Carcassonne
Carcassonne Carcassona | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Okzitanien | |
Département (Nr.) | Aude (11) | |
Arrondissement | Carcassonne | |
Kanton | Carcassonne-1, Carcassonne-2, Carcassonne-3 | |
Gemeindeverband | Carcassonne Agglo | |
Koordinaten | 43° 13′ N, 2° 21′ O | |
Höhe | 81–250 m | |
Fläche | 65,08 km² | |
Einwohner | 46.218 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 710 Einw./km² | |
Postleitzahl | 11000 | |
INSEE-Code | 11069 | |
Website | www.carcassonne.org | |
Cité de Carcassonne – Château Comtal und Porte d'Aude |
Carcassonne [okzitanisch: Carcassona) ist eine französische Stadt mit 46.218 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) und Präfektur des Départements Aude. Sie ist Sitz des Gemeindeverbands Carcassonne Agglo mit über 105.000 Einwohnern. Ihr Wahrzeichen ist die mittelalterliche, auf einem Hügel der Altstadt gelegene, als Cité von Carcassonne bezeichnete Festung.
] (Carcassonne liegt etwa 70 Kilometer nordwestlich von Perpignan an einer alten Handelsstraße zwischen Mittelmeer und Atlantik. Die Stadt liegt an den Flüssen Aude und Fresquel und wird vom Canal du Midi durchquert.
Geschichte
BearbeitenCarcassonne hieß, als es in der Antike im Gebiet der Volcae Tectosages lag, Carcas(s)o. Dessen Bewohner besaßen unter römischer Herrschaft das latinische Bürgerrecht. Damals gehörte Carcaso zur Provinz Gallia Narbonensis. Caesar ließ hier einen Waffenplatz und Kriegsmagazine errichten. Der Ort hieß zur Römerzeit Colonia Iulia Carcaso. 462 fiel er an den westgotischen König Theoderich II. Das Bistum Carcassonne wurde 533 gegründet. Bei Carcassonne schlug Rekkared I. 589 die Franken. Die Westgoten hielten sich im Besitz der Stadt, bis diese 725 von aus Spanien kommenden Sarazenen erobert wurde. Indessen dauerte die arabische Herrschaft nur bis etwa 759, als Pippin der Jüngere ganz Septimanien unterwarf und mit dem Frankenreich vereinigte.
Die Stadt wurde dann Sitz von Grafen; der erste namentlich bekannte hieß Bello und regierte Anfang des 9. Jahrhunderts zur Zeit Karls des Großen. Nach dem Tod Raimund Rogers (1067) kam Carcassonne formell unter die Oberhoheit der Grafen von Barcelona bzw. Könige von Aragón, doch herrschten die aus dem Haus Trencavel stammenden nunmehrigen Vizegrafen von Carcassonne weitgehend selbständig.
Im Mittelalter lebten 3.000–4.000 Menschen in Carcassonne, das Anfang des 13. Jahrhunderts zu den Hauptstützpunkten der Katharer gehörte. 1209 war es Ziel des Albigenserkreuzzugs. Die Stadt war bereits mit Flüchtlingen überfüllt und bot nach zweiwöchiger Belagerung die Kapitulation an. Die zwei Wochen hatten die Einwohner genutzt, um durch unterirdische Gänge in die nahe liegenden Wälder zu fliehen. Es blieben etwa 500 Einwohner, vor allem Greise, Kranke und Kinder, zurück. Von diesen durften 100 die Stadt verlassen, die anderen 400 wurden verbrannt oder gehängt. 1247 verzichtete der letzte Vizegraf von Carcassonne, Raimund II. Trencavel, endgültig gegenüber Ludwig IX. auf seine Ansprüche auf die Stadt, die nun zur französischen Krondomäne kam.
Ab 1247 entstand am linken Flussufer die Unterstadt. Gemäß dem Vertrag von Corbeil (1258) wurde Carcassonne eine Grenzfestung zwischen Frankreich und dem Königreich Aragón. In der Anfangsphase des Hundertjährigen Kriegs eroberten die Engländer 1355 die Unterstadt und brannten sie nieder. 1591 fiel Carcassonne in die Hände der Heiligen Liga, die erst 1596 Heinrich IV. als französischen König anerkannte.
Die Unterstadt entwickelte sich im Laufe der auf ihre Gründung folgenden Jahrhunderte; hier wohnt auch heute die überwiegende Zahl der Menschen. Demgegenüber ist die heutige Altstadt, insbesondere die Festung auf dem Hügel, im Laufe der Jahrhunderte zunehmend verfallen. Die Festung wurde erstmals 1853 von Eugène Viollet-le-Duc restauriert und liegt heute in der Altstadt.
Der Canal du Midi führte anfänglich an der Stadt vorbei, da man sich nicht ausreichend an den Kosten seines Baus beteiligte.[1][2] Der Bau der für den Handel günstigeren Führung durch die Stadt wurde 1786 begonnen und infolge der Unterbrechung durch die Französische Revolution erst am Anfang des 19. Jahrhunderts beendet.[2][3]
Bei einem islamistischen Anschlag mit nachfolgender Geiselnahme in Carcassonne und dem benachbarten Trèbes tötete ein 26-jähriger Mann am 23. März 2018 vier Menschen und verletzte mindestens zwölf weitere.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenJahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2018 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 40.897 | 43.616 | 42.154 | 41.153 | 43.470 | 43.950 | 46.639 | 46.513 | 46.218 |
Quellen: Cassini und INSEE
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenCité von Carcassonne
BearbeitenDie Cité de Carcassonne auf dem rechten Ufer der Aude gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie ist mit 4 Millionen Besuchern pro Jahr die touristische Hauptattraktion der Stadt und eines der am häufigsten besuchten Reiseziele Frankreichs.[4]
Die mittelalterliche Festungsanlage ist von ihrer Größe und ihrem Erhaltungszustand her einzigartig in Europa. Die noch bewohnte Cité wird von einem doppelten Mauerring umschlossen. Hauptgebäude im Innern sind eine Burg (Château comtal) und eine Kirche (Basilique Saint-Nazaire).
Ehemalige Kathedrale Saint-Nazaire und Saint-Celse
Bearbeiten1096 besuchte Papst Urban II. die Stadt und segnete die für einen Neubau bestimmten Steine. Der romanische Bau, der das heutige Langhaus bildet, war wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts vollendet. Der Ausbau im gotischen Stil dauerte bis 1330. Die Kathedrale war bis 1801 Bischofssitz.
Kathedrale Saint-Michel
BearbeitenDiese Kirche wurde im 13. Jahrhundert zunächst als einfache Stadtpfarrkirche errichtet. Im Rahmen des Konkordats von 1801 wurde die Kirche zur Kathedrale des Bistums Carcassonne erhoben.
Sonstige
BearbeitenIm Inneren der Burg wurde 1127 das château comtal („Grafenschloss“) errichtet. Innerhalb der Burgstadt bilden seine Mauern ein Rechteck, das von fünf Türmen und einem Graben beschützt wird. Der Canal du Midi („Kanal des Südens“) verbindet Toulouse mit dem Mittelmeer bei Sète. Die Kirche Saint-Gimer wurde in den Jahren 1854–1859 von Eugène Viollet-le-Duc gebaut.[5] Weitere Sehenswürdigkeiten sind:
- Die Bastide Saint-Louis
- Die alte Brücke Pont Vieux aus dem 14. Jahrhundert
- Der Neptunbrunnen auf dem Place Carnot (18. Jahrhundert)
- Die Markthallen (Les Halles)
- Das Musée des Beaux-Arts de Carcassonne
Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Carcassonne
-
Blick auf die Unterstadt: Kirche Saint-Vincent, links die Aude
-
Kirche Saint-Gimer, rechts die Aude
-
Place Carnot
-
Die Einkaufsstraße Rue Verdun
-
Pont Vieux – Die alte Brücke
-
Schleusenbecken des Canal du Midi in Carcassonne
Verkehr
BearbeitenCarcassonne liegt an der Autoroute A 61, die Narbonne mit Toulouse verbindet. Mit der Eisenbahn ist die Stadt über die Bahnstrecke von Bordeaux nach Sète sowie über die in Carcassonne beginnende Bahnstrecke nach Rivesaltes zu erreichen. Westlich des Ortes befindet sich der Flughafen Carcassonne.
Die Stadt als Drehort für Filme
BearbeitenCarcassonne wurde und wird vor allem wegen der historischen Festung oft als Filmkulisse und auch als Drehort für zahlreiche Filme verwendet. So ließ sich Walt Disney von den Festungstürmen für seine Zeichentrickfilme Schneewittchen und Dornröschen inspirieren. 1965 wurden Teile der Filmkomödie „Scharfe Sachen für Monsieur“ mit Louis de Funès hier gedreht. 1981 diente die Stadt und Umgebung als Schauplatz der deutsch-französischen Coproduktion Super-Biester! 'nen Freund zum Geburtstag (Une glace avec deux boules), einer Jugend- und Familienkomödie mit Désirée Nosbusch und Valérie Dumas in der Hauptrolle.[6] Für den Film „Die Besucher“, der im Mittelalter spielt und 1993 produziert wurde, war die Stadt ein idealer Drehort. Die imposante Kulisse ist auch im 2008 entstandenen Fantasy-Film „Der Brief für den König“ zu sehen. Die Festung diente auch als Kulisse für den Abenteuerfilm „Robin Hood – König der Diebe“. Ab 2011 wurde in Carcassonne der Zweiteiler Das verlorene Labyrinth gedreht.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Petrus Nolascus (um 1182/89 – 1249/56), Gründer des Mercedarier-Ordens (Geburtsort strittig)
- Jacques Gamelin (1738–1803), Maler
- Fabre d’Églantine (1750–1794), Dichter
- Bernard Viguerie (1761–1819), Musiker und Komponist
- Eugène de Laprade (1763/64–1816), Abt von Darfeld-Rosenthal
- Édouard Ourliac (1813–1848), Schriftsteller
- Paul Sabatier (1854–1941), Chemiker und Nobelpreisträger
- Maurice Sarrail (1856–1929), General des Ersten Weltkriegs
- Eugène Py (1859–1924), Filmpionier
- Henri Salaman (1867–1910), Offizier und Gründer der Stadt Niamey
- François-Paul Alibert (1873–1953), Schriftsteller
- Ferdinand Alquié (1906–1985), Historiker und Philosoph
- André Cayatte (1909–1989), Filmregisseur
- Henri Gougaud (1936–2024), Schriftsteller und Chansonnier
- Albert Fert (* 1938), Nobelpreisträger für Physik 2007
- Claude Martí (* 1940), okzitanischer Liedermacher, Lyriker und Romancier
- Alain Colmerauer (1941–2017), Informatiker
- Xavier Lapeyre (* 1942), Autorennfahrer
- Gérard Walther (* 1943), Grafiker und Maler
- Jean-Marie Besset (* 1959), Dramatiker und Drehbuchautor
- Olivia Ruiz (* 1980), Musikerin
- Otman Djellilahine (* 1987), Fußballspieler
Städtepartnerschaften
Bearbeiten- Eggenfelden in Deutschland, Niederbayern seit 1973
Literatur
Bearbeiten- Belletristik
- Ernst Wilhelm Heine: Die Raben von Carcassonne. Roman. btb-Verlag, München 2005, ISBN 3-442-73327-8.
- Paul Heyse: Die Dichterin von Carcassonne. Novelle. In: Gesammelte Werke. Neue Serie, Bd. 8 (Novellen IX). Hertz, Berlin 1885, S. 1–56 (Digitalisat im Internet Archive).
- Helene Luise Köppel: Das Gold von Carcassonne. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-7466-2329-0 (früherer Titel Die Geheimen Worte. Südfrankreich im Jahre 1299).
- Kate Mosse: Das verlorene Labyrinth („The labyrinth“). Weltbild-Verlag, Augsburg 2009, ISBN 978-3-86800-181-5.
- Jens-Uwe Sommerschuh: Carcassonne. Roman. Aufbau-Taschenbuchverlag, Berlin 2001, ISBN 3-7466-1790-1.
- Sachbücher
- Lily Deveze: Carcassonne. Bonechi, Florenz 1997, ISBN 88-7009-976-8.
- Jean Girou: Carcassonne. 2000 ans d'Histoire. Editions du Languedoc, Albi 1949.
- Jean Guilaine (Hrsg.): Histoire de Carcassonne. Edition Privat, Toulouse 1984, ISBN 2-7089-8234-6 (Pays et villes de France).
- Frédérik Letterlé (Hrsg.): Carcassonne. Études archéologiques. SESA, Carcassonne 2009, ISBN 978-2-9531120-1-6.
- Pierre Morel: Ansichten von Carcassonne. Arthaud, Paris 1967.
- Ralf Nestmeyer: Languedoc-Roussillon. 3. Aufl. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2006, ISBN 3-89953-214-7.
- Jean P. Panouillé: Die Festung Carcassonne. Ouest France, Rennes 1987.
- Agnes Ploteny: Carcassonne. Katharische Burgen. Editions Estel, Blois 2004, ISBN 2-912426-16-2.
- Jean Roubier: La cité de Carcassonne. Edition Challamel, Paris 1948 (Charme de la France; 6).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Reinhard Woltmann: Beyträge zur Baukunst schiffbarer Kanäle – I. Geschichte des 'Canal du Midi', aus dem Französischen, 1802, 3. Kapitel, § 2, "Widerstrebende Privatabsichten" in der Stadt, die nur "mässigen Geld-Betrag" gab.
- ↑ a b Christian Friedrich Mylius: Malerische Fussreise durch das südliche Frankreich, S. 174/5 (online, abgerufen am 25. März 2013).
- ↑ L.T.C. Rolt: From sea to sea. The Canal du midi. Allen Lane, London 1973, ISBN 0-7139-0471-2, S. 152ff. Die Arbeiten wurden unter Mithilfe Tausender österreichischer und preußischer Kriegsgefangener 1810 beendet.
- ↑ Premier site classé, la Cité attire 4 millions de visiteurs par an. La Dépêche du Midi, 6. Juli 2010, abgerufen am 25. März 2013 (französisch).
- ↑ Église Saint-Gimer ( des vom 31. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. tourisme-carcassonne.fr (französisch)
- ↑ Super-Biester! 'nen Freund zum Geburtstag ( des vom 6. August 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bericht zu den Drehorten und Hintergrundinfos (französisch, mit Fotos, Deutscher Kinostart: 14. Mai 1982)