sie sich rechtfertigt, indem sie meint, dass die Welt undurchsichtiger wird, die Qualitäten, die M zu einer starken Leiterin des MI6 machen. Mallory selst schützt M von Anfang an, als die Schießerei beginnt, sodass hier deutlich wird, auf welcher Seite er steht. Sowohl in den Vereinigten Staaten, als auch im Vereinigten Königreich war das Thema 2012 aktuell.[34]
Verhalten Silvas
BearbeitenRaoul Silva, der erst nach der ersten Hälfte des Films persönlich in Erscheinung tritt, solle laut Mendes anfangs zunächst lächerlich auf den Zuschauer und Bond wirken, sich jedoch spätestens ab seinem Ausbruch aus dem provisorischen Hauptquartier des MI6 als ein gefährlicher Gegner Bonds erweisen.[3] Durch sein anfängliches Cyber-Whistleblowing, durch das er zahlreiche Agenten entlarvt, werde sein Stil zeitgenössisch gemacht, urteilt Christof Siemes, ein Autor der Zeit.[94] Andreas Borcholte, Autor des Wochenmagazins Der Spiegel vergleicht ihn mit dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der, wie auch der Schurke im Film, mit der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen Aufsehen erregte.[95] Laut Silva-Darsteller Bardem solle sein Charakter auf den Zuschauer in künstlicher Art und Weise äußerlich glamourös wirken, innerlich aber verdorben sein.[3] Zudem wurde Silva als negatives Spiegelbild zum Charakter Bonds angelegt, der nicht nur die Charaktereigenschaften des Titelhelden konterkariert, sondern auch eine mögliche homosexuelle Orientierung aufweist, die gleichzeitig Bonds Sexualität hinterfragt.[96]
Zwischen Bond und Silva sollte laut Paul Ducan eine Dualität geben, die bereits im Drehbuch zum erarbeitet wurde, als Silva meint: „Damals […] war ich ihr [Ms] Liebling“.[82] Der Regisseur meint, dass Silvas Obsession M und nicht Bond ist. Bond kommt Silva jedoch stets in die Quere. Er interpretiert, dass kurz vor Silvas Tod durch Bond Wut und Frustration zeigt, als wolle er sagen „um dich ging es hier doch gar nicht“.[82]
Laut Bardem will Silva nicht, wie zuvor zahlreiche Schurken in Bond-Filmen vor ihm, die Welt zerstören, sondern lediglich M auslöschen, die er wie eine Mutter angesehen hatte und, von ihr aber im Stich gelassen wurde. Die Szene, in der Silva erstmals auf Bond trifft, wurde spontan während des Drehs leicht geändert, um mehr Ironie in die Szene zu bringen. Bardem zufolge sollte die Figur nämlich leicht ironisch wirken. Der Schauspieler meint, Silva sei wäre ein mit Schmerzen, Leiden und Frustration geplagter Mann, der sein Leben durch brutale Taten aufwerten will.[82] Da Silva nach Ms Verrat in seinem Inneren Zerstört ist, versucht er nach Außen gesund und glamourös zu wirken.[34]
Silva lebt auf einer verlassenen, ehemals kommunistischen Insel unter Ruinen und vergleicht diese mit England, dem Empire, welches nun auch nur noch eine Ruine sei. Für Silva gibt es also laut Mendes direkte Parallelen zwischen sein Leben und England.[82] Nachdem Silva nach London zurückgekehrt ist, werden spätestens auch seine Computerfähigkeiten bemerkbar, indem er durch ein Computerprogramm Q überlistet und so gezeigt wird, dass er auch mit diesen Fähigkeiten Q ebenbürtig ist.[82]
Silvas Komplize Patrice wurde vom Drehbuchautor Logan, wie in Goldfinger bereits Handlanger Oddjob, bewusst dialoglos geschaffen. Der Autor meint, dass sowohl Oddjob als auch Patrice Persönlichkeiten hätten, die sich durch ihre Handlungen ausdrückten und so Sprechtext überflüssig machten.[3]
Auszuwertende Literatur
Bearbeiten- http://cinefantastiqueonline.com/2012/11/skyfall-film-review/
- http://lumiere.obs.coe.int/web/film_info/?id=40163
- Achtung, der Artikel geht über 3 Seiten!:
- http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0890406514000036
- http://ojs.meccsa.org.uk/index.php/netknow/article/download/319/152
- http://www.pinewoodgroup.com/sites/default/files/ps-pdfs/04._behind-the-scenes_psdf.pdf – S. 30-33
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h i j k l m Paul Duncan: 007 – Das James Bond Archiv. Taschen, Köln 2012, ISBN 978-3-8365-2104-8, S. 121.
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- ↑ Bond 23 für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. In: moviepilot.de. Moviepilot, 20. April 2010, abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ "James Bond 23": Mendes Regie, Starttermin bekannt. In: moviejones.de. Moviejones, 12. Januar 2011, abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ "Bond 23" lebt: Kinostart für November 2012 geplant. In: imdb.de. Internet Movie Database, 6. November 2010, abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ Zukunft von 007 gesichert. In: moviepilot.de. Moviepilot, 14. April 2011, abgerufen am 6. Mai 2011.
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- ↑ a b c vgl. Audiokommentar von Sam Mendes im Bonusmaterial der Blu-ray-Disc zu Skyfall, 00:00–00:11 h.
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- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen sternkritik. - ↑ Der neue Bond „Skyfall“. In: Focus. 29. Oktober 2012, abgerufen am 18. Dezember 2013.
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- ↑ a b vgl. Audiokommentar von Sam Mendes im Bonusmaterial der Blu-ray-Disc zu Skyfall, 00:25–00:40 h
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- ↑ Andreas Borcholte: Der Spion, der nur Mutti liebte. In: spiegel.de. Abgerufen am 22. Dezember 2012.
- ↑ Steve Biodrowski: Skyfall: film review. In: http://cinefantastiqueonline.com/. 9. November 2012, abgerufen am 26. Januar 2014.