Giambattista della Porta

neapolitanischer Arzt, Universalgelehrter und Dramatiker

Giambattista della Porta oder Giovan(ni) Battista della Porta, auch Ioannes bzw. Johann Baptista Porta (* zwischen 3. Oktober und 15. November 1535 in Vico Equense;[1]4. Februar 1615 in Neapel) war ein italienischer Naturforscher, neapolitanischer Arzt, Universalgelehrter und Dramatiker.

Giambattista della Porta

Leben und Werk

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Giambattista della Porta stammte aus einer adligen Familie, war Autodidakt, ließ sich aber auch von dem königlichen Gelehrten Giovanni Antonio Pisano und dem Paduaner Übersetzer Domenico Pizzimenti unterrichten.

Durch seine Methodik und relative Neutralität gilt er als einer der ersten Naturwissenschaftler im modernen Sinne. 1558 bis 1589 veröffentlichte er die Magia naturalis, die ihm ersten Ruhm brachte. In den 20 Büchern ging es um die Wunder einer frühen Wissenschaft, bis hin zu ganz praktischen Rezepten und Ratschlägen für Landwirtschaft und Viehzucht. Eine deutsche Übersetzung nennt es 1713 ein Haus-, Kunst- und Wunderbuch. So erwähnte er z. B. erstmals ein Wassertrommelgebläse zur Erzeugung eines kontinuierlichen Luftstroms für eine Schmiedeesse in Nettuno südlich von Rom, in Band 20 beschrieb er den Bau eines Fesseldrachens,[2] und gab eines der wenigen überlieferten Hexensalbenrezepte an.

Für della Porta war die magia naturalis eine activa naturalis philosophiae portio (der aktiven Teil der Naturphilosophie), die mit der magia infamis (der bösartigen Magie) nichts gemein habe. Mit Hilfe der magia naturalis wollte er verborgene Kräfte der Natur entschleiern.[3] 1560 gründete er in Neapel die Academia Secretorum Naturae, eine der ersten naturwissenschaftlichen Akademien in Europa.[4] Aufnahmebedingung war, dass der Kandidat neue Erkenntnisse über die Natur präsentieren konnte. Nach kirchlichen Untersuchung wegen des Verdachts der Magie und Zauberei wurde die Gesellschaft 1578 von Papst Gregor XIII. aufgelöst.

Seine grundlegende Schrift über Kryptologie mit dem Titel De furtivis literarum notis (Über die verborgene Bedeutung der Buchstaben), die er 1563 veröffentlichte, machte ihn endgültig berühmt. Um 1570 entwickelt er die Camera obscura weiter, einen frühen Vorläufer der Kamera.

Die 1583 bzw. 1584 veröffentlichten Bücher Pomarium (über Obstanbau) und Olivetum (über Olivenanbau) flossen ein in sein umfassenderes Werk Villae (1592) über Agrikultur. 1586, erschien sein zweites Hauptwerk De humana physiognomia über medizinische Physiognomie. 1588 folgte „Phytognomica“ über die Physiognomie der Pflanzen, in dem er aus dem Aussehen und dem Lebenslauf der Pflanzen auf ihre Wirkung schloss. So führte er aus, dass Kräuter mit gelbem Saft die Gelbsucht heilen könnten, solche mit rauen Oberflächen Hautkrankheiten.[5] Wegen seiner Beschäftigung mit Magie und Physiognomie musste er sich 1592 vor der Inquisition verantworten, das Verfahren blieb aber für ihn folgenlos. In den folgenden Jahren zog er sich jedoch von den Wissenschaften zurück und wandte sich der dramatischen Literatur zu. Seine Komödie La Trappolaria, eines von vielen erfolgreichen dramatischen Werken, erschien 1596 in Bergamo. Der Hochschullehrer Adriaan van Roomen, dessen Würzburger Ärzteschule er in einem seiner Gedichte preist,[6] gehörte zu seinen Freunden.

 
De Humana Physiognomonia Titelseite
 
Bauanleitung für einen Fesseldrachen, S. 409 der englischen Übersetzung der Magiae naturalis
  • Magiae naturalis sive de miraculis rerum naturalium, 1558 (Alchemie) Digitalisat der Ausgabe Neapel 1589
    • Magiae naturalis libri viginti. Amsterdam 1664.
    • Magia naturalis oder Hauß- Kunst- und Wunderbuch, deutsche Übersetzung aller 20 Bände mit Register, Nürnberg 1713 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • De furtivis literarum notis, 1563 (Kryptologie) Digitalisat
  • De humana physiognomonia, 1586 (Medizin) Digitalisat, Herausgeber Vici Aequensis [Vico Equense] (Neapel): Apud Iosephum Cacchium, deutsche Übersetzung 1601 Digitalisat
  • Phytognomonica, 1588, (Botanik) Onlineressource auf Real Jardín Botánico, Madrid
  • La Penelope, 1591 (Tragödie)
  • Villae, 1592 (Agrikultur) Digitalisat
  • La Trappolaria, 1596 (Literatur) Onlineressource (italienisch)
  • De distillationibus libri IX. Zetzner, Straßburg 1609 (Digitalisat)
  • Il Georgio, 1611 (Tragödie)
  • L’Ulisse, 1614 (Tragödie)
  • De telescopio, 1962 (postum)

Literatur

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  • Raffaella Zaccaria: DELLA PORTA, Giovambattista. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 37: Della Fratta–Della Volpaia. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1989.
  • Hilke Schneider: Physiognomische Gesichtstypen in Giambattista Della Portas Werk ‚De Humana Physiognomia‘ analysiert mit modernen computerunterstützten Kephalometrischen Verfahren 2003 urn:nbn:de:bvb:91-diss2003031903473.
  • Laura Balbiani: La magia naturalis di Giovan Battista della Porta: lingua, cultura e scienza in Europa all'inizio dell’età moderna (= IRIS, Forschungen zur europäischen Kultur. Band 17. – Zugl.: Milano, Univ., Diss., 1999). Lang, Bern / Berlin / Bruxelles / Frankfurt a. M. / New York / Oxford / Wien 2001, ISBN 3-906767-22-1.
  • Laura Balbiani: Della Porta, Giovan Battista. In: Gudrun Gersmann, Katrin Moeller, Jürgen-Michael Schmidt (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung. historicum.net abgerufen am 19. September 2008.
  • Arianna Borrelli: Giovan Battista Della Porta’s Neapolitan Magic & His Humanistic Meteorology. In: Variantology 5. Neapolitain Affairs. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2011, ISBN 978-3-86560-887-1.
  • Luisa Muraro: Giambattista della Porta. Mago e scienzato. Mailand 1978.
  • M. Howard Rienstra: Giambattista della Porta. In: Charles Coulston Gillispie (Hrsg.): Dictionnary of Scientific Biography. 14 Bände. New York 1970–1976, hier: Band 11, S. 95–98.
  • Barbara I. Tshisuaka: Porta, Giovanni Battista della. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1176.
  • Siegfried Zielinski: Magie & Experiment. Das Porta-Kapitel. In: Siegfried Zielinski: Archäologie der Medien. Zur Tiefenzeit des technischen Hörens und Sehens. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-55649-9, S. 76–124.
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Wikisource: Giambattista della Porta – Quellen und Volltexte
Commons: Giambattista della Porta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Nach Zaccaria im DBI sind sowohl Geburtsort wie Geburtsjahr unsicher; um 1535 lässt sich aus seinem Lebenslauf ableiten, den Della Porta für die Aufnahme in die Accademia dei Lincei präsentiert hat.
  2. John Baptista Porta: Natural magick. T. Young and S. Speed, London 1658, S. 409 (Draco volans – Latein: Magiae naturalis. Neapel 1589. Erstausgabe: Neapel 1558, ins Englische übertragen).
  3. Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Zum Magie-Begriff in der Renaissance-Medizin und -Pharmazie. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 99–116, hier: S. 114.
  4. David Charles Lindberg, Katharine Park: Early Modern Science. In: The Cambridge History of Science. Band 3. Cambridge Univ. Press, Cambridge [u. a.] 2006, ISBN 0-521-57244-4, S. 269 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. A. Arber: Herbals, their origin and evolution. London 1912, S. 208.
  6. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 388.
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