Britische Invasionen am Río de la Plata

Die Britischen Invasionen am Río de la Plata (Spanisch: Invasiones Inglesas del Río de la Plata) waren erfolglose Einfälle der britischen Armee in den Jahren 1806 und 1807, mit dem Ziel, Orte am Ufer des Río de la Plata zu erobern. Dessen Ufer gehörten damals zum Vizekönigreich Río de la Plata und damit zum spanischen Kolonialreich. Spanien und Frankreich hatten am 21. Oktober 1805 in der Seeschlacht von Trafalgar eine schwere Niederlage erlitten. Spanien war mit dem Kaiserreich Frankreich verbündet; es war wirtschaftlich und militärisch geschwächt.

Mündungsgebiet des Río de la Plata, 1806

Die Invasion verlief in zwei Phasen: Ein Teil der britischen Truppen okkupierte Buenos Aires 1806 für 46 Tage, bevor sie geschlagen wurden. Im folgenden Jahr eroberte eine zweite britische Streitmacht Montevideo, wo sie in den folgenden Monaten blieb, während eine dritte Streitmacht versuchte, Buenos Aires erneut zu erobern. In den folgenden Tagen wurde die britische Armee in Straßenkämpfen durch die Miliz und die spanische Armee soweit aufgerieben, dass die Hälfte der Soldaten Verletzungen hatte. Nach diesem Desaster gaben die Briten ihre Pläne in Südamerika auf. Das tatkräftige Eingreifen der einheimischen Bevölkerung und die fehlende Unterstützung des spanischen Mutterlandes waren mit ausschlaggebend dafür, dass es 1810 zur Mai-Revolution kam, nach der sich die spanische Kolonie unabhängig erklärte.

Hintergrund

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Pedro de Mendoza gründete am 2. Februar 1536 die Stadt Ciudad de Nuestra Señora del Buen Ayre (zu Deutsch: Stadt der Muttergottes der guten Luft). Nachdem sie 1580 nach vorheriger Aufgabe neu gegründet wurde, avancierte sie zu einer der größten Siedlungen Südamerikas. Als Portugal sich 1680 ebenfalls in der Nähe der Stadt niederließ, wollten die Spanier einen baldigen Übergriff der Kolonialmacht verhindern und gründeten darum 1726 auf der gegenüberliegenden Seite des Río de la Plata Montevideo.

1776 wurde das Vizekönigreich Río de la Plata gegründet, der Vorgängerstaat des modernen Argentiniens und weiterer Gebiete. Das Königreich Großbritannien hegte schon lange Ambitionen in Südamerika und befand, dass es am besten sein würde, wenn man sich die Gegend um den Río de la Plata einverleiben würde.

Die Napoleonischen Kriege spielten eine Schlüsselrolle als Auslöser des Einfalls der Briten. 1795 wurde im Frieden von Basel der Konflikt zwischen Spanien und Frankreich beigelegt, ein Jahr später erklärte sich Spanien bereit, Frankreich im Krieg gegen Großbritannien zu unterstützen, und gab Großbritannien somit den nötigen Grund für eine Kriegserklärung. Großbritannien entschloss sich, nach der Schlacht von Trafalgar, in der die franko-spanische Flotte besiegt wurde und somit der Status Spaniens als Seemacht ramponiert war, eine Expedition nach Südamerika zu schicken.

Erste Invasion

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Nachdem die niederländische Kolonie am Kap der Guten Hoffnung 1806 durch eine britische Armee unter dem Kommando David Bairds und Sir Home Pophams erobert wurde, schickte man eine 1.500 Mann starke Armee, unter der Führung William Carr Beresfords, über den südlichen Atlantik in Richtung Río de la Plata, um auch diese Kolonie der britischen Krone untertan zu machen.

Der spanische Vizekönig Rafael de Sobremonte bat daraufhin das spanische Mutterland um Unterstützung in Form von Truppen und Waffen, erhielt diese jedoch nicht gesandt. Zwar machte man ihm den Vorschlag, eine Miliz auszuheben, indem man die ansässige Bevölkerung bewaffnen lasse, doch Sobremonte widerstrebte der Plan, die kreolische Bevölkerung zu bewaffnen, woraufhin dieser Plan fallen gelassen wurde.

Am 25. Juni 1806 eroberte das britische Heer die Stadt Quilmes. Zwei Tage später fiel Buenos Aires in die Hände der Briten. Dies veranlasste den Vizekönig, seine Residenz weiter ins Landesinnere zu verlegen, er floh in die heute auf argentinischem Boden gelegene Provinz Córdoba mitsamt der Stadtschätze, musste diese im Laufe seiner Flucht vor der britischen Armee jedoch zurücklassen. Sein zögerliches Vorgehen gegen die feindliche Armee brachte die eigene Bevölkerung gegen ihn auf, die nach Abschluss der Invasion seine Wiedereinsetzung als Vizekönig verhindern konnte.

Die ansässige Bevölkerung begrüßte das Eintreffen der britischen Streitkräfte, obwohl einige befürchteten, in die Abhängigkeit der Inselmonarchie zu gelangen, da man zu diesem Zeitpunkt die Unabhängigkeit von jeglicher Krone bevorzugte. Eine der ersten Maßnahmen Beresfords war es, den Handel gewähren zu lassen und die Steuern per Dekret zurückzuführen. Dies missfiel jedoch den Großhändlern, die sich daraufhin dem Widerstand anschlossen.

Der französische Offizier Santiago de Liniers y Bremond, der sich damals in spanischen Diensten befand, organisierte von Uruguay aus die Rückeroberung der Stadt Buenos Aires mit der Unterstützung des dortigen Gouverneurs Ruiz Huidobro. Ebenfalls erwähnenswert ist die Teilnahme Juan Martín de Pueyrredóns, der die städtische Miliz, die sich aus Kreolen zusammensetzte, anführte.

Am 4. August 1806 erreichte Liniers Las Conchas, eine Gegend nördlich von Buenos Aires, und marschierte mit seinem gemischten Heer gen Süden. Nachdem man den britischen Truppen gegenüberstand, waren diese nach den Kämpfen gezwungen zu kapitulieren. Zwei Tage später, am 14. August, übernahm Liniers offiziell die Herrschaft über die Stadt Buenos Aires. Da Liniers eine zweite Invasion der Briten befürchtete, hob er eine kreolische Armee aus, von der die spanische Elite befürchtete, dass sie sich durch Waffengewalt von der spanischen Krone lossagen wollte.

Zweite Invasion

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Am 3. Februar 1807 eroberte eine 8.000 Mann starke Streitmacht unter Sir Samuel Auchmuty und Sir Charles Stirling Montevideo. Am 10. Mai desselben Jahres wurde John Whitelocke geschickt, um das Oberkommando zu übernehmen. Er traf am 27. Juni ein.

Am 1. Juli wurde die Armee der Spanier unter dem Befehl Liniers überwältigt, vor allem wegen der zahlenmäßigen Überlegenheit der Briten. Obwohl Whitelocke zweimal die Kapitulation der Stadt Buenos Aires gefordert hatte, entschied er sich gegen die Einnahme der Stadt. Währenddessen kümmerte sich der Major in Buenos Aires, Martín de Álzaga, um den militärischen Ausbau der Stadt, der unter anderem das Ausheben von Gräben und Errichten von Zäunen gegen die feindliche Armee zum Ziel hatte, was bei der heimischen Bevölkerungen große Zustimmung fand und breit unterstützt wurde. Nach einem dreitägigen Kampf mit den Truppen Liniers entschloss sich Whitelocke, die Stadt nun anzugreifen. Im Vertrauen auf die zahlenmäßige Überlegenheit seiner Armee teilte er die Truppen in zwölf Kolonnen ein und vernachlässigte den Schutz seiner Artillerie. Zwei Tage lang, vom 4. Juli bis zum 5. Juli, kam es in Buenos Aires zu Straßenkämpfen, die von der Miliz auf spanischer Seite geführt wurde. Bei den Kämpfen unterschätzte Whitelocke die Motivation der Miliz, sodass die britische Armee überwältigt wurde.

Am Ende des Tages war der Stadtteil Retiro noch in der Hand der Briten, doch das Stadtzentrum war unter der Kontrolle der Verteidiger. Ein Gegenschlag der Miliz schlug einen großen Teil der mittlerweile demoralisierten Truppen zurück, unter anderem mussten Robert Crauford und Dennis Pack ihre Stellungen aufgeben und sich zurückziehen. Daraufhin schlug Whitelocke den Spaniern einen eintägigen Waffenstillstand vor, der von Liniers jedoch abgelehnt wurde, da er die Artillerie nun angreifen wollte. Da Whitelocke mehr als die Hälfte seiner Truppen verloren hatte, unterschrieb er am 12. Juli den Waffenstillstand und kehrte nach Großbritannien zurück, wo er unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, was vor allem der Aufgabe Montevideos zuzuschreiben war. Liniers wurde später Vizekönig von Río de la Plata.

Siehe auch

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