Kleines Zweiblatt

Art der Gattung Nestwurzen (Neottia) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae)

Das Kleine Zweiblatt (Neottia cordata, Syn.: Listera cordata), auch Herz-Zweiblatt genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nestwurzen (Neottia) innerhalb der Familie der Orchideen (Orchidaceae).[1]

Kleines Zweiblatt
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Kleines Zweiblatt (Neottia cordata)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Neottieae
Gattung: Nestwurzen (Neottia)
Art: Kleines Zweiblatt
Wissenschaftlicher Name
Neottia cordata
(L.) Rich.

Um die Öffentlichkeit auf seine Schutzwürdigkeit hinzuweisen, wurde das Kleine Zweiblatt von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHOs) für das Jahr 2023 zur Orchidee des Jahres gewählt.[2]

Beschreibung

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Illustration aus Atlas der Alpenflora
 
Blätter
 
Blüte

Vegetative Merkmale

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Das Kleine Zweiblatt ist eine sehr zierliche, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimetern.[1] Der Stängel ist behaart.

Am Stängel stehen zwei fast gegenständige Laubblätter.[1] Die einfache, glänzende Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 3 Zentimetern dreieckig-herzförmig.[1]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis August. Fünf bis zehn Blüten sind zu einem lockeren traubigen Blütenstand zusammengefasst.[1]

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und dreizählig. Die Blüten sind weit geöffnet. Die fünf etwas abstehenden, etwa 2 Millimeter langen Perigonblätter sind grünlich bis rötlich gefärbt.[1] Die rötliche bis braun-rote Lippe ist 3 bis 4 Millimeter lang, an beiden Seiten des Lippengrundes stehen zwei hakenförmige, spitze Zähne und das obere Ende ist tief zweispaltig mit zugespitzten, spreizenden Zipfeln.[1] Es ist kein Sporn vorhanden.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34, 36, 38, 40 oder meist 42.[1][3]

Ökologie

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Beim Kleinen Zweiblatt handelt es sich um einen Rhizom-Geophyten. Es stellt als eine Schattenpflanze und saprophytischer Mullwurzler hohe Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit.

Das Kleine Zweiblatt wird von Insekten, hauptsächlich Zwei- und Hautflüglern, bestäubt. Selbstbestäubung kommt eher selten vor.

Die Samen werden über den Wind ausgebreitet. Unterirdische Ausläufer stellen die vegetative Vermehrung sicher.

Vorkommen

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Das Kleine Zweiblatt ist ein zirkumpolares, eurosibirisch-nordamerikanisches Florenelement. Sein Verbreitungsgebiet gehört zu den nördlichen Ausläufern eines europäischen Alpenareals, das von den Pyrenäen über die Alpen, Karpaten, den Balkan, Bulgarien, das nördliche Griechenland, die nordöstliche Türkei bis zum Kaukasusraum reicht. In Europa hat die Art Vorkommen in fast allen Ländern; sie fehlt nur in Portugal, Ungarn, Moldau, Albanien, Bulgarien, Griechenland und im europäischen Teil der Türkei.[4]

Es besiedelt in Mitteleuropa vor allem Fichten- und Kiefernwälder, und es geht dort auch an Standorte mit Bewuchs von Torfmoos. Es gedeiht ferner in Nadelholzbeständen am Rand von Hochmooren. Im Tiefland kommt es in Mitteleuropa nur vereinzelt vor. Selbst in Silikat-Mittelgebirgen und auf entkalkten Flächen der Kalk-Mittelgebirge sowie in entsprechenden Gebieten der Alpen fehlt es weithin. Es steigt in den Alpen bis zur Waldgrenze auf. In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern auf dem Gottesackerplateau nahe der ehemaligen Gottesacker-Alpe bis zu 1930 Meter über Meereshöhe auf.[5] Nach Baumann und Künkele hat das Kleine Zweiblatt in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 20 bis 2000 Meter, Frankreich 600 bis 2300 Meter, Schweiz 440 bis 2100 Meter, Liechtenstein 1490 bis 1900 Meter, Österreich 500 bis 1900 Meter, Italien 900 bis 2040 Meter, Slowenien 680 bis 1900 Meter.[6] In Europa hat sie die Grenzen von 10 bis 2300 Meter, in den Vereinigten Staaten steigt sie bis in Höhenlagen von 3500 Meter auf.[6]

Auch an Standorten, wo es selten vorkommt, trifft man es zuweilen in kleinen, eher individuenarmen und mäßig dichten Beständen an. Das Kleine Zweiblatt gedeiht am besten auf zumindest oberflächlich sauren und kalkarmen Böden, die rohhumusreich und nährstoffarm sein sollten. Es wächst in verschiedenen Pflanzengesellschaften der Klasse Vaccinio-Piceetea.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w (sehr feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 1 (sehr schattig), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[1]

Gefährdung

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Das Kleine Zweiblatt gilt zentral-europaweit als ungefährdet. In Deutschland ist es nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.[7] In Deutschland steht es auf Platz 3+ der Roten Liste. In der Schweiz gilt es als „nicht gefährdet“.[1]

Taxonomie

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Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Ophrys cordata durch Carl von Linné in Species Plantarum, S. 946. Die Neukombination zu Neottia cordata (L.) Rich. wurde 1817 durch Louis Claude Marie Richard in De Orchideis Europaeis Annotationes, S. 37 veröffentlicht. Es gibt zahlreiche Synonyme, darunter Epipactis cordata (L.) All. und Serapias cordata (L.) Steud.[4]

Literatur

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  • Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  • Helmut Baumann, Siegfried Künkele: Orchidaceae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8, S. 273.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k Listera cordata (L.) R. Br. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. März 2021.
  2. AHO Deutschlands, Orchidee des Jahres am 25. Oktober 2022 auf www.orchideen-deutschlands.de
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 273.
  4. a b World Checklist of Selected Plant Families 2010, The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. In: Datenblatt Neottia cordata In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 393.
  6. a b Helmut Baumann, Siegfried Künkele: Orchidaceae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8, S. 273.
  7. Gerald Parolly: Neottia. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024, ISBN 978-3-494-01943-7. S. 191.
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Commons: Kleines Zweiblatt (Listera cordata) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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