Schüttelfrost

rasche Zitterbewegungen der Skelettmuskulatur bei Fieber oder Untertemperatur
Klassifikation nach ICD-10
R50.8[1] Sonstiges näher bezeichnetes Fieber
B54[1] Malaria, nicht näher bezeichnet
R68.8[1] Sonstige näher bezeichnete Allgemeinsymptome
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Schüttelfrost oder Fieberfrost (lateinisch Febris undularis) bezeichnet unwillkürliche, rasche Zitterbewegungen der Skelettmuskulatur.[2] Diese gehen zumeist mit einem Kältegefühl einher. Oft ist der Schüttelfrost das die Krankheit einleitende Frostgefühl des Kranken – insbesondere als Fieberschauer bei akuten fieberhaften Krankheiten (Wechselfieberanfall).[3] Außerdem tritt er als ein Begleitsymptom weiterer unterschiedlicher Erkrankungen auf.

Erscheinungsbild

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Schüttelfrost (wie mittelhochdeutsch ritte, „Fieber, Fieberschauer“, benannt nach dem „Rütteln“ bzw. „Schütteln“ beim „schüttelnden Froststadium“ eines Fieberanfalls[4]) äußert sich durch ein mit Kältegefühl verbundenes Zittern der Skelettmuskulatur, eine rasche und andauernde Folge von Kontraktion und Erschlaffung. Schüttelfrost kann willentlich nicht beeinflusst werden. Betroffen sind vor allem große Muskeln der Oberschenkel und des Rückens, aber auch die Kaumuskulatur. Da bei Betätigung der Muskeln Wärme erzeugt wird, wird der Körper aufgeheizt. Schüttelfrost tritt in der Regel in Schüben von einigen Minuten Dauer auf.

Oft werden vier Stadien des Schüttelfrostes unterschieden:[5]

  1. Temperaturanstieg (typisches Muskelzittern und Zähneklappern)
  2. Fieberhöhe (Hitzezeichen wie trockene, heiße Haut und Durst)
  3. Entfieberung (starke Schweißausbrüche)
  4. Erschöpfungsschlaf (tiefer Schlaf zur Regeneration/Erholung)

Die Erscheinung ähnelt dem Muskelzittern bei Unterkühlung des Körpers. Die schnellen klonischen Krämpfe vieler Muskeln, die das einzige Charakteristikum eines Schüttelfrostes sind, lassen sich aber nicht sicher von einem einfachen Tremor unterscheiden, wie ihn viele normale Menschen in der Erregung aufweisen.[6]

Ursachen

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Bei gesunden Menschen genügen die Stoffwechselvorgänge der Leber und die normale Muskeltätigkeit, um eine Körperkerntemperatur von ungefähr 37 °C aufrechtzuerhalten. Bei einer Infektion durch Krankheitserreger kann dieser Sollwert durch Pyrogene auf einen höheren Wert verstellt werden. Dann stellt die augenblickliche Körpertemperatur einen zu niedrigen Istwert dar, woraufhin das Regulationssystem reagiert, indem es durch Muskelzittern, Änderung des Stoffwechsels und der Durchblutung der Gliedmaßen für eine Erhöhung der Körpertemperatur (siehe Thermoregulation) sorgt.

Schüttelfrost kann als Begleitsymptom unterschiedlicher Krankheiten auftreten. Oft liegt eine fieberhafte Erkrankung wie etwa Malaria oder Influenza vor; aber auch bei einem Sonnenstich kann es zu Schüttelfrösten kommen. Weitere typische Erkrankungen sind Lungenentzündung, Scharlach, Wundrose, Wundstarrkrampf, Nierenbeckenentzündungen sowie Pilz- oder Blutvergiftungen. Bei stillenden Frauen kann sich Schüttelfrost als Symptom einer Mastitis einstellen.

Neben diesen pathologischen Ursachen kann ein Schüttelfrost auch rein physiologisch durch plötzliche, große oder langanhaltende Kälteeinwirkung entstehen (Kältezittern).[2]

Diagnostik

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Der Schüttelfrost stellt eine starke Beanspruchung für Herz und Kreislauf sowie den Stoffwechsel dar. Da es sich bei dem Schüttelfrost oft um eine septische Bakterienaussaat im Blut (Bakteriämie) handelt, in deren Folge neue Krankheitsherde entstehen können (Sepsis), sollte möglichst eine Blutkultur abgenommen werden.[7]

Die übliche sonstige Entzündungs- und Erregerdiagnostik zur Suche eines Entzündungsherdes im Körper ist ebenfalls notwendig.

Differentialdiagnostik

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Therapie

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Ein Schüttelfrostanfall kann durch die intravenöse Gabe eines Opiats oder Opioides beendet werden, beispielsweise Tramadol. Auch die Anwendung von Wärmedecken ist sinnvoll. Ein heißes Bad (eventuell mit Brennnessel) schafft schnelle Abhilfe und ist im Notfall die nächstliegende Lösung der alten Hausmedizin. In der Regel wird man nach erfolgter Abnahme einer bakteriologischen Diagnostik auch eine Antibiotikabehandlung beginnen.

Literatur

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  • Ferdinand Held: Der Schüttelfrost: seine diagnostische und prognostische Bedeutung. Inaugural-Dissertation Universität Halle-Wittenberg. 1872.
  • Ulrich Ebbecke: Schüttelfrost in Kälte, Fieber und Affekt. Klinische Wochenschrift 26, S. 39–40 (1948), S. 609–613.
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Wiktionary: Schüttelfrost – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Schüttelfrost – Artikel in Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905 (über Zeno.org)

Einzelnachweise

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  1. a b c Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 787.
  2. a b Susanne Schewior-Popp, Renate Fischer: Examen Pflege. Schriftliche Prüfung Tag 2. Thieme, Stuttgart 2007, S. 220.
  3. Schüttelfrost. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 18: Schöneberg–Sternbedeckung. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 86 (Digitalisat. zeno.org).
  4. Matthias Kreienkamp: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des 14. Jahrhunderts aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen 73. Teil II: Kommentar (A) und textkritischer Vergleich. Medizinische Dissertation Würzburg 1992, S. 132 f.
  5. Annette Lauber, Petra Schmalstieg: Verstehen & Pflegen. Band 2: Wahrnehmen und Beobachten. Thieme, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-13-128591-1, S. 172–173.
  6. Richard C. Cabot, H. Ziesché: Schüttelfrost. Differentialdiagnose. Springer, Berlin/Heidelberg 1922, S. 367–388.
  7. Hermann Sebastian Füeßl: Innere Medizin in Frage und Antwort. 8., unveränderte Auflage. Thieme, Stuttgart 2003, S. 350.
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