Nunc est bibendum

lateinische Sentenz aus einer 30 v. Chr. entstandenen Ode des römischen Dichters Horaz

Nunc est bibendum (Latein für dt. „Jetzt lasst uns trinken“ oder wörtlich: „jetzt gilt’s zu trinken“)[1] ist eine Sentenz aus dem 30 v. Chr. entstandenen Lied (lat.: carmen) 1,37 des römischen Dichters Horaz (65 – 8 v. Chr.).

Horaz? Fragment eines zeitgenössischen Marmorreliefs
Reginald Arthur: Der Tod der Kleopatra, 1892

Übersetzung

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Original:[2]
Nunc est bibendum, nunc pede libero
pulsanda tellus, nunc Saliaribus
ornare pulvinar deorum
tempus erat dapibus, sodales.

Übersetzung:[3]
Jetzt lasst uns trinken, jetzo mit freiem Fuß
Den Boden stampfen! Freunde, jetzt ist es Zeit
Der Götter Polster auszuschmücken
Mit Saliarischem Opfermahle!

Ursprung

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Horaz beginnt seine Ode in dem nach Alkaios von Lesbos benannten Versmaß, der alkäischen Strophe,[4] mit dem Ausruf der Freude und Erleichterung, mit dem dieser Dichter, von dem Tyrannen Myrsilos von Mytilene aus seiner Heimat Lesbos verbannt, auf dessen Tod reagierte (griech.: Nyn chrê methysthēnΝῦν χρῆ μεθύσθην).[5] Damit beantwortet Horaz die Frage, die er ein Jahr zuvor, nach der Schlacht bei Actium, am Anfang der 9. Epode gestellt hatte: „Wann, Cäsars froh, des Siegers, trink' ich Cäkuber / Zu Feiermählern aufbewahrt [...]?“[6] Nun nach der Eroberung Alexandrias und dem Tod Kleopatras kann er „dem zögernd fragenden Wann der Epode ein in der dreimaligen Wiederholung triumphierend erklingendes Jetzt antworten“.[7] „Ursprünglich ein Trinklied, verwandelt sich die Ode 1,37 in eine dramatische Erzählung von Kleopatras Bedrohung für die römische Existenz und von Octavians Sieg“.[8] Durfte man bis dahin, „solange noch dem Capitol / die wahnsinnige Königin Untergang / und Vernichtung dem Reich drohte“, den Wein nicht aus dem Keller holen, so löst jetzt „die Freiheit den Festtaumel aus, wie es im ersten Vers heißt [...], während in den letzten Versen im stärksten Gegensatz dazu Kleopatras Körper das Schlangengift trinkt“.[9]

„Anlass zur Freude war für Horaz nichts anderes als der Tod der Kleopatra und die damit verbundene Befreiung des römischen Volkes von der Gefahr der Tyrannei. Die Wortwahl ist drastisch und richtet sich dabei klar gegen weibliche Herrschaft“, die als „unnatürlich und gefährlich“ abgewertet wird.[10]

Die Worte „Nunc est bibendum“ wurden später zu einem bekannten Trinkspruch in Studentenverbindungen. Im horazischen Sinne ist „der Wein kein bloßes Genussmittel, sondern ein unterstützendes Mittel [...]: inspirierende Kraft zum Erzählen (1,27) und Stimulans zum Feiern, und um Freude in passende Worte zu fassen (1,37)“.[11]

Der Name der Werbefigur Bibendum geht auf diesen zum geflügelten Wort gewordenen Trinkspruch zurück.

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. J.C. Schmitt-Blank: Rezension der Lateinischen Grammatik (Band II der Parallelgrammatik.) In: Heidelberger Jahrbücher der Literatur, 1870, S. 955 (Google Books).
  2. Carmina Horatii/Liber I/Carmen XXXVII in Vicifons, der lateinischen Wikisource
  3. K.F. Preiß, Leipzig 1837, S. 40 (Google Books); Q.Horatii Flacci: carmina Hor.c.1,37: Kleopatra, oder: Aufruf zur Siegesfeier. Gottwein.de
  4. Dr. Löning: Klassische Vorschule zur griechischen und römischen Poesie für Gebildete aller Stände. Frankfurt am Main 1861, S. 132 (Google Books).
  5. Alkaios: Fragment 332 (39D). Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis. Stuttgart 1996 (Habil. Göttingen 1995), S. 319 (Google Books).
  6. Horaz: Oden und Epoden. Übersetzt von Johann Heinrich Voß. Neuausgabe Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2016, S. 111 (Google Books); siehe auch Q.Horatii Flacci:epodon Hor.epod.9: An Maecenas. Gottwein.de.
  7. Hans Peter Syndikus: Die Lyrik des Horaz. Eine Interpretation der Oden. Darmstadt 1972, S. 331.
  8. Manfred Clauss: Cleopatra. Genese einer Schönheit. In: Michael Neumann (Hrsg.): Menschen, die Geschichte machten. 2013, S. 155 (Google Books).
  9. Bernard Andreae: Kleopatra und die historischen Persönlichkeiten in ihrem Umkreis. In: Ortrud Westheider, Dorothee Böhm, Karin Rhein u. Dorothee Gall (Hrsg.): Kleopatra und die Caesaren. Katalog zur Ausstellung des Bucerius Kunst Forums. Hamburg 2006–2007, S. 120 (Google Books).
  10. Kerstin Weiand: Herrscherbilder und politische Normbildung: Die Darstellung Elisabeths I. im England des 17. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht 2015, S.112 (Google Books).
  11. Veronika Oberparleiter: Simon Rettenpachers Komödie „Judicium Phoebi, de nostri saeculi vatibus“. Salzburg 2004, S. 278 (Google Books); Carmen 1,27, deutsch von Johann Heinrich Voß beim Projekt Gutenberg.
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