Operatornorm

Objekt aus der Funktionalanalysis

Eine Operatornorm ist ein Objekt aus dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis. Die Operatornorm verallgemeinert die Idee, einem Objekt eine Länge zuzuordnen, auf die Menge der linearen Operatoren. Sind die zu betrachtenden Operatoren stetig, so ist die Operatornorm eine echte Norm, andernfalls kann die Operatornorm den Wert unendlich annehmen. Die Operatornorm einer linearen Abbildung zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen ist nach Wahl einer Basis eine natürliche Matrixnorm.

Definition

Bearbeiten

Seien   und   normierte Vektorräume und sei   ein linearer Operator. Dann ist die Operatornorm

 

bezüglich der Vektornormen   und   durch

 

definiert. Dies ist äquivalent zu

 

Man beachte, dass die Operatornorm von verschiedenen Autoren unterschiedlich notiert wird. Üblich sind unter anderem auch   oder auch die explizite Nennung des Raums, in dem der Operator lebt, z. B.   für lineare Operatoren von   nach   oder noch konkreter   für lineare Funktionale (also lineare Operatoren auf  ) vom Vektorraum stetiger Funktionen auf kompaktem Intervall in die reellen Zahlen.

Unter Umständen wird die Operatornorm auch nur für stetige Operatoren definiert. Sie ist dann (als lineare Abbildung zwischen normierten Räumen) automatisch beschränkt (s. u.) und auch nur dann tatsächlich eine Norm.

Eigenschaften

Bearbeiten

Die Operatornorm besitzt neben den für Normen charakteristischen drei Eigenschaften Definitheit, absolute Homogenität und Dreiecksungleichung noch weitere. Dies sind nicht zuletzt:

Gültigkeit der fundamentalen Ungleichung

Bearbeiten

Ist   ein linearer Operator, so gilt für   stets

 

Submultiplikativität

Bearbeiten

Sind   und   lineare Operatoren, so sind die jeweiligen Operatornormen zusätzlich zu den üblichen Normeigenschaften submultiplikativ. Es gilt also

 

Beschränktheit

Bearbeiten

Die Operatornorm linearer Abbildungen zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen ist stets endlich, da die Einheitskugel eine kompakte Menge ist, die abgeschlossen und insbesondere beschränkt ist (siehe äquivalente Formulierung der Operatornorm oben). Somit ist im endlichdimensionalen Fall die Operatornorm immer eine echte Norm. Für unendlichdimensionale Vektorräume gilt dies nicht immer. Operatoren, deren Norm unendlich als Wert annimmt, werden unbeschränkt genannt. Auf Räumen mit solch unbeschränkten Operatoren ist die Operatornorm streng genommen keine echte Norm. Man kann zeigen, dass ein linearer Operator zwischen normierten Räumen genau dann eine endliche Operatornorm hat, wenn er beschränkt und damit stetig ist. Insbesondere wird dadurch der Raum der stetigen linearen Operatoren zu einem normierten Vektorraum.

Vollständigkeit

Bearbeiten

Falls   vollständig ist, ist der Operatorraum   mit der Operatornorm ebenfalls vollständig, selbst wenn   nicht vollständig ist.

Beispiele

Bearbeiten

Natürliche Matrixnormen

Bearbeiten

Da man jeden linearen Operator zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen mithilfe einer Basis als Matrix   darstellen kann, sind spezielle Matrixnormen, die natürlichen oder induzierten Matrixnormen, naheliegende Beispiele für Operatornormen. Die wichtigsten dieser natürlichen Matrixnormen sind die drei folgenden.

 
Sie entspricht der maximalen Betragssumme aller Spalten der Matrix.
 
Sie entspricht der Quadratwurzel des betragsmäßig größten Eigenwerts von  , wobei   die adjungierte Matrix (im reellen Fall transponierte Matrix) zu   ist.
 
Sie entspricht der maximalen Betragssumme aller Zeilen der Matrix.

Jedoch ist nicht jede Matrixnorm eine Operatornorm. Die Gesamtnorm und die Frobeniusnorm sind beispielsweise keine Operatornormen.

Der Folgenraum l2

Bearbeiten

Sei   eine beschränkte Folge und damit ein Element des Folgenraums  , der mit der Norm   versehen ist. Definiere nun einen Multiplikationsoperator   durch  . Dann gilt für die entsprechende Operatornorm

 

Norm eines (Pseudo-)Differentialoperators

Bearbeiten

Seien   und sei   ein beschränkter linearer Operator zwischen Sobolev-Räumen. Solche Operatoren können als Pseudodifferentialoperatoren dargestellt werden. Unter bestimmten Umständen, insbesondere wenn die Ordnung der Sobolev-Räume ganzzahlig ist, sind die Pseudodifferentialoperatoren (schwache) Differentialoperatoren. Der Raum der (Pseudo-)Differentialoperatoren kann mit einer Operatornorm versehen werden. Da die Norm im Sobolev-Raum durch   gegeben ist, ist die Operatornorm für die (Pseudo)differentialoperatoren durch

 

gegeben.

Literatur

Bearbeiten
  NODES