Budelli ist eine Insel des La-Maddalena-Archipels vor der Küste Sardiniens. Sie gehört zum italienischen Staatsgebiet und ist Teil des Nationalparks La-Maddalena-Archipel in der Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien. 1989 ließ sich Mauro Morandi aus Modena auf einem Segeltörn dauerhaft auf der Insel nieder und wurde nach eigenen Angaben „angestellter Inselwächter“.[1] 2021 musste er auf die Hauptinsel La Maddalena umziehen.

Budelli

Gewässer Straße von Bonifacio,
Tyrrhenisches Meer
Inselgruppe La-Maddalena-Archipel
Geographische Lage 41° 17′ N, 9° 22′ OKoordinaten: 41° 17′ N, 9° 22′ O
Budelli (Sardinien)
Budelli (Sardinien)
Länge 2,1 kmdep1
Breite 1,5 kmdep1
Fläche 1,68 km²
Höchste Erhebung Monte Budello
88 m
Einwohner unbewohnt

Geographie

Bearbeiten

Die Insel liegt etwa 300 Meter von den östlichen Nachbarinseln entfernt. Zu der klippenreichen Küstenlinie von etwa 12 Kilometern Länge[2] gehört im Südosten ein geschütztes Strandstück mit blass rosafarbenem Sand, die Spiaggia rosa. Dieser und zwei andere Strände sind für Touristen gesperrt. Die höchste Erhebung liegt 88,0 m über dem Meer.

Administrativ rechnet die Insel zur Gemeinde La Maddalena in der Autonomen Region Sardinien.

Geschichte

Bearbeiten

Die Inseln des Archipels waren schon den Römern als insulae Cuniculariae bekannt und wahrscheinlich bereits in vorrömischer Zeit bewohnt, weil sie sich auf der Transportroute des im Neolithikum geschätzten Obsidians zwischen Sardinien, Korsika und der Toskana befanden. In den Küstengewässern wurden Fragmente einer attischen Kylix im rotfigurigen Stil aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Im 15. Jahrhundert existierte auf Budelli ein kleines Kloster, von dessen Grundmauern noch Reste geblieben sind.

In den 1980er Jahren kaufte ein Konsortium Schweizer Unternehmen, die „Nuova Gallura srl“, Budelli vom Mailänder Industriellen Piero Tizzoni, der ursprünglich auf der Insel ein Feriendorf errichten wollte.[3]

1992 bereitete ein römischer Anwalt für die „Budelli srl“ (die zur Nuova Gallura gehörte) die Parzellierung vor und inserierte in italienischen Zeitungen, aber das Umweltministerium verhinderte die Bauspekulation. 1997 wurde die Nuova Gallura zahlungsunfähig; der Insolvenzverwalter wollte die Insel versteigern lassen. Lange fand sich kein Käufer, der italienische Staat wollte beim Auftreten eines Interessenten sein Vorkaufsrecht geltend machen. 2013 bewilligte der Senat drei Millionen Euro für den Kauf der Insel.[4] Inzwischen kaufte der neuseeländische Manager Michael Harte die Insel und mit einem Urteil von 2015 annullierte das oberste Verwaltungsgericht (Consiglio di Stato) das Vorkaufsrecht des Staates aus formalen Gründen.[5] Nach einem drei Jahre dauernden Rechtsstreit, der von Polemiken begleitet war, wies der Konkursrichter die Einsprüche von Harte zurück und sprach die Insel dem Nationalpark La Maddalena zu.[6]

Der einzige Bewohner

Bearbeiten

Bei einem Segeltörn, der als Weltumsegelung geplant war, entdeckte der gerade von seiner Frau getrennte Mauro Morandi 1989 die damals noch in Privatbesitz befindliche Insel. Für sie wurde ein Inselwächter gesucht. Morandi übernahm die Aufgabe, ließ sich in dieser Funktion im vorhandenen einfachen Steinhaus dauerhaft nieder und lebte dort in selbstgewählter sozialer Isolation weitgehend autark mit einigen Hühnern und vom Gemüseanbau. Er baute eine Photovoltaikanlage, begann zu fotografieren und veröffentlichte 2019, mit achtzig Jahren, sein erstes Buch. Ab 2016, als die Insel dem Nationalpark zugeschlagen wurde, war sein Aufenthalt prekär, weil das Gesetz dauernden Aufenthalt im streng geschützten Gebiet verbietet. Die Verwaltung duldete seinen Aufenthalt, vor allem, weil er Umweltvandalismus auf der Insel verhinderte.[7] Morandi ist in sozialen Netzwerken wie Facebook präsent und erfährt dort viel Unterstützung. Er wollte sich nicht vertreiben lassen und die Insel erst dann verlassen, wenn er sich nicht mehr stark genug fühle, dort einen Winter durchzustehen.[8]

Nach 32 Jahren auf Budelli zwang ein Räumungsbefehl Morandi 2021, auf die Hauptinsel La Maddalena umzuziehen.[9][10]

Bearbeiten
Commons: Budelli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. König der Einsamkeit - Ein Aussteiger ringt um sein Inselleben. In: Reportagen und Recherchen. Arte und SWR, 2019, abgerufen am 4. April 2020.
  2. Je nach Maßstabgenauigkeit zwischen 7 und 15 Kilometern, vgl. Küstenlänge
  3. Teresa Serrao: Budelli all'asta per due miliardi (Budelli zur Versteigerung für zwei Milliarden (NB.: Lire)). In: La Repubblica, Tageszeitung. La Repubblica, 12. Dezember 1999, abgerufen am 5. April 2020.
  4. Antonella Brianda: Riacquisto dell'isola da parte dello stato (Rückkauf der Insel durch den Staat). 24. November 2013, abgerufen am 5. April 2020.
  5. Ricorso respinto, Budelli resta al magager neozelandese (Einspruch zurückgewiesen, Budelli bleibt beim neuseeländischen Manager). In: La Nuova Sardegna, sardische Tageszeitung. Finegil Editoriale SpA, 13. April 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2020; abgerufen am 5. April 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lanuovasardegna.it
  6. Nessun padrone straniero, l’isola di Budelli diventa patrimonio pubblico (Kein ausländischer Besitzer, die Insel Budelli wird öffentliches Gut). In: La Stampa. La Stampa, 17. Mai 2016, abgerufen am 5. April 2020.
  7. Simon Riesche: EREMIT AUF ITALIENISCHER INSEL: „Nur wenige werden aus der Krise die richtigen Schlüsse ziehen“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. faz.net, 5. April 2020, abgerufen am 5. April 2020.
  8. Marc Zollinger: Der Einsiedler möchte auf der Insel bleiben, NZZ.ch, 15. August 2020, abgerufen am 20. August 2020.
  9. Oliver Meiler: Italienische Insel Budelli: Räumungsbefehl für Robinson Crusoe. In: SZ.de. 26. April 2021, abgerufen am 27. April 2021.
  10. Marc Zollinger: Italiens bekanntester Einsiedler lässt die einsame Insel – und den Stress – hinter sich. In: NZZ.ch, 6. September 2021.
  NODES
admin 1